23.5.2008 | 0:43 von DonAlphonso

Links sind wie Pickel in der Pubertät: Jeder kann sie bekommen

Uh oh, kaum ist man mal eine Weile nicht da, tritt man sich im Umkreis der sog. A-Lister auf die Füsse und findet es irgendwie nicht so cool, dass die Verlinkung laut Technorati und einem Zahlenklauberprojekt, das sich reichlich unbescheiden “deutsche Blogcharts” zu nennen nicht entblödet, sowie dessen diversen Derivaten diverser aufmerksamkeitsgeiler Nullen wie “Medienlese”, rapide abnimmt. Na und?

Dabei sollte ein wenig Auseinandersetzung mit dem Trash, der mittlerweile solche Listen dominiert, aufzeigen, dass Links seit mehr als drei Jahres als Messinstrument praktisch wertlos sind. Das Problem ist nicht die Anzahl der Links. Man werfe nur mal einen Blick auf spamöse Projekte wie Winzzess.witz oder Datenschmutzsammler (oder so), die nichts, keine lausige Linkschleimnummer auslassen. Irgendwelche Webseitenbetreiber, die offensichtlich nichts anderes zu tun wissen, als irgendwelche möglichst linkziehenden Beiträge zu posten, und dazwischen Linkaktionen fahren, Gewinnspiele mit billligem Ramsch anbieten oder peinliche Bilder anbieten, wenn 50 Deppen sie in der Hoffnung auf etwas Gaudi verlinken.

Ich denke, all diese Links haben exakt einen Wert von Null. Es ist Spam, Googlebescheisse und Verlinkerei um der Links willen, es ist die übliche Schleimerei mittelmässiger Charaktere um einen vorderen Platz auf der Hühnerleiter, es ist das Sekret, dass der billigste Trigamistricher genauso zu schlucken bereit ist, wie ein selbststilisierter “Blogwerk-Unternehmer” mit Vermarktungsproblem rumprotzt, wenn ein übernommenes Blog irgendwo halbwegs vorne ist. Vorne, dahin drängelt eine Bagage, der man diese Plätze gern überlässt, wenn man nicht in ihrem Umfeld auftauchen muss. Vorne finden sich dann oft diejenigen, die die Mechanismen kennen und füttern: Hohe Schlagzahlen, reisserische Themen, zu denen jeder nicken kann, Linkbait und das Heranzüchten einer verlinkenden Community. Vielleicht war ich gerade zu lange im Urlaub, als dass ich solche Freaks noch irgendwie anders als krank wahrnehmen könnte.

Was sind denn “wertvolle” Verlinkungen? Inhaltliche Erweiterung und Vertiefung sicher, klare Empfehlung auch, eigene Gedanken immer. Aber das sind meines Erachtens, übrigens auch bei denen, die die Blogbar verlinken, nicht die grosse Mehrheit. Wollte man ernsthaft anhand von Verlinkungen Bedeutung messen, müsste man konsequent alle Adabeilinks, alle Gegengeschäfte und Schleimbatzen rausfiltern und dann auch noch ein Korrektiv finden zwischen gewissen Bereichen linkschleudernder Technikfreaks und denen, die selten, aber gezielt auf für sie wichtige Inhalte hinweiseen. Wenn man denn wollte. Ich denke aber, dass der Lesermarkt das alleine regelt. Obige Beispiele können verlinkt werden, so oft sie wollen: Linkattraktivität heisst noch lange nicht, dass sie attraktive Inhalte haben. Und selbst, wenn sie von bestimmten Gruppen gelesen und verlinkt werden: Die Blogosphäre ist so gross, dass jedes existierende deutsche Blog dagegen als Einzelnes irrelevant ist.

22.5.2008 | 12:25 von DonAlphonso

Polylux kündigt kommerzielles Bloggen an.

