23.9.2008 | 15:41 von DonAlphonso

Man muss nicht China sein, um Blogger zu verfolgen

In die Liste widerlicher Regime reiht sich auch Malaysia ein, formal eine Demokratie mit einigen Einschränkungen wie einer Staatsreligion, einer sehr lange herrschenden Clique und anderen unwestlichen Standards in der Behandlung Andersdenkender. Wie der Guardian berichtet, ist mit Raja Petra Raja Kamarudin einer der bekannteren politischen Blogger des Landes wegen seiner Kritik an der Regierung festgenommen worden:

The beleaguered government’s long-time critic was taken today to a high-security prison where he could be held indefinitely without trial as the detention order, signed by the home minister, Syed Hamid Albar, can be renewed.

Wie schnell das in Malaysia gehen kann, sieht man auch an dessen Kollegen Syed Azidi Syed Aziz, der vier Tage im Gefängnis landete, weil er seinem Protest durch das Abbilden einer umgedrehten Fahne Malaysias in seinem Blog Ausdruck gegeben hatte.

Malaysia ist einer der sogenannten Tigerstaaten, auf deren wirtschaftliche Entwicklung hierzulande gern verwiesen wird, wenn es um Globalisierung, Neoliberalismus und das Schlechtmachen von Deutschland geht.

18.9.2008 | 2:16 von DonAlphonso

FTD: Toll gebloggt und alle Potenziale vergeigt

Normalerweise informiere ich mich online beim Handelsblatt über Wirtschaft. Managermagazin ist genauso gossig wie Spiegel Online, und die Financial Times Deutschland ist immer noch der lackaffige Abladeplatz für Neocon-PR. Wer ein Mindestmass Anstand besitzt, kann FTD.de beim Frühstück nicht ohne Magengeschwüre ertragen.

Seit drei Tagen ist die FTD dennoch meine erste Anlaufstelle, und zwar wegen des “Tickers” zur Finanzkrise. Ein Blick genügt, um die Ähnlichkeit mit einem Blog zu erkennen: Der einfache Aufbau, die chronologosche Reihung, der Verzicht auf nervige Weiterklickerei und affige Teaser. Schnelle, umfassende Information, gut aufbereitet und im Kontext dargestellt. Das perfekte Mittel für den schnellen Ãœberblick, wenn man nicht alle zehn Minuten das Wall Street Journal, Bloomberg und FT.com durchsuchen will. Ich sage ganz offen: Ich bin von diesem Ansatz wirklich positiv überrascht und würde mir mehr davon wünschen.

Aber, und nun wird es traurig, die FTD bleibt an dieser Stelle stehen. Vollkommen unbegreiflich, wieso sie so einen tollen Landeplatz hat und weiter nichts daraus macht. Sechs Dinge sind mir besonders negativ aufgefallen:

– Keine Permalinks zu den einzelnen Themen. Nachdem die amerikanischen Texte, auf denen das FTD-Blog basiert, für Deutsche nicht immer leicht zu verstehen sind, wäre es schön, wenn ich darauf verlinken könnte, um eine für meine Leser angemessene Information zu zitieren. Geht aber nicht.

– Keine Themen oder Schlagworte. Will man alles zu einem bestimmten Komplex finden, etwa Lehman Brothers, muss man sich mühsam durchscrollen.

– Keine Suchfunktion. Die Nachrichtenlage ist so schnell und wechselhaft, und dadurch wird es sehr unübersichtlich. Eine Suche könnte wirklich helfen, aus diesem Malstroem spezifische Informationen rauszupicken.

– Keine Links nach drinnen. Viele Themen werden nachher auf der Website nochmal ausfühlich behandelt. Aber sie sind im Ticker nicht verlinkt. Auch hier muss man sich, wenn man etwas Wichtiges im Ticker gelesen hat, den Krempel mühsam selbst zusammensuchen und hoffen, es schnell zu finden. Ich mein, ein banaler Link, das kann doch nicht so schwer sein.

– Keine Links nach draussen. Ich verlange nicht, dass die FTD Bigpicture zitiert, aber beim befreundeten Blog Alphaville der FT gibt es teilweise komplette Transkripte von wichtigen Telefonkonferenzen, die Leser als Primärquellen interessieren könnten.

