7.7.2008 | 21:56 von DonAlphonso

Das Platzen des Social Network Blase

Das wird man in Deutschland gar nicht gerne hören, es sei denn, man arbeitet bei einer Zeitung des Holtzbrinck-Konzerns und ist scharf auf einen inneren Reichsparteitag mit den hauseigenen Online-Schnöseln und ihren Investments: Die heisseste Story der Internets seit dem Börsengang von Google heisst Facebook und ist als Social Network inzwischen – nach Zahlen, ohne Berücksichtigung von Fakeaccounts, Pornospammern und Stalkern – grösser als das Netzwerk “Myspace”, dem schon vor ein paar Monaten in Sachen Gewinn und Umsatz gehörig die Luft rausgelassen wurde.

Trotzdem – und assistiert von dummer Johurnaille, die im Aufbauschen von Rekordzahlen seit jeher ihr Metier begreift und dabei gerne jeden Brocken schluckt, den ihr Startupper hinhalten – wurde Facebook eifrig beklatscht, als ein mit 240 Millionen Dollar relativ kleiner Anteil an der Firma von Microsoft übernommen würde, zusammen mit dem Recht, die Werbevermarktung für Facebook zu übernehmen. 15 Milliarden Dollar sollte Facebook damit wert sein, wofür man in Europa nach ein paar weiteren Monaten Kreditkrise möglicherweise noch eine Packung Pommes und mit etwas Glück auch noch Mayo bekommt – aber ich schweife ab.

Oder auch nicht, denn glaubt man der Eigenbewertung von Facebook, ist der Wert erheblich niedriger. Mit gerade mal einem Viertel der errechneten 15 Milliarden – 3,75 Milliarden – wird in einem unschönen Plagiatsprozess der Wert der Facebookanteile insgesamt beziffert. Das ist immer noch eine Menge für eine Firma, die möglicherweise nie einen Cent Gewinn machen wird und ausser schwer verkäuflichen Werbeflächen nichts hat, das man als Geschäftsmodell bezeichnen könnte. Es zeigt aber auch, zu welchen massiven Ãœberbewertungen sich Firmen wie Microsoft hinreissen lassen, um auf neuen Märkten mitspielen zu können.

Ãœbrigens, im letzten Hype zahlte Yahoo für das nicht ganz unähnlich verwendete Geocities fast genauso viel, wie Facebook wert sein möchte – 3,57 Milliarden. Ich vermute mal, dass wir rückblickend in 8 Jahren die Deals für wertlose und profitfreie soziale Netzwerke ähnlich belächeln werden. Fragt sich nur, warum der Journalismus es auch diesmal nicht rafft, während es passiert.

4.7.2008 | 17:48 von DonAlphonso

Über die Unmöglichkeit, stillgelegte Blogs aus der Linkliste zu löschen

Kennen bvermutlich einige: Den Unwillen, ein Blog von der Blogroll zu löschen, das leider nicht mehr betrieben wird. Ich habe da auch eines unter den Links bei Rebellen ohne Markt. Letzthin musste ich mal in den Maschinenraum des Blogs und hätte das nun schon ein halbes Jahr stillgelegte Blog wegräumen können, weil da vermutlich nichts mehr kommt, aber.

Ich kann stur sein. Sehr stur. Und ich mag es nicht, wenn man mir ein Buch wegnimmt, das ich gerne lese. Ich bin da sensibel. Ausserdem bin ich treu. Wenn ich mal mit jemandem über eine längere Zeit sehr viel Spass hatte, dann kippe ich den nicht einfach weg. Genauso, wie ich bei Todesfällen in der Familie ja auch nicht einfach den Entrümpler kommen lasse, um ein Leben abzuräumen. Die Vergangenheit hört nicht zu existieren auf, wenn es keinen Gegenwart mehr gibt. Ich glaube nicht an allzu dolle soziale Bindungen im Netz, aber sie sind zumindest so stark, dass ich stillgelegte Blogs wie eine leere Klopapierrolle wegwerfe. Und vielleicht ist da draussen auch jemand, der sich darüber freut, dass man ihn nicht sofort in die Tonne tritt, nur weil er nicht mehr schreibt, aus welchen Gründen auch immer.

