6.12.2008 | 20:37 von DonAlphonso

Matter Chrome bei Google und Facebook

Ich kenne niemanden, der Googles Browser Chrome benutzt. Ich bin damit absolut nicht zurechtgekommen, aber ich bin ja auch ein Gewohnheitstier und benutze immer noch gerne doe Blogsoftware Antville. Ich hatte aber irgendwie erwartet, dass Leute, die man als technische Vorreiter bezeichnen könnte, aktiv beginnen, die Möglichkeiten des Browswers zu erforschen, ziemlich viel Bohei darum machen und dafür sorgen, dass er zumindest in ihrem Umfeld ein grösseres Thema bleibt – bei Gmail hat das ja auch funktioniert.

Es kann sein, dass das Fehlen einer offiziellen Version für Apple – immer noch – einen grossen Teil dieser Zielgruppe ausschliesst, vielleicht sind es auch datenschutzrechtliche Überlegungen, aber angesichts der nun doch ziemlich grossen und wichtigen Firma, die Google nun mal ist, ist die Akzeptanz und das Interesse extrem mau. Für mich die Überraschung des Jahres, weil Nichtexplorers Liebling Firefox genügend Fehler gemacht hat, um einen Markt für einen schnellen und besseren Browser zu schaffen.

Dass Google noch immer mit der Vermarktung von Youtube nicht in die Puschen kommt, die Übernahme von Yahoo abgeblasen hat und eine Reihe anderer Angebote ebenfalls nicht richtig auf dem Markt platzieren kann, ist sicher kein Spass in einer Zeit, da weltweit mit einem Einbruch bei der Werbeausgaben gerechnet wird. Fehlt eigentlich nur noch, dass jemand eine gute Idee bei der Internetsuche hat…

Bei der Gelegenheit: Ein anderer Gigant auf tönernen Füssen dürfte Facebook sein. Als sich Microsoft vor etwas über einem Jahr dort eingekauft hat, wurde die Firma angesichts des Preises für den Anteil mit 15 Milliarden Dollar bewertet – obwohl es ein strategisches Investment gewesen sein dürfte, um Google draussen zu halten. Inzwischen gibt es eine üble Kreditkrise, und die trifft die Kernzielgruppe von Facebook besonders: Studenten. In den USA ist das Studium eher teuer und oftmals kreditfinanziert, und ob unter diesen Vorauszeichen ein Profil noch mehr als 100 Dollar wert ist, darf bezweifelt werden. Inzwischen gibt es angesichts einen chaotisch verlaufenden Aktienprogramms für Mitarbeiter Spekulationen, dass Facebook sich selbst nur noch mit 4 Milliarden bewertet. Und im aktuellen Börsenumfeld kann man einen Börsengang für die nächsten zwei Jahre ausschliessen. Zwei Jahre sind eine verdammt lange Zeit, wenn man als Investor dann nochmal zuschiessen muss, und wer weiss, ob Facebook dann noch so dynamisch wächst und beliebt ist.

Sagen wir mal so: Ich wäre angesichts der Fehlschläge bei Google und der Unsicherheiten bei Facebook gar nicht so arg überrascht, wenn die Suche nach einer tollen Geschichte für die Aktienmärkte bei Google und dem klassischen Unwillen der Investoren, eine Klitsche wie Facebook über ihre beste Zeit hinaus zu finanzieren, die beiden doch noch zusammenbringen könnte. Immer gesetzt den Fall, dass Microsoft keine Klausel im Vertrag hat, das so ein Geschäft verbieten könnte. So eine Lösung würde sicher keinen Schönheitspreis bekommen, aber darum geht es in Zeiten wie den Unseren nicht. Es gibt einfach nicht viele Firmen, die sich sowas wie Facebook leisten und es brauchen können.

30.11.2008 | 23:53 von DonAlphonso

Für 990 Euro Manipulation von Sozialen Medien bei Sascha Lobo lernen

Dass eine Professionalisierung der deutschen Blogosphäre ins Haus steht, kann niemand ernsthaft bezweifeln.
Wer Werbung in Medien grundsätzlich und immer und sowieso verdammt, kann das gerne tun, sollte aber nochmal nachdenken, vielleicht während eines Praktikums bei der Nordkoreanischen Staatszeitung.