– Und das Schlimmste: Keine Kommentare. Der Ticker hat mittlerweile 438 Bewertungen, vollkommen zurecht, aber warum zum Teufel gibt man den Lesern gerade in dieser existenziellen Situation keine Möglichkeit, sich einzubringen?

Wir schreiben das Jahr 2008. Es ist toll, wenn man auch wie im Jahr 2008 publiziert. Aber dann sollte man bitte auch die Möglichkeiten von 2008 nutzen, und nicht eine Version online stellen, die man genauso auf eine Papyrusrolle des Jahres 8 n.u.Z hätte schreiben, abphotographieren und einfügen können.

15.9.2008 | 20:39 von DonAlphonso

Rassismus als blog- und medienübergreifendes Problem (editiert)

und zwar vom rechten Hassblogs über Zoomer.de und MC Winkel bis zur Tagesschau.

Edit: Zu diesem Beitrag gibt es inzwischen sowas wie eine Gaffergemeinde, die von der Zommer.de-Redakteurin Nadine Lantzsch und Malte Welding, einem Beschäftigten der Spreeblick Verlags KG/Adnation (früher Adical) über den Umweg des Blogs eines hier nicht zugelassenen belästigers vorbegeschickt werden. Man tut weder Spreeblick noch Zoomer Unrecht, wenn man auf eine gewisse Nähe verweist, und es ist auch ganz sinnvoll zu wissen, dass der unten erwähnte MC Winkel Mitglied des gleichen Verwertungsnetzwerkes wie Spreeblick-Autor Malte Welding ist. Zur Klarstellung: Ich habe da unten den Eintrag eines Bloggers editiert, der weniger hier als in Zusammenhang mit einem anderen Blog, das ich sehr schätze, als Stalker aufgetreten ist. Nachdem ich auch keine Lust habe, bei dieser Frage mit jemandem zu sprechen, der eine, sagen wir es mal höflich, ambivalente Sicht auf Sex mit Minderjährigen vertritt, und ohnehin davon ausgehen konnte, dass besagter Herr die Sache zum Anlass für einen überflüssigen Trollauftritt bekannter Bauart nutzt, habe ich dem hier schon länger bestehenden Hausverbot Nachdruck erteilt. Der Umstand, dass so einer einen Anonymisierungsdienst nutzt und eine falsche Email angibt, macht es dann auch eher leicht, solche Entscheidungen zu treffen, selbst wenn Leute wie Nadine Lantsch und Malte Welding sich danach an den weiteren Einlassungen dieser Person delektieren können. Man nehme es als nettes Beispiel, wie Blogs in Deutschland funktionieren, wenn nur ein wenig, gerne auch weit von sich gewiesenes Eigeninteresse mitspielt.

(Eigentlich wollte ich heute etwas anderes schreiben, aber ich denke, ich lasse dem Verursacher und seinen Hintermännern noch einen Tag Zeit, die Sache selbst zu regeln, bevor ich die Geschichte hier öffentlich mache.)

Manche sagen ja, ich wäre “Don Gnadenlos” und würde sofort losschreiben, wenn sich jemand eine Blösse bietet. Aber: Manchmal ist es nicht schlecht zu warten und zu schauen, ob es nicht ab und zu doch sowas wie Einsicht gibt. Eine Kontrolle, die Fehler ausbessert. Oder vielleicht sogar “Entschuldigung” sagt. Seit Freitag also warte ich und denke mir: Die können das so nicht stehen lassen. Da muss doch jemand was machen. Aber inzwischen ist Montag, es ist immer noch da, und deshalb machen wir es eben öffentlich.

Ich bin in den letzten Tagen ein paar Mal ziemlich verdutzt zurückgeblieben. Dass ein rechtes Hetzblog wie “Politically Incorrect” bei politisch nicht genehmen Personen die Hautfarbe im Stil von Neonazipropaganda thematisiert, ist schlimm, aber nicht anders zu erwarten. Dass sie keine Einsicht zeigen, gehört mit zu dem System dieses Blogs, das sich im Besitz der einzig richtigen politischen Agenda sieht. Da sitzen halt ein paar tausend Verbohrte und Verwirrte zusammen und bauen sich ein islamfeindliches und massiv rechtslastiges Weltbild zusammen.