Und vielleicht kommt es ja wieder. Es gibt Blogs, die haben einfach mal einen Aussetzer. Nicht jeder mag immer was schreiben, vielleicht konzentrieren sie sich auch nur auf eine bestimmte Sache. Natürlich könnte man auch anfragen – schreib mal wieder! – aber das ist egoistisch und etwas unhöflich. Also warte ich und ändere erst mal nichts.

1 Jahr. Das erscheint mir als angemessene Zeit, um sich nochmal die Sache anzuschauen und dann zu entscheiden. Bloggen ist zwar schnell, aber auch sehr langwierig.

4.7.2008 | 9:13 von DonAlphonso

Ich hatte in Sachen Youtube auf Blogs recht. Leider.

Rein rechtlich gesehen kann man jeden, der youtube-Videos in sein Blog einbindet und sich dabei nicht um die Urheberrechte schert, als Inhaber dieser Rechte kräftig scheren. Manchen wird vielleicht schon eine gewisse Unverhältnismässigkeit aufgefallen sein. Kaum ein Blogger käme auf die Idee, einen Titel bei einer Tauschbörse runterzuladen und dann als MP3 auf seine Seite zu stellen. Der gleiche Titel, jetzt aber noch mit einem Video versehen und in etwas schlechterer, aber immer noch ausreichender Küchenradioqualität findet sich aber ohne weiteres, wie selbstverständlich in den Blogs. Ist ja bei Youtube, hört man auf Nachfrage. Und Youtube bietet die Einbindung an.

Das habe ich vor etwas mehr als einem Jahr geschrieben, am 14.5.2007, und desweiteren ausgeführt, dass sich die Inhalteindustrie dieses Verhalten vermutlich nicht ewig gefallen lassen wird: Dass sie das Einbinden in Blogs unschön finden und nach Wegen suchen werden, sich zu Lasten der Blogger mit Hilfe ihrer Anwälte gesundzustossen. Und am Ende schrieb ich:

Aber es würde mich nicht überraschen, wenn viele Blogger in ein, zwei Jahren panisch ihr Archiv durchwühlen, um sich nicht den Anwälten auf dem Präsentierteller selbst zu liefern. Nur so eine Ahnung. Wir werden sehen. Oder auch nicht.

Wie es nun ausschaut, ein Jahr später, kann man sich die Suche nach diesen Videos sparen. In den USA wurde Youtube bzw deren Besitzer Google per Gerichtsbeschluss dazu verdonnert, alle Daten der Youtubenutzer an den Medienkonzern Viacom zu übergeben, der Google auf eine Milliarde Dollar wegen Urheberrechtsverletzungen verklagt hat. Und nachdem der Teufel gern auf den gleichen Haufen scheisst, findet sich auch noch folgender Passus in dem Bericht:

Aufgezeichnet werden die häufig einfach personenbeziehbaren Daten sowohl beim Anschauen eines Videos auf YouTube selbst als auch auf Drittseiten, in die ein solcher Filmschnipsel integriert ist.

Wenn Youtube speichert, von welchem Blog welcher Zuschauer kam, und Viacom erfährt es –

Rest in den Kommentaren selbst ausdenken.

3.7.2008 | 13:01 von DonAlphonso

Pflichtmitteilungen

und zwar indirekt bedauerlicher Art.

1. Die Welt scheint ihr Geld lieber für Werbung bei kriecherischen Branchendiensten mit Werbung verpulvern zu wollen, oder durch den Zukauf von Traffic durch Google-Ads, als mit Blogs – die werden, soweit von Externen kommend, weitgehend gestrichen. Ironie am Rande: Der sich früher bei der Zeit mit dem Metablog “Blogruf” zum Gespött machende Falk Lücke (oder so) taucht bei der Welt als Blogger wieder auf.

