19.3.2007 | 14:18 von DonAlphonso

Ranwanzen, aber richtig.

es folgt keine beschwerde, einfach nur die folge eines etwas komischen gefühls

Plötzlich hagelt es Kommentare. Egal, wo man hinschaut, plötzlich sind wahnsinnig aktive Kommentatoren in der Blogosphäre unterwegs. Überall, bei den meisten grösseren Blogs fallen sie auf, manchmal nur mit kurzen, hingerotzten Meinungen, andere gleich mit einer gezielt schrägen Anmache.

Ohne hier Namen nennen zu wollen: Beteiligung ist was Schönes. Dass man sein eigenes Blog durch Kommentare bekannt macht, ist sicher ein Geben und Nehmen. Man veröffentlicht seine Meinung und erhält dadurch eine gewisse Bekanntheit. Und es ist sehr schwer, “Nach Vorne” zu kommen, wenn man nicht mit anderen Bloggern in Form von Kommentaren interagiert. Da können kluge, aufmerksame Diskussionsbeiträge durchaus dafür sorgen, dass einen die Leser anderer Blogs interessant finden und dann anfangen, das eigene Blog zu lesen. Wenn man partout “Nach Vorne” kommen will – was meines Erachtens weder Ziel noch Wunsch sein sollte, denn die Blogosphäre verteilt für Bekanntheit weder Geld noch Ruhm, sondern allenfalls Neid, Missgunst, die Ernennung zum Anlaufpunkt für Stalker und minderwertige Interviews mit Dochnichtswerdern bei minderwertigen Medien (Readers Edition oder noch schlimmer, Wirtschaftswoche). Das ist das Everyday Business, das von wenigen Verdienstmöglichkeiten begleitet wird, kurz: Da Vorne ist nichts, wo man was verpasst.

Aber wenn man einen Kommentator eines vor ein paar Wochen eröffneten Blogs täglich auf 10 verschiedenen Blogs antrifft, kommen einem doch Zweifel. Ich glaube nicht, dass man in der Lage ist, nebenbei 10 verschiedenen Diskussionen zu folgen. Liest man dann diese Kommentare, sind es meist auch nur schnell hingeschluderte Einwürfe, bei denen ich oft den Eindruck habe: Da will jemand lediglich Awareness für sein Blog. Ganz ehrlich? Es bringt nichts. Ich schaue mir natürlich in der Regel jeden Link an. Aber wenn das Blog dahinter öde und langweilig ist, wie der Kommantar, war ich dort das letzte Mal. Man weiss aus Erfahrung, dass Kommentare bei A-Listern in der Regel 5 bis 10 Besucher bringen, aber das sind Zapper, und keine bleibenden Leser. Alle, die “Da Vorne” sind, haben einen Leserstamm im vierstelligen Bereich, und der ist da, weil sie schreiben können, etwas zu erzählen haben oder sonstwie “einzigartig” sind – was immer das im Einzelnen bedeutet.

Sprich: Es dürfte weitaus sinnvoller sein, sich bei wenigen Debatten sinnvoll und klug einzubringen, als jeden Tag 10 Blogs mit minderwertigem Kommentarmüll zu bepinkeln. Ob die Konzentration auf grosse Blogs Sinn macht, würde ich auch bezweifeln: Da kommt so viel rein, dass der einzelne Kommentator wiederum kaum auffällt. Und ohne eigene, eigenständige Inhalte im eigenen Blog bringt auch die beste Awareness nichts. Im Gegenteil, wer frühzeitig als Hansdampf von allen Bloggassen auffällt, muss nachher um so mehr Leistung bringen, um den Ruf der Linknutte, um hier auch mal das böse Wort zu gebrauchen, zu revidieren.

Ich schreibe hier bewusst keine Namen rein, die Angesprochenen mögen das zur Kenntnis nehmen, beherzigen – oder das schlechte Spiel bitteschön nicht auf Blogs betreiben, auf denen ich gute Debatten lesen will.

