15.2.2008 | 0:33 von DonAlphonso

StudiVZ verschickt Abmahnung an Studi mit ErstiVZ

Die Blogbar ist sicher kein Medium, das StudiVZ unkritisch bejubelt, aber hier und heute muss ich offen gestehen: Die Leute haben ein grandioses Talent, sich in die Medien zu bringen. Und auch ohne Völkischen Beobachter und Stalkergruppen.

Der Münsteraner Student Peter Grosskopf betreibt zusammen mit einem Freund für die Studienanfänger in Münster eine Plattform namens “ErstiVZ”. Kein grosses Geschäft, sondern einfach nur eine lokale Orientierungsseite, die Neulingen helfen soll. Ausser ein wenig Google-Ads ist von einer Gewinnerzielungsabsicht nichts, null, nada zu sehen. Im Vergleich mit StudiVZ und seinen mehreren Millionen Mehroderweniger Mitgliedern ist ErstiVZ winzigst.

Und inzwischen abgeschaltet. Weil Peter Grosskopf wegen des Namens ErstiVZ von StudiVZ abgemahnt wurde. StudiVZ hat den Markennamen StudiVZ eintragen lassen und beruft sich nun offensichtlich auf die Möglichkeit der Täuschung der Nutzer. Die könnten glauben, ErstiVZ hätte was mit StudiVZ zu tun. Dass sowas ausgerechnet von StudiVZ kommt, die sich sehr detailgetreu von Facebook haben “inspirieren” lassen, entbehrt nicht einer tieferen Ironie.

Grosskopf und seinem Freund drohen durch die Abmahnung nach eigenen Aussagen jetzt Kosten von ca. 2000 Euro. Was ziemlich viel ist, für Studenten und ein kleines Projekt. Und zwei Buchstaben. Weniger vermutlich für einen Mediengiganten wie Holtzbrinck, bei dem ich davon ausgehe, dass seine mutigen Journalisten auch diesmal zu-fäl-lig über etwas anderes zu berichten haben werden als über die Leistungen der Konzerntochter StudiVZ, nicht wahr, die Herrschaften von der ZEIT und vom Tagesspiegel? Aber die anderen könnten ja mal überlegen, ob das nicht eine nette Story wäre.

14.2.2008 | 21:43 von DonAlphonso

Das asoziale Netz am Beispiel von Qype

Stellt Euch vor: Ihr geht ab und zu in einen Laden, kauft dort ein, und sorgt dafür, dass dort der Umsatz brummt. Der Laden gibt sich viel Mühe, Euch als besondere Kunden zu bewerben, ihr seid mehr als Kommerzvieh, sagen sie, sondern eine Gemeinschaft, also tretet ihr quasi einem Konsum-Club bei, dessen Chefs natürlich auch wissen, wie ihr ausseht. Weil er nämlich nette Bilder von Euch hat.

Und dann stellt Ihr fest, dass der Club andere Leute werben will, und dafür eine Broschüre druckt, und die bei einem Kooperationspartner verteilt. Dort wird ein dämliches Gewinnspiel angeboten – jeder 25 Einkäufer bekommt ein Geschenk – und daneben drucken sie Eure Gesichter ab, mit der Ãœberschrift “Wir sind schon drin”. Ihr seid mit Eurem Gesicht Teil der Werbebotschaft.

Wäre nicht nett, oder? Aber das Hamburger Lokalportal Qype, das einerseits für Inhalte nicht verantwortlich sein will, macht gerade mit den Profilbildern seiner Nutzer nichts anderes. Qype hat nämlich beim Studentennetzwerk StudiVZ Werbung geschaltet, und wenn man draufklickt, landet man auf dieser Seite:

http://www.qype.com/studivz/

Qype wirbt dort also mit den Bildern seiner Nutzer. Nicht mit den tollen Locations, die besprochen werden, sondern mit den Profilbildern. Man darf dort nicht nur ohne Entlohnung Inhalte schreiben, für die man sich, wenn jemand abmahnt, selbst verantworten muss, sondern auch noch die Nutzungsrechte für das eigene Bild an Qype abtreten, die es wie oben entsprechend für Werbung nutzen. Neben den tollen Kinogutscheinen. Dass sie das dürfen, steht so lala ja auch in den AGB von Qype:

a) Mit dem Einstellen von Inhalten (Bewertungen) und/oder mit der Übertragung Ihres Fotos räumen Sie Qype an diesen Inhalten sowie an dem übertragenen Foto das zeitlich und räumlich unbeschränkte, nicht exklusive Recht ein, die Inhalte und das Foto zusammen mit dem von Ihnen gewählten Benutzernamen zu nutzen.

