26.3.2008 | 19:57 von DonAlphonso

Aller Gleichheit und des Leggewies Ende

Was ich am Bloggen mag, ist der Umstand, dass alle wieder von vorne anfangen müssen. Wer ein Blog aufmacht, muss in aller Regel die gleiche Arbeit vollbringen, Leser ansprechen, unterhalten und auf ihre Kommentare antworten. Die Relevanzkriterien der Medien und der Gesellschaft spielen dagegen keine besondere Rolle, Politikchargen labern hässlich und weitab von den Besucherströmen ihre peinlichen Podcasts, Stargäste versauern einsam auf “Freundin”-Blogs und irgendwo beim Trash der Privatsender und Zoomer gibt es irgendwelche D-Promis, die vor der Dschungelshow auch nochmal irgendwas mit dem netz versuchen – und der ganze Müll juckt keine alte Sau.

Das ist grossartig!

Besonders phett ist es natürlich, wenn es nicht nur die Analphabetenriege erwischt, sondern auch Leute keinen Fuss auf den Boden bekommen, die in ihrem Selbstbild ganz andere Vorstellungen von ihrem Können haben. man erinnert sich vielleicht noch an die wütenden Episteln des gescheiterten Blogger Bernd Graff, seines Zeichens stellvertretender Chefredakteur von Süddeutsche.de, oder das sporadische Geschreibsel des ehemaligen Wirtschaftswoche-Chefs Stefan Baron. Vor Verlagen und deren Managern zu Meinungsführern ernannt, blieben sie hier draussen fast bemitleidenswerte Randfiguren eines Systems, das sie nicht verstanden und schon gar nicht beherrschten.

Was eigentlich das Ziel elitärer Blogger, oder dem Diskurs der bloggenden Elite sein sollte. Sagte Klaus Leggewie vor ein paar Jahren auf einer Tagung in Karlsruhe, und drückte damitb aus, was er als Wissenschaftler unter Elite versteht: Einen Menge Arroganz gegenüber einer Entwicklung, die eigentlich nicht darauf wartet, bis sie von den Leggewies dieser Welt gekapert und dominiert wird, auch wenn Kongressveranstalter, Journalisten und Gesprächsrundenorganisatoren, die gern auf doch etwas grösseren Namen Leggewie zurückgreifen, ander sehen.

Ein paar Jahre sind dann ins Land gegangen, bis mit derwesten.de das neue Onlineportal der WAZ-Gruppe Leggewie die Gelegenheit gab, zu zeigen, was er kann. Mit einigem Vorsprung, schliesslich hatte der Westen von Beginn an mehr Leserschaft, als sich ein normaler Blogger erschreiben kann. Und eine Redaktion, die sich mit dem Bloggen auskennt.

Leggewie schrieb genau einen einzigen, langweiligen Beitrag.

Und nur ein paar untätige Monate später wurde nun sein Blog aus der Übersichtsseite der WAZ-Blogs entfernt.

Da geht er hin, der Elitendiskurs der bekannten Persönlichkeit mit Reputation, mit kostenlosem Blog, Redaktion und Medienkonzern im Hintergrund.

Wir alle müssen wieder ganz von vorne anfangen. Neues Spiel, neues Blog, neues Glück, und keine Chance für Leute, die glauben, sie müssten hier einfach mal was schreiben, und dann könnten sie hier sagen, was geht, mit ihren Eliten und Diskursen.

Das finde ich grossartig.

26.3.2008 | 9:08 von DonAlphonso

MySpace macht auf MySpam

Communities sind atemberaubend dumm.

schrieb ich hier, und es dauerte keine 24 Stunden bis zum Nachweis, dass die mangelnde Intelligenz kein Alleinstellungsmerkmal der Nutzer ist. Vielmehr war man bei Myspace Europe, einem Teil des rechtsreaktionären Medienkonglomerats “Fox” in Besitz von Rupert Murdoch, so freundlich, das eigene, kaputte verhältnis zur Realität unter Beweis zu stellen.