18.3.2007 | 20:15 von DonAlphonso

Die Ohnmacht der Blogs

kann man periodisch an den sog. “Event-Blogs” sehen: Schnell zum Anlass hochgezogene Einrichtungen, die dann mit den gleichen Belanglosigkeiten gefüllt werden, die alle anderen auch schon bringen, angereichert durch Randbeobachtungen vom Buffet, Kuriositäten und Eigen-PR.

Ganz egal ob Computer-PR-Durchreiche (offenbar nichts dazu gelernt seit 2005), Billigrechnerschrauber oder Mobilquasselermöglicher in Zusammenarbeit mit erfahrenen Containereventlern. Und ich frage mich: Gibt es jemand ausser der hauseigenen PR-Abteilung, der dieses Gaga-Dada mit Amateurbildern ernsthaft liest? Ich verstehe durchaus, dass man beim Durchhecheln der Messestände kaum einen ordentlichen Satz aus der Tastatur quetschen kann – aber muss das dann zwingend online gestellt werden? Macht sich da irgendeiner vorher Gedanken, an wen sich sowas ernsthaft wenden soll? Damit es nicht so ein Rohrkrepierer wird wie im Vorjahr? Wer soll das Ding überhaupt finden? Und wie soll es im Malström der anderen Berichterstattungen Aufmerksamkeit erzeugen?

Ich habe diese Fragen schon vor der CeBit gestellt, weil vor ein paar Wochen zwei Angebote reingeflattert sind, dort auch einen auf Event- oder, wie es neudeutsch heisst “Pro-Blogger” – zu machen. Zu gar nicht so schlechten Konditionen, um mal eine Hausnummer zu nennen: Hoher dreistelliger Betrag pro Tag plus Spesen, das aber bei RundumdieUhrschreiben und am Rockzipfelhängen der fraglichen Firmen. Beide Firmen hatten nicht die geringste Ahnung, was sie mit so einem Blog erreichen wollten, ausser dass man das heute so macht, um vorne dran zu sein. Beide Firmen haben das Bloggen dann geknickt – wie man sieht, für alle Beteiligten sicher die beste Entscheidung. Blogs sind auch nur eine Contentsoftware, und nichts, was funktioniert, weil es gerade modern ist. Blogs brauchen Zeit, Liebe, Charisma und Persönlichkeit. Und das alles kann man nicht einfach zusammenkaufen und auf den Erfolg hoffen, nur weil das Thema von Wahl, Automesse, Fussball-WM und Computergehauf gerade in den Medien ist.

16.3.2007 | 20:02 von DonAlphonso

Schlamm – Schlämmer – Flash

Wie schon bemerkt – die Besucherzahlen für das VW-Werbeprojekt Schlämmerblog, das zwischenzeitlich mal auf 30.000 Besucher kam, fallen konstant weiter. Nur noch rund 12.000 Besucher (mutmasslich alle Grevenbroicher mit Netzanschluss) schneiten gestern bei der drögen Witzfilmchensite rein. Damit stabilisierte sich das Projekt auf einem Niveau, das für einen bundesweit bekannten Möchtegernkomödianten, vorsichtig gesagt, bescheiden ist. Anders gesagt: Das Blog hat ungefähr ein Drittel der Leser Analphab Anschauer verloren, die es in den Wochen davor noch hatte.

Und nun bedanken sich VW und Schlämmer und die Agenturen bei den nützlichen Idioten der Blogosphäre, denen einer abging, weil diese Figur nun auch ein Blog hat: Die neue herkömmliche Site ist ganz in Flash programmiert und hat mit einem Blog nichts mehr zu tun. Dem Gerede von

Es ist die erste wirklich erfolgreiche und wirklich reichweitenstarke Kommunikationsmaßnahme einer großen Marke im Web 2.0 in Deutschland. Außerdem ist es ein Paradebeispiel für sehr innovatives Branded Entertainmant.

folgt nur noch Altbekanntes aus der Mottenkiste der Werbebranche. Die sich bebauchpinselt fühlenden Blogger haben das Ding bekannt gemacht, dankeschön, jetzt ist Schluss mit Web2.0 und Dialog, jetzt geht´s erkennbar nur noch um die Verkaufe. Was angesichts des kurzen und nicht nachhaltigen Wirbels irgendwo auch sinnvoll ist. Aber hier stellt sich auch gleich eine spannende Frage: Wie nachhaltig sind Blogs als Werbemittel? Wie lange erregen sie Aufmerksamkeit?