2. Der Blogprovider twoday.net bzw. die Agentur Knallgrau dahinter ziehen den Stecker beim von Bloggern befüllten Kulturprojekt mindestenshaltbar.

Beides findet sich beim davon betroffenen Don Dahlmann, der es im Gegensatz zu all den peinlichen Blogversuchern diverser Medien durchaus kann.

2.7.2008 | 17:58 von DonAlphonso

Zur Wiedervorlage an die Redaktion der Berliner Zeitung

Gerade eben hat die Redaktion der Berliner Zeitung einen Prozess gegen ihren Chefredakteur verloren – der darf trotz des Redaktionsstatuts auch Geschäftsführer der hinter der Zeitung stehenden Firma bleiben. Gleichzeitig soll rund ein Drittel der Redakteursstellen in der Berliner Zeitung gestrichen werden. Wer dort arbeitet, hat also keine allzu guten Chancen, seinen Job zu behalten.

Aus diesem Grunde möchte ich hier die Redaktion der Berliner Zeitung noch einmal auffordern, jetzt endlich Nägel mit Köpfen zu machen und ihren nicht hinnehmbaren Investor in der Form zu enteignen, als dass man ohne ihn im Internet zeigt, was man kann, die Zeitung, die Geldquelle des Tyrannen von ihrer Inhaltsbasis kappt und den Deutschen damit in einer grossen, harten Aktion zeigt, wie man als Arbeitnehmer und mutiger Journalist mit solchen Typen fertig wird, bevor sie einen fertig machen. Eine zeitung ist nicht der Parasit, der sie aussaugt, sondern die, die den Menschen Informationen und Leitlinien für unsere Gesellschaft liefern, es ist nicht die Kosteneffizienz und das Ausquetschen, es ist Anspruch und Mut. Zeigt mal, wo für Euch die Grenze ist. Für Euch und dieses Land, das vielleicht auch mal wieder stolz sein möchte auf tapfere Journalisten.

30.6.2008 | 23:36 von DonAlphonso

Die Suche nach guten – oder vermarktbaren – Blogs

Der hierzulande bislang wenig erfolgreiche französische Bloghoster Overblog will in Deutschland Werbeplätze verkaufen und sich mit externen Blogs verstärken, die zu ihnen migrieren sollen.

Der hierzulande bislang vor allem mit einem Haufen letztklassiger Trash- und Probierblogs aufgefallene deutsche Bloghoster Blog.de will in Deutschland Werbeplätze verkaufen und sich mit externen Blogs verstärken, die sich von ihnen vermarkten lassen sollen.

Und der Blogvermarkter Adnation, früher Adical, der monatelang nicht in der Lage war, einen passenden Werbekunden für seine hungrig dreinschauenden “Profiblogger” zu finden, vergisst im Interview grenzwertig einiges zu sagen, will sich aber auch, nachdem bei einigen früher beteiligten Blogs wenig (Sixtus.net) bis gar nicht (De:Bug-Blog) mehr passiert, ab August mit weiteren Bloggern verstärken.

Und alle denken sie, dass die Industrie und die Mediaagenturen bei ihnen Werbung schalten wollen. Nachdem der Medienkonzern Burda an Blog.de beteiligt ist, könnte ich mir sogar vorstellen, dass konzernintern, wie auch heute schon praktiziert, Banner rübergeschoben werden. Und dann ist da noch eine Idee von Blog.de, die ich an dieser Stelle als Meinungszuhälterei umschreiben möchte:

Blogger können eine Marke ins Gespräch bringen, nach vorne bringen und kritisieren. Dass Unternehmen also die Blogger erreichen müssen, wird immer mehr ins Bewusstsein rücken. Die Marken und Produkte der Unternehmen sind so oder so im Gespräch. Ob Unternehmen das wollen oder nicht. Es ist Aufgabe der Agenturen, Blogs und User-Generated-Content so zu nutzen, dass es die Markenführerschaft – die unbedingt beim Unternehmen bleiben muss – unterstützt. Hierbei wollen wir kompetenter Partner sein.

