20.8.2007 | 11:33 von DonAlphonso

taz: Chronik eines angekündigten Blogtodes

Ich habe mich hier mit den missratenen Blogs der toskanaalternativen taz – arrogant, selbstherrlich, miserabel geschrieben und mitunter von Typen verantwortet, die der Prototyp eines abgemahnten Trafficlutschers werden könnten – geäussert, und darauf hingewiesen, dass wir demnächst den ein oder anderen Exitus sehen dürfen. Nun ist es also so weit; die taz hat das komplette Blog ihrer vor kurzem gescheiterten NRW-Ausgabe nicht nur eingestellt, sondern gleich ganz aus dem Netz entfernt.

Die Frage ist nur: Wieso ist der blamable Rest noch abrufbar?

17.8.2007 | 4:30 von DonAlphonso

Abmahnung von Bloggern, denen keiner helfen kann

Und genau da sehe ich auch das Problem; der dt. Blogosphäre fehlt es an Pragmatismus. Einfach machen, einfach laufen lassen; ohne immer alles bis ins letzte Detail ausdiskutieren zu müssen. In den Staaten gibt es natürlich auch vereinzelt Wichser, die versuchen, es allen anderen mit Ihrer Ideologie madig zu machen. Aber es sind halt nur ein paar.
Kommerzvorreiter und Marke Mathias “MC Winkel” Winks

Mich würde mal interessieren, wieviel Prozent der kommerziellen Blogs abgemahnt wurden – und das würde ich dann mit dem Anteil bei den nichtkommerziellen Blogs vergleichen. Natürlich kann man danach sagen, dass kommerzielle Blogger in der Regel bekannter sind und deshalb unverhältnismässig oft betroffen sind. Aber so einfach sollte man sich die Sache auch nicht machen. Ich glaube nämlich, dass kommerzielle Blogger extrem häufig schlichtweg zu dumm sind zu begreifen, was sie da tun. Man kann mit Bloggern solidarisch sein, aber mit Dummheit, Ignoranz und Gedankenlosigkeit? Wie ist das nochmal mit den Rechungen, die man als PR-Dienstleister den Kunden der PR-Börse Trigami stellen müsste? Wie ist das mit der Kennzeichnung von Gewinnspielen, die ein gewisser Mathias Winks anfänglich nicht für nötig hielt?

Und damit sind wir auch schon bei einem wunderbaren Beispiel für die Fähigkeit der Möchtegern-Profis, ins Messer zu laufen. Denn offensichtlich hält es das Internetauktionshaus Ebay nicht für ötig, die von ihm bezahlten Teilnehmer am sogenannten Bloggercontest auf die Finger zu schauen. Pprompt knallt eine Bezahlkräfte mit ihren Angeboten in den blutroten Abmahnsumpf. Denn der Bereich, in dem Abmahnungen bei Ebay an der Tagesordnung sind, ist der Bereich des mehr oder weniger absichtlichen Missbrauchs von Markenrechten. Dieses Risiko geht seit Jahren durch die Presse, es ist ein Tummelplatz für die unglaublichsten Fälle, da wird mit Wortmarken wie “Princess” ohne Rücksicht abgemahnt – und da sollte man also tunlichst aufpassen, dass man keinem Markeninhaber auf die Füsse tritt. Theoretisch.

Praktisch stellt sich eine Bloggerin hin und berichtet treu und ehrlich, wie sie Bügelbilder mit einer urheber- und markenrechtlich geschützten Comicfigur – vermutlich für ein paar Euro – erwirbt, die auf nagelneue Unterhosen bügelt, das auch noch als “[Markenname der Comicfigur] Boxershorts” als Händlerin bei Ebay anbietet und über 40 Euro einnimmt. Und das, obwohl es vom Markenrechtinhaber selbst auch derartige Boxershorts gibt. Und der Markeninhaber ist kein kleines, schüchternes Firmchen auf der Hasenheide, sondern ein alles andere als zimperlicher Riesenkonzern mit einer Rechtsabteilung, für die sowas das täglich Brot ist. Und die dank Blogeintrag gar nicht erst bei Ebay fragen muss, wer da diese Dinge vertickt. Und zwar in drei einzelnen Fällen.

