12.4.2007 | 12:51 von DonAlphonso

Geistreiches aus Berlin

Neben den vielen, vielen Beiträgen von der gerade laufenden Konferenz Re:Publica, die das oft kritisierte Tagebuchbloggen auf fast höchstem Myblog-Niveau vorführen, gibt es doch noch welche, deren Hirnwindungen noch zu was anderem taugen als Visitenkarteneinstecken. Thilo Baum hat nachgedacht und zusammen mit Vorwissen einen glänzenden Beitrag über das Wesen lauter Minderheiten geschrieben, deren einzige Qualifikiation die Akustik und die Drängelei nach vorne ist – was immer das “vorne” sein mag.

11.4.2007 | 8:37 von DonAlphonso

Für eine Handvoll Euro?

Martin Oetting hat da was gehört: Für 3.000 Euro sollen manche A-List-Blogger bereit sein, für ein “Web2.0-Startup” zu schreiben, ohne es als Werbung zu deklarieren. Mal abgesehen davon, dass es ein ganz schöner Preisunterschied ist zu dem wäre, was man für einen mediokren G-Lister ausgeben muss: ich würde das nicht unbesehen glauben. Wer oft mit Startuppern zu tun hat, kennt das verlogene Pack. Aufsexen, lügen, erfinden, beschönigen und aufschneiden sind für diese Leute in einem Ausmass normal, das die meisten Blogger tomatenrot werden lassen würde “Naturprall” nannte man diesen Zustand zu der Zeit, als ich als Berater unterwegs war. Wenn man bei solchen Geschichten die Hälfte wegstreicht, ist es immer noch zu wenig.

Vor allem, wenn es Deppen sind, die sowas wirklich andenken. Mit 3000 Euro gibt es bessere marketingmassnahmen, als einen Blogger kaufen – Blogger haben nmlich schlichtweg zu wenig Reichweite, um diesen Preis zu legitimieren. Und “schlimmer”: Die Leser sind meines Erachtens vergleichsweise zynisch im Umgang mit solchen Empfehlungen. Ich will hier nicht die Mähr vom mundigen Konsumenten auspacken, aber gerade die von Martin beworbene Firma Trnd sollte eigentlich wissen, was die Meinung ihrer Freebierosettenleck produktaffinen First Mover Tester wert ist: Gar nix. Für zwei lumpige 100 Euro Scheine oder Links zu PR5-Blogs kann man sich eine Menge Awareness kaufen, bis das nächste Marketingpack mit der gleichen Idee den gleichen Blogabschaum ködert. Nachhaltigkeit? No way. Das lehrt zumindest meine eigene Erfahrung, wenn ich ab und zu mal auf Dienste hingewiesen habe. Das Abkacken so eines Schmiererstartups nach der letzten Gewinnspiel-Blogkaufe, das Versagen eines Softdrinks trotz aller gezogenen Register und Hilfen, das Versprechen einer Bedienung der Blogger mit Informationen vor den Medien – das alles befriedigt eher Leute, die zum Bloggen gekommen sein dürften, als sie kein Geld mehr für 9Live hatten. Und natürlich gibt es auch dezidiert korrupte Blogger, die für jeden Scheiss zu haben sind.

Aber: Das sind keine Kunden. Wer als Startup 3000 Euro im Monat für so einen Gimpel verpulvert, wird schnell Probleme haben, das gegenüber den Investoren zu rechtfertigen. Darin liegt die eigentliche Crux dieses Vorgehens. Dazu kommt noch was anderes: Die “A-Lister”, die wirklich in der Lage wären, eine Art Hype um ein Produkt zu veranstalten, sind sehr, sehr selten, weitaus seltener als die 25 Hansel, die in Deutschland als A-Lister bezeichnet werden. Und selbst dieses halbe Dutzend könnte keinerlei Garantien geben, dass es klappt. denn selbst ann müssten die ihre Leser dazu bringen, die Geldbörsen aufzumachen. A-Lister können viel. Aber gerade in deutschland haben sie allesamt nachhaltig bewiesen, dass sie genau diese eine Sache noch nicht mal bei sich selber schaffen. Weil das telent zum Schreiben nun mal selten mit dem Talent des Verkaufens zusammenkommt.

ich würde nicht ausschliessen, dass es dennoch welche gäbe, die mitmachen würden. Prekäre Lebensbedingungen sind bei den Bloggern nicht selten, wie ich überhaupt nur wenige Leute kennen, die bloggen und wirklich gut (mehr als 70.000 Euro/Jahr) verdienen. 3000 Euro ist für manche ein ziemlicher Haufen Geld, da kann es durchaus sein, dass sich einer mal interessiert zeigte. Aber die Argumentation, dass jeder einen Preis habe; der Versuch der generell käuflichen Ecke der Blogosphäre zu sagen, dass wir doch alle die gleichen Stricher werden, wenn das Geld passt – das hat mit der Realität ebenso wenig zu tun wie mit dem, was in den Italowestern vorgelebt wird, aus denen sich solche Sprüche speisen.