Schlämmer war nach 5 Wochen durch, und das trotz des enormen Aufwandes noch vor dem Ende der erzählten Geschichte, andere virale Beispiele, die mit Spielen oder simpler Käuflichkeit arbeiten, halten gerade mal ein paar Tage. Langfristige Erfolge solcher Aktionen jenseits von Google Optimierung sind meines Wissens bislang nicht erkennbar. Hier das – wegen der Ungenauigkeit von Alexa mit Vorsicht zu geniessendes – Beispiel von Hitflip, wo man den kurzfristigen Ausschlag zu so einer Aktion Anfang Februar dnnoch genauso erkennen kann, wie das Absacken auf den Stand vor der schnell jede Dynamik verlierenden Aktion. Was Schlämmer und Co. gezeigt haben: Ja, es finden sich in der Blogosphäre genügend nützliche Idioten, die sich vor den Karren solcher Interessen spannen lassen. Dass es bei VW aber kein langfristiges Engagement wird, gibt zur Vermutung Anlass, dass man sich davon nicht mehr wirklich viel erhofft. Wäre man böse, könnte man VW und den anderen kurzfritig engagierten Firmen die Erkenntnis unterstellen, dass nützliche Idioten etwas ganz anderes sind als tatsächliche Konsumenten.

Vielleicht haben sie damit bei der fraglichen Zielgruppe sogar recht.

15.3.2007 | 23:39 von DonAlphonso

Poker, Trigami und eine Frage zum Mail- und anderem Blogspam

Ich denke, man ist sich in der Blogosphäre vergleichsweise einig darüber, dass Spam in den Kommentaren und als Trackback höchst unerfreulich ist. Dagegen gibt es beispielsweise Spam Karma für WordPress und den Löschbutton für all die “Nice Site”-Einträge. Manchmal kommt so ein werbender Trackback auch von einem Blog bei einem grossen Bloghoster, den man dann eben in Kenntnis setzt. Dennoch kann man kaum wirksam dagegen vorgehen, denn die Absender sitzen weit weg im Ausland.

Es gab natürlich auch ein paar Fälle, in denen von weniger geschickten Leuten “Empfehlungen” und “Tipps” abgegeben wurden. Oder, dass mehr oder weniger versehentlich ein Trackback gesetzt wurde, hinter dem sich dann Event-Marketing verbargd. Mit der Folge, dass man die Dinger eben gelöscht hat. Ich kenne aber mindestens zwei Fälle in Deutschland, in denen sich Blogger gegen solche Versuche nach Feststellen der IP auch rechtlich oder mit saftigen Rechnungen dagegen gewehrt haben. Nicht umsonst findet man bei einigen Bloggern im Kommentarfeld den Hinweis, dass kommerzielle oder werbende Kommentare teuer werden. Auch da ist mir kein Fall bekannt, wo jemand mit den Tätern Mitleid gehabt hätte.

Und jetzt dreht sich diese Sache nochmal einen Schritt weiter. Über die “Mail Me”-Funktion von Blogscout (einem System, das zu Blogger.de gehört, wo mein privates Hauptblog liegt) wurde gezielt Spam versandt, mit dem Ziel, Blogger im Stil von Trigami und ähnlichen Käufern von kommerziellen Bloginhalten für eine Pokerfirma einzuspannen:

xxxxxxxx bekommt einen höheren Seitenwert durch die Werbung, was den Blogs (also Ihnen) selbstverständlich vergütet wird.