Sascha Lobo am 10. April 2007

Es ist zum Glück nicht mein Problem, vom Blogvermarkter Adnation (früher Adical) wenig Werbung aufs Blog zu bekommen, aber wäre ich einer dieser Leute – oder gar jemand wie Johnny Häusler, der mit Sascha Lobo zusammen diese Blogwerbefirma betreibt – würde ich mir schon mal überlegen, was für einer Person da der Vermarktungsversuch von Blogs übertragen wird. Blogs, sagen wir doch allgemein, seien Gespräche, bessere Medien, ehrlicher, authentischer, nicht so gekaufter Dreck wie die Medien, einfach: Etwas Besonderes.

Natürlich sieht das nicht jeder so. Der Aufstieg von Johnny Häusler Blog Spreeblick kam, als Jamba versuchte, die Kommentare einer Diskussion um ihre Produkte zu manipulieren. Und vor knapp zwei Jahren wurde ich nach der Aufdeckung diverser Skandale rund um StudiVZ gefragt, ob ich nicht für ein üppiges Honorar ein paar Pressesprecher etwas zum Gefahrenpotential Weblogs – und wie man sie vereinnehmen kann – erzählen kann. Meine Antwort war ein klares Nein. Aber nun, 2 Jahre später, hat die gleiche Organisation, die “Deutsche Presseakademie” DEPAK, ein Schulungszentrum für PR und andere unerfreuliche Berufe, die ganz sicher kein Praktikum bei einer totalitären Zeitung mehr brauchen, jemanden gefunden, der das macht und offensichtlich kein Problem hat, für 990 Euro pro Teilnehmer sein Wissen über Blogs profitabel weiterzugeben:

Sascha Lobo. Ab jetzt auch Referent für “Social Media – Chancen und Risiken digitaler Netzwerke

Mit folgenden Themen:

– Soziale Netzwerke als PR-Tool
– Stakeholderdiagnose im Web, Auswahl adäquater Tools
– Agenda Setting durch Social Media
– Blogs als Meinungsmaschine und als PR-Instrument
– Das Konzept der digitalen Reputation und ihr Beitrag zum Unternehmensimage
– Manipulationsmöglichkeiten, rechtliche Gefahren, Datenschutz

Manipulationsmöglichkeiten, schau an, schau an. Ts ts. Also: Wie bringe ich meine Geschichten in soziale Netzwerke, wie überwache ich Internetmedien, wie nutze ich sie für meine Zieke aus, wie benutze ich Blogs, wie passe ich auf, dass meine Firma schön sauber bleibt, und welche dreckigen Tricks wende ich dafür an…

Kleines Detail am Rande: Während Lobo am 2. und 3. April 2009 dergestalt den Missbrauch und das Ausnutzen von Blogs und anderen Formen der Internetkommunikation an PRler vermittelt, macht sein Adnation-Geschäftspartner Johnny Häusler zur gleichen Zeit das “Web2.0-Festival” re:publica 2009 über die Veränderungen der Digitalisierung. Thema:

Es soll diskutiert werden, welchen politischen und gesamtgesellschaftlichen Wandel dieser ‘Shift’ einläuten wird und in welchen Bereichen er sich bereits manifestiert hat.

Shift happens: Als Blogger beginnen, als Manipulationsmöglichkeit in einem Sacha-Lobo-Seminar enden.

30.11.2008 | 1:20 von DonAlphonso

Was mit Medienblogs machen

Lassen wir mal ausser acht, dass die Blogbar eine Art spezialisiertes Medienblog ist, und dass dieses Thema hier schon mal leicht anders abgehandelt wurde.

Kann mir mal jemand erklären, warum so viele von mehr oder weniger professionellen Medien gestartete Blogs ausgerechnet Medienblogs sind, die der Selbstbeschau einer Branche dienen, die man mit Blogs grundlegend verändern kann? Ist das schlichtweg die Einfallslosigkeit, das Setzen auf eine vermeintlich sichere Karte, weil Journalisten immer schauen, was über sie geschrieben wird?

Und weiter: Gibt es wirklich Leute von aussen, die sich diesen ganzen Wust an Nichtmeldungen, Nacherzählungen von Talkshows und Reden über das, was andere über das Reden reden, wirklich gerne und mit Begeisterung antun?