Etwas subtiler, aber immer noch atemberaubend dumm sind die Ressentiments, die bei der ARD im Tagesschaublog zu finden sind, auf die Don Dahlmann hingewiesen hat. Da leitet der Reporter Michael Castritius aus den Spitzenleistungen eines Olympiasiegers eine genetische Auslese durch Sklaverei ab, und wühlt ganz tief in der Kiste des rassischen Darwinismus. Und die Tagesschau? Lässt es einfach stehen. Bis heute. Arroganz? Dummheit? Lust am Unterlaufen der journalistischen Mindeststandards? Kein Anstand?

Und dann haben wir noch das Berliner Trashportal Zoomer.de, das schon mal mit einem rassistischen Sager in seiner Betaversion aufgefallen ist. Zoomer.de-Redaktionsleiter Frank Syre wollte damals noch keinen Fehler eingestehen:

Aber was mich freut, ist, dass die www-Version offenbar nichts greifbares geliefert hat. So muss jetzt schon unser Sandkasten für Kritik herhalten.

Damals war aber auch noch nicht der sich selbstvermarktende Blogger “MC Winkel” an Bord, den man bei Zoomer vor ein paar Wochen als “Meinungsmacher” angeheuert hat. MC Winkel nun stellte hier (http://www.zoomer.de/news/meinung
smacher/mc-winkel/mir-doch-egal-wenn-die-
welt-untergeht/mc-winkel-zu-cern-u
nd-weltuntergang) einen Beitrag online, der sich mit den Sorgen eines Wissenschaftlers, das Kernforschungszentrum Cern könnte mit der Erzeugung schwarzer Löcher einen Weltuntergang auslösen, äh, sagen wir mal, beschäftigte. Ab 1:06 Minuten erklärt MC Winkel dann, was in seinen Augen ein schwarzes Loch sein könnte – eine Popsängerin:

Walter Wagner sagt also die ganze Welt wird in einem schwarzen Loch ähverschwinden und die Rede ist dabei nicht von Grace Jones.

Das steht seit dem 12.9., seit über 4 Tagen bei Zoomer so online, in den Kommentaren geht auch mancher auf diese Melange von Rassismus und Sexismus ein, und Zoomer tut nichts. Schaut da keiner nach, was Typen wie MC Winkel gegen Bezahlung treiben? Kommen da keinem Zweifel?

Ich weiss es nicht. In normalen Medien wäre das dann der letzte Beitrag von MC Winkel gewesen, aber bei Zoomer.de bin ich mir nicht so sicher. Die finden vielleicht wieder eine Ausrede. Wie vermutlich auch die Freunde und Geschäftspartner von MC Winkel in der Blogosphäre, die ich an dieser Stelle ersuchen möchte, vor dem Trollen in meinen Kommentaren vielleicht auch mal etwas nachzudenken. Denn das sind die Geschichten, die wirklich dafür sorgen, dass die Blogosphäre mitunter mehr als nur schel angeschaut wird. Selbst, wenn Medien für so etwas bezahlen.

14.9.2008 | 15:25 von DonAlphonso

Chrome, Google, die Börse und die Folgen

Vor zwei Wochen war der neue Browser Chrome von Google eines der grossen Themen in den Medien und auch in den Blogs. Teilweise als Gelegenheit zur Abrechnung unter gewissen Leuten in Berlin, die den Browser gegen Kritik verteidigten und dann irgendwie vergassen darauf hinzuweisen, dass auch der Bundesbeauftragte für Datenschutz das Programm auch nicht so locker sah. Ich sag´s mal so: Mein Ding wäre Chrome allein schon aus privaten Sicherheitsdingen nicht.

Allerdings gibt es auch Leute, die aus anderen Gründen absolut nicht euphorisch waren. Die Händler an der amerikanischen Nasdaq-Börse, an der Google gelistet ist, und die innerhalb dieses Jahres schon mal bei 747 Dollar pro Aktie zahlten. Nun müsste an der Börse so ein Browser, der der Webwerbefirma No. 1 beste Möglichkeiten bei der Werbeauslieferung an die Nutzer garantiert, angesichts des Geschäftsmodells ein gefundenes Fressen sein, und schon bei früheren Zukäufen und Entwicklungen wie Youtube oder Gmail brannte bei jedem dieser Schritte ein Kursfeuerwerk ab. Diesmal dagegen konnte sich Google nicht gegen die schlechte Lage des Marktes behaupten und stürzte in den Folgetagen nochmal um rund 10% auf extrem maue 420 Dollar ab. Übersetzt heisst das in etwa, dass die Börse im Moment auch beim Giganten Google wenig von den Zukunftsaussichten des Geschäftsmodells hält. Die alten Google-Phantasien scheinen weitgehend vorbei zu sein, auch wenn sich der Konzern anschickt, das Herzstück der Internetnutzung zu erobern.