Da bin ich aber wirklich mal gespannt: Das nach Vorstellungen der Öffentlich-Rechtlichen Sendern vielleicht innovative, aus Kostengründen aber geschasste Magazin Polylux kündigt an, es jetzt allein mit dem Internet und dem eigenen Blog versuchen zu wollen:

Polylog werden wir auch nächstes Jahr weiter betreiben. Dann auf eigene Kappe und ohne die öffentlich-rechtlichen Beschränkungen. Das heißt: Wir dürfen endlich Geld mit Euch verdienen, bisher verursacht Ihr ja bloß Kosten… Aber im Ernst. Ein interessanter Modellversuch: Von Polylux bleibt Polylog. Nach dem Fernsehen kommt das Netz. Auf das Ergebnis sind wir selbst gespannt.

Ich auch. Einerseits, weil ich nicht den Eindruck hatte, dass das Polyblog jenseits vom Marler Mauschlertum und seinem skandalösen 2007er Freundeförderungsprogramm besondersgut angekommen ist. Angesichts der Alternativen im Netz von echten Psychos bis zu anderen, mittelmässig gemachten Berlinfäuletons hat das Polyblog nicht im Mindesten die Alleinstellung, die es als zentralorganöse Fernsehsendung des Berlinerischen, Neuen und Borderlinigen hatte. Der Markentransfer ins Netz hat nicht zu einer Dominanz geführt, und auch beim Webfernsehen gibt es andere Formate, die zwar noch etwas oder erheblich schlechter sind – Sevenload und Myvideo Channels, das vor sich hindümpelnde Watchberlin – aber auch ihr Stück vom schmalen kommerziellen Kuchen wollen.

Meine Prognose. Entweder das Polyblog schafft es nach all den Fehlschlägen in der Blogosühäre wirklich, ein effektives System der Finanzierung einzuführen, oder es wird wegen der hohen Kosten ein kurzes Dasein haben. Aufgrund der Bekanntheit und der Herkunft aus dem Fernsehen dürfte es Polylux da leichter haben, als reine Blogs, aber ich bezweifle, dass es ausreichen wird, das aktuelle Angebot bei den aktuellen Nutzerzahlen weiterzuführen. Es wäre das erste kommerziell wirklich erfolgreiche, deutsche Blog mit allgemeinen Themen, das mehr als nur einen Fingerwundschreiber ernährt, und gleichzeitig jenseits von Porno nach Ehrensenf mit ihrem Vertrag mit Spiegel Online das zweite deutsche Webfernsehen, das seine Sendungen erfolgreich kommerzialiert. Und etwas, das mich wirklich überraschen würde.

18.5.2008 | 19:45 von DonAlphonso

Lebensräume

Gestern bekam ich eine Mail eines potentiellen Auftraggebers, der auch so einen Beitrag über “Social Networks” haben wollte. Nun bin ich in Italien, und habe trotz miserablem Wetter absolut keine Zeit dazu, und mutmasslich auch die nächsten Wochen nicht, die mit der Aufarbeitung der Mille Miglia beginnen und dann ins Nacharbeiten anderer Beschäftigungen übergehen.

Was mich dann aber doch erstaunt hat, war diese “Ihr Blogger seit doch sowieso immer im Netz”-Attitüde, mit der auf die Absage reagiert wurde. Sind wir? Ich war gestern sieben Stunden im strömenden Regen ganz ohne Netz, und ansonsten ist das Netz ein arbeitsbegleitendes Medium. Ich habe Deadlines, die ich einhalten muss, und während der Schreiberei läuft das Bloggen als Entspannung mit. Und ich denke, dass es bei vielen, sehr vielen so ist.

Aber der Ruf der Blogger scheint doch ein anderer zu sein. Möglicherweise auch der Anlass, der zu diesem Ruf führt. Denn tatsächlich fällt mir kaum ein Blog ein, in dem “Draussen” sowas wie ein bestimmendes Thema ist. Eine ganze Reihe “führender” deutscher Blogs bezieht seinen Inhalt weitgehend sekundär, schreibt Zeitungen ab und sucht irgendwelchen Entertainmentmüll im Internet. Oder beschwert sich über Medien, was genauso gut und populistisch ist, wie über den Benzinpreis zu jammern. Ganz zu schweigen von den Hanswursten und Rattenfängern, die darüber bloggen, wie man mit bloggen reich und berühmt wird.