Da verwendete der Director Business Development Europe von Fox Interactive Media / MySpace.com für das Rauspusten einer brandneuen, belanglosen Clickdeppenfunktion, auch die mailadresse von Dirk Olbertz, der wegen einer ganz anderen, auch nicht gerade schönen Sache nachgehakt hatte. Und das mit derr schönen Begündung:

“Sie haben Ihre Emailadresse auf Ihrer Seite angegeben”

Vielleicht sollte man diesen Leuten mal nachhaltig unter Ausnützung rechtlicher Mittel verdeutlichen, dass einen die Emailadresse im Impressum weder zu ihrem Medienpartner, noch zum Gästebuchersatz macht, das vollzuschmieren bekanntlich die einzige wahrnehmbare geistige Leistung der Communitymitglieder ist. Bloggen und PR geht anders.

25.3.2008 | 15:42 von DonAlphonso

Die zukünftige Bedeutung von Blogs

Man könnte meinen, dass nach einer Zeit des Überschwangs bis etwa 2006 die Phase der Ernüchterung beim Thema Bloggen in Deutschland einsetzte. Blogger, nachgerade auch einige bekannte Persönlichkeiten, haben eine Reihe von Flops in die Welt gesetzt, die huier nur mal angedeutet werden sollen: Der Focus Börsen-Koch, die Süddeutsche Zeitung mit ihren Bloggern, Holtzbrincks Germanblogs der Spreeblick-Verlag, fade Projektblogs für BMW, Wii und Opel, die Killerbrause-WG zur Fussball-WM, die schlechten Nutzerzahlen der von (ex-)Bloggern verantworteten Zeitungswebseiten von derwesten.de und tagesspiegel.de, Bloggercontest ohne Abschluss, Gefälligkeitsinterviews, und überall eine absurde Neigung, Userzahlen bar jeder Nachprüfbarkeit in die Welt zu setzen. Man sollte sich keine Illusionen machen: Sobald Blogger versucht haben, irgendwas “daraus” zu machen, sind sie von der Realität im Journalismus, in Werbung, PR und Marketing böse, ganz böse abgewatscht worden. Und sobals Medien Versucht haben, was in sachen Journalismus, PR, Marketing und Werbung in den Blogs zu machen, erging es ihnen kein Jota besser.

Dazu kommt aktuell noch der Niedergang oder bestenfalls die Stagnation der Userzahlen bei den bekannteren Blogs. Hand aufs Herz: Die Zeiten des Wachstums sind definitiv vorbei, und die Stärke der sogenannten A-Blogger ist vor allem die Schwäche der anderen, sich in dem von persönlichen Beziehungen, Geklüngel, wirtschaftlichen Interessen und gegenseitigen Handwaschungen geprägten Umfeld zu positionieren und Gehör zu finden.

Aber: Inzwischen ist es erstaunlich, wie schnell Informationen und Diskussionen aus Blogs grössere Aufmerksamkeit erreichen. Gerade Internetmedien haben ein Auge auf dem, was hier draussen passiert, und greifen die Themen nach kurzer Zeit auf, wenn sie von allgemeinem Interesse sind, siehe etwa den Fall von Be.Berlin. Die Reaktionen kamen bei früheren Fällen weitaus zäher und langsamer.

Dass es so läuft, dass es Bestand hat, verdanken Blogs meines Erachtens der systemommanenten Schwäche des grossen Hypethemas der Jahre ihrer Stagnation: Communities, die zwar wachsen, aber sich nicht relevant äussern können. Es ist unmöglich zu sagen, wo die meinungsbildende Relevanz von StudiVZ sein soll: es gibt sie einfach nicht, von der Verblödung derer, die dem Laden ihre Daten anvertrauen mal abgesehen. Im Vergleich zum gallertartigen Infoschleim, die Communities von aussen darstellen, ist die zersplitterte Blogosphäre geradezu ein Paradebeispiel für Klarheit und Strukturierung. Communities sind etwas, aber in aller Regel tun sie nichts. Millionen sind bei StudiVZ, und sie haben absolut nichts, null, nada, selbst bewegt. Anders gesagt: Communities sind atemberaubend dumm. Und das rächt sich gerade. Denn jetzt ist es an diesen Zusammenrottungen, an Attraktivität zu verlieren. Auch hier sind die Zeiten des Wachstums vorbei, die Mitglieder beginnen, sich gegen die Zugriffe der Gemeinschaft abzuschotten, verlieren das Interesse, finden neue Spielzeuge. Etwas ähnliches hört man momentan auch von sog. “Social-Commerce”-Angeboten, die auch ihren Zenith erreicht haben.

