5.5.2008 | 18:04 von DonAlphonso

Ich kann mich auch täuschen.

Aber ich möchte fast hohe Summen wetten, dass in 5 Wochen keiner die Idee haben wird, zugunsten einer schlecht laufenden Marketing-WG eines internationalen Brauseherstellers eine schlecht besuchte Lesung mit Titeln wie “Prall wie der Ball”, “Eine Bloglesung langweilt 90 Minuten” “Schau ma moi dann les mas scho” oder “Chicks with Balls” zu veranstalten, anlässich der kommenden Europameiterschaften der Fussballer. Das hat einen einfachen Grund: Es wird – zumindest nach meinem Kenntnisstand – keine neuen Versuche geben, die nicht eben grandios gelaufenen Blogprojekte der WM vor zwei Jahren zu wiederholen, auch wenn manche beteiligte Agentur heute noch Nutzerzahlen ihrer Projekte mitteilt, die reichlich optimistisch wirken.

Ich hatte in den letzten Wochen das Vergnügen, mit einigen Leuten zu mailen oder zu sprechen, deren Firmen sich durchaus vorstellen könnten, etwas zu tun – unter anderem, weil ich demnächst selbst zu einer Sportveranstaltung fahre und darüber für eine Firmenzeitung offline berichte. Was ich aus diesen Gesprächen mitgenommen habe ist, dass es seit dem wilden, schlecht organisierten Rumgestöpsel vor zwei Jahren so etwas wie “Weiterdenken” gibt. Nicht bei den Bloggern, die auch diesmal wieder jede Aktion mit einem geldwerten Vorteil von mehr als 5 Euro mitmachen würden, sondern bei denjenigen, die Ziele erreichen und nicht Geld für amateurhaftes Gestotter ausgeben wollen. Das Ergebnis könnte man griffig so zusammenfassen:

Blogs gelten inzwischen als geeigneter Kommunikationskanal, aber Blogger nicht als geeignete Kommunikatoren.

Blogger gelten als langweilig, disziplinlos, egoman, draussen, ausserhalb ihrer Sphäre würde keiner verstehen, was die eigentlich tun. Man kennt das aus den Medien, es scheint – ob es nun so pauschal stimmt, oder nicht – auch andernorts angekommen zu sein. Mir als Autor kann das eigentlich nur recht sein, denn lieber schreibe ich einen sauberen Beitrag mit Abgabetermin, als dass ich mich während einer Veranstaltung als Blogger abhetze. Gleichzeitig finde ich es auch nicht schlimm, wenn man wegkommt von Aktionen, die auf maximale Schleimabsonderung möglichst vieler Koofmichs abzielt, und die Blogosphäre als selbstverstärkenden Aufmerksamkeitsmarkt begreift. Die Blogosphäre ist lediglich eine Aufsmaulhaumaschine, wenn man sich so blöd wie in der Vergangenheit anstellt.

Netterweise habe ich dann letzte Woche eine Ausschreibung erhalten, die einen ganz anderen Weg verfolgt: Da muss man sich bewerben, beim Objekt der Berichterstattung, das erheblich angenehm ist, verweilen, und schreibt dort auf einer Projektwebseite auf, was einem gefällt. Zudem soll man eine Art Erinnerungsbuch aus Andenken der Region zusammenstellen. Offensichtlich versucht hier eine Agentur, geeignete Leute zu finden und kreativ arbeiten zu lassen. Am Ende ist es immer noch PR, aber es geht dabei um die Gewinnung neuer Ansätze in der Aussendarstellung eines Produkts, das gerade nicht in eine Blogosphäre hinein verkauft werden soll, die es sich mutmasslich über weite Strecken ohnehin nicht wird leisten können. Es wäre nicht mein Ding, aber hier wird wenigstens versucht, mit individuellen Stärken von geeigneten Persönlichkeiten Geschichten zu erzählen, natürlich mit unsicherem Ausgang, aber wenn man schon PR mit eigenwilligen Bloggern machen will, muss man mit diesem Risiko leben.