Man kann es einfach entsprechend der Verlinkung und Besucherzahlen durchgehen: Basicthinking bezieht so gut wie nichts aus dem realen Leben, Bildblog klebt an einer Zeitung, Nerdcore und Spreeblick klauben sich den Content weitgehend aus Fundstücken zusammen, Niggemeier versucht sich mit Aufbauschen und Aufsexen für seine johlenden Leser und Spammer an Mediengegnern, die ein leichtes Opfer sind, der Werbeblogger hat das erkennbare Privatleben einer Werbeschaltung, das Lawblog dreht sich um den Beruf, Indiskretion Ehrensache nimmt sich Medien und PR vor, und die Blogbar als Metablog wäre für sich genommen die Quelle alles Üblen, hätte ich nicht noch zwei andere Blogs, die anders sind. Völlig krank wird es dann bei den selbstverstärkenden Blogs der rechtsextremen Verschwörungstheoretikern wie Kewil und Konsorten.

Man kann nicht umhin zuzugeben, dass die den Medien bekannten Blogs weitestgehend den Eindruck machen, als wären Blogger fetten, bleichen Kellermaden mit einem Identitätsproblem nicht unähnlich, das sie in Ermangelung eines “Draussen” in das Netz ballert, wo sie dann bittschön auch verfügbar zu sein haben. Es ist natürlich auch ein Problem der Wahrnehmung, die sich einmal auf ein Bild “des Bloggers” eingeschossen und Probleme hat, die Alternativen zu finden – zumal das Image eigentlich ganz gut in die Agenda passt.

Man muss etwas tiefer einsteigen, um zu erkennen, dass es auch, aber nicht nur so ist. Es ist ein Strukturproblem der verlinkenden Blogs und der Aufmerksamkeitsökonomie der Blogosphäre, in der Raushauen und das Nutzen von trafficstarken Zeiten bei vielen ein probates Mittel zur Reichweitensteigerung ist. Oberhalb dieses selbstgenerierenden Soges im Schlamm des Netzes mit seinen Hitler-Hillary-Parodien und den täglichen Aufregern über das, was Medien über Blogger behaupten, gibt es das, was eigentlich die Alternative dazu darstellt. Blogs mit sehr viel “Draussen” ohne 24/7 Erreichbarkeit und anderes, was das Internet als Lebensraum von denen fordert, die sich darauf einlassen.

Vielleicht ist diese Asymmetrie der Wahrnehmung auch mit dafür verantwortlich, dass Blogs in Deutschland auf viele eher komisch bis abschreckend wirken; viel mehr als ihre begrenzte politische und inhaltliche Relevanz. Oberflächlich betrachtet, sieht es nicht aus wie ein Umfeld, in dem man mit einem normalen Leben gern sein möchte. “Erklärungsbedürftig” ist ein Wort, das mir da einfällt. Ohne dass man sich besondere Mühe gäbe, das zu erklären. Es bleibt noch Zeit, es zu tun, und Alternativen zu schaffen, zumal der Grimme Online Award inzwischen die eigenen Freunde und Geschäftspartner unter den Bloggern weitgehend ausgezeichnet hat und sich bei den Medien die Erkenntnis durchsetzt, dass sie es auch nicht besser machen.

Rausgehen, tun, erleben, schreiben, das dürfte die Lösung sein. Das Internet als Kanal, den man nutzt, ohne in dessen Schlamm zu wühlen.

17.5.2008 | 12:36 von DonAlphonso

Ich habe eine Theorie

Das betrifft jetzt nicht alle Kommentatoren, aber doch manche: Ich habe den Eindruck, dass, von wenigen Ausnahmen abgesehen, Blogger sehr viel weniger Wortmuell in den Kommentaren abladen, als eine Vielzahl von Leuten, die kein Blog haben oder sich eine Nicht-Blogger-Identitaet geben. Kann es sein, dass man irgendwie befreiter glaubt, Bloedsinn aller Art treiben zu duerfen, wenn man nicht damit rechnen muss, dass einem Gleiches geschieht? Umgekehrt: Sind Blogger dezentere Kommentatoren? Lernen sie aus dem Nonsens, der im eigenen Blog steht? Oder ist es nur die fehlende Anonymitaet, die einen zum Nachdenken zwingt, wenn man etwas schreibt?