b) Qype ist unter Wahrung des Urheberpersönlichkeitsrechts und Ihres Persönlichkeitsrechts insbesondere berechtigt, Ihre Bewertungen und das Foto im Rahmen des Qype-Dienstes zu vervielfältigen, zu verbreiten, öffentlich zugänglich zu machen und auf Abruf zur Verfügung zu stellen (Online-, Zugriffs-, und Übertragungsrecht) sowie zu archivieren und in Datenbanken aufzunehmen.

Also schön weiter das eigene Gesicht für Qype bereithalten. Der nette Herr Uhrenbacher tut nichts illegales. Der war früher ja auch der Director Produkt und Programm vom bekannt hochanständigen Portal Bild.T-online. So eine Werbung bei StudiVZ kostet auch Geld, da ist es prima, wenn man die Werbemittel aus der Community kostenlos abzapft. Ist ja auch alles nur online. Da lässt man sich schon mal Dinge gefallen, für die andernorts die Abmahnung kommen könnte.

Soziales Netz. Oder so.

13.2.2008 | 14:11 von DonAlphonso

Die Angst von StudiVZ III: Das verlorene Drittel

Das Studentenportal StudiVZ war mal cool. Und laut den Nutzerzahlen liegt es ganz, ganz weit vorne. Klassische Medien starren fassungslos auf den Erfolg, und fragen sich, was sie gerade verpassen, wo ihre früheren Leser hinverschwinden, und was wohl aus ihrer Zukunft wird, wenn Abermillionen nur noch stundenlang bei StudiVZ abhängen.

Nun, ich denke, die Zeiten, als man sich Sorgen machen musste, sind vorbei. Spätestens seit den neuen, sehr kritisch aufgenommenen und nur teilweise umgesetzten AGB rumort es im sozialen Netzwerk, mit der Folge, dass Nutzer und Firma gar nicht mehr so sozial agieren. Gerade mit der häufigen Verschleierung der realen Namen haben offensichtlich viele inzwischen ein gesundes Misstrauen zum Ausdruck gebracht – fragt sich nur, wie weit das inzwischen geht.

Dazu habe ich letzte Woche eine kleine Untersuchung angestellt. Ausgehend von 25 wirklich studierenden Personen in Deutschland mit offensichtlich echtem Klarnamen und halbwegs grosser Freundesliste – also keine der vielen Fakes – habe ich mir die Freunde angeschaut und gezählt, wie viele inzwischen ihre Namen entstellen oder mit falschen Namen wie “Noa Dvertising” unterwegs sind. Die Personen kommen von 12 unterschiedlichen Universitäten und Fachrichtungen. Und mit insgesamt 909 Personen kann man schon eine gewisse Stichhaltigkeit meiner Erhebung voraussetzen.

Meine Probanden hatten zwischen 14 und 69 Freunde. Die Person mit den meisten Freunden hatte dann auch die wenigsten verstümmelten Namen in der Freundesliste: Gerade mal 17, was etwas weniger als ein Viertel ist. Die nächstsozialste Person mit 63 Freunden hatte dann aber 30 Bekannte, die ihren Namen nicht preisgeben wollten. 5 von 14, 6 von 14, 7 von 16, 9 von 20, 7 von 21, 7 von 22, 12 von 28, 7 von 39, 13 von 36, 17 von 45, 16 von 46, 13 von 51 – am Ende sind von 909 Personen 318 durch unzutreffende Namen geschützt. Ein gutes Drittel der höchstwahrscheinlich studentischen Nutzer wollen dem System ihren Namen nicht mehr mitteilen. Es gibt offensichtlich gewisse Schwankungen; das Verhältnis der Geschlechter der unkenntlich gemachten Personen würde ich mit 60/40 für weibliche Mitglieder einschätzen. Der Schnitt wurde nach meiner Beobachtung massiv durch Juristen runtergezogen, die bei dieser Untersuchungsgruppe die geringsten Probleme hatten, sich mit Klarnamen reinzustellen.

