3.3.2008 | 11:55 von DonAlphonso

Freundin.de fliegt mit AAL auf die lackierte Fresse

und zwar genau hier und jetzt: Bei Burdas verkappter Frauenwerbebroschüre betreibt man seit einiger Zeit schlecht laufende Blogs, deren Schreiber fast schon routinemässig durch andere, auch nicht bessere Kritzler auf myspace-Niveau ersetzt werden. Schon klar, das muss in der Arbeitszeit gemacht werden, guter Inhalt wäre zu teuer, und nachdem man selbst auf keinen grünen Zweig kommt –

versucht man es jetzt mit Anfragen bei Bloggerinnen, schleimig in der Ansprache und ohne jeden Hinweis darauf, dass man die “bekannten Bloggerinnen” für ihre Bemühungen für eine drittklassige Frauenzeitschrift irgendwie zu entlohnen gedenkt. Unter anderem auch bei Bloggerinnen, die den “Forward”-Button und die Blogbar kennen:

wir von freundin.de sind schon seit einiger Zeit begeisterte Leserinnen Ihres Blogs. Und weil das so ist haben wir heute auch ein kleines Anliegen.

Wir würden, nachdem unsere Seite neu überarbeitet wurde, auch gerne etwas frischen Wind in unsere Blogs bringen. Deswegen haben wir uns überlegt, einen Gast-Blog einzurichten, in dem bekannte Bloggerinnen über ein Thema, das Ihnen am Herzen liegt, schreiben können. Die einzelnen Gast-Blogs sollten ungefähr zwei bis drei Monate laufen und ungefähr zwei Beiträge die Woche enthalten. Wir fänden es wirklich toll, wenn wir Sie als unseren Gast begrüßen dürften.

Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung.

Die hiermit erfolgt ist. Gehet hin und schaltet den Mist ab, wenn ihr es nicht könnt, krepieren ist immer noch besser als mit solchen Nummern auf Knien zu vegetieren. Das AAL-Prinzip, Andere Arbeiten Lassen ist durch, Qualität kostet Geld, mit zwei, drei Monaten bloggen erreicht man absolut nichts ausser ein paar popliger Klicks, und wer wegen seiner rein kommerziellen Ausrichtung nichts auf die Reihe bekommt, soll einfach nicht die Blogosphäre mit seiner Existenz verschonen.

29.2.2008 | 12:11 von DonAlphonso

Mitgliedersteigerung a la StudiVZ

Ariadne hat sich mal angeschaut, wie das mit der Parallelnutzung von StudiVZ und MeinVZ funktioniert, und wie man damit in Windeseile auf grandiose Mitgliederzahlen kommen kann, ohne auch nur ein einziges neues Mitglied zu finden. Eigentlich zum Brüllen komisch, wenn es nicht so traurig wäre. Besonders nett dieses Zitat aus den StudiVZ-Privacy-Regelungen:

Kann ich meine Verbindung mit meinVZ rückgängig machen?
Eine Verbindung kann nicht zurückgenommen werden. Auf diese Weise möchten wir das Netzwerk für alle Nutzer sicherer machen und verhindern, dass Beiträge, die Deine Rechte oder Rechte Dritter verletzen, anonym verbreitet werden können.

Äh ja, Sicherheit made by StudiVZ Ltd.. So geht das also.

28.2.2008 | 13:56 von DonAlphonso

Der Feigling, der vom Tagesspiegel und/oder Zoomer kam

Wir hatten hier und hier eine kleine Debatte darüber, ob Mitarbeiter der vereinigten Tagesspiegel/Zoomer.de-Redaktion Kommentare bei Zoomer faken, um so Betriebsamkeit vorzutäuschen. Nein, sagt Chefredakteur Frank Syre:

Ich kann mich nur wiederholen – das Redaktionsteam hat und hatte wahrlich anderes zu tun als auch noch Kommentare selbst zu schreiben. Und wenn, dann tun wir das als Redakteure erkennbar.

Wie schön. Und gerade schlug hier ein Nutzer namens “BAD” auf, mit der offensichtlich falschen Emailadresse wasweissich@gmx.net, und kommentierte den Beitrag “Beleidigung, falsche Tatsachenbehauptung und Drohung mit Rechtsmitteln” folgendermassen:

die überschrift klingt irgendwie…wie…hmm. wie der subtitel zu deinem blog ^^

Dafür klingt dann allerdings seine IP nach einem Büro in Berlin, denn die lautet leicht mit xx anonymisiert: 195.167.222.1xx , xx.tagesspiegel.de. Kann natürlich auch nur ein übermütiger Drucker sein, oder die Empfangsdame. Aber anstelle von Frank Syre, der hier die identische IP hat (ohne dass ich annehme, dass er sich hinter “BAD” verbirgt) würde ich in Zukunft besser aufpassen, was meine Leute so tun, wenn sie nicht gerade journalistische Grundsätze verletzen. Oder werden die für Fakekommentare mit Angabe falscher Emails an der Blogbar bezahlt?