Es gibt hier draussen keine Behörde, keinen Marshall, und es geht natürlich auch zu wie im wilden Westen, es finden sich Handlanger und Falschspieler – aber auch welche, die immer noch eine Kugel im Lauf haben. Und das ist das eigentliche Problem für die Tonnenrauasteller: Dass man als Käufling nie wissen kann, wer einen über den Haufen ballert. Denn wie man bei Martin sieht: Die widerlichsten Zyniker sind die Auftraggeber selber, die deratige Pläne verraten. Es gibt immer einen Verräter. Und auf jeden A-Lister kommen 5, 10, 100 andere, die ihn hassen und jede Gelegenheit nutzen, ihn zu diskreditieren. Das sind de facto die Sitten hier draussen. Manchmal werden sie etwas vergessen, bis einer sich wieder eine Ladung Schrot einfängt. Und sich kaufen lassen ist die beste Methode, um an der Mündung der Flinte zu lutschen. Wie heisst es nicht so schön im Vorspann von “2 glorreiche Halunken”?

“Siehst du nicht aus wie jemand, dessen Gesicht 3000 Dollar wert ist?” – “Ja. Aber du siehst nicht aus wie jemand, der 3000 Dollar kassiert.”

10.4.2007 | 9:12 von DonAlphonso

Die Breitmaulfrösche des Web2.0

Breitmaulfrosch: Saaag maal waas bistn du füar aainaar?
Storch: Ich bin ein Storch und suche Breitmaulfrösche zu essen.
Breitmaulfrosch: Dü gübt´s hür nücht.

An diesen uralten Witz erinnert das Gestotter, das man von ansonsten um keine Jubelmeldung verlegene Web2.0-Firmenseite zu hören bekommt, wenn man sie auf die nicht ganz unwichtigen Geschäftszahlen anspricht. Geschäftszahlen, das sind so Dinge wie “Umsatz” und “Gewinn”, und gerade Letzteres braucht man auch im Web2.0, um nicht pleite zu gehen. Denn auch Investoren haben irgendwann keine Lust mehr, ständig nur zuzuschiessen.

Pressetext Deutschland hat nachgefragt (und die Süddeutsche Zeitung Online hat mit kleinen Änderungen übernommen und damit seit Langem endlich wieder mal einen vernünftigen Beitrag zum Thema), und ist auf eine fast sizilianische Mauer des Schweigen gestossen. Last.fm, lokalisten.de, myvideo und StudiVZ, die in den letzten Monaten durch üppige Investitionen aufgefallen sind, verweigern Informationen zum Thema. Wer dachte, dass im Web2.0 alles von Konversation abhängt, sieht sich vielleicht etwas weniger enttäuscht, wenn man die Seiten genau betrachtet: Alle setzen vor auf Werbung als Einnahmequelle, und daran hapert es bei den Beispielen gewaltig.

Das ist insofern ein Problem, als die Firmen allesamt nun schon etwas länger eine üppige Grösse haben und sich das Wachstum nicht mehr beschleunigt. Wer mit mehreren hunderttausend Mitgliedern Verluste macht, muss sich fragen lassen, wieso das mit noch mehr Mitgliedern grundsätzlich anders sein sollte. Der Weg von StudiVZ zur Verkleinerung – es wurden inzwischen in zwei mir bekannten Fällen Profile von Leuten gelöscht, die es gewagt hatten, betreffs der neuen, höchst fragwürdigen AGB nur nachzufragen, aber nicht zu widersprechen – kann es aber auch nicht sein. Amüsanterweise gibt es übrigens auch Fälle, die den AGB widersprochen haben, und dennoch nicht gelöscht wurden. Wenn es in der Finanzabteilung genauso chaotisch zugeht wie bei der Mitgliederverwaltung, muss man sich aber auch nicht wundern, wenn sie über ihre finanzielle Situation nichts sagen.

Was bei der Umfrage auffällt: Bloghoster kommen erst gar nicht vor. Dabei hätte man bei Stefan Glänzer auch diskret mal zum Schicksal von 20six/Myblog nachfragen können, schliesslich soll 2007 der Börsengang erfolgen, und auch da wären Zahlen – möglichst in Nachtschwarz – hilfreich. Ich habe abgesehen davon den Verdacht, dass generell das Wachstum des Online-Werbemarkts nicht Schritt hält mit den durch die neuen Portale entstandenen Angebote, diese Werbung zu schalten. Denn die Neulinge haben durchaus ein Akzeptanzproblem: Während man bei Spiegel & Co. weiss, was man erwarten kann, sind Schaltungen bei Web2.0-Angeboten erst mal mit einem gewissen Risiko verbunden – das erging den Bloghostern schon so, die inzwischen Werbung als Geschäftsmodell ganz aufgegeben haben (Twoday) oder die Angebote von Amazon und Google nutzen.