Ich habe, wenn man sich etwa die Verlinkungen bei Rivva anschaut, im Bereich der Medienblogs den Eindruck, dass da nichts ist ausser einen mittelgrossen Echokammer, mit den immer gleichen 30, 40 Protagonisten, die bei den immer gleichen Themen das immer gleiche schnattern, nacherzählen, verlinken und kommentieren. Das sieht dann zwar von aussen so aus, als gäbe es eine grosse Teilnahme an Medienthemen. Aber diesem kleinen, blogbasierte Medien-Medienzirkus würde ich keine echte Relevanz beimessen. Nicht ganz zu Unrecht hat sich beispielsweise “die Welt” inzwischen wieder von ihren Medienblogs getrennt.

Gibt es denn keine anderen Zielgruppen? Und kann es sein, dass diese gebloggte Fixierung auf das, was Medien tun und sagen, eine spezifisch deutsche Eigenart ist? Mir ist in den letzten Monaten bei der Beschäftigung mit professionell betriebenen US-Blogs zum Thema Wirtschaft aufgefallen, wie eigenständig da inzwischen argumentiert und geschrieben wird. Höchst erfolgreich, frei und ohne dieses Schielen auf Klicks und Links durch Mediengedöns.

29.11.2008 | 1:46 von DonAlphonso

Der Internetzwerg Elke Heidenreich.

Momentan ist es ja unter Fernsehmachern schick, nach der Einstellung der Sendung in der Glotze anzukündigen, jetzt im Internet weiter machen zu wollen – und sich dabei natürlich immer eine Hintertür offen zu halten, falls doch wieder ein sender das Format übernehmen wollte. Was Polylux bislang ohne Anschlusssendung im TV wird nachmachen müssen, hat Elke Heidenreich mit der Literatursendung “Lesen” heute schon mal vorgemacht. Als die wegen nicht von sozialer Intelligenz und einnehmendem Verhalten durchtränkter Kritik an ihrem Haussender ZDF gefeuerte Moderatorin – und ich glaube, sie hat auch mal Bücher geschrieben, die man an Bahnhofsständern sah – ihre Kündigung erhielt, wollte sie erst mal einen anderen Sender finden. Angeblich wäre da auch was möglich gewesen, aber jetzt eben: Internet.

Neben den Terroranschlägen in Bombai dürfte diese neue Sendung das bestverkündetste Ereignis des Tages und das heftigst beworbene TV-Spektakel seit dem Begräbnis von Johannes Paul II gewesen sein: Ungefähr 200 Onlinemedien und massenhaft Blogs meldeten diesen Schritt in ein neues Medium, mitunter auch mit einem triumphierenden Unterton a la “Internet, die Zukunft des Fernsehens”.

Nun, der erste Tag ist vorbei, jeder mit Internetanschluss dürfte es erfahren haben, und nun ist es an der Zeit zu schauen, wie viele Leute das Video angeklickt haben – gemeint ist damit anlaufen lassen, wohlgemerkt, nicht zwingend komplett angeschaut: 16.060 Aufrufe.

Wow. Das ist acht mal so viele Aufrufer, wie ich mit “Rebellen ohne Markt” an einem Tag wie heute Leser habe (Allerdings ohne 200 Berichte in allen grösseren Online-Medien). Und es ist immer noch etwas mehr als eine normale Folge von Ehrensenf (ohne Spiegel), die sich bis zu 10.000 Leute anschauen sollen – auch hier ohne die grosse Berichterstattung.

Allerdings: Wenn Heidenreich in der Glotze eine schlechte Sendung hatte, schauten etwas weniger als 500.000 Leute die Sendung an. Damit läge sie jetzt bei schlanken 3% ihrer früheren Reichweite. Die erste Sendung im ZDF 2003, die sich über den Hype besser vergleichen lässt, kam auf 2,46 Millionen Zuschauer – davon hat sie jetzt 0.65% erreicht. Das ist wenig,selbst wenn sich die Zahl noch verdoppeln sollte. Das ist sehr, sehr wenig, und das nächste Mal gibt es sicher nicht mehr diesen medialen Schub. Wenn Heidenreich und ihr Team davon leben wollen, wird es eng. Es würde mich nicht im Mindesten überraschen, wenn die Internetbegeisterung von Frau Heidenreich bald zugunsten der Glotze verschwinden würde.