Bei der Gelegenheit gibt es noch eine andere Meldung, die irgendwie gar nicht zum Bohei um Web2.0 passen will: Google hat am Freitag in Korea einen grossen Bloghoster namens Textcube erworben, um damit in den koreanischen Markt einzusteigen. Und das, ohne die bezahlte Summe zu veröffentlichen. Das alles scheint in der Krise keine Rolle mehr zu spielen. Die Fundamentaldaten der amerikanischen Wirtschaft sind einfach zu schlecht, als dass man das Geld in eine Werbeklitsche stecken wollte.

Womit es eigentlich an der Zeit wäre, sich von anderen fadenscheinigen Geschäftsversagensmodellen wie aus der neuökonomösen Psychiatrie abzusetzen. Mal abgesehen von den ÃœBertreibungen, zu denen die Börsen neigen: Startups und Webfirmen brauchen Geld als Investitionen und Geld, durch das sich diese Investitionen lohnen. Was die Investitionen angeht, seien es nun Kredite oder Beteiligungen angeht, schaut es aktuell nicht gut aus. Und was die Exit Optionen angeht, ist das Netz voller web2.0-Projekte, die sich gegenseitig das Wasser abgraben (Sportcommunities etwa), Wachstum ohne sichere Refinanzierung angehen und leistung verschenken (StudiVZ, werkenntwen), oder mit fragwürdiger Preisgestaltung auffallen (da gibt es so einen Schokoladenversender in Berlin, der das Wort “Gewerbeaufsicht” erst noch buchstabieren lernen muss). Probleme bei der Finanzierung, beim Geschäftsmodell und beim Exit vor dem Hintergrund einer globalen Finanzkrise: Das ist der Stoff, der Web2.0 in existenzielle Probleme stürzen wird. Wenn den Leuten das geld ausgeht und die Kreditkarte am Limit, bleiben zuerst irgendwelche Netzverschwendungen auf der Strecke. Yahoo steht übrigens aktuell bei 18 Dollar pro Aktie, und Springers Erwerbung Aufeminin bei 12,50 Euro – 35 hat Springer bei der Ãœbernahme der Mehrheit bezahlt.

(Eigentlich wollte ich heute etwas anderes schreiben, aber ich denke, ich lasse dem Verursacher und seinen Hintermännern noch einen Tag Zeit, die Sache selbst zu regeln, bevor ich die Geschichte hier öffentlich mache.)

12.9.2008 | 1:22 von DonAlphonso

Das Anwachsen der Kommentare

Man nagle mich bitte nicht auf konkrete Zahlen fest, aber früher, sagen wir mal vor drei Jahren, war es noch so: Da gab ein ein paar Dutzend Blogs, die damit rechnen konnten, jeden Tag ein, zwei Dutzend Kommentare zu bekommen. Es gab viele Blogs mit ein paar Kommentaren, Und sehr, sehr viele andere Blogs, in die sich so gut wie nie ein Kommentator verirrte.

Das Kommentaraufkommen meines Blogs Rebellen ohne Markt hat sich seitdem leicht nach oben entwickelt. Trotzdem ist die Zahl der Kommentare nicht mehr etwas Besonderes, und bei meinen Touren finde ich oft Blogs, von denen ich vorher noch nie etwas gehört hatte, die es teilweise erst seit ein paar Monaten gibt, und die auch auf eine ähnliche Debattenintensität kommen. Es hat mit der klassischen “Hierarchie” der allseits bekannten Blogs, in denen die Debatten stattfinden, nichts, zum Glück nichts zu tun.