Bloggen wirkt schnell und hastig, ist aber, wenn man es ernsthaft betreibt, eine sehr, sehr langfristige Sache. Meines Erachtens mangelt es an der Ausschöpfung der Potenziale, aber das hat Zeit. Bloggen hat Zeit, man kann das nicht oft genug sagen. Manche Blogs werden verschwinden und andere aufsteigen, der Wille, sie zu schreiben und der Wunsch, sie zu lesen, ist da, auch wenn es heute nicht mehr allzu exotisch ist, seine Gedanken in das Netz zu setzen. Fehlschläge wie die oben sind nicht wirklich schön anzusehen, aber mutmasslich sind sie weitgehend irrelevant für den weiteren Fortgang der Geschichte. Blogs sind, wie sie sind, nicht unbedingt besser, aber zäher als vieles, was es an Schlechterem im Internet gibt. Es ist die Niveaulosigkeit des Netzes von Youporn bis SPOrN, die weite Räume für andere Geschichten, Informationen und Gespräche liefern wird, wenn all die tollen Communities und Peer2Peer-Advertising Bullshit Businesspläne längst verottet sind.

24.3.2008 | 10:14 von DonAlphonso

Haften für Kommentare oder Schnüffeln und ausspähen für Lukasz Gadowski und Gründerszene

Es gab mal die Idee seitens einer der Gründer von Dotcomtod, aus diesem Projekt etwas mehr zu machen – so in etwa das, was “Gruenderszene.de” heute tut. Schon damals war angedacht, es im Umfeld von Lukasz Gadowski (damals Chef von Spreadshirt) zu machen, der das genannte Blog und Netzwerk betreibt. Wir, die wir damals ein Wort mitzureden hatten, waren nicht so begeistert, und der Rest dürfte bekannt sein: Gadowski machte sein eigenes Ding, half StudiVZ zu gründen, wurde dann ausbezahlt und gibt seitdem den reichen Businessangel. Und ich bin sehr froh, immer noch auf der anderen Seite zu stehen.

Denn Charakter ist etwas, das man weder gründen, noch kaufen oder investieren kann. Charakter ist ein Core Asset, das nicht in 6 Monaten marktreif verkauft wird, sondern eine Haltung. Und ich habe Probleme, diese Haltung in diesem Posting zu sehen, in dem Gadowski seinen schleimigen Mob auffordert, für ihn einen anderen Gründer auszuspähen (http://www.gruenderszene.de/?p=496):

Ich habe ihn vor ca. 1/2 Jahr schon mal in Berlin getroffen. Der arme ist Geschäftsführer eines Unternehmens – vermutlich im Internet Umfeld. Vermutlich ein Teil der deutschen Gründerszene. Aber: er kann schon seit einem halben Jahr nicht darüber reden was er macht und für wen! Seine Gesellschafter verbieten es ihm. 1000% Vertraulich.

Hmmm.

Das muss schrecklich sein, vermutlich lebt er in ständiger Angst vor Entdeckung.

Gruenderszene.de, schon immer Kämpfer für die entrechteten und enterbten fordert deswegen alle zur Mithilfe auf. Wer ist dieser Mann? Für wen arbeitet er? An was? Wenn es einmal raus ist, kann er sicher befreit aufatmen – helfen wir ihm!

Und als seine Kommentatoren ein wenig herumgeschnüffelt haben, dankt Gadowski natürlich auch prompt:

@IM Datendetektiv: super Arbeit!