8.4.2007 | 14:09 von DonAlphonso

Bloggen kostet den Job!

Oh ja. Bloggen kann verdammt teuer werden. Nicht nur für den Parfumkonzern Coty, die Frankfurter Agentur d.k.d. und ihre Handlanger, die die Blogbar gespamt haben. Bloggen kann sogar den Job kosten.

Allerdings nicht den Job des Bloggers.

Sondern den Job des Managers, der den Bloggern zum Zerfleischen vorgeworfen wird. Vielleicht sollten manche PR-oleten und Werbefuzzis ein wenig vorsichtiger werden, mit Bemerkungen über das Verhalten von Getroffenen Hunden. Wie schnell hat man so ein Biest ohne jede Beisshemmung an der Kehle.

Umgekehrt: Nein, liebe Frau D. vom Veranstalter K. aus dem schönen Slum Berlin, ich habe kein Interesse, als Redner an Ihrer Veranstaltung zum Thema Krisenkommunikation in der Blogosphäre teilzunehmen. Da finden Sie sicher einen Haufen hungriger Blogversager, die ihnen gerne weiterhelfen, auch für ein Viertel dessen, was Sie mir bieten. Ich habe solche Jobs zum Glück nicht nötig.

6.4.2007 | 12:07 von DonAlphonso

Why we fight

So, gerade ging die Rechnung an die d.k.d Internet Service GmbH, Kaiserstraße 79 in D-60329 Frankfurt/Main raus. Ich habe nach den letztenöffentlichen Einlassungen der Verantwortlichen, dass die kommerziellen Kommentare hier an der Blogbar keine Werbung seien, sondern “Kommunikation”, noch ein paar Dinge geändert, so dass dieser an sich nette Entwurf hier nicht mehr allzu viel mit der aktuellen Forderung zu tun hat. Ich denke, die andere Seite wird dadurch merken, dass wir ab sofort nach meinen Regeln spielen.

Was tun wir? Wir kämpfen. Wir müssen erkennen, dass die diversen Ausverkäufer der Blogosphäre, die bereitwillig für Opels, Coke, Laptops, Aufkleber, Sekten und eigentlich jeden erdenkbaren, egal wie kleinen geldwerten Vorteil ihre Blogs hergegeben haben, dafür verantwortlich sind, wenn jetzt in der Werbebranche der Eindruck entstanden ist, Blogs wären ja ohnehin voller Werbung, da müsse man eben damit rechnen, dass so ein Blog eben mal versteckt Werbung mache. Das, was Coty, d.k.d. und deren Handlanger hier betrieben haben, ist lediglich die konsequente Fortsetzung des ohnehin verhandenen Strichertums. Und dass jetzt ausgerechnet MC Winkel, der wie kein anderer in der deutschen Blogosphäre für kommerziellen Aktionen die Tonne rausgestellt hat, den Leuten von d.k.d. eine Rechnung aus Bruchstücken meines Textes schreibt, dessen Sinn er offensichtlich nicht mal erkennt, zeigt sehr schön, wie zynisch ein Teil der Leute ist, die sich hier mit den gleichen Methoden wie d.k.d. schon ein bischen länger zum Affen für kommerzielle Zwecke machen.

Es gibt ein paar klare Antworten, warum das jetzt kommt. Und warum ich das bis zum Ende durchkämpfen werde, mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln. Es ist nicht das erste Mal, in meinem Beruf hat man es öfters mit solchen Fällen zu tun, ich weiss, was ich tue, und ich weiss, wie die Möglichkeiten beschaffen sind. Das Problem der anderen Seite, kurz beschrieben: d.k.d. und Coty haben sich zwar für verantwortlich erklärt, aber die Rechtsverletzung wurde tatsächlich von ein paar jungen, nützlichen Helfern begangen. Sollte d.k.d. keine Anstalten machen, zu ihrer Verantwortung zu stehen, werde ich dahin gehen, wo es weh tut. Dass die Reaktion hier etwas gedauert hat, liegt vor allem daran, dass wir erst mal klären mussten, wer hier Schleichwerbung betrieben hat. Das weiss ich jetzt. Und damit komme ich im Zweifelsfall zu den schwächsten Gliedern. Das ist nicht nett, aber so macht man das dort, wo ich normalerweise arbeite.