28.2.2008 | 12:01 von DonAlphonso

Zoomer und die Angst vor ihren Lesern

Gestern Abend schaltete das Nachrichtenportal Zoomer aus der Verlagsgruppe Holtzbrinck einen sagenhaft unkritischen Beitrag über das ebenfalls aus dem Hause Holtzbrinck stammende Portal StudiVZ/MeinVZ, das gestern ganz andere Schlagzeilen machte. Unter der fast schon werbenden Ãœberschrift “MeinVZ – gruscheln für alle” muss Redakteur Christian Pommerening irgendwie auch vergessen haben, auf die beziehungen von Zoomer und StudiVZ hinzuweisen – jedenfalls fand sich dazu nichts in seinem Beitrag.

Bis gestern Mitternacht hatten aber mehrere Kommentatoren diesen Interessenskonflikt mit deutlichen Worten nachgetrage, wie auch die wenig erfreulichen Äusserungen des StudiVZ-Chefs zum Thema Datenweitergabe an die Behörden. Diese Kommentare sind jetzt allesamt verschwunden. Statt dessen steht jetzt:

Die Kommentarfunktion wurde von der Redaktion zu diesem Thema abgeschaltet.

Zoomer.de hat meines Erachtens Angst. Angst vor der Meinung der Nutzer, Angst vor kritik am Konzern, Angst vor unangenehmen Wahrheiten. Und statt lediglich grob beleidigende Kommentare zu löschen, die ich dort zumindest nicht erkennen konnte, machen sie einfach jedes Mitreden platt. Soviel zu den hehren Zielen in der Realität, Zitat des Chefredakteurs:

zu Moderation: wir lassen Textbeiträge direkt anzeigen, diese werden umgehend im Backend gesichtet und dann ggf. wieder gelöscht.

Oder eben komplett platt gemacht, wenn die Wahrheit nicht behagt und man beim Verletzen journalistischer Grundsätze erwischt wird.

28.2.2008 | 10:50 von DonAlphonso

Beleidigung, falsche Tatsachenbehauptung und Drohung mit Rechtsmitteln

Manche sagen ja, dass die Blogbar ein viel zu spezielles Medium sei, das sich nur an Spezialisten wende, für Einsteiger kaum zu verstehen wäre und deshalb wie viele andere Blogs im eigenen Saft schmore. Und deshalb keine grosse Reichweite erhalten könnte, was wiederum zum Nischenzustand der Blogs beitragen würde. Gleichzeitig kann ich nicht bestreiten, dass diese Zersplitterung für einen rapiden Abbau dessen sorgt, was früher noch als Allgemeinwissen gelten konnte. Vielleicht täusche ich mich auch, aber ich meine beobachten zu können, das ein Gefühl dafür, was man noch sagen kann, und was man keinesfalls schreiben sollte, erodiert. Ohne hier eine juristische Beratung geben zu wollen oder zu können, vielleicht mal ein paar allgemein und jedem verständliche Hinweise, die bei der Orientierung im Konflikt und helfen und das juristische Dunkel in der Blogosphärenische erhellen. (Dinge, von denen ich eigentlich dachte, dass sie absolut offensichtlich sind, aber mei)

Zuerst mal ist es sinnvoll, Beleidigungen nicht direkt anzubringen, damit man sich noch rauswinden kann, wenn es hart auf hart kommt. Die beliebte Zuschreibung “Du Nazi” zum Beispiel ist nicht ohne Risiko, statt dessen könnte man auch, falls gegeben oder anzunehmen, etwas von dunklen Epochen deutscher Geschichte raunen, in denen dergleichen ebenso gesagt und praktiziert wurde. Wenn man ohnehin nicht besser beim Thema bleibt. Depp, Idiot, Verballhornungen und ähnliches kann zwar auch problematisch sein, ist aber in aller Regel gängig und wird in der Blogosphäre meistens als Popcornanlass und noch als freie Meinungsäusserung geduldet.

