23.10.2004 | 2:45 von siebenviertel

being a star isn’t easy….

mit beruehmtheiten ist das so eine sache. blogs sind ja schwer angesagt, weswegen john kerry, george bush und wer sonst so noch was von einem will, auf ihren webseiten unbedingt eigene blogs haben muessen. die beitraege unterschreibt man dann auch gerne im namen der beruehmtheit, auch wenn die dort gar nicht selbst posten. daran habe ich mich inzwischen beinahe gewoehnt.

nur vor einigen wochen tauchte ploetzlich nick nolte’s weblog auf. unter nicknoltediary.com schrieb der schauspieler ueber die kinder seines hausmeisters, die ihn in den wahnsinn trieben, ueber kleine verkehrsunfaelle mit anderen stars und andere banailtaeten aus malibu.

dachte ich zumindest, doch denkste. E! Online News, ein ableger des amerikanischen klatschsenders, berichtet jetzt, nolte’s blog sei gar nicht nolte’s blog. zwei moechtegerndrehbuchschreiber haetten das ding in die welt gesetzt und sich jetzt eine abmahnung des schauspielers eingehandelt. inzwischen ist die seite als parodie gekennzeichnet. “I don’t want to anger Nolte or his people,” zitiert E! einen der faelscher. (na, dann ist ja gut.)

ich derweil verbleibe, auf das falsche bohlenblog hoffend.
das waer doch mal was.

20.10.2004 | 1:21 von DonAlphonso

Die Leiden des toten Holzes

Manchmal ist es ganz einfach, vom freien, grenzenlosen Netz in ein Buch zu kommen. Wenn man die richtigen Leute, mehr oder weniger zufällig, kennt, rutscht das scheinbar ineinander, gestern noch was gepostet, heute zum Grosstext erweitert und morgen dann zum Manuskript verdichtet. Will sagen, man fühlt keinen echten Unterschied; man kann eigentlich tun, was man will; derUmfang ändert sich, aber nicht das Gefühl, es nach Belieben tun zu können. Das ist die eine Seite.

Die andere beschreibt dieser Artikel(via Polarluft). Man kann ihn schon gar nicht mehr ernüchternd nennen; im Prinzip ist es eine eindringliche Warnung, vom Buch auch nur zu träumen. Bei Zitaten wie dem aus dem Hause Rowohlt Berlin, Verlage “sind vor allem in erster Linie dafür da, Bücher zu verhindern. Und das ist genau diese Filterfunktion.” steckt so viel Abgründiges, dass man sich eigentlich schon gar nicht mehr traut, auch nur ein Proposal zu schicken.

Insofern ist teilweise verständlich, wenn man sagt, dass Blogs nicht in Bücher gehen – die Freiheit des einen Mediums passt nicht zu den Zwängen des anderen. Blogs geben Raum für alle Texte, Verlage geben in der Regel nur Raum für das, was sich verkauft. Das Internet ist ein ganz anderer Raum als der Literaturbetrieb, grösser, flexibler, ungezwungener und leichter zu bespielen. Und dann ist da noch die Geschwindigkeit: Wer aus dem Netz kommt, klatscht erst mal ungebremst gegen die langsame Maschinerie mit ihrer Halbjahresplanung, die ein Verlag ist.

Und trotzdem: Wer es mal gemacht hat, wird es wieder tun wollen. Bloggen und Bücher schreiben ist im innersten Kern oft die gleiche Tätigkeit, es ist der gleiche Sog – nur die Ergebnisse sind grundverschieden.

18.10.2004 | 20:41 von DonAlphonso

BLOGS! gelesen in Berlin

Nächste Woche ist es so weit: Am 26.10. werden etliche Leute, die sich bis zu diesem Tag eigentlich nur von den Emails kennen, zusammen auf die Bühne des Roten Salons in der Berliner Volksbühne steigen und zusammen aus ihren Blogs und dem BLOGS!buch vorlesen. Keine Ahnung, wie das wird, aber nachdem die Generalprobe in Frankfurt mit 4 Leuten schon klasse war, wird es mit 7 Leuten sicher endgeil. Dafür sorgen als Blogger:

Andrea Diener
Anke Gröner
Emily Beat
Frank Lachmann und
Shhhh mit seiner Freakshow

Moderieren werden die Herausgeber des Buches, Kai Pahl und meine Wenigkeit.

Geplant ist, dass wir 90 oder etwas mehr Minuten lang, in T-Shirts mit der Aufschrift “Premium Content” und “Link-Slut” gewandet, knackige, witzige, oder schlichtweg banale Texte vorlesen, die man – im Worst Case – bislang online unter Aufbietung sämtlicher Alphabetismuspotenziale mühsam selbst entziffern musste. Sollte dieser einzigartige Mehrwert jemandem noch immer nicht die 6 Euro Eintritt wert sein, so sei darauf verwiesen, dass es danach noch rund gehen wird, bei Musik, Gesprächen und der Habhaftmachung der Literaturagenten, die an diesem Abend kommen werden, um zu begreifen, was zum Teufel da eigentlich im Netz abgeht.

Aufgeregt? Ja. nervös? Ein wenig? Rampensaunotgeil? Auf jeden Fall! Hey, es ist die erste Bloggerlesung im Tempel der jüngeren deutschen Literatur, also zeigen wir den Stuckies, wo der Hammer hängt (hoffentlich), und erwarten Euch am 26.10.04 um 20 Uhr.