Mit der Rechnung wird eine Grenze gezogen, die es der anderen Seite erlaubt, sich schnell zurückzuziehen und einzugestehen, dass sie einen Fehler gemacht hat. Die andere Seite kann sich dadurch entschuldigen und für alle ähnlich gestrickten Kampagnen beispielhaft erklären, dass diese Idee nicht gut war. Jeder wird wissen, dass ihm das gleiche droht, wenn er es wieder probiert. Wenn sie es nicht tun und ich nicht mit allen Mitteln dagegen vorgehe, wird es der nächste wieder machen. Und wir alle werden uns dann bei jedem neuen Kommentator fragen müssen, wer dahinter steht, Mensch oder PR. Schon jetzt hat sich an der Blogbar mit “Joe” ein PRler gefunden, der es auf die antikommerzielle Schiene versucht hat. Ganz doof sind die auch nicht, ganz im Gegenteil. Die PR geht damit gezielt gegen das Vertrauensverhältnis vor, sie greift die Wurzeln des Blogosphäre an. Nicht, weil es legal ist, sondern weil es geht. Wo kein Kläger, da kein Richter.

Der Kläger ist hiermit da. Richter zu finden ist nicht weiter schwierig, die findet man an jedem Amtsgericht, und angesichts des Status der Blogbar, bei dem in diesem Fall das UWG greift, gibt es auch umfassende, schmerzintensive Mittel. Der Fall ist so angelegt, dass ich mir überlegen kann, wo ich mit minimalen Aufwand maximalen Schaden verursachen kann. Dabie ist mir jeder Weg recht – die schlichte Akzeptanz meiner Forderungen, mit denen ich mich dann wieder den Dingen widmen kann, die mir wichtig sind. Es ist nicht so, dass ich mir nichts schöneres vorstellen könnte, als solche Rechtsverstösse zurückzuweisen. Oder der harte Weg von den schwächsten Gliedern über die Agentur zu den Anstiftern – mir ist durchaus klar, dass Coty Rechtsanwälte hat, aber für d.k.d. wird die Geschichte dann schon aufwendiger, und die verursachenden Kids sollten sich schleunigst nach einem Anwalt umschauen. Ich habe dann mehr mit dem Fall zu tun, aber ich sorge dann schon dafür, dass ich nicht zu kurz komme.

Denn ich mache das bis zum Schluss. Das ist nicht die erste Klitsche, die teuer bezahlt hat. Ich habe die Fakten, die Informationen, die Adressen, das nötige Fachwissen und obendrein auch noch Anwälte, die das als Fingerübung machen. Ich habe das Recht auf meiner Seite, und ich habe die Schnauze voll von Leuten, die meinen, dass alles irgendwie schon geht. Gar nichts geht, wenn ich erst mal mitspiele, Freunde der Blasmusik. Ich kann auf Marktgängigkeit, Werbeangebote und PR-Einladungen scheissen, ich will von derartigen Aktionen nichts als den Skalp, wenn sie nicht freiwillig ganz schnell Haare lassen. Das ist mein Spiel. Natürlich wirft der Fall auch gleich die Frage auf, wie man mit Leuten umgehen soll, die schon Blogger sind und sich dann für sowas kaufen lassen.

Hm.

Ich sage es mal so: Ich würde deutlich von solchen Spielchen abraten, wenn auch nur die geringste Möglichkeit da ist, dass Don Alphonso ins Spiel kommt. Denn meine Toleranz ist nach dem Coty-d.k.d.-Technosexual-Fall ziemlich aufgebraucht.

5.4.2007 | 14:07 von DonAlphonso

Abmahner bekämpfen mit Werbung auf Blogs

An die d.k.d Internet Service GmbH Kaiserstraße 79 D-60329 Frankfurt/Main

Sehr geehrte Herren,

in den letzten Wochen haben zwei von Ihnen verantwortete “Blogger” namens “Flyinggirl” (http://blog.glamour.de/blog/flyinggirl) und “Tomek” (www.technosexual.de) sich unter meinen Beiträgen auf der Website www.blogbar.de dreimal zu Wort gemeldet. Bei “Tomek” war ich zu Beginn gleich etwas negativ voreingenommen, weil er seine IP versteckte: proxy2.anon-online.org. Ausserdem machte ein gewisser Joe alias “rautenbachenator” (http://pupileye.blogger.de/) gleich mehrfach auf sich auch mit Links zu seinem Blog aufmerksam.

Keines der drei Blogs hatte zu diesem Zeitpunkt ein Impressum; die URL technosexual.de ist bis heute auf eine mutmasslich fiktive “Inc”, die angeblich unter Ihrer Adresse residiert, angemeldet worden.