Eine Gegenprobe habe ich allerdings mit Studenten der Uni St. Gallen gemacht – wo der Gründer von StudiVZ Ehssan Dariani studiert hat. Dort sieht es fundamental anders aus, gerade mal ca. 10% der Profile tragen verfälschte Namen. Es kann sein, dass in der Schweiz die Problematik der neuen AGB kaum diskutiert wurde. Womit wir hier alle denkbaren schmeichelhaften Entschuldigungen für Baumbewoh Eidgenossen genannt hätten.

Was bedeutet das? Ein Sozialsystem, dem ein Drittel der Nutzer nicht über den Weg traut, ist sicher nicht mehr cool. Dazu kommt noch das Abschliessen des Profile für unbeteiligte Dritte, das ebenfalls von einem signifikanten Teil der Nutzer betrieben wird. Das zeigt zweierlei: Viele, sehr viele, jedenfalls mehr als ich zu hoffen gewagt hätte, nehmen den Schutz ihrer Daten ernst. Und StudiVZ wird ein massives Problem beim Vermarkten der Daten haben. Denn wenn jeder Dritte deutlich zeigt, dass er dem System nicht über den Weg traut, kann man auch deren Datensätze weitgehend aussortieren. Und damit hat man auch wieder die Streuverluste, die StudiVZ mit Targeting und dem Ausschnüffeln seiner Nutzer durch Clickstream-Analysen vermeiden wollte.

Tja. Ich kann nicht behaupten, dass ich traurig bin.

12.2.2008 | 17:24 von DonAlphonso

Qualitätsjournalismus, Copy und Paste und Spiegel Online

Wie die “New York Times” berichtet…
…sagt Doyle der “New York Times”
…kaufte sie sich laut “New York Times”…
Laut “New York Times” gehen…
Laut Moody’s Economy.com waren…
…beträgt Schätzungen des US-Magazins “Forbes” zufolge…
zu dem laut “Welt”

Die Person, die bei Spiegel Online unter der Kürzel “sil” schreibt, ist laut einer Erhebung des Blogs “Blogbar.de” weniger mit echter Recherche, sondern mit dem Zusammenfassen anderer Leute Zeitungsartikeln beschäftigt. Gibt aber vor, dem Leser etwas zum Thema Subprimekrise mitteilen zu können. Obwohl in diesem Bbeitrag fast nichts ist, was nicht woanders abgeschrieben wurde

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,534707,00.html

Gespannt warte ich jetzt bei Spiegel Online auf einen Beitrag zum Thema “Beitrag bauen mit Textbausteinen”, “Kosten reduzieren durch die Arbeit anderer Leute” oder “Leitmedium – 100 billige Tricks, um ebenso ganz vorne wie ganz peinlich zu sein”.

11.2.2008 | 17:00 von DonAlphonso

Gewinnen nur durch den Vergleich

3500 Euro monatlich sind besser als 5 Monate unverkaufbare Werbeflächen.
PR bezahlt abschreiben ist besser als Schleichwerbung.
Und Schleichwerbung ist für manche immer noch besser, als wenn ihnen nichts einfällt und sie nichts zu schreiben haben.
Und irgendwie will man das Hobby ja auch finanzieren. Immer noch besser als für lau schreiben.
Vermutlich kommt sich das Daimlerblog auch besser als das Fischerdübelblog vor, und das Saftblog sieht auch keine Probleme im Astroturfing für die Aroniabeere. 20 Beiträge am Tag sind folglich auch besser als 10 Beiträge. Da klicken mehr. Bilder aus CC-Datenbanken sind besser als richtug klauen. Man braucht nur einen coolen Namen. Remixen, zum Beispiel. Maximaler Output mit minimalem Aufwand. Und fünf Freunde, die es verlinken. Besser als die drei Freunde, die andere haben.

Vielleicht gibt es einen ganz einfachen Grund für das Ausbleiben von Erfolgen der Kommerzialisierung der Blogosphäre:

Sie ist einfach nicht gut genug.

Es gibt Schlechtes und ganz Schlechtes, halbdurchdachtes und Dreiviertelleistungen, schnelle Ideen und diverse Versuche, es gibt sehr viel, was man schon mal schlechter und noch schlechter gesehen hat. Aber ansonsten ist da so viel Mittelmass, was auf Fanboys, Googleoptimierung, Katastrophentouristen und gelangweilten Nerds basiert, so wenig, was man wirklich als Exzeptionell bezeichnen könnte, so wenig Leistung, dass es nicht funktionieren wird.

Arbeiten bedeutet, sich in was reinhängen und es zu tun, auch wenn es keinen Spass macht. Profibloggen bedeutet, irgendwas zu tun, solange es Spass macht, und dafür jemanden als Bezahlenden zu finden. Und natürlich auch das so billig und angenehm wie möglich.