Es gab da übrigens schon mal so ein Internet-TV-Literaturdings. Es hiess Lettra und hatte ähnlich hohe Erwartungen. Ansonsten finde ich Internet grossartig, das beste medium wo gibt, nur ist es halt nicht so geeignet für die ganz grossen Stars der Unterhaltungsbranche – auch das finde ich prima.

28.11.2008 | 3:51 von DonAlphonso

Media Ventures und die Zukunft von Blogg.de

Momentan gibt es ja so einige gerade im professionellen Internet, die angesichts der Stellenstreichungen bei prominenten Printmedien schon deren baldigen Niedergang vorhersagen. Man sollte es damit vielleicht nicht übertreiben; ich gehe mal davon aus, dass generell erst mal in den kostenintensiven Bereichen gestrichen wird, bis man sich den kleineren, aber verlustreicheren Onlineprojekten zuwendet. Seit Tagen halten sich Gerüchte über einen kommenden Paukenschlag bei Holtzbrinck, und dass bei Ebay Deutschland massive Einschnitte durchgezogen wurden, ist auch kein Geheimnis.

Vorgestern jedenfalls, berichten die üblichen wohlinformierten Kreise, ging es bei den im Web2.0-Geschäft aktiven Media Ventures zur Sache: Ein Dutzend Mitarbeiter soll das Unternehmen verlassen haben. Hintergrund soll eine Art, sagen wir mal, Neuorientierung sein, weg von den Eigenentwicklungen hin zu einer Art Investmentfirma. Wie es jetzt mit deren alten, seit längerem nicht mehr besonders entwickelten und nicht gerade fehlerfreien Bloghoster Blogg.de weitergeht, ist unklar.

Aus Bloggersicht weniger bedauerlich ist dagegen die unsichere Zukunft des Projekts Blogmonitor, von dem eine Art Profiversion für Agenturen und Firmen in Entwicklung ist. Der veritable Blogschnüffeldienst, der damit Bloginhalte von Leuten kommerzialisieren würde, die das vielleicht gar nicht wollen und sich im Zweifelsfall juristisch gegen so eine Form der Blogüberwachung wehren könnten, steht dem Vernehmen angesichts der anderen Baustellen der Firma und reduzierter Personalstärke ziemlich weit hinten auf der Prioritätenliste.

Meines Erachtens hat sich Media Ventures im auf eine Art im Internet verfranst, die typisch für andere Konzerne der letzten Jahre ist: Zu viele Projekte, zu wenig ernsthaft umgesetzt, zu geringe Einnahmen und jetzt in der Krise zu wenig Bereitschaft, es trotzdem weiter zu versuchen. Da kommt noch mehr. Ich würde zwar meine Kinder eher auf den bau schicken, als in den Journalismus, aber besser noch zu einer seriösen Medienfirma, als in den Morast der Klitschen, die in den kommenden Jahren weggespült werden.

25.11.2008 | 0:30 von DonAlphonso

DJV und WAZ: Gute und schlechte Krisenkommunikation mit Blogs

Einige Blogger – darunter auch der Autor dieser Zeilen – halten den Deutschen Journalistenverband nicht nur für verschnarcht, sondern angesichts seiner von diversen leitenden Mitgliedern vertetenen Standpunkten zu Blogs in diesem Bereich für arrogant, dummdreist und inkompetent. Und ich muss deshalb ehrlich zugeben, dass mich das Medienmoral-NRW-Blog des DJV-Landesverbandes NRW wirklich positiv überrascht. Angesichts der geplanten Einschnitte bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung – Lokalredaktionen sollen geschlossen, bis zu 300 leute entlassen und ein zweistelliger Millionenbetrag eingespart werden – hat der DJV ein wirklich funktionierendes, mit angeregten Debatten versehenes Blog geschaffen, das alles bringt, was man zur Krise der WAZ wissen muss. Und was die Beiträge nicht sagen, taucht in den Kommentaren auf – wie etwa die Arbeitsbedingungen, unter denen Printredakteure Inhalte für das wenig erfolgreiche Portal “DerWesten” – nach der neuen Devise “Online First” produzieren sollen:

derwesten.de – Medium der Zukunft, die schon begonnen hat. Die sieht dann so aus:
Sonntagsdienst am 23.11. in der Lokalredaktion. Zwischen 16.30 Uhr und 18.15 Uhr kommen die 4 nachstehenden E-mails:
Meldung 1: die DerWesten-Technik meldet, dass Hugo wieder etwas wackelig ist. Die Experten der IVO versuchen, ihn fitzuspritzen. Wir melden uns, sobald Hugo wieder auf dem Damm ist.
Meldung 2: die Abteilung IVO meldet: Hugo hat sich wieder gefangen und ist arbeitsfähig. Falls das bei Euch/Ihnen nicht so sein sollte: Bitte
“mailden” an wazonline@waz.de :-)
Meldung 3: leider schwächelt Hugo doch wieder – und zwar beim Bildexport. Die Abteilung IVO arbeitet dran…
Meldung 4: Neues von Hugo: Er ist laut IVO auch beim Bildexport wieder genesen. Nun werde noch die Warteschlange der Bilder abgearbeitet – das soll ca. 45 Minuten dauern. Bilder, die schon exportiert sind, müssen laut IVO nicht nochmal exportiert werden. Sie brauchen nur ein bisschen Zeit…

Dass die Kommentare keine Permalinks haben [Edit: Übersehen; Es gibt vorne neben den Namen der Autoren ein paar winzige Punkte, die den Permalink enthalten] – hier ist es der aktuell letzte Kommentar unter dem Beitrag – ist angesichts der Debattenqualität wirklich schade. Das Blog läuft wie Schmitz Katze.

Katastrophal und peinlich dagegen der Versuch der WAZ, diesem Blog eine Hausmitteilung unter dem Titel “Bleibt alles anders” entgegenzusetzen. Letzte Meldung ist eine offizielle Verlautbarung, warum die Verlagsleitung eine Betriebsversammlung, wie von der Gewerkschaft veranstaltet erst später und in eigener Regie sehen möchte:

Wir freuen uns, dass dies nun von den dafür verantwortlichen Chefredakteuren und der Chefredakteurin zu einem gemeinsamen, uns überzeugenden Konzept verdichtet wurde.

Die wirtschaftlichen und organisatorischen Konsequenzen unserer Sparnotwendigkeit bei den Titeln in Nordrhein-Westfalen werden wir – nach dem mit den Betriebsräten vereinbarten Zeitplan – nach dem 21. November 2008 präsentieren können. Wir werden deshalb Anfang Dezember 2008 zu einer Informationsveranstaltung einladen oder – was wir bevorzugen -, wenn die Abstimmung über Termin und Ablauf mit den Betriebsräten möglich sein wird, einer Einladung der Betriebsräte zu einer erneuten Betriebsversammlung folgen.

Am 21. November wurde dann schon mal der Besatzung der MSG, eines Beilagenzulieferers, gekündigt, wie man mit einem Haufen unschöner Details bei Medienmoral NRW nachlesen kann. Kein Wort davon natürlich beim Haublog der WAZ, die damit ziemlich deutlich zeigt, was sie von einer offenen Informationspolitik hält. Auch kein Hinweis auf die Proteste der Mitarbeiter, oder die Einschränkungen bei der Ausbildung. Wundert es da, dass beim WAZ-Blog keine Diskussion aufkommen will?

Am Ausgang der ekligen Geschichte wird das vermutlich nichts oder nur wenig ändern, aber zumindest sorgt der DJV dafür, dass die Propagan PR der Verlagsoberen nicht die einzige bekannte Version der Abläufe ist.

20.11.2008 | 15:03 von DonAlphonso

WatschBerlin

oder LeichenWatch.

Oder Watchüss.

Oder WatotchBerlin.