Nachdem inzwischen überklar und von Ihnen eingestanden ist, dass es sich bei diesen “Charakteren” um eine von Ihnen verantwortete Werbekampagne für ein Duftwasser von Calvin Klein handelt, habe ich gestern die nötigen Schritte in die Wege geleitet. Ihr Verhalten ist demzufolge ein klarer Verstoss gegen § 4 (3) UWG sowie § 6 Abs. 2 MDStV bzw. §7 TMG, und eine Verletzung unserer Rechte gemäss §§ 1004 und 823 Abs. 1 BGB. Wir sind zur Auffassung gelangt, dass es sich bei den Beiträgen um einen klaren Fall von Spam und Schleichwerbung handelt – die beworbenen und verlinkten Seiten sind schliesslich klare Werbeträger. Nach reiflicher Überlegung sind wir zum Entschluss gelangt, mit Ihnen eine gütliche Einigung zu suchen, bevor wir formale Reaktionen einleiten.

Unser Vorschlag einer gütlichen Einigimg sieht deshalb aus wie folgt: Für das von Ihnen betriebene Einstellen von Kommentaren für ein werbendes Angebot auf unserer Website sowie für die dadurch erzielte Reichweite für Werbung im redaktionellen Teil (!) von Blogbar.de – die Blogbar ist mit Google-Pagerank 6 eines der meistverlinkten Blogs Deutschlands erreicht die Pageimpressions der Website einer durchschnittlichen Lokalzeitung – kurz, für Ihre Werbung berechnen wir Ihnen pauschal und vergleichsweise günstig

499 Euro a 6 getätigte Einträge: 2.994 Euro

dabei verzichten wir gnadenhalber auf eine Bewertung von zwei weiteren werblichen Trackbacks. Bearbeitungsgebühr für das nach Zahlung erfolgende Löschen Ihrer schleichwerbenden Beiträge durch die dazu befugte Fachkraft:

14,99 Euro pauschal 14,99 Euro

Summe 3008,99 Euro
zzgl. 19% Mehrwertsteuer 571,71 Euro

Bitte überweisen Sie die Sunmme von 3580,70 Euro umgehend, spätestens jedoch innerhalb der nächsten zwei Wochen auf folgendes Konto:

Obgleich dieses Angebot vergleichsweise spottbillig ist – dieser Ihnen inzwischen bekannte Kollege hier nimmt für geringere Verlinkung und Besucherzahlen deutlich mehr – müssen wir Sie ersuchen, uns nicht als günstigeren Werbeanbieter oder Dumpingangebot zu empfehlen. Wir lehnen Werbung kategorisch ab und bestehen nur auf Vergütung, weil sie ohne unsere Einwilligung auf das Blog gelangte. Der nächste Spamversuch wird dann aber mit dem vollen “Sixtustarif” berechnet.

Wir bitten Sie, uns im Laufe der kommenden Tages per Mail mitzuteilen, wenn Sie mit dieser angesichts Ihrer wenig erfreulichen Vorgehensweise fairen Regelung einverstanden sind. Desweiteren fordern wir Sie und Ihre Auftraggeber auf, uns auf Ehrenwort zu versichern, in Zukunft nicht mehr die Blogbar für Ihre Kampagnen zu missbrauchen. Sollten wir bis Donnerstag, den 12. April 2007, von Ihrer Seite keine diesbezügliche Erklärung erhalten, betrachten Sie bitte dieses gütliche Angebot als hinfällig. Wir werden dann unter Berücksichtigung der Faktenlage und den obigen Gesetzesverstösse eine neue, umfassende Rechnung unter Berücksichtigung der zusätzlichen Kosten für die angemessenen rechtlichen Schritte gegen Sie, Ihre Helfer und Auftraggeber zukommen lassen.

Mit freundlichen Grüssen

Don Alphonso für Blogbar.de

PS: Es mag Ihnen nicht wirklich nett erscheinen – aber wird Ihnen vielleicht sogar ein wenig Würde zurückgeben. Denn 800 Euro, also das, was normalerweise allein die Anwaltsgebühren für eine kleine Abmahnung sind, oder ein paar Beratungsstunden und ein paar Briefe zur Verteidigung – 800 Euro geben wir weiter an den Anti-Abmahnungstopf von Johnny Häuslers Adical. Und damit haben Sie wenigstens ein Mal in dieser Sache was Gutes getan.

[Edit: Nachdem die Herrschaften offensichtlich uneinsichtig sind, sind die obigen Preise erst mal als vorläufig mit Spielraum nach oben zu verstehen.]

