21.7.2008 | 15:56 von DonAlphonso

Solange es genug Herdenviecher gibt,

die sich masochistisch den defensiven Schmähungen eines Printartikels hingeben, statt selbst mal was Substanzielles zu schreiben, bestätigen die eher die Vorurteile, denn dass sie eigene Akzente und Themen setzen. Bitte weitergehen, Maul halten, eigene Geschichten machen, danke. (So geht es noch halbwegs, aber der Rest, bittschön…)

20.7.2008 | 22:22 von DonAlphonso

Das Ende der Nettigkeiten im Web2.0

StudiVZ streitet sich mit anderen VZs, Facebook verklagt StudiVZ, StudiVZ wiederum reicht Feststellungsklage gegen Facebook ein, und sogar Ehssan Dariani äussert wieder Sätze, während man bei seiner ehemaligen Firma lieber weitgehend zu den Vorwürfen schweigt. Was ja manchmal gar nicht das Dümmste ist.

Spannender als die Frage, was nun Facebook und StudiVZ bezwecken, erscheint mir die Frage, warum es jetzt kommt. Und in diesem Stil. Nach meinen Erfahrungen in der New Economy sind solche Verhaltensweisen ein Zeichen für einen volatilen Markt, hohe Risiken und Unwägbarkeiten bei der Geschäftsentwicklung. Facebook, StudiVZ, Myspace, Flickr und Youtube sind nur die prominenteren Beispiel der grossen Web2.0-Malaise, die man schon aus der New Economy kannte: Die Nutzer sind da, aber das Geschäftsmodell geht nicht auf. Alle haben sie Fantastilliarden Klicks, die sie unermesslich reich machen könnte, würden sie sie verkaufen können. Statt dessen ist die Klickrate in social Networks in aller Regel unterirdisch, und obendrein stehen wir gerade mitten in einer fundamentalen Wirtschaftskrise mit hoher Inflation und stark schrumpfenden Gewinnen der Unternehmen, die dort eigentlich werben sollten.

Das dürfte mit ein Grund sein, warum StudiVZ demnächst neue Werbekonzepte vorstellen will, und bislang noch immer offensichtlich zögert, die Nutzer, die nicht ihre neuen Nutzungsbedingungen akzeptiert haben, endlich konsequent rauszuschmeissen. All diese Portale haben das Glück, dass sie von Medienkonzernen aufgekauft oder mit grossen Investitionen ausgestattet wurden. Und eine Weile wird man sie sicher auch noch durchfüttern, in Hoffnung auf bessere Zeiten. Nur: Die grösseren Firmen existieren nun schon ein paar Jahre, haben auch schon einige Fehlversuche zur Refinanzierung hinter sich, während die Bilanzen darunter leiden. Ich möchte wetten, dass man bei einigen Printprodukten der Holtzbrinckgruppe kotzt über das Geld, das durch StudiVZ und den kommenden Prozess verpulvert wird.

Der Kampf um die Vorherrschaft hat für die Firmen da auch sein Gutes: Sie und ihre Märkte erscheinen plötzlich wieder begehrt und umkämpft. Prozesse lenken ab von den realen Problemen – hohe Kosten, Skandale, Probleme mit dem Datenschutz, Verluste, und ein Überangebot an Werbeplätzen. Schon in der New Economy sind diejenigen zuerst draufgegangen, die ausser Werbung kein Geschäftsmodell hatten. Diesmal könnten sich ihre nachfolger als Mühlsteine beim Freischwimmer in der Medienkrise erweisen, oder als Bleigürtel im Börsenpool. Angst essen Gehirn auf. Ratten im zu engen Käfig. Das wird noch lustig für alle, die nicht beteiligt sind. Und so asozial, wie solche Netzwerke nun mal sind.

19.7.2008 | 2:19 von DonAlphonso

Facebook verklagt StudiVZ

Die Studentenseite StudiVZ wurde mit Hilfe der Samwer-Brüder gross gemacht. Und inzwischen haben sie sich nach dem Verkauf von StudiVZ beim amerikanischen Original und Rivalen Facebook eingekauft. Mitinvestor Holtzbrinck, der das StudiVZ übernommen hat, steht jetzt den ehemaligen StudiVZ-Investoren indirekt in einem Verfahren gegenüber: Pikanterweise verklagt Facebook in Kalifornien StudiVZ wegen dem Abschauen bei ihrer Seite.