Ich muss sehr viel weniger Ausraster, Muell, Beleidigungen, rechtlich problematische Einlassungen von Bloggern loeschen, als von Leuten, die weitgehend anonzm sind. Je besser ich die betreffenden kenne, desto weniger Probleme gibt es bei den Einlassungen. Es ist nur so ein Gefuehl, vielleicht taeusche ich mich auch, aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die meisten entnervten Seufzer, die ich beim Oeffnen meines Mailaccounts von mir gebe, von Typen veranlasst werden, die selbst keinen Anlass haben, sich ueber solche Probleme Gedanken zu machen.

16.5.2008 | 19:36 von DonAlphonso

Spammer machen keinen Urlaub

Egal, ob die Massenspammer von “Whatsyourplace” oder andere abstossende Gestalten von diversen “Fachportalen” – sie alle nehmen mit ihrem kommerziellen Dreck keine Ruecksichten auf meinen Urlaub oder die Gefahr, dass ihnen demnaechst eine Rechnung ins Haus flattert. Bewispiele fuer solchen Kommentarspam:
CHris (IP: 80.146.169.xxx , pnet1xx.teldoserver.de)
E-mail : chris1@maildiscount.de
URI : http://www.es trichleger.de – wundert mich nicht, dass da “strich” drin vorkommt, oder
Author : Hinko (IP: 90.134.18.xx , d90-134-18-xx.cust.tele2.de)
E-mail : siteminister@web.de
URI : http://www.prep aid-aktuell.de

Bei Whatsyourplace ist meine Geduld mittlerweile am Ende, die haben hier definitiv Hausverbot, und wenn sie ernsthaft mit ihren zweifelhaftenb Methoden Geld verdienen, ist es vielleicht an der Zeit es weiterzureichen an die, die sie al Werbeplattform fuer ihre Einlassungen missbrauchen. Ich bitte solange die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen.

13.5.2008 | 2:07 von DonAlphonso

Verpasste Blog-Gelegenheiten, heute: Daimler

Ich bin sicher kein Freund von PR, bin aber der Meinung, dass Firmen durchaus ein Recht haben, ihre Geschichte möglichst ansprechend zu erzählen, Kunden zu informieren und Leistungen vorzustellen. Auch mit einem Blog. Warum nicht, wenn es gut gemacht wird.

Damit kommen wir zum Daimler-Blog, das ich bislang schon als eher schlecht bis peinlich empfand, bestenfalls langweilig und uninspiriert. Irgendwo zwischen Projektbericht, Lobhudelei, Teckiegewäsch und Blasen aus den Weiten eines Global Players. Daimler hat für diesen Müll einen teuren Berater gehabt, und eine Evaluierung durch Unipersonal, und dennoch ist das Ding ein wunderbares Beispiel dafür, wie eine offene Kommunikation ohne Überlegung und Zielsetzung höchst irrelevanten PR-Hühnerdreck, mit Verlaub, produziert. Der Unimensch, der das beobachtet, sagt es sicher netter, aber im Ergebnis muss man schon ziemlich genau hinschauen, um etwas zu finden, was einen wieder hinklicken lässt.

Ich habe es getan, und zwar aus einem bestimmten Grund: Noch teurer als dieses Blog ist der Versuch von Mercedes, in diesen eher tristen Rennfahrer- und Benzinkostenpreisen etwas Glanz in die Hütte zu bringen. Wie ich auch, macht sich die historische Abteilung auf den Weg über die Alpen und lässt Abermillionen teure Boliden 1600 Kilometer über schlechte italienische Strassen brettern. Die Mille Miglia steht an, und Stuttgart hat mehr noch als Porsche und BMW die deutschen Klassiker schlechthin am Start. Zum Beispiel einen 300 SLR, das sexieste Fahrzeug, das je in Deutschland geschweisst wurde. Am Steuer eine Rennfahrerlegende, und neben ihm ein Blogschreiber. Mit diesem Blog. Leistung bislang: Eine bei 1000miglia.eu kopierte Karte, ein unscharfes Bild, ein Promovideo und eine Wettervorhersage.