Dirk Olbertz, der Blogscout betreibt, legt jetzt Betroffenen nahe, dagegen vorzugehen. Etwas Ähnliches könnte übrigens auch Leuten passieren, die heute für Trigami schreiben: Im Gegensatz zur Annahme, die Beiträge seien von Trigami “gesponsored”, handelt es sich bei gekauften Blogeinträgen und den dafür bezahlten Summen ziemlich klar um PR-Dienstleistungen, genauso wie im obigen Pokerbeispiel. Sprich: Der Blogger ist von diesem Moment an ein Gewerbetreibender für den Kunden, über dessen Produkt er schreibt. Die Trigami-AGB sagen das ganz deutlich:

trigami ist ein Werbemarktplatz, der Auftraggeber und Auftragnehmer vermittelt. trigami selbst wird dabei weder zum Auftraggeber noch zum Auftragnehmer, sondern ist lediglich Vermittler.

Mit allen rechtlichen Konsequenzen. Nochmal: Blogger, die via Trigami schreiben, werden von den Kunden (!) dafür bezahlt, Trigami kümmert sich nur um die Abwicklung, und die Blogger sind demnach PR-Dienstleister des Kunden. Genauso, wie der Trackbackspammer in China Kunde von Viagrapenisenlargmentetcpp. ist. Im letzten Fall von Jam-Schweiz, rein rechtlich betrachtet: PR eines Vereins, der im Zusammenhang mit einer fragwürdigen Sekte steht. Wenn so jemand aus einem derartigen Jubelbeitrag heraus hierher einen Trackback sendet, oder als bezahlter PR-Dienstleister hier in den Kommentaren für die Sekte randaliert…

Was unterscheidet ihn eigentlich rechtlich vom Trackback- und Commentspammer eines Viagravertickers aus China? Dass ihm nicht klar ist, was er tut? Dass er nicht vorher mit seinem Anwalt gesprochen hat? Dass er sich als kleiner Blogger gar nicht vorstellen kann, dass er wegen lumpiger 100 Euro zum gewerblichen PR-Anbieter wurde?

Meinjanur. Dies ist ein kostenloser Hinweis auf Probleme, an die man erst gar nicht denkt und die man so lange für unrealistisch hält, bis sie dann im Umschlag im Briefkasten liegen. Die Erfahrung im Internet zeigt leider, dass überall dort, wo es Ärger geben kann, der Ärger auch kommt. Also, bloggende PR-Dienstleister: Denkt mal ruhig drüber nach, was Ihr tut. Nachdenken. Und zwar, bevor Ihr hier in den Kommentaren weitere Anlässe bietet, das Thema zu vertiefen. Denn trotz der AGB steht Ihr auch in einem Geschäftsverhältnis zu Trigami oder anderen “Anbietern”. Nicht der Blogger ist das Problem, der auf sowas hinweist.

15.3.2007 | 21:23 von DonAlphonso

Etwas Persönliches über StudiVZ

Erst mal: Danke für die vielen, vielen Zuschriften und das Lob.

Aber: Gestern und heute vormittag sass ich dann vor den neuen AGB von StudiVZ. Ich hatte mit zwei Anwälten telefoniert, die viel Spass mit dem Ding hatten, den von mir in Frage gestellten Passus, dass nicht reagieren gleichbedeutend mit Zustimmen ist, aber als eher unkritisch ansahen. Am Rande: Das Lustige an der Sache ist, dass die Mail mit der Änderung der AGB offensichtlich die gleichen Probleme hat wie die mitunter ausbleibenden Benachrichtigungen von Gruppen. Ich kenne zumindest zwei Fälle, da ist sie definitiv weder im Posteingang noch im Spamordner. Das hängt möglicherweise mit den Folgen des letzten Hacks zusammen – über dessen Folgen die User übrigens nicht informiert wurden. Sprich, in solchen Fällen wird es dann juristisch sehr eng, wenn StudiVZ ernsthaft 6000 Euro Vertragsstrafe kassieren will.