Die besagte Person kann sich damit ein Verfahren einhandeln, bei dem jede einzelne Abmahnung allein schon weit über dem liegt, was Ebay ihren Bloggern bezahlt. Es ist haarsträubend, dummdreist, überflüssig, komplett bescheuert, was da passiert. Ich bin komplett fassungslos, wie da agiert wird, besser kann man sich nicht ans Messer liefern und nichts wird einen in diesem Rechtssystem retten, wenn man solche Dinger nicht nur vertickt, sodern auch noch für alle Zeit sichtbar verblogt.

Nichtkommerzielle Blogger haben mit dem Bereich Urheberrechte, Beleidigung, üble Nachrede und falsche Tatsachenbehauptungen vs. Meinungsfreiheit schon jetzt geügend Probleme an der Backe. Kommerzielles Bloggen tangiert Wettbewerbsrecht, Markenrecht, Steuerrecht und viele andere unschöne Überraschungen. Wer da hin will, soll gehen. Aber wer sich nicht um die Folgen seines Verhaltens kümmert, steht vollkommen allein gegen Firmen in deren ureigenstem Bereich, und dort wird ihnen keine Blogosphäre irgendwas helfen können. Und wie sich die Firmen verhalten, die Blogger bezahlen – siehe oben. Wer sich da selbst nicht auskennt, sollte verdammt nochmal die Pfoten von solchen Geschichten lassen.

15.8.2007 | 23:34 von DonAlphonso

Abmahnerei

Erst wollte ich bei Jochen Hoff kommentieren, dann bin ich aber radeln gegangen und habe mir genau überlegt, was ich schreiben soll. Es ist nämlich so mit den Abmahnungen, als deren prominentes Opfer Stefan Niggemeier gerade hochgehalten wird: Ich halte das für eine verlorene Schlacht. Eine Schlacht, die man mit Publicity, wie es Don Dahlmann vorschlägt, auch nicht gewinnen kann.

Zuerst mal speziell: In einem Rechtsstreit zwischen dem Anrufspielproduzenten Callactive und Stefan Niggemeier kann meines Erachtens nur noch ein Anwalt vor Gericht was bewirken. Die Blogosphäre war mal in der Lage, gewisse Dinge rumzureissen, und manche Koalitionen sind bis heute in der Lage, rechtliche Probleme schnell und handfest aus der Welt zu schaffen. Aber Callactive hat bewiesen, das sie sich auch vor Gericht durchsetzen wollen, und da bringt es wenig, wenn massenhaft Leute Zeug in das Internet schreiben, das ihnen vielleicht auch noch Probleme einbringt. Deshalb kann die Botschaft nicht lauten: Schreibt auf Teufel komm raus. Sondern vielmehr: Schreibt, wen Ihr es für richtig haltet, aber passt auf, dass keine Probleme für Euch entstehen. Und dabei muss man immer die ganzen Fakten kennen, sonst riskiert man eventuell Probleme mit falschen Tatsachenbehauptungen.

Dann grundsätzlich und allgemein: Firmen mit Blogs unter Druck setzen ist hohe Kunst. Es geht leicht, wenn Firmen eindeutig versagt haben, oder Organisationen von ihrem Ruf abhängig sind. Wenn es sich um Firmen handelt, die eh keinen Ruf zu verlieren haben, wird es schwierig. Die sind von miesen Googletreffern oder Technoratirankings kaum zu beeindrucken. Zumal, wenn ihre Kunden in einem anderen Bereich tätig sind. Und selbst, wenn es gelingt, dads Thema gross zu machen: Medien berichten seltenst nachhaltig über das, was Blogger ausgraben. Das einzige bloggetriebene Thema, das jetzt monatelang periodisch hochkocht, ist StudiVZ, und das auch nur, weil sich die Firma suboptimal präsentiert.

Insgesamt halte ich Callactive für eine bislang auf ganzer Linie verlorene Schlacht. Sie haben nun mal erfolgreich gegen das kritische Forum und Kommentare bei Niggemeier geklagt, und der Sturm in den Medien zog folgenlos vorüber. Callactive kam damit bei seinen Kunden durch. Was anderes kam nicht durch: Es ist alles andere als gut für den Ruf der wehrhaften Blogosphäre, der eine durchaus effektive Massnahme gegen Abmahner war. Und das ist es, was mich an der Sache so ankotzt. Dieses ängstliche Geschnatter, die wertlosen ichauchBeiträge, die morgen schon wieder von Katzenbildern abgelöst werden, dieses Schafeblöken allerorten, weil irgendwo der Metzger sein Beil schleift. Kein Wisssen, keine Strategie, kein Verständnis dafür, wo die Gegner ihre Schwachpunkte haben, und welche sich spezifisch für einen Angriff mit Blogs eignen.