Das ist witzig. Weniger, weil in Kalifornien gerne harsche Urteile mit hohen Summen gesprochen oder Prozesse teuer beigelegt werden, sondern vor allem, weil Facebook die Problematik offensichtlich schon länger hätte kennen können. Und im Herbst 2006 hat man selbst mit StudiVZ über einen Verkauf gesprochen. Da sollten die Jungs von Facebook nicht wirklich überrascht sein, wenn ihnen jetzt auffällt, dass die Funktionen und die Optik auf beiden Seiten weitgehend identisch sind. Das war es nämlich auch schon 2006.

Meine Meinung: Ich glaube, Facebook will damit auf die unfreundliche Tour Druck auf Holtzbrinck machen, den Laden in Deutschland an sie möglichst billig abzutreten. Betrachtet man frühere Fälle, könnte der Spass schnell einen zweistelligen Millionenbetrag kosten, nebst Anwälten und einem Haufen Stress. Dass Facebook nicht nur spielen will, lese ich aus diesem Zitat: Facebook will vor Gericht erreichen, dass es

“to end StudiVZ’s illegal activity to ensure that users are not confused and that Facebook’s reputation remains unharmed”.

Was mir nicht ganz klar ist: Wenn der Prozess für StudiVZ verloren geht, kann Holtzbrinck dann das Geld von den Verkäufern dieser nachgemachten Sache zurückfordern? Und warum bappt sich Facebook in Deutschland nicht einfach ein Bapperl auf die Seite, mit der Aufschrift “Jetzt kostenlos stalken auch ohne Nazieinladung” (Achtung liebe Anwälte, Satire!)?

18.7.2008 | 16:16 von DonAlphonso

Blogger: Billig, willig, aber nicht gut.

Und während sich heute ein früherer Opeltestblogger dafür hergibt, einen 70-Euro-MP3-Player zu testen und in seinem Blog zu beschreiben (http://wirres.net/article/
articleview/4950/1/6/), hat Thomas Knüwer gleich den nächsten Fall, mit dem man Blogger für den Test eines Produkts für ein paar billige Werbegeschenke gewinnen will.

Interessant, weil es das Preisniveau wiedergibt, mit dem heute geködert wird. Nachdem Robert Basic vor Kurzem nach einem “Exklusivtest” den Alfa Mito zerrissen hat, und bei mir heute auch mal wieder das Angebot einer Agentur aufgeschlagen ist, für ein paar Dutzend Euro meinen Besuchern ein Viralvideo zu zeigen (bezeichnenderweise genau die Form von Schleichwerbung, für deren Wettbewerb in Berlin das Vermarktungsblog Spreeblick (http://www.spreeblick.com/2008/0
7/17/spreeblick-goes-forward/) den Medienpartner gibt), verfestigen sich da bei mir vier Eindrücke:

1. Es gibt durchaus Firmen und Agenturen, die für sehr wenig Geld und niedrige Kosten erreichen wollen, dass Blogger sich mit ihnen auseinandersetzen.

2, Es gibt sehr viele Blogger, die für Bezahlung im niedrigen zweistelligen Gegenwert oder Exklusivblabla bereit sind, etwas anzuschauen und ihre Leser damit zu langweilen.

3. Andererseits sind aber auch die Zeiten vorbei, da man einem Blogger einen Scheck und ein Auto und einen Tankgutschein oder ein Notebook in die Hand drückte, und der Blogger sich dann einen dafür abarbeitete.

4. Genauso unengagiert reagieren die Angeworbenen heute dann auf die unüppigen Verlockungen.

Wirtschaftlich ausgedrückt, etabliert sich beim Kaufen von Bloggern gerade ein Markt mit niedrigen Preisen, Umsätzen und Ergebnissen. Offensichtlich ist das durch Blogger gelieferte Produkt Awareness einfach nicht mehr wert – selbst wenn die Entlohnung von den Firmen als Sachwert buchhalterisch vernachlässigbar ist. Der freie Markt hat Tarife gefunden, die in etwa auf dem Niveau der Trigamiautoren liegen. Damit stehen Blogger auf dem Markt der publizistisch Käuflichen in einem Segment unterhalb des freien Journalisten, der in aller Regel dazu Häppchen und warme Worte von PR-Personal bekam. Billiger und ineffektiver.