Wie gesagt: Global Player – grandiosestes Auto von allen – tollster Fahrer – Millionenaufwand – so ein Blog – Null, nichts, nada im offiziellen Daimlerblog.

Bittschön, ich werde für meine Tätigkeit da unten von einer Firmenzeitschrift eines Zulieferers blendend bezahlt, ich werde eine grandiose Zeit zwischen Brescia und Ravenna haben, und ich bin sicher nicht neidig, so wie man so eben nicht neidig sein kann, bei einem 300 SLR und 60% Regenwahrscheinlichkeit ohne Verdeck und Windschutzscheibe. Ich glaube auch nicht, dass ich als Beifahrer auf so einer Strecke viel vernünftiges bloggen könnte, dazu sind die Strapazen auch auf dem Beifahrersitz zu hoch und der Zeitplan zu eng.

Aber wenn man sich schon den ganzen Aufwand bereitet und das Mittel zu dessen Darstellung hat, dann doch bitte wenigstens so, dass es a) toll rüberkommt, b) eine Anregung für Kunden, Fans und Mitarbeiter ist und c) nicht irgendwo bei Blogspot versumpft. Man sollte sich vielleicht mal überlegen, was man an wen mit welchen Mitteln ranbringen will, wenn man schon das Geld für das neumodische Blogzeug rausschmeisst, und es dann wirklich ernsthaft durchziehen. Und es nervt, weil gerade dieser Fall so typisch ist für das, was man bei Daimler unter Bloggen versteht: Das Blöken einer verstreuten Herde. Mit dieser Organisation hätte Stirling Moss Anno 55 nicht mal mit einem Kinderdreirad antreten können.

9.5.2008 | 21:55 von DonAlphonso

Blogs und Medien Folge 2057

Da gibt es zwei interessante Entwicklugen, auf die ich hinweisen möchte.

Zuerst ist da das Onlineportal der Saarbrücker Zeitung (gehört zum Holtzbrinckkonzern). Die haben neben dem üblichen Schnickschnack des Communityhypes auf ihrem Portal SOL.de auch Blogs, in etwa von der Qualität, die man auch von anderen Zeitungsportalen kennt: Eher schlecht geschriebene Textabsonderungen, die draussen keiner kennt, und bestenfalls eine gewisse Strahlkraft innerhalb der eigenen Community bilden. Das ist nichts neues, ungewöhnlich ist aber das Vorgehen, mit dem bei SOL für das sorgt, was man vielleicht als “Ordnung” bezeichnen könnte: Da gab es einen Zusammenprall zwischen politisch rechten und einer linken Bloggerin, die sich über die Schmähkommentare beschwerte. Die Folge: SOL beendete die Konfrontation, indem alle Blogs gelöscht wurden. Was mich zur Empfehlung veranlasst, solche Mediencommunities wirklich zu meiden, die von der Kommentarschliessung ausserhalb der Geschäftszeiten (Süddeutsche.de) bis zum kompletten Plattmachen von Blogs einiges tun, was man sich andernorts mit einem eigenen Blog ersparen kann.

Und dann gibt es mal wieder einen etwas innovativeren Versuch eines Medienunternehmens, was mit Blogs zu machen. Bei Standard.at schreibt der Sportler Martin Prinz zeitnah ein Blog über seine ein halbes Jahr dauernde Durchquerung der Alpen auf Schusters Rappen. Was mich etwas verwundert: Der Standad ist schon seit Jahren berühmt für seine heise-artigen Kommentarschlachten; beim Reiseblog tut sich da bislang nichts. Vielleicht, weil es ein wenig, hm, unemotional geschrieben ist? Ich finde es toll, dass eine Zeitung mal so ein eher ungewöhnliches Projekt anpackt mit dem klaren und logischen Ansatz 1 Erzähler, 1 Strecke, 1 Blog. die Umsetzung dagegen finde ich bislang eher mau, und nicht nur wegen der veralteten Darbietung in der typischen Standardumgebung (bezeichnenderweise war die alte Version vom Standard sehr viel “bloggiger” als die kleinen Kasterl heute sind).