Diese Bestrebungen laufen ungefähr sein Anfang 2005. Nach drei Jahren Überlegen und zwei Jahren Praxis und theoretisch optimalen Bedingungen sind die Ergebnisse so durchwachsen, dass kaum noch mit einem plötzlich soch noch kommenden Riesenerfolg zu rechnen ist.

Weil das meiste nicht gut ist, und selbst das Beste ist nicht gut genug.

Manchmal wüsste ich gern, ob solche Gestalten nicht der blanke Horror packt bei der Vorstellung, dass sie ihr Trailertrash-Entertainment noch 10 Jahre machen könnten. Aber meistens ist es mir auch egal.

8.2.2008 | 17:37 von DonAlphonso

Finger weg von Bildern aus Datenbanken!

Nachdem momentan wieder viel über das Thema “Marions Kochbuch”, Urheberrechte und Alternativen diskutiert wird, vielleicht ein Hinweis, was die Idee gemeinschaftlich erstellter Bilddatenbanken irgendwelcher Nutzer angeht:

    FINGER WEG!

Irgendwelche Bilder irgendwelcher Leute aus dem Internet sind immer, immer, immer ein Problem. Es gab meines Wissens zufolge mindestens zweei Fälle, in denen es Leute in Bezug auf die besagte Bilderdatenbank erwischt hat, weil sie Bilder verbreitet haben, die Bekannte ihnen schickten, und dafür verändertes Bildmaterial eines Kochbuchbetreibers verwendeten. Man kann sich also nie sicher sein, wo jemand was herbezieht. Das Urheberrecht ist gerade bei Bildern äusserst tückisch, und die einzige Quelle, der man halbwegs vertrauen kann, ist die eigene Kamera – und selbst da muss man aufpassen. Die wenigsten Gschaftlhuber, die jetzt rumschreien, haben eine Ahnung von dem, was sie tun wollen.

Um das mal am Beispiel von den Planungen des Dieter Petereit aufzuzeigen, das momentan von einigen Blogs wie Spreeblick dummerweise mit ziemlich kurzer Denke als mögliche Alternative gesehen wird: Petereit selbst schrieb bis vor Kurzem bezahlt beim kommerziellen Portal Germanblogs. Im Rahmen von Germanblogs bediente er sich häufig beim kostenlosen Bildarchiv Pixelio.de, etwa hier. Seine Quellenangabe für das Bild sieht ganz unten so aus:

[Fotoquelle: pixelio.de]

Das ist aber ein eindeutiger Bruch der Lizenzvereinbahrungen von pixelio, denn die Kennzeichnung ist nicht im Mindesten ausreichend. Dieter Petereit verletzt damit den Lizenzvertrag von Pixelio und das Urheberrecht der Photographin Karina Sturm::

IV. Urheberbenennung und Quellenangabe

Der Nutzer hat in für die jeweilige Verwendung üblichen Weise und soweit technisch möglich am Bild selbst oder am Seitenende PIXELIO und den Urheber mit seinem beim Upload des Bildes genannten Fotografennamen bei PIXELIO in folgender Form zu nennen: ‚© Fotografenname / PIXELIO’

Bei Nutzung im Internet oder digitalen Medien muß zudem der Hinweis auf PIXELIO in Form eines Links zu www.pixelio.de erfolgen.

Kein Link, kein Name, damit ist der Vertrag hinfällig, und es gibt auch kein Verbreitungs- und Nutzungsrecht – und damit könnten Pixelio und/oder die Photographin jederzeit gegen Germanblogs und Petereit vorgehen. Man kann sich mal den Spass machen und durchschauen, wie oft Petereit die falsche Quellenangabe für seine kommerzielle Tätigkeit verwendet hat. Da findet man eine Menge.

Man könnte sich aber auch überlegen, ob man ausgerechnet solchen Leuten vertrauen will, wenn es um die Schaffung einer juristisch sicheren Bildquelle im Netz geht.

Also: Macht Eure Bilder selbst. Und wenn Ihr was braucht und findet, fragt den Urheber und lasst Euch das per Mail erlauben. Aber meidet irgendwelche Panikprofiteure, die nicht wissen, was sie tun. Und garantiert nicht die Geldbörse zücken, wenn Ihr die Sache ausbaden müsst, weil Ihr denen vertraut habt.