Und im Gegensatz zu Thomas finde ich das auch gar nicht schlimm. Ganz im Gegenteil. Diese gegenseitige Bewertung von Bezahlung einerseits und Leistung und erreichter Zielgruppe andererseits ist eine gerechte Preisfindung, die den Markt so klein und ineffektiv hält, wie er nun mal ist. Ich würde den typischen käuflichen Blogger ebenfalls mit den Produktionskosten eines chinesischen MP3-Players ansetzen. Solange sich diese Form von PR-Dienstleistung nicht für alle Beteiligten besser rentiert, wird sie – ganz im Gegensatz zum Milliardenmarkt des käuflichen Journalismus ein Randphänomen bleiben. Im Moment sind die zwischengeschalteten Agenturen diejenigen, die damit die – vergleichsweise – besten Geschäfte machen, was vielleicht auch das Gedrängel erklärt, mit dem die üblichen Vedächtigen des Blogkommerzes gerade in diese Richtung drängeln.

Bleibt die Frage: Würde eine signifikant bessere Bezahlung mehr bringen? Oder liegt es einfach nur an den Marktmechanismen von Angebot und Nachfrage, dass sehr wenige Firmen mit niedrigen Budgets auf sehr viele Blogger mit, sagen wir mal, flexibler Preisgestaltung treffen?

17.7.2008 | 2:07 von DonAlphonso

Es geht auch ohne Links

PS: Absicht, dass die beiden empfehlenswerten Blogs nicht verlinkt wurden?

Ich vertrete, was Links angeht, sowas wie eine Minderheitenmeinung innerhalb der Blogosphäre, die ihre Relevanz aus – in aller Regel nicht gewerteten – Links ableitet. Ich weiss nicht, ob ich das eher als peinlich oder lächerlich erachten soll, diese Gier nach Bestätigung durch andere.

Ich linke weniger, als vielleicht sinnvoll wäre. Allerdings tendiere ich dazu, nur zu verlinken, wenn eine Information wirklich vertieft werden muss. Ich weiss aus Versuchen, dass Leser nur eine gewisse Menge Links anklicken, und die Neigung zum Klicken mit jedem weiteren Link abnimmt. Insofern erscheint es mir sinnvoll, das zu verlinken, was unbedingt nötig ist. Das ist gut für das Verständnis und sorgt vielleicht eher dafür, dass sich meine Leser auch wonanders wirklich mit der Thematik auseinandersetzen

Neben dieser rationalen Erklärung gibt es natürlich auch noch das Bauchgefühl. Mein Bauchgefühl ist nicht gut, wenn ich sehe, was da alles an Links rausgehauen wird, nur um aufzufallen, auch was gesagt zu haben und einen Trackback zu sehen. Ich empfinde bei Trackbacks inzwischen sowas wie ein Misstrauen, zu oft klicke ich drauf und lande bei Zeitverschwendern, die keine Debatte, keine Vertiefung, keine Meinung, aber den Wunsch nach Aufmerksamkeit haben.Vielleicht ist manchem auch schon aufgefallen, dass ich in aller Regel selbst keine Trackbacks setze.

Was ich gut fände, wäre eine farbliche Kennzeichnung, mit der man die Verlinkungen herausheben kann, die wirklich etwas beitragen. Ich denke, so ein Mittel könnte durchaus etwas zur Anhebung der Diskussionsqualität, zumindest aber zur Strukturierung beitragen. Nachdem es das aber nicht gibt, löse ich das problem dergestalt, dass ich Trckbacks zu doofen und nichtssagenden Wortmeldungen – oft auch gänzlich ohne Bezug zu dem, was ich schrieb – lösche. Ich denke, wenn man will, dass Links aus explezite Empfehlung und offene Tür funktionieren, sollte man auch dafür sorgen, dasss dahinter mehr als nur werbebegleitendes Gequassel ist.