8.5.2008 | 12:42 von DonAlphonso

Verkauf und Vermarktung sozialer Bindungen

Bin ich eigentlich der einzige, der bei so einer Formulierung stutzig wird? Gibt es einen Bereich des normalen wirtschaftlichen Lebens, in dem das üblich ist? Prostitution ist in meinen Augen eine banale Dienstleistung, ist also keinesfalls mit dem Vergleichbar, was soziale Netzwerke tun, wenn sie sich selbst als Paket anbieten, oder das Verhalten ihrer Nutzer als Werbemarktplatz.

Doch. Es gibt Beispiele. Die Tupperwareparty, oder die Typen, die ihen Bekannten für eine Provision sinnlose Versicherungen aufschwatzen. Ansonsten wäre es aber hochgradig unüblich, mit sowas hausieren zu gehen.

Aber inwiefern kann ein Dritter davon profitieren, wenn zwei andere miteinander gut können? Die Frage klingt dumm und banal, aber es scheint mir, als könnte das der Schlüssel zur kommerziellen Problematik von “social networks” sein. Gestern hat sich Holtzbrinck in einem Interview vom Ziel verabschiedet, 2008 mit StudiVZ Gewinne zu machen, Yahoo ist an der Vermarktung von Flickr ebenso gescheitert wie Google mit der Videoplattform Youtube. Der Medienunternehmer Murdoch hat mit den fraglichen Aussichten von Myspace an der Börse ein üppiges Vermögen verloren, und irgendwie scheint es auch bei Facebook nicht mehr so schnell voranzugehen – vom vergeigten Deutschlandstart mal ganz abgesehen. Einer meiner Favoriten, der 2006 äusserst heisse Clubdienst Schwazekarte, ist schon lange wieder auf dem absteigenden Ast.

Auf der einen Seite irrwitzige Clickzahlen und hoher Aufwand für den Traffic, dazu der ständige Stress mit den Nutzern, die irgendwelchen Blödsinn von Nazitum bis Taschengeldprostitution betreiben, auf der anderen Seite kein Ansatz, um mit den miserablen Clickraten für Werbung fertig zu werden. Das sieht nicht gut aus. Von den vielen kleineren Versuchen, spezialisierte Netzwerke für Küche, Verein und Hund aufzumachen, mal ganz zu schweigen, oder den Shoppingcommunities, bei denen die begeisterten Kommentatoren offensichtlich gefaked sind.

Das alles ist nicht mal mau, vom wirtschaftlichen Standpunkt aus, sondern: Es ist schlecht. So schlecht wie jeder Dienst, der Leistungen verschenkt und nicht weiss, wie man das refinanzieren soll. Keine Bank, kein Kaufhaus, kein Bäcker und lediglich ein paar linke Restaurants, bei denen jeder in die Schublade legen kann, was er will, kann so funktionieren. Umgekehrt sehe ich aber auch nicht, dass mit dem Thema Merchandising viel möglich wäre. Dazu werden soziale Netzwerke zu sehr als Dienstleister wahrgenommen – und StudiVZ-T-Shirts habe ich auch schon lang nicht mehr gesehen.

Ich glaube nicht, dass aktuell Microsoft wirklich so dumm ist, facebook zu kaufen. Ich halte das für einen Spin, um Yahoo unter Druck zu setzen, die sich immer noch verkaufen möchten. Die erste Investition von Microsoft hat Facebook mit 15 Milliarden bewertet, der gesamte Kauf müsste substantiell mehr einbringen, 25 oder 30 Milliarden vielleicht. Und wofür? Für eine Klitsche ohne Geschäftsmodell und Gewinne?

Sehe ich nicht. Vielleicht, weil ich nicht wie “Netzökonom” Holger Schmidt von der FAZ irgendwelchen mit Millionenzahlen garnierten Scheissdreck abschreibe, den mir Pressemitteilungen und Studien komischer Klitschen vorwerfen (http://faz-community.faz.net/blogs/netzkonom/arc hive/2008/05/02/soziale-netzwerke-werden-zum-massenph-228-nomen.aspx)