6.2.2008 | 22:55 von DonAlphonso

Rivva und das social Spamming

Ich habe schon mal über den Blogosphärenauswerter Rivva, dessen Idee ich eigentlich sehr gut finde, geschrieben – das wird jetzt so eine Art Fortsetzung. Wegen zwei Beobachtungen.

Das eine ist der Umstand, dass Rivva, wie viele andere Web2.0-Dienste auch, von Spammern entdeckt wurden. Die Blogbar ist ein nicht ganz kleines Blog und gar nicht so unhäufige Quelle bei Rivva, aber inzwischen hat das sehr unerfreuliche Konsequenzen: Man kann fast schon die Uhr danach stellen, wann Beiträge mit Spamkommentaren versehen werden. Die üblichen 1-Satz-Absonderungen, wie heute etwa von jemandem, der mutmasslich silberfische.info betreibt, sind keine wahre Freude und zwingen zu dauerndem Kontrollieren und Nacharbeiten. Dieser Personenkreis meint zu wissen, dass die bei Rivva erscheindenden Beiträge oft gelesen werden und nutzen das dann aus. Es nervt.

Es nervt auch, weil Rivva selbst inzwischen das gleiche Schicksal zuteil wurde, das man auf anderen Rankingplattformen wie den diversen Digg-Clones betrachten kann: Es ist fest in der Hand derer, die Suchmaschinen, Technorati und Rivva zuspammen. Es gibt gewisse Leute, die jeden Tag irgendwas verlinken, was bei Rivva auftaucht, um so ebenfalls dort aufzutauchen. Es gibt die üblichen selbstreferentiellen Blogparaden und Marketingaktionen, die bei Rivva durch die gegenseitige Verlinkung voll durchschlagen. Und eine Reihe von Linklistenbetreiber sorgen dafür, dass selbstreferentielle Themen und der neueste Quatsch irgendwelcher Startups schnell vorne zu finden sind.

Wer nicht gerade auf der Suche nach irrelevanten Startups, SEO-Spezialisten mimenden Realschülern, frustrierten Hausfrauen mit Kommunikationsdefizit, Trigamistrichereien, Spiegel- und Heise-News und Anknüpfungspunkte zu inzestuöser Linkfickerei sucht, wird es bei Rivva schwer haben. Es gibt solche leute, die halten das System am Leben, aber dadurch wirkt es auch so runtergekommen, trashig und versifft, wie die Blogosphäre mitunter in den Medien beschrieben wird. Die Abbildung der Links bringt zu selten echte Information, statt dessen den typischen social Spams einer den Themen nachlaufenden Masse.

Was könnte man tun? Eine Nutzerbewertung, die Themen zusätzlich gewichtet, würde zu keinem anderen Resultat führen. Google hat bei Google News mit einer Gewichtung der Medien nach Inhalt wohl ganz gute Erfahrungen gemacht; daher haben die DPA-Kopierer weniger Aufmerksamkeit als hochwertige Originalbeiträge. Vielleicht müsste man auch über gewisse Ausschlusskriterien nachdenken, reine Linklistenverbreiter etwa, die alles mit einem belanglosen Satz verlinken, optisch reduzieren, nicht aufführen oder auch als Negativkriterium werten – so etwas könnte dann auch bei den “Blogparaden” helfen.

ich mag Rivva wirklich. Ich hatte lange die Hoffnung, dass man da was Spannendes finden kann. Aber wann immer ich reinschaue, macht mir der Müll nur die Laune kaputt. Wäre Rivva ein Schaufenster, ich würde in dem Laden nichts kaufen. Schon gar nicht, wenn davor Typen rumlauern, die mich um Awarenes für ihre Produkte anschnorren. Ich mein, Silberfische. Ich will keinen Ungezieferspam in meinem Blog, ich will weniger Ungeziefer bei Rivva.

5.2.2008 | 0:35 von DonAlphonso

Pauls und des We2.0Hypes Mama

Manche geschätzte Kollegen glauben, dass die aktuelle Krise amerikanischer und sonstiger Banken dazu führen wird, dass Firmen in diesen unschönen Zeiten ihre Werbung nicht mehr mit enormen Streuverlusten bei Glotze und Zeitschriften schalten werden, sondern zielgruppengerechten Internetangeboten den Vorzug geben – Stichwort Effizienz und präzise Resultatkontrolle. Ich persönlich bin da ganz anderer Sicht, man stelle sich mal folgende Szene vor:

Anbieter Rasend Supi Charmender Handelsware (ARSCH): Aaaargh, die Bank will ihr Geld, meine Investoren wollen Zuwächse, die Wirtschaft schwächelt, die Medien behandeln ich wegen ein paar kleiner Spammereien, als würde ich Jens Kunath heissen und obskure Spielchen im Netz anbieten, was tue ich nur?