Wenn der Begriff von A-List-Blogger irgendwo eine Berechtigung hat, dann in Fällen, die das Selbstverständnis der Blogosphäre und die Meinungsfreiheit im Kern betreffen. Aber dann sollten sich die betreffenden Leute sehr genau überlegen, was sie mit ihrem Einfluss tun, und worum man als Knotenpunkt wen bittet. Gemeinsame Aufschreie sind vielleicht laut, aber nicht zwingend effektiv. Verlorene Schlachten sollte man vielleicht nicht an die ganz grosse Glocke hängen, und Typen, die andere mit ihrer Informationspolitik auch noch gefährden, handeln schlicht und einfach verantwortungslos. Es kann nicht die Devise sein, als Blogger nur noch die zu kloppen, die einen Kopf kleiner sind und Brille tragen, und gefährliche Themen zu meiden. Man kann sich leider auch den zeit und den Ort des Konflikts oft nicht heraussuchen. Aber man kann sich sehr wohl überlegen, was man mit welchem Ziel tut, und welches Risiko man eingehen will, und welche Vorkehrungen man trifft. Das kann schwer sein, aber das ist nun mal den Preis, den man zahlt – und zwar besser vorher. Und genau diese Überlegungen sehe ich – unabhängig von den nicht seltenen persönlichen Differenzen wegen des Themas Kommerzbloggens – bei den involvierten Generälen in diesem Konflikt aber nicht. Nibelungentreue bis in den Untergang war noch nie ein kluges Defensivkonzept, und ein besiegter held hilft keinem was.

Darf ich einen Rat geben? Survive to fight another day.

14.8.2007 | 23:56 von DonAlphonso

Nach dem 2nd-Life-Hype

Was für ein Desaster. Jahrelang nicht beachtet, dann hiess es plötzlich, man könne in Second Live reich werden und viele Kunden finden. Kaum ein Medium, das nicht berichtet hat. Und heute sah ich eine Second Life Software – was immer das war – für zwei Euro im Ramsch. Und die gleichen Medien, die das Ding vor vier Monaten noch an die Spitze der Web2.0-Innovationen schrieben, berichten heute über Kinderpornographie, Skandale, Hacks und virtuelle Börsenberichte. Besonders lustig bei Spiegel Online, wo man inmitten der schlechten Nachrichten versucht, das hauseigene Buch zum Thema aus der Hypezeit den Lesern anzudrehen.

Ich wäre sehr für ein zweijähriges Berufsverbot für alle Journalisten und Berater, die Second Life ohne Nachdenken empfohlen als Business Modell haben. Es gibt im First Life genügend Toiletten, die sie strafputzen könnten. Danach sind sie dann hoffentlich vorsichtiger.

14.8.2007 | 1:09 von DonAlphonso

Ekelvideo: Holtzbrincktochter StudiVZ lässt Agentur im Regen stehen

Es bedarf keiner hellseherischen Fähigkeiten zu vermuten, dass der Medienkonzern Holtzbrinck nicht begeistert ist, wenn man ihn auf die von der Agentur Aimaq Rapp Stolle Interactive (ARS) im Auftrag von StudiVZ erstellten Ekelvideos mit Mord, Gewaltverherrlichung und anderen möglicherweise strafbaren Inhalten anspricht. Die Information für die Berichterstattung hat sich jedenfalls in den letzten Wochen drastisch geändert. Das hier wurde von ARS an Horizont übermittelt:

Seit Anfang der Woche läuft eine Viralkampagne aus der Feder der Berliner Agentur Aimaq Rapp Stolle (ARS) Interactive, mit der die Holtzbrinck-Tochter die Geschmacksgrenzen in der Marketingkommunikation auslotet. […]Zu der radikalen Umsetzung hat sich ARS Interactive bewusst entschlossen. “Die Spots sollen provozieren und so für eine intensive Auseinandersetzung sorgen.