Vielleicht werden wir zu EM ein paar besser durchdachte, selektive Ansätze unter Verwendung von Blogsoftware erleben – dann auch hoffentlich besser als die mannigfaltigen Spamblogs, die schon heute mit Google Adwords zugeklatscht abschreiben, was immer die Suchmaschinen vollmüllt.

4.5.2008 | 22:16 von DonAlphonso

Entlokalisierung mit Blogs (Twitterrant inside).

Es gibt einige Blogger, die mit Diensten wie Places, heute gern auch mit Twitter, hziemlich viele Menschen wissen lassen, wo sie gerade sind, und wohin sie sich begeben. Theoratisch lassen sie es damit jeden wissen, der über einen Internetanschluss verfügt. Und wenn ich dann die penibel dokumentierten Tagesabläufe lese, die eigentlich niemanden etwas angehen, bin ich versucht zu fragen, ob die nicht alle den A ob die angesichts des angeblichen sozialen Sogs nicht mehr zum Nachdemken kommen über das, was sie da eigentlich tun.

Ich frage mich das, weil ich vor ein paar Jahren bei einer Studie involviert war, die eine mobile Softare testen sollte, die Twitter – und hier besonders auch die kontinuierliche Lokalisierung der Freunde – vorausgeplant hat. Das Projekt wurde von einem kleinen Startup, einem Mobilfunkkonzern und einer grossen Agentur umgesetzt, und brachte für die kommerzielle Nutzung eher enttäuschende Resultate zutage. Die teilnehmer, jung, netzaffin, gebildet, Traumzielgruppe, hatten Angst vor derartigen Lokalisierungs- und Tätigkeitsfunktionen, und etwas, das ich als gesundes Bewusstsein für Privatsphäre bezeichnen würde.

Hatten wir damals nur die “falsche” Zielgruppe? Hat sich da etwas in den letzten fünf Jahren dramatisch verändert, oder liegt das vor allem daran, dass viele Nutzer solcher Dienste ohnehin durch Blogs, StudiVZ etc. kaum mehr Hemmungen haben, alles möglichst vielen möglichst oft mitzuteilen? Bei Twitter kommt noch eine gewisse “publish or perish”-haltung dazu; nur wer dauernd mitquasselt und alle möglichen Leute “updatet”, wird im Strom der Nichtigkeiten wahrgenommen.

Ich stelle mir diese Frage besonders nach dieser Woche, in der ich mich auf meinem Blog, was meinen Aufenthalt angeht, ziemlich durchgelogen habe. Ich war überall, wo ich gewesen zu sein behaupte, aber das Blog bildet über weite Strecken nicht den realen Ablauf ab. Ich mache inzwischen Bilder mit der Idee, sie irgendwann zu bringen, um meinen Aufenthalt woanders zu vertuschen, ich konstruiere einen Lebenslauf, weil ich den Eindruck habe, dass meine Realität all die Unbekannten im Internet nichts angeht. Manche Orte lasse ich aus, manche Tage werden Tage später nachgereicht. Würde man als Einbrecher mein Blog als Ortsbestimmung benutzen, hätte man gute Chance, in der scheinbar leeren Wohnung meine historische Stichwaffensammlung anders einzustecken, als es aus räuberischer Sicht angenehm wäre. Manchmal kommentiere ich von unterwgs, um eine Anwesenheit daheim vorzutäuschen, manchmal ignoriere ich Debatten, um zeitliche Freiräume zu schaffen. Manchmal schreibe ich einen Beitrag und poste ihn Tage später.

Weil es da draussen keinen was angeht, was ich wirklich tue. Weil ich absolut nicht einsehe, was mein reales Leben irgendjemanden, und seien es die besten Kommentatoren, angehen sollte. Das Blog ist ein Mittel zur Entlokalisierung, es erlaubt Reisen, wenn ich auf der Dachterasse bin, und bleibt daheim, wenn ich zu einer Auktion fahre. Es ist kein Seelenstrip, sondern eine Schutzschicht, ein Panzer, den ich niemals ablegen würde, angesichts all der Idioten, die sich im Netz rumtreiben. Gegen Schäuble sein und gleichzeitig 20 mal am Tag festhalten, was man gerade so tut, passt nicht zusammen. Es mag konservativ klingen, aber schon Blogs können einen während des Lernprozesses im Umgang mit der Internetöffentlichkeit ins Schleudern bringen. Ich will nicht ausschliessen, dass man sich ähnliche Kompetenzen auch bei anderen Diensten aneignen kann. Jeder muss die Grenzen für sich selbst definieren, aber ich fürchte, dass es beim dummen Gequassel der gelangweilten Zeittotschläger erheblich schwieriger ist, als in der komplexen Konstruktion einer Persönlichkeitskonstruktion im Blog.