4.4.2007 | 18:28 von DonAlphonso

Qype übersetzt für Abmahnbetroffene und andere Nutzer

Auf diesen Abmahn-Fall eines Mitarbeiters des Andere-Arbeiten-Lassen-Startups Qype mit der “neutralen Stelle”, der “die Hände gebunden” sind, obwohl sie die Urheberrechte extensiv nutzen, alle möglichen Folgen auf die Nutzer abwälzenund sie inhaltlich verantwortlich sind, gibt es neue warme Worte des Gründers Stephan Uhrenbacher im Qypeblog. Wie so oft ist das interessanter, was bei solchen PR-Stunts durchschimmert, nicht gesagt oder sonst wie im Gründerkauderwelsch versteckt ist. Deshalb hier der Blogbar-Babelfisch zur Übersetzung und Spezifizierung der Web2.0-Unternehmerworte:

Qype gibt Nutzern die Möglichkeit, die eigene Meinung zu veröffentlichen, ähnlich, wie das zum Beispiel auch im eigenen Blog geht. Aus der Vielzahl einzelner Meinungen können sich andere dann ein Bild über einen Ort oder ein Geschäft machen.

Qype gibt Nutzern die Möglichkeit, die eigene Meinung zu veröffentlichen, ähnlich, wie das zum Beispiel auch im eigenen Blog geht – mit dem Unterschied, dass es nicht mehr allein die eigene meinung ist, sondern Texte, für die wir Nutzungsrechte haben, es auf unserer Seite geschieht und wir laut Impressum eigentlich inhaltlich verantwortlich sind. Aus der Vielzahl der von uns genutzten Texte können sich andere dann ein Bild über einen Ort oder ein Geschäft machen.

Hier wie da gilt:

1) Man darf nichts Falsches verbreiten und

2) Man darf andere nicht beleidigen.

Beide Punkte sind an sich selbstverständlich.

Grundsätzlich ist Qype eine Plattform, bei der die Qyper ihre persönliche Meinung einstellen können. Wir freuen uns über jeden Beitrag. Inhalte oder Meinungen machen wir uns dadurch nicht zu Eigen. Nutzungsrechte müssen wir uns schon deshalb einräumen lassen, weil wir die Qype-Beiträge sonst überhaupt nicht über qype.com verbreiten dürften.

Baut keine Scheisse, denn wir wollen dafür nicht haften. Wir erklären das deshalb zu Eurer Meinung, die wir nicht teilen, was nichts an unserer Verantwortlichkeit für Tetxe auf unserer Site ändert, aber vielleicht glaubt Ihr das ja. Wir weisen lieber nicht auf den Umstand hin, dass wir uns laut AGB durchaus in redaktioneller Verantwortung befinden, schreiben wir doch selbst: Ein Anspruch auf Veröffentlichung der von Ihnen übertragenen Inhalte und Fotos in Qype besteht nicht. Qype entscheidet über die Veröffentlichung nach freiem redaktionellem Ermessen.

Und wenn Ihr schon dabei seid, glaubt Ihr auch bitte, dass die extrem umfassende Abtretung von Nutzungsrechten an den Inhalten lediglich für Qype nötig ist – eigentlich heisst “räumlich und zeitlich unbegrenzt”, dass wir damit auch massenhaft andere Dinge machen könnten. Wollten wir das auf Qype begrenzen, hätten wir das auch reinschreiben können.

Wenn ein Qyper die Rechte Dritter verletzt und wir das erfahren, sind wir selbstverständlich verpflichtet, den Beitrag zu löschen. Und das machen wir auch. Im Fall von Jan war der Beitrag lange gelöscht, bevor das ganze publik wurde.;

Wir müssen Beiträge eigentlich nicht löschen, nur weil jemand meint, wir hätten seine Rechte verletzt, denn da könnte ja jeder kommen, aber in diesem Fall wurde der Beitrag durchaus schon gelöscht. Man könnte jetzt fragen, ob so ein Verhalten die andere Seite nicht dazu inspiriert hat, dann gleich noch die Abmahnkeule zu zücken, aber das wäre uns jetzt nicht wirklich lieb. Oder so.

Jan habe ich sofort Unterstützung zugesagt wie wir es für jeden Qyper tun würden. Wir helfen dort, wo wir das können.

Ich habe Unterstützung zugesagt, obwohl ich laut Impressum inhaltlich verantwortlich bin und es formal die kommerzielle Nutzung von Jans Urheberrechten durch Qype war, die der Grund für die Abmahnung ist.

Wichtig dabei: Jan wurde nicht wegen einer Meinung in einem Beitag abgemahnt. Bei Jan ging es um eine Verwechslung zweier Unternehmen, das heißt, Dinge, die er zu einem Unternehmen geschrieben hatte, gehörten inhaltlich zu einem anderen – namensähnlichen – Unternehmen. Selbst wenn wir hier helfen wollten, können wir nicht mehr tun. Eine Abmahnung heisst in diesem Fall übirgens nichts anderes, als dass sich Jan verpflichten müsste, das nicht noch einmal zu wiederholen.