Ich las also diese ganze – mit Verlaub – gequirrlte Scheisse nicht mehr ganz optimal tickender StudiVZ-Mitarbeiter und dacht mir: Hey. Junge. Draussen scheint die Sonne. Das Leben ist schön, die Wiesen sind saftig, die Hügel gewellt, ein Berliner Bonker ist voller I***r und was zum Teufel geht es eigentlich Dich an, wenn die sowas machen? Und dann stieg ich in meinen Roadster und hatte einen wirklich tollen Tag.

Jetzt bin ich wieder da. Und das Schicksal hat es gut mit mir gemeint. Denn Udo, Jo und Dirk sagen alles, was man wissen muss. Fall ein Medienvertreter zwengs der Gaudi nochmal bessere Screenshots vom Völkischen Beobachter oder der gewünschten Einladung zur Belästigergruppe will, mailt mich an.

Alles andere – Hintergründe zu Darianis Abgang, die konkreten Summen des Verkaufs von StudiVZ und welche Leute inzwischen im Gespräch sind, um aus dem lahmenden Ding doch noch einen Geschäftserfolg zu machen – später.

14.3.2007 | 2:50 von DonAlphonso

Kreuzzüge, Dämonen, Trigami und gekaufte Blogeinträge

In der Debatte um gekaufte und klar gekennzeichnete Beiträge in Blogs wird von deren Verfechtern gern ins Feld geführt, dass Blogger ja kritisch schreiben könnten und auch genug Medienkompetenz besässen, um eventuell problematische Dinge richtig einzuordnen. Das können wir dank der Schweizer Bloggerkauffirma Trigami und einige ihrer Käuflinge anhand folgender Frage überprüfen:

Merken es Blogger, dass sie ein “Hilfswerk” eines fragwürdigen Wunderheilers und Sektenführers beurteilen sollen, wenn man ihnen zur Beurteilung lediglich den Link zu einer fadenscheinigen Website gibt?

Die Antwort sollte ein klaren Ja sein. Eigentlich müssten schon die Alarmglocken schrillen, wenn eine angebliche Hilfsorganisation für Hungernde in Afrika bereit ist, 20 angefragten Bloggern für einen bezahlten Eintrag jeweils 10 Franken ihrer Spendengelder zu geben. Genau das aber hat Trigami getan – in Zusammenarbeit mit einem Verein namens Joint Aid Management (JAM Schweiz). (http://www.trigami.com/blog/archives/99-JAM-Schweiz-Auftrag-ist-gestartet.html)

Spätestens bei der Website müsste man nachdenklich werden: Der Verein verzichtet darauf, die komplette Satzung oder Namen des Vorstandes oder der Gründer online zu stellen. Auch ein Beitritt ist nicht vorgesehen. Bei der renommierten Zewo-Stiftung, die in der Schweiz gemeinnützige Vereine prüft, ist JAM nicht aufgeführt. Überhaupt fehlen auf der Website alle Hinweise auf Zertifizierung der Vereinsarbeit, Datenschutzerklärung beim Spenden oder ein Leistungsbericht, die im Bereich Hungerhilfe ansonsten absolut üblich sind. Dennoch behauptet die Website leicht schwammig:

Unter dem Namen “Joint Aid Management Schweiz”; kurz “JAM Schweiz” besteht seit 2006 ein körperschaftlich organisierter Verein im Sinn von Art. 60ff des Schweizerischen Zivilgesetzbuches. JAM Schweiz ist dabei die offizielle Landesvertreutung von JAM International. Der Verein arbeitet auf gemeinnütziger Basis, ist konfessionsfrei und politisch neutral.

Dass “konfessionsfrei” international eindeutig nicht zutrifft, sieht man, wenn man die Website der Mutterorganisation besucht. Dort steht es ganz anders:

Joint Aid Management (JAM) is a South African founded non-profit, Christian humanitarian relief and development organization with 22 years experience in sustainable development.