30.4.2008 | 14:55 von DonAlphonso

Urheber, Nutzer und Grosszügigkeit

Meine allererste “bloggende” Betätigung Ende der 90er Jahre war eine Art Kolumne mit Links zum Thema Mp3 und den Folgen, die sich daraus ergeben. Seitdem ist ziemlich viel passiert, und die meisten Tauschbörsen, die auf meinem ersten Notebook noch installiert wurden, gibt es heute nicht mehr. Vieles von damals hat sich längst eingerenkt; Last.fm ist ein grosser Erfolg mit einer Idee, an der mp3.com juristisch ums Leben gebracht wurde. Internetradios sind Standard, es gibt Regelungen und einen Hörerkreis und keine sinnvolle Finanzierung – ich kenne aber noch einen Fall aus München, der seinen Launch als Netzradio Anno 2000 fälschen musste, um Probleme mit den Rechteinhabern der gespielten Musik zu umgehen. Auch beim Thema Youtube und andere Inahlteplattformen haben viele Rechteinhaber sowas wie einen Modus Vivendi gefunden. Gefühltes und tatsächliches Recht laufen nebeneinander her, und Rechteinhaber müssen abwägen, was mehr bringt: Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit für ihr Produkt, oder der Verlust durch den der Veröffentlichung zugrunde liegenden Klau.

Das Problem des Internets, das von den Inhalteerstellern gern als “die Kostenlosmentalität” erkannt wird, ist mir selbst schon zu kommerziell definiert. Es gibt im Internet Probleme bei der Preisfindung, weil es immer einen gibt, der es umsonst anbietet, Bilder, Photos, Texte, Musik, und nur wenige, die bezahlen, wenn es auch billiger geht. Die möglichen Antworten wären entweder eine Verknappung der Inhalte, was im Internet aber nie funktionieren wird, oder eine Reduktion der Inahltekosten auf Null (siehe StudiVZ und andere nutzergenerierte Inhalte unter fremder Verwaltung), oder bessere Angebote mit klaren Vorteilen für die Käufer, was in meinen Augen die beste Option ist.

Natürlich sieht das jeder anders. Im Prinzip fände ich allerdings fair, wenn sich in so einem Rahmen zwei Überzeugungen durchsetzen könnten, die gerade im Internet eine sinnvolle Alternative zu den bisherigen Kommerzmodellen darstellen könnten:

1. Ausschaltung von Zwischenhändlern und Profiteuren, die mit der Sache nichts zu tun haben. Gerade diese Vermarktungsmaschinerie ist es, die den Gegnern urheberrechtlicher Bestimmungen in die Hände spielt. Man beklaut nicht die Künstler, sondern das System, selbst wenn man den neuesten Blödhit zur eigenen Verdunmmung runterzieht. Eine Kultur der Grosszügigkeit auf Seiten der Macher von Kultur.

2. Im Gegenzug eine Kultur er Grosszügigkeit auf Seiten der Nutzer, die sich bewusst machen sollten, dass sie trotzdem zahlen. Wenn nicht an den Künstler, dann eben durch die Konsummaschine der Werbung, die an die Stelle der Bezahlung tritt, wenn Inhalteschaffende sonst kein Geld bekommen. Die nicht funktionierende Kommerzialisierung der Blogosphäre ist dafür ein prima Beispiel: Zuerst boten bekannte Blogs wie Spreeblick oder das Bildblog Abos und Spenden an, seit einem Jahr, nachdem die nötigen Ziele nicht erreicht wurden, wird es eben mit Werbung versucht.