Wir stehen, wenn sowas passiert, hinter Euch. Da, wo es nicht weh tut, wenn einer zuschlägt. Wir klappen aber vorläufig sofort zusammen, wenn ein Anwalt bei einer Lappalie wie einer Verwechslung mit dem Gummiparagraphen der “Geschäftsschädigung” daherkommt, wo man vor Gericht schon etwas mehr braucht als die Meinung eines Anwalts – etwa einen Beweis für die tatsächliche Schädigung. Wir könnten eigentlich ziemlich viel tun, so etwa uns die Jungs mal vorknöpfen und dabei in Erfahrung bringen, dass man sowas auch durchboxen kann, und damit irgendwie der in §7 unserer AGB erkennbaren redaktionellen Verantwortung entsprechen. Tun wir aber nicht.

Jan selber hat auch in fast allen Blogs entsprechend kommentiert.

Jan wird seinen Spass haben, wenn er damit zu einem Anwalt geht und der sich mal anschaut, wer wir eigentlich sind und was in unseren AGB steht. Macht sonst keiner. Eine Debatte über unsere Pflichten wäre jetzt nich so doll, ne. Und wer was anderes sagt und auf die AGB hinweist, versucht den Fall zu instrumentalisieren.

Mir ist in der Diskussion folgender Punkt wichtig. Es gibt nur entweder „Zensur“ durch einen verantwortlichen Redakteur, der seine Mannen unter Kontrolle hat. Genau das wollen wir bei Qype nicht. Oder es gibt Freiheit des Einzelnen, zu sagen was er denkt. Und dafür stehen wir.;

Aber sonst nix. Sonst steht ihr alleine da.

3.4.2007 | 20:28 von DonAlphonso

Abgemahnt? Andere Hängen und Zahlen Lassen mit Qype

Eigentlich ist der Fall sonnenklar. Wenn ein Inhalt bei der Andere-Arbeiten-Lassen-Plattform Qype.com zu beanstanden ist, ist dafür erstmal deren Gründer Stephan Uhrenbacher verantwortlich. Uhrenbacher zahlt seinen Autoren zwar keinen Cent, aber dennoch ist er für all das zuständig, was auf seiner Site Qype.com erscheint. Das sagt er auch selbst im Impressum:

Inhaltlich Verantwortlicher gemäß § 6 MD StV: Stephan Uhrenbacher

Inhaltlich Verantwortlich. Sonnenklar, oder? Das ergibt sich folgerichtig aus den AGB, vulgo Kleingedruckten von Qype, in denen Uhrenbacher die Haftung für die Inhalte – wie in diesem anrüchigen AAL-Geschäft leider üblich – gleich auf die Nutzer weiterschiebt:

Die Verantwortung für fremde Inhalte liegt ausschließlich bei dem entsprechenden Anbieter bzw. dem Mitglied, welches diese Inhalte in den Qype-Dienst gestellt hat, nicht bei Qype.

Aber ganz so einfach ist das nicht, denn eine simple Weiterleitung gemäss der “fremden Inhalte” gemäss §7-9 MDStV betreibt Uhrenbacher nicht – schliesslich lässt er sich von den Nutzern ziemlich umfassende [Edit: Nutzungsrechte der] Urheberrechte einräumen, die er bei Qype nutzt:

a) Mit dem Einstellen von Inhalten (Bewertungen) und/oder mit der Übertragung Ihres Fotos räumen Sie Qype an diesen Inhalten sowie an dem übertragenen Foto das zeitlich und räumlich unbeschränkte, nicht exklusive Recht ein, die Inhalte und das Foto zusammen mit dem von Ihnen gewählten Benutzernamen zu nutzen.

b) Qype ist unter Wahrung des Urheberpersönlichkeitsrechts und Ihres Persönlichkeitsrechts insbesondere berechtigt, Ihre Bewertungen und das Foto im Rahmen des Qype-Dienstes zu vervielfältigen, zu verbreiten, öffentlich zugänglich zu machen und auf Abruf zur Verfügung zu stellen (Online-, Zugriffs-, und Übertragungsrecht) sowie zu archivieren und in Datenbanken aufzunehmen.

Was dann zusammen mit der erst mal bei Stefan Uhrenbacher als Inhaltlich Verantwortlichen folgenden Passus mit dem Titel “Haftung, Freihalteerklärung” zur Folge hat:

Verletzen Sie schuldhaft diese Nutzungsbedingungen, halten Sie Qype von allen daraus entstehenden Schäden frei, einschließlich der Kosten der Rechtsverteidigung in Höhe der gesetzlich anfallenden Gebühren.