Und zur Begründung beruft Herr Gadowski sich auf journalistischen Anspruch – den Trick sollte man vielleicht mal Schäuble erzählen. Tolle Motivation:

Man kann es aber nicht immer allen recht machen. Wenn man das versucht, dann ist der Journalismus kein Journalismus mehr… oder zumindest stark beschnitten.

Im vorliegenden Fall ärgert man sich tatsächlich und fühlt selber Arroganz, wenn alle etwas wissen und man selbst aber ausgeschlossen ist. Motiv ist dann Neugier gepaart mit Spaß aber auch mit einer Note Gekränkt-sein.

Wer etwas mit Hilfe von “Business Angels” gründen will, sollte sich das Ganze und die Reaktion der Web2.0-Büttel sehr genau durchlesen. Und sich überlegen, wie sicher in so einem Umfeld – und dieser offensichtlichen Einstellung – Businesspläne etc. sind. Soll ja schon mal vorgekommen sein, dass sich solche Leute dann für ein anderes Startup mit der gleichen Idee begeistern.

Was mich an der Sache wirklich ankotzt: Das Verhalten dieser einen Person gibt leider allen Recht, die juristisch für eine Kommentarhaftung des Betreibers argumentieren. Wenn so einer ziemlich unverblümt zum Verstoss gegen Persönlichkeitsrechte auffordert, und seine Helfer anonym in den Kommentaren dann haltlose Unterstellungen hinterlassen, braucht man sich nicht wundern, wenn Rechtssprechungen die Verantwortung für Kommentare beim Blogbetreiber sehen. Mit unabsehbaren Folgen für alle, die einfach gerne bloggen und kommentieren.

22.3.2008 | 2:46 von DonAlphonso

Burdas Online-Elend: Wenn Blogger und Journalisten zu Honkbespassern werden

Der Burda-Konzern hat bei Bloggern ein gutes Standing. Einmal im Jahr gibt es den Digital Lifestyle Day – oder auch Digital Life Design – DLD, zu dem neben wirklich peinlichen Figuren auch einige bekanntere Blogger eingeladen werden, die dann ziemlich stolz sind, auch mal an die gleichen Fressnäpfe wie die Celebrities zu kommen, die vom DLD gleich weiter zum Weltwirtschaftsforum nach Davos fahren. Und trotz spektakulärer Pleiten im Bereich der Blogs und Andere arbeiten lassen gilt der Laden immer noch irgendwie als einer der Guten – selbst wenn, wie kolportiert wird, ein ungenehmer Beitrag in einem Focus-Blog reicht, damit es von oben zugenagelt wird. Burda könnte neben 9live-Erfinderin zu Salm noch ein ganzes Schock von 9live-Moderatoren in den Vorstand holen – die Blogger würden sich immer noch um die Fressnäpfe scharen und sich toll vorkommen.

Vermutlich, weil Burda tatsächlich umbaut und vermehrt ins Internet geht. Und natürlich auch bloggen lässt. Aber wie! Das ist (mit Original-Rechtschreibfehlern) die Ausschreibung für die Stelle als Online-Redakteur einer Kochplattform im Netz:

* Verfassen von monatlichen Teaser für aktuelle Artikel der Print-Ausgaben
* Verfassen von neuen Meldungen, Texten, Interviews, Events zu Genuss- und Gesundheits-Themen
* Rezept-Datenbank-Pflege (Verschlagwortung)
* Regelmäßig Gewinnspiele generieren und abwickeln, Sponsor-Akkquise, Verwaltung von Gewinner-Adressen
* Foren-Pflege (Chats, Umfragen etc.), Kontrolle der Kommentare, Auswertung von Umfragen, Nutzung der Ergebnisse in Print
* Redaktionelle Umsetzung von Online-Content im Rahmen von Cross-Media-Anzeigen-Kooperationen
* Generieren von neuen Blogs
* Direkt-Beantwortung von User-Anfragen

Früher, als es noch sowas wie Journalismus gab, galt sowas wie die Regel der Trennung von Redaktion und Vermarktung. Zumindest gab man sich entsprechend Mühe, mit getrenntem Personal so einen Anschein zu erwecken. Was Burda da sucht, ist die totalvermarktete Allesschreibmaschine. Hauptsache Content und ja, natürlich auch Generieren von neuen Blogs, was immer das sein soll. Vermutlich die Suche nach nützlichen Idioten, die für umsonst oder vage Hoffnungen schreiben:

Suche Blogger zum Thema Essen, Trinken und Genießen – bei entsprechender Qualifikation gegen Bezahlung.