Dass man es hier mit einer christlichen Organisation genz besonderer Art zu tun hat, hätten ein paar einfachste Googleabfragen gezeigt. Was die Website von JAM wohlweislich verschweigt: Der Gründer und Chef Peter Pretorius ist gleichzeitig der Gründer der evangelikalen Sekte “Jesus Alive Ministries“, die in Südafrika und Mosambik nach seiner “Erweckung” in den späten 70er Jahren wörtlich “Kreuzzüge” – Crusades veranstaltet. Inclusive Wunderheilungen bei Gottesdiensten und Austreibung von Dämonen:

Jonas Lukas (65 year old), became demon possessed four years ago, after his son started visiting witch doctors. Jonas’ son visited the witch doctors in the hope for his business to prosper. On Saturday night at the Moshi Crusade. Jonas was totally set free from all demonic activity. Praise the Lord for He came to set captives, like Jonas, free.

Wer auf der Seite ein wenig herumschaut, wird noch andere Beispiele für das Wirken dieses Herrn finden, die nicht wirklich was mit dem landläufigen Verständnis von Christentum zu tun haben. Dass Joint Aid Management und Jesus Alive Ministries in Südafrika und Deutschland (hier bei einer freikirchlichen Einrichtung in Stuttgart) unter der gleichen Adresse zu finden sind, überrascht dann nicht weiter. Kann man eine solche Organisation guten Gewissens empfehlen, wenn man die Website gesehen hat?

Fast immer ganz absolut eindeutig.

Zumindest ist kein einziger auch nur auf die Idee gekommen, mal etwas genauer bei der Organisation hinzuschauen. Dämonenaustreiber und Kreuzzügler Pretorius bekommt dank Trigami und der Blauäugigkeit der Blogger 5 mehr oder weniger gute Erwähnungen seines Projekts, und zwar auch dann noch, als ich in einem Kommentar auf die Verquickung zwischen Hilfsorganisation und Sekte hingewiesen habe. Nur einem Blogger war danach bei der Sache unwohl. Und die Reaktion?

Trigami-Gründer Remo Uherek bittet den Auftraggeber um eine Stellungnahme, die dann auch kommt: (http://www.trigami.com/blog/archives/99-JAM-Schweiz-Auftrag-ist-gestartet.html#c262)

Darum ist richtig, dass Joint Aid Management von einer Person mit einem religiösem Hintergrund gegründet wurde (wie die meisten anderen Hilfswerke auch), jedoch zu 100% falsch, dass die Spender des JAM Ernährungsprogramm religiöse Aktivitäten finanzieren. Ich hoffe, dies dient zur Klärung.

Und ebenfalls als Nachtrag unter meinem Kommentar:

jedoch zu 100% falsch, dass unsere spender irgendwelche religiöse aktivitäten finanzieren.

Damit waren es die Beteiligten zufrieden Und das hier ist der Reisebericht eines Bibelschülers zum Hilfswerk JAM in Mosambik (Hervorhebungen von Blogbar.de]:

Eine Gruppe von uns, die Krankenschwester des Projekts und ihre Übersetzerin begleiteten den Pastor und seine Frau zu den Dörfern, wo schon früh am Morgen das Suppenfaß vorbereitet worden war. Drei Stunden dauerte es, bis die 200 Liter Wasser im Ölfaß zu kochen begannen, dann wurde das Suppenpulver eingerührt. Anschließend mußte die Suppe noch zwei Stunden weiterkochen, bis sie fertig war. Als wir ankamen, waren die Kinder schon da und warteten. Der Pastor und seine Frau nutzten die Zeit, um mit den Kindern zu singen und ihnen von Jesus zu erzählen. […]. Anschließend spielte das Pantomime-Team ein lustiges und ein evangelistisches Stück, das der Pastor danach kommentierte. Noch bevor die Suppe ausgeteilt wurde, konnte er mit etlichen Kindern beten, die ihr Leben dem Herrn Jesus Christus weihen wollten.

Soviel also zum Thema “100% falsch”, “Medienkritische Blogger”, “Unabhängigkeit bezahlter Beiträge” und anderen schönen Illusionen. Mal schaun, was Trigami seinen 150 registrierten Schreiberlingen das nächste Mal anzubieten hat. Scientology, Hamas-Spendensammler und die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft haben bekanntlich auch ein gewisses Vermittlungsproblem ihrer Vorstellungen, dem man mit einer wohlfeilen PR-Website und den bezahlten Bloggern abhelfen könnte. Wie sagt Remo Uherek nicht so schön?