Da geht es dann eher um kluge Lösungen, statt um starre Normen. Natürlich wird kaum einer für einen Beitrag irgendwo im Netz Paypal aktivieren, aber vielleicht finden sich irgendwann Gruppen von Rechteinhabern und bieten Unterstützung der gesamten Gruppe an. Vielleicht entwickelt jemand mal eine Art Währung, bei der man einmal einen grösseren Beitrag einzahlt und dann mit einem Punktesystem mit einem Klick das belohnt, was einem gefällt. Von mir aus auch gesponsort von jemanden, der nochmal die gleiche Summe draufgibt. Ich denke, das Kernproblem ist die fehlende Möglichkeit, Leistungen dort zu entlohnen, wo sie getätigt werden, mit meiner Entscheidung das voranbringen, was für mich wichtig ist. Ein schlankes System, am besten nutzergestaltet wie die Wikipedia, das Leute anspricht, die zu geben bereit sind. Sowas wie ein fairer Deal für die, die davon leben wollen.

Die Horder derer, die ohnehin nur auf gratis aus sind und 246 GB Gratisporno auf der Platte haben, und die Kochbuchabmahner wird man so oder so nicht erreichen.

29.4.2008 | 11:39 von DonAlphonso

Angeblich gab es ein Blog von Matthias Politycki

Ich behaupte von mir, dass ich nicht ganz ahnungslos bin, was die Komplexe “Buch und Blog” sowie “Blog und Produktinformation” angeht. Und ich dachte auch, dass mir, wenn beide Dinge zusammenkommen, nicht viel entgeht. Ich glaube nämlich, dass das Begleiten des Schreibprozesses mit einem Blog einer der wenigen erfolgversprechenden Ansätze für kommerzielles Bloggen ist. Mit einem Blog kann man Texte ausprobieren, Leser anziehen und auf dem Laufenden halten, das eigene Tun prüfen und zeigen, dass man kurzweilig und rund schreiben kann. Das Blog als Werbemassnahme, die dem Leser einen echten Nutzen bringt.

Insofern hat es mich überascht, heute in der Süddeutschen ein Interview mit dem bekannten Schriftsteller Matthias Politycki zu lesen, der seine Erfahrungen als Bordschreiber auf einem Kreuzfahrtschiff als Buch veröffentlicht hat. Dort findet sich dann auch folgende Frage und Antwort (http://www.sueddeutsche.de/,tt7m1/reise/artikel/858/171356/):

sueddeutsche.de: Es gab doch auch Internetzugang an Bord – Sie haben von dort aus ein tägliches Blog in die Welt geliefert. Wie haben die Mitreisenden auf dem Schiff darauf reagiert?

Politycki: Die Passagiere sind meist in einem Alter, wo man sich nicht mehr so sehr ums Virtuelle kümmert. Und die Mannschaften laden in der Regel nur schnell ihre Mails herunter, Surfen kommt an Bord ja ziemlich teuer. Die Offiziere hingegen haben meine Einträge sehr genau verfolgt, und es gab darunter durchaus welche, denen das alles nicht passte, schon allein die Existenz eines Schriftstellers an Bord. Andererseits: Von Deutschland aus hat man sehr genau verfolgt, was da täglich neu hochgeladen wurde, sozusagen ein bebilderter Fortsetzungsroman, es waren immer an die 1000 User auf meiner Seite.

Unabhängig davon, ob man der Aussage von den 1000 Lesern Glauben schenken will – ich habe mich auf die Suche gemacht, ob dieses Blog irgendwo Spuren hinterlassen hat. Berichte. Links. Andere Blogbeiträge. Ob es sowas wie eine Vernetzung zwischen diesem Blog und anderen Blogs gab.

Ergebnis: Fast nichts. Das Blog selbst finde ich weder auf der Seite, noch bei dem Reeder, der die Reise bezahlt hat. Auf der Website des Autors ist eine Leseprobe des Buches, das ist alles.