15.7.2008 | 10:24 von DonAlphonso

Es gibt zu viele Medienblogs

Vielleicht noch ein Nachtrag zu diesem Beitrag: Ich sehe aktuell drei Bereiche, in denen es eine ganz vorzügliche Blogosphäre gibt. Durchaus anspruchsvolle literarische Texte, Kochen und inzwischen auch Wirtschaft. In diesen drei Bereichen sind normale Medien schwach, sehr schwach. Wer die aktuelle Finanzkrise beim Handelsblatt und parallel in den entsprechenden deutschen Blogs und ihren amerikanischen Kollegen verfolgt, kann sich eigentlich über die etablierten Medien nur wundern. Und beim Kochen zeigen viele tolle Könner, wie öde doch Chefkoch.de und miserabel das gezwungene Gestöpsel beim Web2.0-Projekt Küchengötter.de ist.

Aber Medien? Da gibt es mehr als eine Marktsättigung, do sind wir längst in der Konsolidierung angekommen. Das Thema war sowas wie der Vorreiter der Kooperation von Bloggern und Medien, und das Ende von zwei Medienblogs bei der Welt ist nur ein weiterer Schritt in Richtung Entbloggung der Medien. Das Handelsblatt hat da auch zwei Halbleichen (Mediawatcher und Elektrischer Reporter) rumliegen, und auch andere Blätter von taz bis WAZ, die es mit Redaktionsblogs als Innenansicht der Tätigkeit versuchten, haben offensichtlich die Sinnlosigkeit dieses Tuns eingesehen.

Und dann noch die sog. Mediendienste: Da hätten wie DWDL.de mit ihrer Neigung zur Gefälligkeitsberichterstattung und plötzlich aufflackerndem Engagement, wenn es gegen die Konkurrenz ihrer Hinterleute mit ihren Call-In-Geschäften geht, die die Mehrheit an DWDL halten. Dann gibt es den Pleitier Turi mit seinen freundlichen Sendeplätzen und Berichten für Werbeschaltende, aber weitgehend ohne eigene Inhalte und der häufigen Einladung, Unprofessionalität in Wort und Urheberrechtsverletzung mit der Professionalität eines Juristen zu beantworten. Die Bloggerabmahner von Kress sind jetzt seit Jahren in der Krise und nur noch ein Schatten ihrer selbst, Horizont und Kontakter haben die Berichterstattung über Medien reduziert, für den Bereich Web2.0 gibt es an jeder Ecke PR-Durchreicher unterer Qualität, und jetzt kommt das Projekt Meedia und sargt das alles ein, nicht, weil es gut ist, sondern weil es bei aller Anstrengung dann doch nicht in der Lage ist, so mies und schlampig wie die Konkurrenz zu sein. Wer wirklich Intresse an Medien und echten Themen hat, geht eher zu vertiefenden Blogs wie Indiskretion Ehrensache oder zu Coffee and TV.

Dazu kommt, dass Medien jetzt nach 7 mageren Jahren an der Schwelle zu 7 Jahre des Hungers sind. Was all die Personalien, Pressemitteilungen und durchgereichten Bullshitideen verschleiern: Wirtschaftlich gesehen ist die Berichterstattung über diese Branche genauso unsexy wie bei jeder anderen Krisenbranche, in etwa auf dem Niveau der darbenden deutschen Bekleidungsindustrie oder der Granizhauer im bayerischen Wald. Mit Medien kann man nur noch Politiker in korrupten Favelas wie Berlin und Leipzig oder in Rednekkäffern wie München angeln, ansonsten wird diese Branche mit einem Haufen unschöner Metastasen a la Zoomer.de niedergehen. Internet ist kostenlos und damit arbeitsplatzvernichtend, Werbung war schon immer scheisse, aber im Internet kann man das zum ersten Mal wirklich sehen. Damit ist das Geschäftsmodell hinfällig, weil das, was im deutschen Medieninternet gebracht wird, keinen Nutzer dazu bringt, für Information zu zahlen. Ausserhalb der sich für relevant haltenden Medien interessiert dieses Schicksal Leute wie meine Mutter nur, wenn Bekannte von mir betroffen sind. Medien gehen vor die Hunde, und der Gesellschaft geht es sonstwo vorbei, weil man über den Niedergang des real existierenden Journalismus so traurig sein muss, wie über den Rückgng der Bremsenpopulation am Badesee.