Aber auch Journalisten haben nichts zu lachen, wenn das die neuen Anforderungen im Internet sind. Man sollte schon durch die harte Stricherschule des Privatfunks oder der Verkaufssender gegangen sein, um die obigen Leistungen erbringen zu können. Klassische journalistische Tugenden sind da eher weniger gefragt.

Blogger haben nichts zu gewinnnen, Journalisten viel zu verlieren – so könnte man das alles zusammenfassen. Gesucht werden contentliefernde Vermarkter zur Bespassung derer, die sich mit diesem Mix zugunsten der Kundschaft ködern lassen. Knallharte Ansage, im Prinzip wie Prostitution. Und es sieht nicht so aus, als würden den Medien recht viel bessere Angebote einfallen. Vielleicht ist es auch ganz gut so.

19.3.2008 | 21:13 von DonAlphonso

Bloggen für Geld, oder weniger.

So sieht die real existierende Professionalisierung der Blogosphäre aus:

suchen wir dort Blogger, die Lust haben, _entgeltlos_ an einem Projekt mitzuarbeiten
Deine Arbeit wird vergütet, allerdings sollte der Spaß am Schreiben für dich klar im Vordergrund stehen.
Bezahlung ja nach Schreibe und Qualifikation bis zu 10,- EUR/Beitrag
bezahlt wird nach Ranking, wenn der Beitrag oft besucht wurde, bekommt dieser das Geld was mit dem Beitrag eingespielt wurde.
bietet eine solide Basis an Besuchern und Abonennten, um dich und deinen Blog bekannter zu machen. Eine echte Win-Win-Situation!
Wird aus dem eigenen Markplatz ein potenzieller Käufer vermittelt, werden 0,10 EUR vergütet. Für qualifizierte Klicks zu Shops direkt über das Blog, zahlt Ecato sogar 0,15 EUR.
Suche Blogger zum Thema Essen, Trinken und Genießen – bei entsprechender Qualifikation gegen Bezahlung.

Bei diesen “Angeboten” ist alles dabei, vom windigen Startup bis, die letzte Anzeige, eine Tochter von Hubert Burda Media, die damit die Kehrseite des Bloggerabfütterns des Digital Lifestyle Days formschön und nachhaltig aufzeigt. Gefunden habe ich das durch Durchklicken auf der Website Bloggerjobs.de – ob die aber Leute finden, die auf solche Deals eingehen, wage ich zu bezweifeln. Man muss schon ziemlich fertig oder publicitygeil sein, um auf solche Angebote reinzufallen.

Vor diesem Hintergrund mutet es fast schon seriös an, wenn die Westdeutsche Allgemeine Zeitung mal wieder bezahlte Blogger für das neue Portal derwesten.de sucht. Die Blogbar hat mehrfach darüber berichtet, unter besonderer Berücksichtigung der lumpigen 300 Euro, die der Westen von ihnen selbst angefragten Bloggern nach Monaten des Hinhaltens und der Versprechungen zahlen wollte. Der verantwortliche Projektmanager war auf dem Barcamp Ruhr und hat durchblicken lassen, dass er auch weiterhin auf der Suche nach deutschen Kopisten amerikanischer Blogideen ist, die aber bitte nicht allzu politisch sein sollten und obendrein in Fragen der Bezahlung auch heute wieder die Phrasen zu hören bekommen, die den Verarschten Angesprochenen der letzten Runde aufgetischt wurden. Man kann also vermuten, dass sich im Westen seitdem in der Auffassung von Bloggern und ihrer Vergütung wenig bis nichts getan hat. Der Wunsch nach konkreten Ideen der sich bewerbenden Blogger ist übrigens auch nicht wirklich neu; das wurde auch schon anderen zugemutet, die am Ende dann das erbärmliche Angebot serviert bekamen.