Sowas nennt man Vermischung von Redaktion und Inhalt, das kann in Deutschland nach geltender Rechtslage ganz böse ins Auge gehen, und ich habe meine Zweifel, ob wirklich gute Blogger für solche verkappten PR-Stunts zu haben sind. Umgekehrt werde ich auch in Interviews immer wieder gefragt: Wo sind denn die guten deutschen Blogs mit Einfluss, die gelesen werden, ausser den üblichen bekannten Namen. Und überall geht es nach den gleichen Grundsätzen: Awareness, Reichweite, Personalities, Links, Page Impressions. Viel, viel, viel.

Ich glaube, so funktioniert das nicht. Vermarkter und Journalisten sind gefangen in einem System der Aussendarstellung, das mit dem Kleinen, dem Anderen und dem Normalen nichts anfangen kann – aber genau das ist nun mal das Kernthema des Bloggens. Sie müssen nach draussen etwas verkaufen, das “relevant” ist, “Zielgruppen erfasst” und eine Hierarchie abbildet. Und auf der anderen Seite werden schon wieder die Segel gestrichen und Läden zugemacht, weil man mit solchen Projekten nicht weit kam. Ein paar Beispiele? Küchengötter hat sich beim Warten auf Co-Autorin Passig eine inhaltliche Abmagerung verordnet. Julius Endert vom Handelsblatt , der mal auf einem Podium, das ich auch besuchen durfte, ganz gross über die umfassende Blogstrategie seines Hauses berichtete, ist inzwischen bei einem Startup, und mit den Handelsblatt-Blogs ist immer noch wenig los. Burdas Projekte Scienceblogs und die ähnliche Suite101 dümpeln arg vor sich hin. Und Mercedes Bunz, vom Bloggen zur Mitverantwortlichen für das Trashportal Zoomer.de auf- oder abgestiegen, erzählt dem Bundestagsunterausschuss für neue Medien:

Blogs werden eindeutig überschätzt. Quantitativ spielen sie in der deutschen Medienlandschaft bei der Informationsbeschaffung keine große Rolle. Darüber hinaus wird in Deutschland überaus selten gebloggt. Unter den 98 Millionen deutschsprachigen sind 62 Millionen online, doch es gibt nur 500 000 Blogs, darunter nach Blogcensus.de 204 000 aktive. Die Blogsuchmaschine Technorati gibt an, dass 1 Prozent ihrer Postings in deutscher Sprache verfertigt werden.

All das Gerede dieser Leute, egal ob nun Vermarkter, Blogzüchter, Frustrierte oder Seitengewechselte zeigt nur eine Sache sehr deutlich: Die Unfähigkeit mit dem umzugehen, was ist. Dem Wald kann es erst mal egal sein, welche Theorien um ihn herum von Botanikern aufgestellt werden; schwieriger wird es, wenn sich die Holzfäller zusammenrotten, um Schneisen anzulegen und ihre Profite damit zu machen. Es ist etwas schade, dass an der Entwicklung des selbstbestimmten Schreibens im Netz, die es fraglos gibt und die sich den üblichen Mechanismen der Medien weitgehend verschliesst, ie aber so viel beuträgt zum Medienverständnis und Pluralismus, dass sich an diesem erfreulichen Grün im mediengesteuerten Internet so viele minderwertige und dumme Schwätzer, digitale Staubsaugervertreter und käufliche Projektentwickler versuchten und versuchen, von den Clickzahlenjunkies bei der Süddeutschen bishin zu denen, die endlich auch sowas wie die Huffington Post haben wollen, um mitspielen zu können.

Nicht die Blogs haben ein Problem. Die haben ein Problem, die sie aus welchen Gründen auch immer einordnen, sortieren und verwerten wollen.