Schwieriger wird es, wenn man gleich gegen ganze Gruppen vorgeht. Um mal ein Beispiel zu bringen: Ich spreche hier häufig von “der Johurnaille” als Synonym für den Teil der publizistisch Tätigen, die sich für Geld, Vorteil oder Einfluss kaufen lassen. Weder sage ich, dass alle Jounalisten Johurnaille wären, noch bezeichne ich einen bestimmten Menschen als Johurnaillist. Damit bin ich rechtlich auf der sicheren Seite. Anderes Beispiel: Ich kann auf die korrupten Politiker schimpfen. Es gibt genug davon, der ein oder andere wird es schon sein, mitunter gibt es auch entsprechende Urteile, die das bestätigen. Einen einzelnen rauspicken und den dann als korrupt bezeichnen, wenn man keine Beweise hat, ist dagegen nicht so ratsam.

Denn damit kommen wir zum Bereich der falschen Tatsachenbehauptungen. Und das ist ein ernstes Thema, denn wie bei Bildrechten kann man sich damit extrem schnell in die Nesseln setzen. Man sollte nie, nie, nie etwas schreiben, was man über den anderen nicht ganz sicher weiss. Wenn ich jemanden als Pleitier bezeichne, sollte ich das Aktenzeichen seiner Insolvenzanträge im Schlaf kennen, und nur, wenn einer Medikamentenmissbrauch öffentlich empfiehlt und erzählt, wie er sich Ritalin beschafft, kann ich dass auch wiedergeben. Die in letzter Zeit so beliebten Verunglimpfungen mit Tablettenkonsum und psychische Störungen sind juristisch brandgefährlich und die Einflugschneise für todsichere Gegenmassnahmen. Dass man beim Konflikt Risiken minimiert, indem man beim Gegner bleibt und nicht auch noch dessen Familie mit reinzieht, versteht sich von selbt – die meisten Blogger können schon was ab, aber das Diffamieren unbeteiligter Dritter senkt Hemmschwellen erheblich.

Gleiches gilt auch für die in letzter Zeit häufig anzutreffenden Unterstellungen von Taten, die eigentlich eines rechtskräftigen Urteils bedürfen. Erstaunlich viele Leute, die erkennbar keine Ahnung haben, werfen mit Unterstellungen um sich, die es so vielleicht auf dem Wochenmarkt geben kann, die aber im Internet brandgefährlich sind. “Betrüger” ist so ein Wort, und nur, wenn man mal in einem Kommentar behauptet hat, dass ein Verhalten den Tatbestand von was auch immer erfülle, heisst es nicht, dass man das zukünftig ohne jede Grundlage behaupten darf. Ohne rechtskräftiges Urteil sollte man nie, nie, nie jemanden krimineller Handlungen bezichtigen. Wenig nett sind auch Jubeleien, wenn andere von juristischen Vorgehensweisen betroffen sind, und Hinweise, wen man im Feindeskreis sonst noch abmahnen könnte. Auch hier ist der einzige, der davon profitiert, der gegnerische Anwalt.

Den man fraglos anlockt, wenn man im eigenen Blog betont, dass der andere nicht nur das Hirn einer Amöbe hat, was nach der Zeugung durch eine Hure und einen Esel ein medizinisches Wunder ist, sondern auch noch mehrfach klarstellt, dass man eine juristische Prüfung in die Wege leiten wird, ein Antragsdelikt beantragt, bei der nächsten Äusserung des anderen juristische Mittel ergreift und überhaupt so tut, als sei der Paps Chef einer Promikanzlei – was meines Wissens nur bei einem Blogger in Deutschland zutrifft. Vorheriges monatelanges Stalken und Beleidigen, Kommentarspam, ein marodierendes Hilfsmob, der auch keine Ahnung von der Problematik von Tablettensuchtunterstellungen hat, eine mittelprächtige Spamwelle als Hinweis auf die gerade verfassten Unterstellungen und obendrein ein vor allem dem Kommerz, PR und Werbung gewidmetes “Blog”, das dadurch auch nur ein stinknormales Medium wie jedes andere ist und unter den gleichen gesetzlichen Vorgaben steht, das alles kann tierisch ins Auge gehen, wenn der Betroffene zur Ãœberzeugung gelangt, dass es für ihn und seine Familie wirklich ein massives Problem ist, wenn er das so stehen lässt und damit quasi akzeptiert. Man tut mit sowas niemandem einen Gefallen als seinem Hilfsmob, und der ist absolut sicher schnell weg, wenn es für ihn ungemütlich wird.