Ich kenne das Blog nicht, ich weiss nicht, wie es war, aber für mich sieht es so aus, als wären hier viele Möglichkeiten einfach verschenkt worden. Es ist mutmasslich weg, man kann sich nicht mehr reinlesen, es hat aber während seiner Entstehungszeit auch nicht für erkennbare Aufmerksamkeit gesorgt. Ich weiss auch nicht, wie es letztendlich geht, so ein litararisches Blog, das die Leser bindet, aber es ausknipsen ist auch keine Lösung. Irgendwie enttäuschend, wenn gute Ansätze und Ideen so verpuffen, weil es letztlich bedeutet, dass Verlage sich doch wieder hinter ihren klassischen Methoden – PR, Medienberichte, zu Raab und Kerner in die Sendung, maximaler Hype beim Verkauf – verlassen. Statt vorher das Netz zu nutzen, mit denen, die sich dafür interessieren, einen Dialog aufzunehmen.

28.4.2008 | 12:08 von DonAlphonso

Web2.0 – Sie werden es nie begreifen

Also, da gibt es ein Berliner Startup. Dieser Laden hat viel mit sensiblen Daten der Nutzer und dort Beurteilten zu tun. Trotzdem haben sie als “Datenschutzbeauftragten” nur einen windigen Kaufjuristen, der bei zig anderen Webseiten auch nur die minimalen rechtlichen Forderungen erfüllt. Nebenbei hat diese Plattform auch einigen juristischen Ärger. Ein Landesdatenschautzbeauftragter ist nun zum Entschluss gelangt, diesen Leuten ein nicht gerade unerhebliches Ordnungsgeld aufzubrummen.

Ich weiss nicht, ob das gerechtfertigt ist, aber dann passiert Folgendes: Ein Gründer kratzt meine Emailadresse aus dem Impressum der Blogbar, obwohl dort die Verwendung der Email expressis verbis ausgeschlossen ist, klatscht die volle Pressemitteilung des Unternehmens in Wort und pdf drunter und teilt mir flockig bis leger, man könnte auch sagen dreist, seinen Wunsch auf genehme Berichterstattung mit:

anbei eine Pressemitteilung von Xxxxx.xx. Wir würden uns
sehr freuen wenn du in Blogbar drüber schreiben könntest. Für Fragen stehen wir gern zur Verfügung.

Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen

Ganz offen. Es überrascht mich nicht, wenn solche Leute Probleme mit dem Datenschutz haben. Und ich wäre dankbar, wenn sie der Versuchung widerstehen könnten, hier darunter zu kommentieren. Hier wird nicht nur der Datenschutz und die unabhängige Berichterstattung ernst genommen, sondern auch das Werbeverbot.

25.4.2008 | 0:52 von DonAlphonso

Wieviel zahlt VM-People an Blogger?

VM People, eine angebliche Viralagentur aus Berlin, hat mit der Blogbar schon ein paar schlechte Erfahrungen gemacht. Und auch heute wird kein schöner Tag.

Dabei hat es so gut angefangen: Dutzende Blogger erhielten mit der Post ein Päckchen mit einem Rasierer, einem Handy und einer Zahnbürste. Schrieben darüber und verlnkten sich, als ginge es um die Europameisterschaft im Googlespammen. Ein toller Erfolg, nachdem VM-People in der Vergangenheit ein wenig mit der Abnutzung seiner Versuche zu kämpfen hatte; die letzten beiden Kampagnen für ein Buch und einen Softwarekonzern fanden in den Blogs kaum Beachtung. Als dann noch eine angebliche Detektei Goldman auftaucht, die irgendwas mit Personenkennung zu tun hat, nimmt das Spiel seinen Lauf (auch wenn selbsternannte Blogberater auf sowas reinfallen (http://klauseck.typep ad.com/prblogger/2008 /04/goldman-detecti.html)).

Und dann passiert das hier – offensichtlich hat VM-People, oder in meinen Augen wahrscheinlicher, der Kunde, ein Problem mit der Geheimhaltung: Sowohl der Agenturname als auch der Name des Kunden, den die Mitspieler entdecken solllen, werden publik. Es geht um das angeblich mit 6 Millionen finanzierte Netzwerkprojekt Onsari, das demnächst eine Aktion namens das blaue Wunder starten will und jenseits der Startup-Jubelpresse kritisch aufgenommen wurde. Und den Leuten hinter Onsari kann man durchaus einiges zutrauen.