Und da frage ich mich, ob die früher wirklich existierende deutsche Zurückhaltung in den Internetdebatten nicht langsam aufweicht zugunsten einer Bereitschaft, sich einfach mal auf solche Gespräche einzulassen. Und das nicht nur auf sogenannten “Hubs”, also zentralen Anlaufstellen, sondern da, wo es für den jeweiligen Kommentator spannend und interessant ist. Was eine tolle Sache wäre.

9.9.2008 | 13:16 von DonAlphonso

Twoday.net und die Werbung

Als wir das Blogs!-Buch geschrieben haben, gab es eine Ansage der Agentur Knallgrau, man betrachte seinen Bloghoster Twoday.net als eine Art Schaufenster und wolle sich nicht den Stress antun, dafür Werbung einzusammeln. Für die Nutzer hatte das den Vorteil, dass sie ein hübsches, werbefreies, gebührenloses und auch sicheres Blog hatten, was 2003/4 mitunter gar nicht so einfach zu bewerkstelligen war.

Danach hat sich Knallgrau in meinen Augen ein paar mal ordentlich im Bereich Blogbusiness verrannt. Und weil man nun eh schon dabei ist, hat man sich entschlossen, die von Google-Suchabfragen kommenden Besucher der Twoday-Blogs – und damit auch die Blogger mit kostenlosen Blogs – mit Werbung zu belästigen. Die dank der Auswahl nicht wirklich cool ist:

Bei aller Liebe
aber das kann nicht so bleiben! Wenn auf einem Literaturblog(!) für polnische H*ren geworben wird, die auf der Suche nach einer exklusiven Kundenbindung in Deutschland sind, hört alles Verständnis auf!

Ich glaube, nur die wenigsten finden Werbung toll. Werbung ist in meinen Augen eine unerfreuliche Nebenerscheinung unserer Gesellschaft wie Giftmüll, Lobbyisten, Abmahnanwalttum und Getreidezocker an der Börse. Nachdem es da draussen inzwischen massenhaft Bloghoster gibt, die nichts kosten und werbefrei sind, wird sich Twoday schon fragen lassen müssen, wo sie die Zukunft ihrer Community sehen wollen. Denn die guten Blogs, die man damit belästigt, tragen nun mal zum Ruf der Community bei, besser und anspruchsvoller als beispielsweise blog.de zu sein. Ich weiss nicht, ob es sich lohnt, Leute zu vergrätzen, für ein paar lumpige Euro, die das Geklicke fehlgeleiteter Googlebesucher einbringt. Wenn man Geld will, soll man es sagen, und wenn man sich verspekuliert hat und die Bedingungen ändert, sollte man gerade in den Blogs nicht ex cathedra Entscheidungen durchdrücken. Schon gar nicht bei so einem sensiblen Thema wie Werbung. Die, darauf möchte ich nochmal hinweisen, keiner mag.

9.9.2008 | 1:17 von DonAlphonso

Zoomer.de – zu blöd für Googlewerbung

Das Berliner Trashportal Zoomer.de, so eine Art kostengünstig erstellte Bild Online für junge Leute inklusive rassistisch angehauchter Sprüche im Testlauf, hat wenig zu lachen. Schlechte Klickraten, ein Versuch eines neuen Designs mit Hilfe der Community nach wenigen Monaten, dessen Umsetzung auf sich warten lässt, abgehalfterte Blogger und obskure Podcaster als Meinungsmacher, die andere wie eine inzwischen verstummte Z-Prominente einer Castingshow ersetzen – das alles wirkt nicht gerade professionell, auch wenn Zoomer.de-Mitarbeiter bei einer Medienlinkseite etwas anderes sagen dürfen, nachdem sie dort Werbung geschaltet haten.

Und als sei das alles noch nicht genug Debakel: Gerade kamen die neuen Zahlen für Onlinenutzung der IVW-Analyse heraus, und die Visits im August stellen einen neuen Negativrekord seit Beginn der Zählung dar. Von über 5 Millionen Visits mit Unterstützung durch eine grosse Kampagne bei StudiVZ ist man mittlerweile bei etwas über 4,3 Millionen angekommen – die allerdings mit dem auch bei vielen anderen Medien beliebten Zukauf von Traffic durch Anzeigen bei Google. Letztes Wochenende war es mal wieder so weit, und die Zoomer-Mama des Holtzbrinck-Konzerns zahlte – hoffentlich besser als die eigenen Mitarbeiter – für eine prominente Platzierung für die Beschreibung des Formel 1 Rennens in Belgien. Und Spanien. In Spa nahe Valecia, wo der grosse Preis von Europa zum zweiten Mal nach dem vorletzten Wochenende ausgetragen wurde. Zumindest ist es in etwa das, was Zoomer als Sportkompetenz bezahlt verbreitet hat:

Ich finde es ganz erstaunlich, für was deutsche Medienkonzerne im Internet Geld rausschmeissen. Sollten Firmen wie Holtzbrinck mittelfristig vor die Hunde gehen, dann liegt es ganz sicher nicht daran, dass sie aufgrund zu hoher, teurer Qualität Verlusten gemacht haben. Sondern massgeblich am Glauben, dass für Onlinenutzer und ihre Klicks auch die lausigste Qualität mit ein wenig Communitygedöns noch ausreichend ist.

7.9.2008 | 3:02 von DonAlphonso

Rückkopplung

Mir ist es jetzt zu blöd, die aktuelle Ursache dieses Beitrags zu verlinken. Einerseits ist das Thema durch, andererseits…

geht es auch abstrakt. Ich möchte hier eine Behauptung aufstellen: Wir haben in der deutschen Blogosphäre ein schweres Strukturpoblem mit zwei sich verstärkenden Ursachen – ein Knick in der Wahrnehmungsoptik und in der Ausrichtung der damit betrachteten Blogs.

Diese Rückkopplung funktioniert grog gesagt so: Öffentliche Aufmerksamkeit erregen Blogs, die einerseits in der Blogosphäre viel Aufmerksamkeit in Form von Links bekommen, was dazu führt, dass so etwas wie eine mediale Aussenwahrnehmung entsteht, die Bloggern trotz gegenteiliger Beteuerung extrem wichtig ist, wie man erleben kann, wenn irgendwer was über Blogger schreibt. Bezeichnenderweise schlägt jeder zusammengeschmierte Spiegelbeitrag eine Ausstellung über Blogs wie aktuell im Musuem für Kommunikation in Frankfurt um Längen, was hübsch bezeichnend für die Bewertung ist. Dass es so ist, wird verständlich, wenn man die Awareness der Medien als Verkaufsargument für Werbung nutzen muss.

Um aber erst mal in die vorderen Plätze zu kommen und sowas wie ein gern befragter Blogger zu werden, muss man dem Publikum huldigen. Neben Flamewars sind angesichts der tatsächlich verlinkenden Blogger gerade Internet/Bloggerthemen, Mitmachaktionen und “Hey guckt mal”-Geschichten aus dem Netz die sichere Karte. Man tut sicher keinem Unrecht, wenn man behauptet, dass ein seine Italienreise bloggender Heine unter den real existierenden Bloggern kaum verlinkte Beachtung finden würde. Also stüürzen sich alle, die vorne sein wollen, auf exakt diese Themen und fahren sie, um dabei zu bleiben. Medien filtern dann den oft verlinkten Trash raus und halten sich an die besseren Exemplare, denen eine gewisse Qualität zugesprochen wird, und sei es auch nur durch eine verkommene Preiszuschanzerei.

Diese Mechanismen der Selbstpromotion werden noch verstärkt durch das Fehlen öfffentlich wirksamer Blogs in Spezialbereichen. Es ist keine vollkommene Absenz, aber in vielen Bereichen würde ich mir zumindest bessere und schnellere Spezialblogs von Leuten wünschen, die Ahnung von dem haben, was sie schreiben. Ich bekomme ziemlich viele Anfragen nach dem Motto “Kennst Du einen tollen Blogger zum Thema XY”, und muss sehr oft passen. Ich glaube, dass es in den Medien sowas wie eine Sättigung, oder Langeweile, oder Angenervtheit gibt, was die nach Aufmerksamkeit gierenden, grösseren Blogs, ihre Marotten und ihr Divengehabe angeht. Zu viele von denen zehren von lange vergangenen Geschichten, sind “famous for being famous” und dennoch für normale Leser vollkommen unverständlich, sprich als Thema ungeeignet. Wollte man daran etwas ändern, müsste man es vielleicht mal mit einer Tabula Rasa probieren, und Bloggen ohne das Schielen auf Links und Bliggerrelevanz.