25.6.2008 | 23:15 von DonAlphonso

Das Web2Gosse von Sevenload

Heute morgen waren zwei Journalisten da, und wir sprachen über die Probleme der Kommerzialisierung neuer Internetdienste. Ich persönlich glaube, dass die meisten Startups den scheinbar einfachen Weg über Werbung und Nutzerzahlen gehen wollen, weil es ihnen zu schwer erscheint, aus Nutzern Kunden zu machen. Werbung ist da natürlich eine Alternative, die von allen über den Warenpreis finanziert wird. Gleichzeitig zwingt das aber die Firmen, gnadenlos auf Clicks, Clicks und nochmal Clicks hinzuarbeiten. Womit wir bei Sevenload wären.

Ich habe mich dort mal testweise angemeldet, um mir ein Bild von den – jetzt auch nicht tollen – Funktionen zu machen. Und ich bekomme deren mit Videotipps vollgestopften Newsletter. Ich weiss nicht, was die für ein Bild von ihren Nutzern haben, jedenfalls hatte das heutige Exemplar den Betreff

Pferdestärken, Dominas und um das große Geld planschen

und weiter

diese Woche zeigen wir dir heiße Kurven, tiefe Einblicke und lassen dich mit Big Brother um das große Geld planschen. Viel Spaß!

Wäre ich dort Investor, würde ich die Leute mal fragen, wo sie eigentlich ihre Zielgruppe sehen – bei denen, die sich jeden Abend auf Pornowerbung, Autotuning und 9live in der Glotze freuen? Eine Community, die auf solchen Anreizen aufbaut, sieht ihre Zielgruppe in dem, was man gemeinhin als “Unterschicht” bezeichnet. Kann man machen. In dieser Nische sitzen ja gerade mal 123.756.953 Porno- und Abzockseiten, Youporn, die Bildzeitung und gewisse Elemente von Spiegel Online.

Die Stärke von Youtube ist, dass sie wirklich alles für jeden bieten. Es gehört nicht viel dazu zu ahnen, wie Sevenload fährt, wenn sie nur Trash für Trash anbieten. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass so eine Community mit Werbung kostendeckend zu verwerten ist.

24.6.2008 | 12:20 von DonAlphonso

Die Öffentlich-Rechtlichen und das Internet – und Blogs, natürlich

Ich bin in der Frage der politisch verordneten Beschränkungen für die Internetangebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖR)nicht wirklich zu einer Überzeugung gelangt, ob das nun gut oder schlecht ist. Und dabei geht es nicht nur um solche unschönen Fälle. Die ÖRs sind auf fast allen Ebenen längst auf dem Niveau der Privaten angekommen, und in den Pflichtprogrammen, bei denen nicht auf die Quote geschielt wird, füttert man die in Rundfunkräten sitzenden gesellschaftlich relevanten Gruppen ab. Journalistische Eigenleistung geht in den musikunterlegten Awarenesshappen unter, und trotzdem tun Vertreter der Programme so, als wären sie immer noch die Siegelbewahrer des Wahren und Guten, selbst wenn es sich um den Bayerischen Rundfunk, seine devote Kumpelhaftigkeit mit der CSU-Junta und die Gebührenverprassung handelt.

Für die ÖRs und ihre krakenhafte Neigung, sich angesichts von Vergreisung der Zielgruppen nach Kräften in jede andere Nische auszubreiten, sind die Pläne der Politik natürlich nicht allzu schön – im Gegensatz zu den Privatanbietern, die keine gebührenfinanzierte Konkurrenz für ihre meist immer noch defizitären Webseiten wollen. Aus Gesprächen mit Mitarbeitern der ÖRs weiss ich, wie sie sich über die ausbleibende Unterstützung ihrer Mediennutzer wundern. Man hat das eigene Wollen durchaus oft und deutlich vorgetragen, aber es sieht nicht so aus, als gäbe es eine breite Bewegung, die sich für mehr öffentlich-rechtliche Inhalte im Internet einsetzen wollte.