Was ich aber interessanter finde als die Frage, ob Onsari VM-People, wenn es denn so sein sollte, bezahlen kann, ist die Frage nach den Umständen der Beteiligung der Blogger, die zur Auflösung nötig sind. Da sind nämlich sechs Personen genannt, von denen man nicht sicher ausgehen konnte, dass sie den Erhalt der Päckchen posten würde – es sei denn, es ist abgesprochen, oder gar finanziell vergütet worden. Tatsächlich ist die Erfolgsquote 100 Prozent, während sie unter normalen Begünstigten weitaus geringer ist. Werfen wir doch mal einen Blick auf die genannten Personen.

Da haben wir etwa den hier, der bei seinem Posting gleich noch zwei andere nennt – zuuuufällig zwei Personen, die man für die Lösung braucht (http://thomas.lip pert.it/v4/2008/komische-po stsendung-die-zweite/). Eine davon, die viel für Trigami schreibt, massenhaft Linkaktionen mitmacht und hier an der Blogbar wegen spamöser Beiträge rausgeflogen ist, hat auch einen guten Schnitt beim Verlinken von Bloggern für die Lösung (http://www.prinz zess.biz/2008/04/22/reise set-gewonnen-wobei/) und schiebt noch einen dritten nach (http://www.prinzzess. biz/2008/04/24/ mysterises-pckleder -auflsung-nahe/). Dann ist da noch ein “Veteran” einer früheren Aktion von VM-People (http://www.alexander-steir eif.com/2008/04/22/zahnbrste-rasie rer-und-ein-handy/) sowie die “Marke” MC Winkel, der massenweise Kommentare bei diversen Blog hinterlässt, dass er Päckchen Nummer 97 erhalten hat (http://www.alexander-stei reif.com/2008/04/22/zahnbrste-ras ierer-und-ein-handy/#comment-360), und auch noch ein Filmchen dazu dreht (http://www.whu dat.de/?p=1236), als wäre es eine der diversen anderen Marketingaktionen von der iPod-Verlosung über einen Gamecontainer bishin zu einem Ebay-Bloggercontest. Zufälle?

Ich glaube gern an Zufälle. Ich glaube, dass ein Fan der Vorgängeraktion nach kleinen Geschenken (http://merzmensch.blo gspot.com/2008/04/foun d-lost-ring.html) auch diesmal wieder hilft, das Geschehen des Spiels aus Faszinantion heraus zu dokumentieren (http://merzmensch.blogsp ot.com/2008/04/goldman-detective s-liste-der-blogger.html). Aber ich glaube nicht daran, dass man, wie im Fax angedeutet, im Notfall reichweitenstarke Blogs als Publikationsbasis nutzt, ohne mit den Bloggern zu kooperieren.

Und jetzt wüsste ich einfach gerne, was sowas wohl kosten würde. Ich glaube nämlich auch, dass es in Deutschland solche Blogger gibt, die es nicht für lau tun. Also, “Marke” MC Winkel. Erzählen Sie mal, wie Sie die ganze Sache so sehen. Sie waren doch auch in Karlsruhe beim ZKM so freizügig, als es um ihre geschäftlichen Erfolge ging.

23.4.2008 | 22:11 von DonAlphonso

Suboptimaler Versuch

Im Vollzitat, nur die Hervorhebung ist von mir:

hiermit möchte ich noch Interessenten für einen neuen mac Blog suchen.
Ich selber bin noch relativ neu in der mac “Szene” und suche daher noch verschiedene Kontakte, die erfahren oder auch noch Neulinge im mac Bereich sind.

Der Blog soll sich rund um News, Informationen, Erfahrungen und einiges mehr rund um den mac drehen.
Daher werden bis zu 5 Autoren gesucht, die mindestens 2-3 Artikel in der Woche schreiben, damit der Blog aktuell ist und dadurch Stamm Leser gewonnen werden.

Interessenten können mir daher ihr Fachgebiet nennen, indem sie gerne arbeiten möchten, so dass der Redakteur dort großen und eigenen Spielraum hat.

Dabei ist es sehr wichtig, dass der jenige die Deutsche Sprache in Wort und Schrift gut bis sehr gut beherscht. Englisch Kenntnisse wären dabei von Vorteil.