Roter Salon an der Volksbühne
Rosa-Luxemburg-Platz
10178 Berlin
Fon + 49 (0)30 240 65 806
U-Bahn:
Linie 2
Rosa-Luxemburg-Platz

15.10.2004 | 21:08 von DonAlphonso

Wo gehen Blogs?

Früher sagten manche, Blogs gehen nicht zwischen Pappendeckel. Wie wir heute wissen, stimmt das eher nicht.
Dann sagten manche, Blogs gehen nicht vorgelesen. Komisch, auf der Buchmesse waren da viele Leute ganz anderer Meinung.
Und wenn ich jetzt sage, dass morgen hier 3Sat einfällt, werden manche sagen, dass Blogs im TV… Abwarten, würde ich raten. Erst mal anschauen, was die im TV draus machen.

14.10.2004 | 14:05 von Andreas

Geht leider gar nicht

Das aktuelle Neon Magazin (Heft November 04) präsentiert auf Seite 156 unter dem Titel »Let there be Blog!« sechs bekanntere Weblogs, darunter auch Lyssas Lounge und alo.antville. Soweit so fein. Wer aber (neben ein paar inhaltlichen Schwächen) 10 mal der Blog statt das Blog schreibt, hat nichts verstanden.

14.10.2004 | 13:53 von DonAlphonso

Netzeitung und Areion

Hier die Online-Rezensionen im Doppelpack: Die Netzeitung hatte gestern wohl grossen Bloggertag und packte die Besprechung von Blogs! gleich hinter den Text von Jeff Larvis. Dort steht neben einer Inhaltsangabe: «Blogs!» ist also ein Buch über das Genre Weblogs ? vor allem aber ein Buch von Webloggern selbst. Kritsche Töne vermisst man dort – glücklicherweise, wie auch das Gesülze von “Ey was brauch ichn Buch kann das doch alles lässig im Netz abgreifen ey.”

Unter dem Titel “Einblick in die wahre Netz-Literatur” gibt es weiteres Lob des Kulturmagazins Areion. Leichte Ähnlichkeiten mit dem von unserer Seite in die Medien gepumpten PR-Sprüchen lassen sich bisweilen nicht ganz leugnen, aber wer wird denn kritisch sein: “Der Inhalt, der das Internet zum Massenmedium macht, sind weder Shopping-Seiten (von denen nur die allerstärksten überleben) noch die unsäglichen “Portale” noch die netten Homepages der Endbenutzer – es sind die Weblogs.” Weblogs wie wir, eben.

13.10.2004 | 10:38 von DonAlphonso

Jeff Jarvis in der NZ

Kaum zu glauben, aber es gibt noch kostenfreie nichtepaperige Zeitungen im Netz. Die Netzeitung ist wahrscheinlich die Letzte, die auf Bezahlmodelle, Anmeldung und Nichtlinkbarkeit umsteigen wird. Teil dieser Philosophie dürfte dieser Artikel des Blogurgesteins Jeff Jarvis sein, der bekanntlich Blogs schon kannte, als sie in den Tourbus stiegen, der sie in den schwedischen Club brachte, in dem der Praschl sie dann gesehen hat. Oder so. Jedenfalls geht es um Journalismus und Medien.

12.10.2004 | 20:09 von Anke Gröner

“Famous for 15 people”

Scott Rosenberg, einer der Salon-Blogger der ersten Stunde, bezieht sich in seinem neuesten Posting auf einen Artikel im NYT Magazine, in dem folgendes behauptet wird:

“In a recent national survey, the Pew Internet and American Life Project found that more than two million Americans have their own blog. Most of them, nobody reads. The blogs that succeed … are written in a strong, distinctive, original voice.”

Rosenberg widerspricht der Behauptung, es gebe Blogs, die niemand liest:

This passage crystallized the fundamental and profound divide between most professional journalists and most bloggers. “Most of them, nobody reads.” Now, even the world’s most neglected, forlorn and unpopular blog has at least one reader — the author. So Klam’s first message to these bloggers is, “You are a nobody.” But in fact most of the millions of not-terribly-well-known blogs on the planet do have a handful of readers: friends, relatives, colleagues, the person who staggered in the door from a Google search and stuck around.

“Everyone’s famous for 15 people.”

Ich fand die Idee des Berühmtseins für 15 Leute sehr spannend — und sehr nachvollziehbar. Ich nehme an, ich bin nicht die einzige, die sich am Anfang über zehn Leser gefreut hat, dann über 20, dann über 100. Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie sich Leserzahlen entwickeln. Wie reagieren Leser auf Neues im Blog? Langweiligen sie sich irgendwann? Warum gehen sie weg, warum bleiben Neulinge da? Zu welchem Beitrag kommen die meisten Kommentare? Was passiert, wenn man nur noch Grütz postet oder gar nichts mehr? Und komischerweise passiert nie das, was man erwartet. Weil diese 15 Leute, für die man mal kurz berühmt ist, 15 individuelle Köpfe haben, von denen jeder neugierig ist. Vielleicht ziehen sie deswegen irgendwann weiter. Aber dann kommen höchstwahrscheinlich die nächsten 15 und lesen mit. Und irgendwann sind es 30. Und dann 100.

Jedes Weblog wird gelesen. Irgendwann wird jeder gefunden.