Das beste Medienblog, das man machen kann, ist kein Blog über Medien, sondern ein Blog als Alternative zu den Medien. Nicht das Stochern im schimmelden Scheisshaufen ist für die da draussen spannend, sondern das Ganze anders und besser machen.

11.7.2008 | 13:00 von DonAlphonso

Wie ein deutsches Blobportal aussehen sollte

Zwei Dinge voraus: Ich ärgere mich erheblich über das Verhalten von Knallgrau, die erst mit Riesenbohei eine Zukunft ausrufen und sie dann als nichts Halbes und nichts Ganzes versauern lassen, weil ja andere Dinge wie die Fussball-WG für einen Brausehersteller sehr viel wichtiger ist, und den Schrotthaufen dann am Ende mit ein paar blöden Phrasen aus dem Powerpointbaukasten den Nutzern andrehen wollen. Und es gibt einige Gründe, warum ich mir nicht vorstellen kann, wie ein “deutsches Blogportal” auf absehbare Zeit funktionieren sollte, von dem in letzter Zeit wieder ab und an die Rede ist. Trotzdem ein paar Ideen dazu.

1. Es gibt ein paar Dinge, die so ein Portal nicht sein darf. Ein linkbasierter Schrotthaufen wie Rivva zum Beispiel. Die Inhalte, die bei Rivva gepusht werden – grüner Gemeinderat twittert, Nasebohren geht mit dem iPhone nicht, schnell reich werden mit Blogs und sich endlich einen Kaugummi leisten können – sind absolut nicht kompatibel zu einer höheren Reichweite. Im Gegenteil, ein grosser Teil der Akzeptanzprobleme der deutschen Blogosphäre rührt von einer Aussenbetrachtung her, die Blogger über weite Strecken als die softwarefüllenden Nullchecker erkennt, die sie sind.

2. Die Idee einer Sammlung von Blogs, manche spitz auf Zielgruppen ausgerichtet und andere breit angelegt, hatten schon Spreeblick und Germanblogs, und aktuell kommt auch das Blogwerk damit nicht richtig in die Puschen. Blogwerk ist nicht journalistisch schlecht, aber zu schlecht, um in kurzen Zeiträumen Gewinne zu erwirtschaften, ausserhalb der Blogosphäre prima anzukommen und irgendwas zu bieten, was man nicht auch woanders findet. Teilweise natürlich nochmal erheblich mieser oder schlichtweg gekauft, aber das ist auch keine Option.

3. Literatur im Netz geht. Aber Literaturportale im Netz gehen nicht. Schriftstellertum lebt von Vereinzelung der Autoren und nicht vom Zusammenschmeissen, bei dem der gerade verfügbare Möchtegernautor den Könner runterzieht. Qualität muss die oberste Maxime sein.

Und dann gibt es auf der anderen Seite ein paar Dinge, die sich aus den aktuellen Umwälzungen der Medien ergeben, über die man aber mal nachdenken könnte.

1. Es gibt im Internet kein Hochglanz. Sueddeutsche.de und Co. picken sich zwar ihre Bilder bei billigen Photocommunities raus, aber was ich mal gern sehen würde, wäre eine Verbindung all der guten Bilder des Netzes in Gross mit grossen Texten.

2. Regionaltourismus muss weder so anämisch wie Qype noch so bonbonfarben wie der Fremdenverkehrsverband sein. Es gibt auch schon nette Regionalblogs, aber keines nimmt den Nutzer gezielt an die Hand und sagt: bei uns geht dieses und jenes. Blogger können lokal stark sein, wenn man sich Mühe gibt und einen Plan hat.

3.Natürlich kann sowas schnell in Arbeit ausarten. Na und? Wenn es irgendeine Lektion aus all dem Kommerzdreck der letzten Jahre gibt, den man in die Blogosphäre reingekippt hat, dann ist es: Man kann nicht tun, was man will, und damit Geld verdienen.