Genau das Gegenteil ist unser Ziel: Authentische Beiträge die frei von Schleichwerbung sind. […] Unsere höchste Priorität liegt derzeit darin, diesen Worten Taten folgen zu lassen. Denn am Ende des Tages zählen die Taten, und nicht heisse Luft.

Wer spenden will: Hungerhilfe Afrika, Rotes Kreuz. Ganz ohne durchgeknallte Sektenführer und Blogschmierer, die hier hoffentlich nachvollziehbar absolutes Kommentarverbot haben.

13.3.2007 | 16:28 von DonAlphonso

Die Weisheiten des erfolgreichen Bloggens Folge 25.945

Die Blogbar steht demnächst vor einem gewissen Umbruch. Deshalb zum baldigen Schluss dieser ersten Phase nochmal ein Hinweis auf eine Lektion, die ich hier gelernt habe: Nichts generiert so standhaft treues, dummes Clickvieh, nichts schafft so anhänglich gierige Leser und bringt auch noch Scheinrelevanz durch hasserfüllte Trackbacks widerlicher Kleinstblogger vom Schlage eines gewissen “Dr.” H., gewisser Pleitiers oder multipler Spampersönlichkeiten wie Sven A.,

nichts also trägt so zum aussen messbaren Scheinerfolg bei-

wie das demonstrative, konsequente, kommentarlose Löschen ihrer störenden, auf persönlichen Krawall angelegten Kommentare und Trackbacks.

Denn nichts fördert die Anhänglichkeit mehr als die Demütigung. Also: Löscht mehr Kommentare!

Im Ernst: Was ich – und meines Wissens auch andere bekanntere Blogger – nie verstanden habe, ist die oft zu beobachtende Zähigkeit, mit der Leute, die nicht mit anderen übereinstimmen, sich an das Blog des anderen klammern. Nach meinen Erfahrungen glaube ich nicht an den in der aktuellen Debatte um Schleichwerbung und gekaufte Inhalte beliebten Spruch “Aus dem Feedreader gelöscht”. Gelöscht ja; aber danach mit um so mehr Inbrunst besucht. Eigentlich sollte es ja eher so sein, dass man das Interesse verliert – zumindest geht es mit in der Regel so. Aber es ist scheinbar bei vielen gerade nicht so, dass sie nur das lesen, was ihnen gefällt – im Gegenteil, sie scheinen eine masochistische Lust zu haben, das zu lesen, was sie verachtet, rausschmeisst und negiert. Diese krankhafte Einstellung, es nicht zu mögen, aber dennoch lesen zu müssen. Es widerspricht fundamental der Annahme, dass Blogs, die Kommentare löschen, von Lesern angewidert verlassen werden. Die Stammbesucher stört es nach meinen Erkenntnissen nicht im Mindesten, es führt auch nicht zu einem Rückgang der Aktivität.

Mich würde wirklich interessieren, wie viele Besucher dieses Blog – oder von mir aus jedes grössere Blog, das “Problem” ist ja nicht begrenzt – hätte, wenn all diejenigen, die es aus dem ein oder anderen Gründen erklärtermassen nicht mögen, sowie ihr befreundeter Mob, es dann auch konsequent nicht lesen würden. Alles Löschen, Rauskicken und Editieren hilft da nichts – aber vielleicht hilft ja dieser Beitrag, der ihnen bewusst macht, was sie da eigentlich tun. Denn ich kann wirklich, wirklich, auf sie verzichten. Mit Freuden.

(Sorry, aber das musste jetzt nach einem gewissen Kommentarspam endlich mal gesagt werden, ich bin es leid, dem zensurkrakeelenden Pack hinterherzulöschen)

12.3.2007 | 20:46 von DonAlphonso

Sie warten nur auf Dich

Also pass auf und tanz nie das StudiVZ.

Denn da draussen sind die Blogger. Und sie werden bleiben.