Die Projektwebsite Studimovies.com existiert bereits, wie auch der Name der Agentur in London, die die Videos in Umlauf bringen sollte. Nachdem die Videos aber schnell für Empörung und Verknüpfung mit Holtzbrinck sorgten, hiess es plötzlich von Seiten des StudiVZ gegenüber dem Focus:

Auf Nachfrage von FOCUS Online bestätigte StudiVZ, dass „einige Werbevideos gedreht wurden, die die Gemüter erregt hätten“. Sie seien „provokant und interessant“, sagte ein Sprecher. Es sei aber noch nicht klar, wann und in welcher Form die Videos veröffentlicht würden, ob viral oder nicht.

Als die Videos mit rechtlich wahrscheinlich notwendiger, deutlicher Distanzierung bei Boocompany veröffentlicht wurden, reagierte ARS mit einer Abmahnung – nicht gegen Boocompany, sondern gegen die Betreiberin von Seiten, die die Videos weder als Person noch als Rechtsperson veröffentlicht hatte. Da war wohl der Druck bei ARS schon recht hoch. Und nun legte StudiVZ nochmal nach, und lässt ARS damit ziemlich einsam im Regen stehen:

Allerdings sind die Videos, die aktuell Gegenstand der Diskussion sind, ohne Prüfung und Autorisierung von studiVZ veröffentlicht worden. Der interne Entscheidungsprozess zur Durchführung internationaler Marketingmaßnahmen dauert derzeit noch an, daher ist noch offen ob und in welcher Form studiVZ zu einem späteren Zeitpunkt eine virale Kampagne durchführen wird.

Und ich frage mich jetzt, wie man die Videos gegenüber dem Focus am 3.8.2007 “provokant und interessant” finden konnte, die man dann gestern vor der Veröffentlichung noch gar nicht geprüft haben wollte. Kann es sein, dass hier jemand, hm, lügt? kann es sein, dass man möglichen juristischen Folgen ausweichen will? Gewalt wird meines Erachtens durchaus als etwas Gutes dargestellt, und § 131 StGB “Gewaltdarstellung” Abs. 3. führt aus, dass man zwar strafbare Inhalte zu Dokumentationszwecken des Zeitgeschehens veröffentlichen darf, aber allein Herstellung und das Beziehen nach Abs. 1.4. schon strafbar sind. Ich habe schon ein wenig den Eindruck, als wollte bei StudiVZ jemand ganz schnell aus der Verantwortung entkommen.

Tsss.

13.8.2007 | 20:27 von DonAlphonso

Rechtliches , allzu Rechtliches

Wenn diese Geschichte bei Robert Basic stimmt, frage ich mich schon, ob man bei Restposten24 jemals etwas vom Mittel der negativen Feststellungsklage gehört hat. Wer bei einer blossen Meinugsäusserung gleich – mutmasslich unbegründete – Abmahnungen androht, könnte schnell die gar nicht so weiten Grenzen des BGB kennenlernen. Auf die harte Tour.

Aber es überrascht nicht, wenn derartige Reaktionen von einer Firma kommen, die in die AGB gleich mal Vertragsstrafen in Höhe von 5001,00 Euro reinschreibt. Da kann Eltern.de noch was von lernen. (Dazu passend ein kleiner Literaturtipp)

10.8.2007 | 20:45 von DonAlphonso

SchülerVZ, StudiVZ und Holtzbrinck: Ein Fall für den Staatsanwalt

Ich habe lange darauf hingewiesen. Ich habe immer gewarnt. Irgendwann würde es knallen. Irgendwann geraten die Verbreiter der Propaganda türkischer Faschisten, Ekelvideos; umgestalteter Nazipropaganda und Unterstützer von Nachstellern an Leute, die anders vorgehen, als nur mit Aufklärung. Jemand, der die Schnauze voll hat von den Beschwichtigungen der Firma und ihres Besitzers.

Jetzt ist es so weit. Vielleicht interessiert sich der Staatsanwalt ja auch für den viralen Dreck, für den die Holtzbrinck-Tochter StudiVZ verantwortlich zeichnet.

10.8.2007 | 11:34 von DonAlphonso

Die evagelische Akademie in Tutzing sucht Qualität

Journalistische Qualität. Und zwar bei diesem weitgehendst bloggerfreien Seminar mit vielen führenden Journalisten:

MySpace, Web-Bloggs – und die Qualität?

Nun – offensichtlich nicht bei denen, die so eine Tagung veranstalten. Über Weblogs. Ohne Dep-pen-binde-strich und Deggen-doggel-GG bitte. Vielleicht hätte man ja einen fragen sollen, der sich auskennt.