Da der Blog noch nicht online ist, kann das “Publikum” auch noch nix sehen, aber gerne bin ich bereit, neue Ideen hinein zu stecken, welche dann mit den Interessierten besprochen werden.

Zum Start wird es keine Vergütung geben, sollte der Blog nach einiger Zeit gut laufen, wird seriöse und diskrete Werbung eingebaut, welche dann im Team geteilt wird.
Je nachdem wie der Blog läuft könnten am Ende gute Summen zusammen kommen.

Wenn sich jetzt jemand angesprochen fühlt und mit im Team arbeiten möchte, so kann der jenige mich unter folgenden Daten erreichen.

Ob der Aktiv Wort Schatz mehr als 500 Worte umfassen soll, wurde aller Dings nix mit geteilt

22.4.2008 | 16:25 von DonAlphonso

Twitter bis Januar 2009

Mai 2008: RTL IV News bringt einen euphorischen Beitrag über Twitter, was die deutschen Nutzerzahlen expldieren lässt. Plötzlich greifen 100.000e Teenager zum Handy und beweisen, dass sie es auch nicht schlechter können als die Elite.

Die Elite dagegen versucht sich mit den ersten Twitter-Follower-Parties abzusetzen. Das Internetmagazin Schniedel Onschleim wird zu einer Party eingeladen und berichtet, dass junge Berliner Hipster heute ohne Twitter überhaupt nicht mehr ausgehen können.

Juni 2008: Der mit Schniedel Onschleim kooperierende Zukunftsforscher Malade Murx schreibt ein Buch über die Twiteneration, die hier und sofort alles über jeden wissen will. Darin sieht er für Unternehmen die ideale Chance, sich über sas “mobile Soziokonsumbehäviour” P2P-mässig zu comitten. Von da an vergeht keine Woche, in der nicht führende Onlinemedien neue Studien erhalten und publizieren, dass ohne genau Kenntnis des “mobile Soziokonsumbehäviour” gar nichts mehr geht.

Die ehemaligen Profiblogger Paus Dreck und Olli Vergessner haben den Eindruck, dass man ihnen nach Blogs und Second Life und Social Software schon wieder ein Thema wegnimmt, das sie schon vor drei anderen bei Techcrunch entdeckt haben und bieten Serviceleistungen für Firmen an, in Zukunft ihre PR instant auch zu twittern.

Juli 2008: Bullenhitze über Europa, zum Bloggen kommt kaum einer mehr. Statt dessen wird jetzt getwittert, steht in allen Gazetten. Die Münchner Abendscheissung fälscht sogar einen Polizeibericht und behauptet, Hitzschlagopfer Gerda P. habe mit Twitter auf ihre Lage hinweisen können und sei dann über ihre Follower gerettet worden.

Ein Berliner ebay-Händler namens Twädical bietet die Followerschaft von 10 der 100 beliebtesten deutschen Twitterer im Abo an, für 100 Euro im Monat. Bei Fabel1 läuft ein Beitrag über ihn, in dem er erklärt, dass nicht nur er, sondern auch Studien behaupten, dass es das grosse kommende Thema sei, er alle Beteilgten reich machen wolle, und wer das nicht glaube, möge doch ein Praktikum bei den nordkoreanischen Staatstwitterern machne.

August 2008: Twitter hat zwar noch immer kein Geschäftsmodell, verkündet aber, dass sie mit Yaboom, Gurgl und Microschuft über eine Übernahme verhandeln. Ansonsten würden sie eben selbst das Geschäftsmodell des Jahres aufziehen. 2008 ist der Umsatz noch bei 7 Millionen, 2009 soll er schon bei 53 Millionen sein, 2010 dann bei 369 Millionen. Der Mediendienstbetreiber Pleiter Zuricht hält das für konservative Schätzungen, nachdem Twitter bei ihm Werbung schaltet.

In Berlin geht der grosse Klau um. Als wüssten sie, wenn junge Internetdienstleister gerade unterwegs sind, steigen Diebe in Keller, Hinterhaustoiletten und andere Wohnungen ein und klauen, was von den Besitzern selbst bei Karstadt organisiert wurde. Einen Zusammenhang mit Twitter will keiner sehen.