Kurzfassung: Qype ist als Anbieter und Vermarkter der durch die Veröffentlichung erworbenen Rechte erst mal für die Inhalte verantwortlich, aber wer Scheisse baut, muss damit leben, dass sich Qype die Kosten beim Nutzer zurückholt. Angesichts des Umstandes, dass es erst mal Qype überlassen bleibt, wie diese Rechtsverteidigung aussieht, müsste man schon mit dem Klammerbeutel gepudert sein, sich auf dieses schmutzige Spiel einzulassen. Der User ist, wenn etwas passiert, der Gearschte, und kann eigentlich nur darauf hoffen, dass sich Qype im Zweifelsfalle auf seine Seite schlägt.

Womit wir zum aktuellen Fall einer Abmahnung wegen Qype kommen. Jan Schmidt hat leider eine solchige wegen einem seiner Einträge bei Qype bekommen. Was genau passiert ist, sagt er nicht, aber er steht ganz schön allein im Regen:

Allzuviel will ich jetzt nicht schreiben, nur soviel: Die Rechtsanwälte haben mir eine Unterlassungserklärung mitgeschickt, die ich bis zum 5.4. abgeben soll. Der eigentliche Gegenstand ist mir nicht so wichtig (es ist also nichts in dem Qpye-Eintrag, was ich jetzt auf Teufel komm raus aufrechterhalten will), aber ich bin mir nicht sicher, ob ich die Erklärung direkt unterschreiben soll, oder ob ich mich dadurch auf irgendetwas festlege, was ich später bereuen sollte.

Eigentlich müsste sich jetzt Stephan Uhrenbacher melden und sagen, dass er es, siehe Impressum und gemäss § 6 MD StV und weil § 7-9 “Durchleitung von Informationen” nicht zieht, auf seine Kappe nimmt. Wie jeder andere Chefredakteur eines Onlinedienstes oder eines Mediums auch, und das ist noch nicht mal eine nette Geste, sondern eigentlich seine Pflicht als Betreiber von Qype. Und dann kommt Uhrenbacher himself und sagt folgendes:

Grundsätzlich keinesfalls unterschreiben, sondern an uns (QYPE) schicken. Wir helfen grundsätzlich jedem Qyper, der direkt angegangen wird. Mehr dazu demnächst in unserem Blog.

Helfen? Den Qypern? Nanu? Müsste da nicht eigentlich stehen, dass er das erst mal auf seine Kappe nimmt – ist ja auch sein Onlineangebot. Aber es kommt noch schöner – im offiziellen Statement im Qype-Blog:

Uns sind in diesem Fall auch die Hände gebunden, da wir keinerlei Rechtsauskünfte erteilen dürfen. Wir befinden uns in der selben Situation wie jede andere Plattform auch und sind strengen Richtlinien unterlegen.

Wir stellen die technischen Möglichkeiten zur Verfügung und agieren sozusagen als “Neutrale Stelle”.

HALLO?

Hände gebunden? Neutrale Stelle? Sowas gibt es weder in den eigenen AGB noch im Medienstaatsvertrag, nachdem Qype Rechte an den Beiträgen hat und sein Geschäftsmodell darauf aufbaut. Wer immer die Abmahnung geschickt hat, hätte sie eigentlich an Qype schicken müssen, denn Qype ist der Anbieter. Und wenn Qype irgendwas nicht ist, dann ist es ein Angebot mit gebundenen Händen. Sie müssten eigentlich “Hier” rufen, und nicht gequirrlte Scheisse von “Neutrale Stelle” ablassen. Denn auch ohne Rechtsberatung ist offensichtlich, dass sich hier eine AAL-Klitsche aus der Verantwortung stiehlt. Inzwischen macht eine Qypemitarbeiterin die Runde und telefoniert “aufklärend” mit The Exit, dem das natürlich schräg vorkommt.

Ist natürlich prima im Web2.0, wenn sich der Verantwortliche zur Neutralen Stelle erklären kann: Dann kommt zu “AAL” auch noch das AHL und das AZL Prinzip dazu: Andere Hängen Lassen und Andere Zahlen Lassen. Nochmal andere würden einfach sagen: Verantwortungslos und Feige. Und ich weiss nicht, was ich widerlicher finden sollen: Gestalten, die andere wegen Pipifax abmahnen oder Getalten, die sich aus der Verantwortung stehlen.

Disclosure: Ich hatte mit Uhrenbacher virtuell schon ein paar mal das Vergnügen, und nach diesen Erfahrungen würde ich sagen: Überrascht mich nicht wirklich. Mit besten Grüssen an die dafür agierenden “Kommunikationsprofis” von SinnerSchrader – man trifft sich immer zweimal. Ein beschissen trauriger Anlass, aber hey, schliesslich ist es euer Kunde.