Werber Über Ragender Gedanken (WÜRG): Wie wäre es mit zielgenauer Werbung bei Communities? Die Leute schreiben jeden Mist über sich rein, wir wissen zwar noch wenig, ob das überhaupt wahrgenommen wird, oder ob die Leute das überhaupt mitbekommen, weil sie Adblocker haben, aber es super zielgenau, ok, ein wenig riskant natürlich, aber hey!

ARSCH: Bo echt! Geil! meine Investoren und die Bank werden mich mit Geld überschütten, wenn ich jetzt nicht mehr in der Zeitung werbe, wo meine alten Kunden sitzen, sondern gerade jetzt in der Krise auf völlig neue, unbekannte und hochriskante Werbeformen setze,

WÜRG: Und das beste: Es sind Portale, von denen die sicher noch nie was gehört haben! Das schafft sicher grandioses Vertrauen! Das Neue entdecken, jetzt lieber neue Kunden wonaders suchen, statt die alten zu behalten!

(Nehmen sich an der Hand, tanzen auf der Bühne, WÜRG bietet ARSCH eine Prise Kokks und hält ihm hinter der Bühne denselben hin, alles Friede, Freude und Eierkuchendiagramme mit fetten Gewinnen)

Sorry, aber ich halte das für hochgradig unwahrscheinlich. Man muss davon ausgehen, dass Firmen gerade in der Krise auf das setzen, was sich bewährt hat, und nicht auf Zukunftsversprechen interessierter Seiten, wie den Anbietern von Web2.0-Werbeplätzen und den mit ihnen verbandelten Hypemedien. Womit wir zu Projekten wie deutsche-Startups.de, off-the-record, golem.de und handelskraft kommen, die sich allesamt den Polante, wie man in Bayern sagt, für den sattsam bekannten Jens Kunath machten, als der zusammen mit seiner Frau den Start der Familiencommunity Paulsmama verkündete. Ein ganzer Haufen Blogger aus der Web2.0-Ecke hat das Werden des Projekts wortreich bejubelt – und jetzt sagen sie nichts mehr.

Schon komisch. Denn Kunath hat das mit dem magischen Worten von 100.000 Euro Investment begleitete Paulsmama wieder verkauft, und zwar an Leute, die nicht den Eindruck machen, als wüssten sie jetzt viel damit anzufangen:

Die Community paulsmama.de zieht sich in eine Denkpause zurück.
Wir arbeiten an einem neuen Konzept und nehmen uns die Zeit die Plattform neu zu überarbeiten. Bitte haben Sie dafür Verständnis, wenn das etwas Zeit in Anspruch nehmen wird. Seien Sie daher umso gespannter und mit dabei, wenn es wieder los geht.

In der New Economy machte man ehrliche, betrügerische Bankrotte, heute dagegen dominiert der Verkauf für ungenannte, mutmasslich kleine Summen, und am Ende sind die Nutzer die Dummen, die sich mit ihren Daten plötzlich woanders finden – siehe den Worst Case meinnachbar.net.

Man sollte sich unbedingt den dazugehörigen Beitrag von Jens Kunath durchlesen (http://www.jenskunath.eu/2008/02/02/paulsmamacom-verkauft/), der ziemlich gut zeigt, woran es bei vielen Gründungen hapert: Fehlendes Bewusstsein für die kommenden Probleme, mangelnder Wille, die Sache zu machen, auch wenn die guten Gelegenheiten scheinbar verpasst wurden. Paulsmama ist in meinen Augen sympthomatisch für das ganze Web2.0: Ein Goldrausch, schnell rein, schnell auch was aufressen, schnell verschreien, und wenn es nicht ganz so läuft, weiter zum nächsten Ding, das die üblichen blöden Blogger und Medien dann wieder beklatschen. Mit so einer Haltung und Performance wird sich jeder gut überlegen, ob er seine Werbung bei solchen Plattformen schaltet, oder nicht doch irgendwo hingeht, wo er davon ausgehen kann, dass die Werbefläche und das Publikum morgen noch da ist.

Was machen eigentlich Frazr, Shoppero und Adical?