September 2008: Bei der Spielshow “Betten Nass” gewinnt Hader L. Ump aus Bottrop die Saalwette, weil er zurecht behauptet, innerhalb von 10 anzüglichen Twits 100 weibliche Follower dazu zu bringen, auszügliche Bilder zu posten.

Die Medienkonzerne Boltzschtinck und Mudda geben bekannt, dass sie ihre Printprodukte zugunsten von Twitterstreams zurückfahren werden.

Oli Vergessner entwickelt den Dauerwerbetwit, in dem er nur über Dinge schreibt, für die er bezahlt wird, Paus Dreck gibt Brokern Ratschläge, wann der Twitterbörsengang kommt und warum es besser als Google ist, diverse Agenturen versuchen sich in Rollenspielen, bei denen die Mitspieler mit Twitter geführt werden, und nur einer ertrinkt dabei in der Spree. Twädical steigt jetzt voll in die Vermarktung ein und verlangt 10 Euro pro Kontakt zu einem Follower, weil das die besten Fans sind, die es im Web 2.0 gibt.

Oktober 2008: “Die neue Realität Twitter” titelt das Nachrichtenmagazin Schniedel, um mitzuteilen, dass der Autor des Beitrags ein tolles Buch zum Thema geschrieben hat, wahlweise auch als Twitterstream zu beziehen, für nur 1,999 pro 140 Zeichen.

Twitter kündigt nach dem Scheitern der Verhandlungen – Google wollte nur 3 Milliarden zahlen – den Börsengang für November an.

Die Zeitung New Bonk Rhymes erfährt über einen unvorsichtigen Twitterer in der Vostandsetage der Idigroup, dass dort 50 Milliarden Abschreibungen verheimlicht werden. Die Media Days Munich setzt daraufhin ein Podium an, auf dem Twitter als neue Recherchebasis und Zukunft des Journalismus vorgestellt wird.

November 2008: Der gefeierte deutsche Twitterer Twädical bekommt Ärger – und eine Abmahnung. Sein Posting “Wo bleibt meine Dosis Ritalin” sei eindeutig von Hunter S. Thompson geklaut. Schnell wird klar, dass Tausende Postings von Twädical auch bei tausenden anderen Schreibern vorkommen.

PAUSENHOF-PORNO lautet die Überschrift eines Beitrags einer grossen Gossenzeitung, die hunderte eindeutiger Aussagen und Sexanbahnungen Minderjähriger sammelt, und durch Daten und Bilder der Community Schülerstalky angereichert, dem geneigten Wichsbildfreund präsentiert. Twitter wird an den deutschen Grundschulen verboten, damit fallen 80% der Nutzer weg.

Technorati verzeichnet ein erneutes Anwachsen der Blogosphäre: Das, was man 2010 als Twitterdelle bezeichnet, ist offensichtlich vorbei, manche entdecken für sich wieder die Freuden des langen Satzes – und die Sicherheit, dass nicht jedes Arschloch sie virtuell auf das Klo begleiten kann.

Dezember 2008: Twitter verkündet, für den Börsengang ein besseres Marktumfeld abwarten zu wollen.

“Langweilig” wird zum meistgebrauchten Wort bei Twitter, gefolgt von “Tschüss”, und erst auf Platz 1357 kommt “Frohe Weihnacht!”

Januar 2009: Des berühmten deutschen Vorreiter Twädicals Buch “Faulenzen und reich werden mit Twitter und Ritalin” erscheint und wird innerhalb von 7 Tagen zum Ramsch durchgereicht.

“Porno und Kommerz – wie Twitter abstürzt” heisst ein Beitrag in den hinteren Seiten des Magazins Schniedel. 4363 deutsche Zeitungen schreiben das mehr oder weniger ab.

Paus Dreck und Olli Vergessner treffen sich am Rande eines Business Breakfast in Rostock und überlegen, was das nächste grosse Ding wird.

Twitter wird für einen ungenannten Betrag an Microschuft verkauft.

Der deutsche Blogvermarkter ähtikl meldet sich mit neuen Tarifen für Frühbucher zurück.