Klar, für Herrn Lau bloggen ist finanziell mit allen Tücken immer noch besser als für lau bei einem windigen Startup schreiben. Aber es ist kein Wunder, dass die Blogs des Westens entweder schon wieder tot sind, oder von näheren Freunden der Macher gefüllt werden, oder eben von Journalisten der WAZ nebenbei. Was nicht allzu kostenintensiv ist.

Disclosure: Der Westen hat mich angesprochen, ob ich für sie schreiben will; nachdem ein paar Mails ergebnislos im Warten versandeten, habe ich die “Gespräche”, wenn man sie so nennen will, abgebrochen, ohne mir noch einen Vorschlag anhören zu müssen, für den ich nicht mal das Notebook aufklappe. Ausser, um solchen Figuren die Meinung zu schreiben, natürlich.

19.3.2008 | 3:32 von DonAlphonso

Blogshow auf dem Friedhof

Ein gewisser Blogger hat vor ein paar Wochen einen doch eher nach PR riechenden Wikipediaeintrag, zuuuuufällig zum Start seines Buches. Der Artikel hatte nicht allzu lang Bestand, was dessen Autoren jetzt wenigstens von der Pflicht befreit, ihn in einem Punkt umschreiben zu müssen. Denn die mit einem ambitionierten Untertitel versehene “Blogshow“, die im Januar dieses Jahres noch als grosses Ding bei diversen teilnehmenden Bloggern angekündigt wurde, läuft beim Sender Lettra.

Und der ist wegen fehlender Investoren pleite.Aber sowas von. (http://www.kress.de/cont/story.php?id=120657) Mit allem, was dazu gehört. Ich weiss nicht, ob es so toll ist, von der gleichen Pleite wie Bärbel S* und Michel F* betroffen zu sein, aber manchmal wäre es gerade für Blogger gar nicht so entsetzlich doof, Dinge in untrockenen Tüchern nicht allzu laut zu verschreien. Gerade, wenn die Partner eher Wackelkandidaten sind. Andersrum gesagt: Langfristiges Engagement mag schwierig und auch nicht immer erfolgreich sein, aber all die kurzen Aufreissungen von wasauchimmer für Medienblogprojekten von den Süddeutschen-Blogs über das laute Schweigen deutscher Blognation-Mitarbeiter bis zu obigem Fall tragen nur bedingt zu einer vorzeigbaren Blogkultur bei.

Ich fände es wirklich nett, wenn solche Projekte mit Ausdauer, Absicherung und der Überzeugung, die man für Durststrecken braucht, betrieben würden. So macht das alles den Anschein eines modischen Abfeierns, und mit dem peinlichen Müll solcher Aktionen müssen sich dann diejenigen auseinandersetzen, die nicht wie selbsternannte “Talente und Stars” zum nächsten Trend und Ego-Marketing-Gag weitertingeln.

18.3.2008 | 13:46 von DonAlphonso

Be geklaut in Berlin

Dass der Slumbezirk Berlin a. d. Spree seine lächerlichen Volkskongresse und Slogans selbst verbricht (Be Berlin oder “kritische Masse” für eine kritikbefreite PR-Veranstaltung), ist jetzt nicht wirklich neu. Härter ist aber, dass man offensichtlich selbst zum kreieren läppischer Sprüche und Logos immer noch gezwungen ist, bei anderen abzugucken. Mal schaun, was da noch kommt. Und wer dann auf der Basis wem welche Aufträge zuschanzt.

Was dem einem sein Bankenskandal, ist dem anderen seine Dachmarke. Be bald wieder russischer Sektor, bitte.

[Edit: Patrick hat nochmal mit weiteren, sehr unschönen Informationen aufzuwarten]