Also: Man kann hart, sehr hart schreiben. Wenn man weiss, was man tut und sich in diesem Bereich auskennt, und als Backup irgendwo ein paar Kanzleien sitzen hat. Wenn ich über StudiVZ schreibe, geht trotz meiner jahrelangen Erfahrung als Journalist jedesmal vorher ein Anwalt drüber, und ich lese jeden Kommentar. So – und nur so – kann man das machen. Aber einfach mal in die Runde beleidigen, ein paar Lügen verbreiten und dann mit dem Anwalt drohen, falls der andere noch was sagt, ist, mit Verlaub –

nicht wirklich weise.

27.2.2008 | 19:05 von DonAlphonso

Offener Brief an Herrn Riecke

Sehr geehrter Herr Riecke,

mit Erstaunen nehme ich zur Kenntnis, dass sie inzwischen bereit sind, die Daten krimineller – oder auch nur potentiell krimineller – Nutzer von StudiVZ quasi auf Zuruf den Strafverfolgungsbehörden zur Verfügung zu stellen. Spiegel Online lassen Sie wissen:

Riecke: Wir stehen da zwischen den Fronten. Auf der einen Seite der Datenschutz, auf der anderen Seite die Ermittler. Das Telemediengesetz verbietet uns, ohne Zustimmung der Nutzer Nutzungsdaten zu speichern. So hat der BGH vorigen Herbst entschieden. Die Kripo- und LKA-Beamten verlangen aber genau diese Daten von uns, die wir laut Datenschützern nicht speichern dürfen. Deshalb haben wir die Nutzer der Speicherung der Nutzungsdaten zustimmen lassen.

SPIEGEL ONLINE: Konkret: Zu Ihnen kommt ein Staatsanwalt mit 30 Fotos aus StudiVZ-Profilen, die Leute anscheinend beim Kiffen zeigen. Er verlangt Klarnamen zu den Profilen und allen Kommentaren. Was machen Sie?

Riecke: Gott sei Dank dürfen wir bei Ermittlungsersuchen solche Daten nun herausgeben. Nutzungsdaten speichern wir bei allen Nutzern, die uns das erlaubt haben durch ihre Einwilligung.

(http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,537622,00.html) Desweiteren teilen Sie mit, dass viele Ihrer Mitarbeiter mit der Überwachung solcher Umtriebe beschäftigt sind. Und dann, wenn man Nazigruppen meldet, dergestalt mit einer mehrfach verwendeten Mail antworten:

Hallo *****,

herzlichen dank für Deine Meldung der “Ich bin ein Nazi” Gruppe.

Insbesondere bei einem so sensiblen Thema wie dem Umgang mit rechten Themen
sind wir natürlich darauf bedacht, sensibel und schnell zu reagieren und rechtsextreme, rassistische, faschistische oder den Nationalsozialismus verherrlichende Aussagen sofort aus dem StudiVZ zu löschen.
Obwohl sich in unserem Team niemand auch nur annähernd damit identifiziert und jeder von uns auch eine persönliche Meinung zu diesem Thema hat, sind wir jedoch zu der Überzeugung gekommen, Dieses Thema und ihre Mitglieder nicht gänzlich aus dem StudiVZ auszuschließen:
Hier ist eine entsprechende Diskussion wesentlich zielführender ist, als wenn wir das Thema unter den Tisch kehren.
Wenn es jedoch ausartet, Gesetzte oder unsere AGB bzw. der Verhaltenskodex
verletzt schreiten wir natürlich ein.

LG D**** [studiVZ Support]

Es isrt nicht mein Netzwerk, aber an Ihrer Stelle wäre es vielleicht gar nicht so doof, rechtzeitig dafür zu sorgen, dass solche Dinge frühzeitig bereinigt werden, statt sie wissentlich zu tolerieren, bis der Staatsanwalt kommt. Meinjanur.

Don Alphonso

P.S.: Ich würde es ja verstehen, wenn jetzt viele Leute ein neues Profil anlegen und der Datenspeichrung widersprechen. Oder sich gleich was anderes suchen; nicht weil sie Kriminelles im Schilde führen, sondern StudiVZ mitsamt dieser Abmahngeschichten irgendwie nicht mehr so toll finden.

26.2.2008 | 14:26 von DonAlphonso

Zahlenspielereien, Rankings und Blogoscoop

Das Thema eines allgemein akzeptierten Blogcounters taucht immer wieder mal auf. Der letzte gut gemachte Versuch von Dirk Olbertz, mit Blogscout einen derartigen Dienst zu etablieren, scheiterte an einigen Unzulänglichkeiten von Bloggern, denen das nach vorne kommen in der Liste zu wichtig war, um sich an Regeln zu halten.