Stellt sich die Frage, warum das so ist. Ich war letztes Jahr beim BR in einer wirklich sauber vorbereiteten, mit kompetenten Gesprächspartnern und guten Beiträgen gebauten, vielschichtigen Sendung über das Internet – die niemals online gestellt wurde. Das ist schade, da hätte man durchaus Kompetenz zeigen können. Dieses Jahr nun, gerade mal ein halbes Jahrzehnt nach dem Beginn der Bloggens als Massen ansprechende Bewegung im Internet, hat sich der BR jetzt aber durchgerungen, es auch mal mit Blogs zu versuchen – Blogs, die das ganze, selbstverschuldete Elend der ÖRs im Internet verdeutlichen. Bittschön:

http://blog.br-online.de/eisbaer/ – der Versuch, den Hype um Eisbär Knut in Bayern nachzumachen.
http://blog.br-online.de/suedwild/ – das ganze Elend der sendungsbegleitenden Langeweile, darin enthalten:
http://blog.br-online.de/suedwild/index.php?/archives/148-Suedwild-EM-Tagebuch.html – ein EM-Tagebuch in einem einzigen Beitrag.
http://blog.br-online.de/buecher/ – Ein Bücherblog, das die Frage aufwirft, was hochbezahlte Journalisten eigentlich dafür qualifiziert, ein Blog zu betreiben, das mehr Anspruch als das Blog des Grundkurs Deutsch des Hannibal-Lector-Gymnasiums in Schwartenkeil hat. Gleiches gilt auch für Freiraum:
http://blog.br-online.de/freiraum/ – Deren Autoren sollte man jemand sagen, dass man mit einmal wöchentlichem Teeniegefasel a la Myblog zwar deren Niveau, nicht aber deren Leserschaft erreicht.
http://blog.br-online.de/on3radio/ – Der Blogversuch des Versuchs, ein cooles, junges Internetradio zu machen, nachdem die
http://blog.br-online.de/zuendfunk/ – Redaktion der sich für anspruchsvoll haltenden Berufsjugendlichensendung “Zündfunk” mit dem Plan, ihre Sendung zur Vollfrequenz auszubauen, gescheitert ist.

Wenn dieser ganze Textschrott sendungsbegleitend sein soll, will ich die Sendungen gar nicht mehr kennenlernen. Wenn das eigenständige Angebote im Netz sind, sollte man mal über Beständigkeit, Textqualität und journalistische Grundsätze reden. Für mich sieht es so aus, als würde da ein grosser, dummer Sender sich an eine Entwicklung dranhängen wollen und wie viele andere Medien irgendwelche Leute irgendwelche senderunterstützende Laberformate ins Internet klatschen. Die Süddeutsche war auch nicht besser, aber die haben es wenigstens nicht von den Zwangsgebühren bezahlt, die auch ich abführen muss, obwohl ich weder Radio noch Fernsehen habe: Nur weil ich einen Internetanschluss besitze, dafür Rundfunkgebühren zahle und diese Sender auch im Internet angeblich etwas machen, das mir nutzt

SO EINEN BLOGMÜLL NÄMLICH

Ich sehe für sowas nicht die geringste Existenzberichtigung. BR-Sendungen pinseln sich gegenseitig den Bauch, Leute bar jeder Kompetenz schmieren irgendwas, man hat es gar nicht nötig, sich nach draussen zu orientieren. Der BR versucht, was er schon länger seit dem Ende des Sendemonopols probiert: Die Mediennutzer in seinen eigenen Angeboten zu halten, ganz für seine eigenen Belange einzunehmen, nicht die Augen zu öffnen für das, was es sonst im Netz gibt. Dabei kann es dann gerne auch so kryptisch sein, dass man nicht erst gar nicht versteht, was das jetzt bedeuten soll. Weil, BR, das ist das Wahre und Gute und hat einen Verfassungsauftrag.

Den man in meinen Augen mit solchen Blogs selbst in Frage stellt.