Und wenn ich noch etwas länger nachdenken würde, hätte ich noch andere lustige Überschriften für einen Beitrag, in dem das hier schon lange vorhergesagte Scheitern von Watchberlin schlussendlich verkündet wird. Den betroffenen Leistungsträgern innerhalb der mässigen Suppe kann man nur raten, es selber zu machen, ohne Anbindung an so ein Projekt. Es war eigentlich schon absehbar, als diverse andere geplante Stadtportale wie Watchköln oder Watchmünchen der Holtzbrinck-Gründung nicht materialisierten. Dafür war Watchberlin zu schlecht, zu langweilig und mit zu wenig Zuschauern gesegnet. Wenn ihnen jetzt nach über 20 Monaten der Geldhahn zugedreht wird, ist das nur eine logische Folge aus einem Konzept, das nicht aufgehen wollte und wohl auch nicht konnte. Sei es, weil Internetfernsehen nur geht, wenn die Inhalte hervorragend sind, oder man eine Nische findet, die gut bezahlt wird. Wenn ab nächstem Wochenende BBC Topgear im Internet ausgestrahlt wird, dürfte man weniger Probleme als Watchberlin bei den Zuschauern haben.

Um es positiver, oder: Noch positiver als das Ende von Watchberlin zu sehen – man braucht eben einen langen Atem, Qualität und die richtigen Leute, um im Internet anzukommen. Das kostet am Anfang vermutlich weitaus mehr als Watchberlin, aber dann lohnt es sich auch. Eine Lektion, die der Medienkonzern Holtzbrinck noch öfters lernen wird. Ob sie dem billigen Trashportal Zoomer.de vielleicht auch im Dezember das Licht ausknipsen?

18.11.2008 | 12:15 von DonAlphonso

Sklaven2.0 der Werbewirtschaft.

Terry Yang tritt als Chef von Yahoo, der bekannten Helfer der chinesischen Mörder, zurück. Nicht, weil die Firma in Sachen Menschenrechte die niedrigste Existenzform der Internetfirmen ist, sondern weil die Werbedeals mit Google oder Microsoft nicht funktioniert haben. Es geht allen um Werbung. Nicht darum, wie toll Flickr ist, ob Yahoo 360° gescheitert ist, ob Yahoo bei seinen verkauften Suchabfragen vorankommt. Es geht einfach darum, dass Yahoo keinen Weg findet, seine diversen Klicks auf diversen Plattformen so zu vermarkten, dass es nach zukunftsfähigem Geschäftsmodell aussieht.

Werbung ist schon im Print eine niedergehende Geschäftskomponente. Im Internet ist Werbung dummerweise fast die einzige realistische Refinanzierungsmöglichkeit. Und wenn es heute schon Yahoo so beutelt, dass ihnen nichts anderes als die Flucht zu den de facto Monopolisten bei Software und Internetwergung zu fliehen, kann man sich vielleicht ausmalen, was die mittelfristigen Folgen für alle sind, die auch an Werbung als Goldgrube im Netz geglaubt haben. Werbung war schon während der Dotcomkrise eine todsichere Fehlentscheidung, die vielen Startups das Genick gebrochen hat. Es ist nicht erkennbar, warum es diesmal anders werden sollte. Es wird imjmer noch geklickt wie blöd, das war schon während der New Economy nicht das Problem. Aber es wird zu wenig imm Netz gekauft, zu viele Angebote sind kostenlos, und mit der Wirtschaftskrise wird das über die kommenden Jahre nicht besser. Sondern vermutlich erheblich schwieriger. Angefangen bei überflüssigen T-Shirts bis zu Viagra, von Desingerresten bis Billigreisen. Das Internet hatte als Wirtschaftsraum zwar eine Menge Zukunft, aber aktuell sehr wenig Substanz.

Werbung ist sowas wie der zentrale Konstruktionsfehler des Internets. Statt Leistungen zu verkaufen, werden Nutzer an die Werbung verkauft. An Werbung, die gerade kein Geld mehr hat. Grosses Angebot, winzige Nachfrage, Erholungsaussichten gerade bei den wichtigsten Werbekunden Banken, Auto und Internet/Medienfirmen eher unwahrscheinlich vor 2010. Erstaunlich ist in meinen Augen, wie wenig über Alternativen nachgedacht wird. Das ist unangenehm, man müsste sich ein Scheitern eingestehen, aber wenn es schon einen Yang derbröselt, frage ich mich schon, woher andere ihre Zuversicht nehmen.