Jetzt versucht sich Blogoscoop mit einem etwas anderen Ansatz wie nutzerdefinierten Ranglisten und einigen Communityeigenschaften ebenfalls auf diesem, nun, nennen wir es mal Markt der Eitelkeiten. Was mich ein wenig überrascht hat, waren die asymetrischen Reaktionen: Eine ganze Reihe von Tech/Web2.0-Bloggern zeigte sich begeistert, andernorts gab es so gut wie keine Reaktion auf die Ankündigung. Und das, obwohl so ziemlich jeder der bekannteren deutschen Blogger bei Blogscout war – mit Ausnahme gewisser Leute, die behaupteten, dass Blogscout falsch zähle, ihre Serverstatistiken richtiger seinen oder sie so unfassbar tolle Zahlen hätten, dass sie sich da gar nicht zu registrieren bräuchten, oder denen es einfach egal war. Allerdings waren die Blogscoutzahlen für die, die wirtschaftlich etwas erreichen wollten, der absolute Massstab für ihre “emerging Markets”.

Ich habe meine Zweifel, ob es möglich sein wird, wieder einen verbindlichen Counter einzuführen, der grosse Teile der Blogosphäre erfasst. Einerseits waren viele froh, als Blogscout verschwand, weil es den Rankingdruck genommen hat. Andererseits hat sich seitdem so eine Art Zahlenfetischismus herausgebildet, der nicht im Mindesten auf belegbaren Fakten, sondern auf Behauptungen beruht. Man muss nur mal schauen, welche Leute bei welchen Blogparaden irrwitzig gute Zahlen vermeldet haben, wer in ein paar Monaten 1000% mehr Besucher erblogt haben will. und welches weitegehd inhalt- und kommentarfreie Lohas-Portal gerade mit der Behauptung von 50.000 Nutzern am Tag auf der Suche nach Grossmüttern zum Erzählen war. All diese Leute tendieren entweder dazu, den Counter nicht zu nutzen, oder aber, die Ergebnisse zu manipulieren.

Und dann sind da noch die sog. Topblogs, die allesamt eine seit anderthalb Jahren andauernde Phase der Stagnation durchmachen. es sieht für mich so aus, als hätten diese Blogs einen maximalen Leserkreis erreicht, und jetzt geht es nur noch darum, Zu- und Abflüsse von Lesern auf einem Niveau zu halten. Manche steigern ihre Zahlen vielleicht noch durch eine höhere Postingfrequenz, Trollfütterung, fragwürdige Angebote, Mitmachspiele, etc. pp., aber sehr viele stossen gleichzeitig an eine Grenze. Das muss nicht im Mindesten schlecht sein, für normale Blogger ist nach meinem Erleben bei 1500, 2000 Besuchern und 60 Kommentaren am Tag der Punkt erreicht, wo das Hobby anstrengend wird. Nur für diejenigen, die mit diesen Zahlen Geld verdienen möchten, ist eine Stagnation natürlich Gift. Bloggen kann wirtschaftlich nur erfolgreich sein, wenn es der heisseste Scheiss ist, und diese Phase ist definitiv vorüber, ohne dass es Blogger oft geschafft haben, auf Basis der stürmischen Entwicklung ein solides, publizistisches Geschäftsmodell für die Zeit der Etablierung aufzubauen.

2006 ging es bei Blogscout eigentlich nur darum, das Ding wachsen zu sehen. 2008 gibt es die Blogosphäre – falls es sie je gab – nicht mehr, es gibt sehr unterschiedliche Interessen an Zahlen, ihrer Vertuschung oder ihrer Ãœbertreibung. Das eigentliche Kernproblem, dass nackte Zahlen so gut wie nichts über den tatsächlichen Einfluss, die bedeutung und den Wert eines Blogs aussagen, wird auch Blogoscoop nicht lösen können: 10.000 durch Googlespamming fehlgeleitete Sucher sind immer noch was anderes als 100 Leser, die ein Blog zu schätzen wissen.

24.2.2008 | 21:56 von DonAlphonso

Klauen bei Bloggern

Was dem Spiegel bei der Washington Post Recht ist, ist anderen bei Bloggern nur billig: Egal ob Schweizer Glücksspielanbieter oder deutscher Sachbuchautor, der beste Inhalt ist immer noch der, den man sich woanders ohne Mehraufwand kostenlos beschaffen kann. Nur dumm, wenn es den Betroffenen auffällt.

Schickt mehr Rechnungen. Anders lernen die es nicht.