4. Ein Ende der Beliebigkeit. Die “Ich mach ma und wenn es nicht geht mach ich was anderes ey”-Haltung, die Blogverlage und Medien aktuell gleichermassen auszeichnet, ist nicht zielführend, genauso wenig wie der aufgeklaubte Werbegockel, den man nimmt, weil man ihn kennt, die Freunde, die man fragt, weil man nichts anderes weiss, oder das private Netzwerk, das man zu einem Geschäftsmodell umbaut.

5. Klare Positionen und Persönlichkeiten. Zwei Dinge, die im Journalismus auf dem Rückzug sind, die man sich mit einem Blogportal aber aneignen könnte. Aber bitte auch hier: Keine Humorregionalmeister, die Hintertupfing rocken und ihre 10 Fans mitbringen. Wo das endet, sieht man bei den Bloggerverpflichtungen von Zoomer & Berliner Zeitung.

6. Auch wenn sich die meisten ihre News bei Spiegel Online holen: Etwas tagesbegleitende Aktualität wäre auch nicht schlecht, gerne meinungsstark und mit Pro/Contra-Meinung versehen.

7. Literatur zur Auflockerung? Gerne.

Prinzipiell sind das aber Anforderungen, von denen ich nicht glaube, dass sie umzusetzen sind. Und in dem Moment, da einer etwas richtig Gutes macht, wird er wenig Lust haben, sich noch mit dem – weniger guten – Rest in einen Topf schmeissen zu lassen. Um ehrlich zu sein: Einen undankbareren Job als die Einrichtung, Wartung und Pflege eines deutschen Blogportals, gerade angesichts der kommenden Wirtschaftskrise, kann ich mir schwer vorstellen.

9.7.2008 | 1:30 von DonAlphonso

StudiVZ und SchülerVZ – Absturz und Stagnation

Fast als Ergänzung zu den aktuellen Bewertungen von facebook und zum stabilen Abwärtstrend von StudiVZ bei den Nutzerzahlen der letzten Monate sind gerade die neuesten Zahlen der IVW für Juni herausgekommen – der Monat, in dem StudiVZ mit aller Macht versucht hat, eine Plattform für die EM.Begeisterung zu werden.

Und die Zahlen sind – miserabel. StudiVZ kommt “nur” noch auf 4,85 Milliarden Page Impressions – der Rekord im Januar lag noch bei fast 6,3 Milliarden. Auch bei den Visits gab es nur eine Richtung: Nach unten, und zwar von fast 180 Millionen – Rekord im April 2008 -auf knapp über 161 Millionen. Nachdem StudiVZ ohnehin nicht alle – oder besser, nur die wenigsten – Page Impressions an Werbekunden zu verkaufen in der Lage ist, spielt das noch keine grosse Rolle. Aber die IVW zählt seit Mai 2007 auch die Page Impressions pro Besuch – und noch nie lag das verhältnis so niedrig wie gerade jetzt, mit rund 30 Klicks pro Besuch – im Januar waren es noch 36 Klicks.

Man muss fairerweise dazu sagen, dass auch andere soziale Netzwerke wie myVideo, Lokalisten, schuelerprofile und Schwarzekarte schon seit längerem stagnieren oder sogar erheblich schrumpfen. Auch SchülerVZ scheint seit vier Monaten mit leichtem Abwärtstrend auf dem hohen Niveau zu verharren. Gerade bei StudiVZ würde ich aber saisonale Gründe ausschliessen wollen, denn einerseits läuft das Studium im Juni noch, und andererseits hat man sich zur EM wirklich Mühe gegeben, sowas wie ein Nationalgefühl innerhalb der Community zu erzeugen.

Womit wir bei der entscheidenden Frage sind: Was sind schrumfende soziale Netzwerke wert? Wie bewertet man es, wenn soziale Bindungen und Interessen nachlassen? Wie kann ein Netzwerk das Abwandern seiner Mitglieder überleben? Als Hype jedenfalls – sicher nicht.

(Nebenbei: Kann es sein, dass es bei dem Stammbaum-Startup Familyone.de (u.a. eine Beteiligung von Holtzbrinck) inzwischen ziemlich tot zugeht, und auch Konkurrent verwandt.de nicht mehr der allertollste Bringer ist?)