7.1.2009 | 21:26 von DonAlphonso

Ein kleiner Kaufguide für deutsche Blogs

Nachdem Robert Basic gerade dabei ist, sein Blog zu verkaufen und seine Feinde gerade die grosse Lästerschiene fahren – besonders widerlich hier: der von Vergangenem dräunende, von Robert wegen seiner weitgehend erfolgsfreien Karriere als Blogvermarkter vorgeführte Sascha Lobo, der auch mal zu gewissen Internetcoachingangeboten Stellung nehmen könnte – denke ich, dass es an der Zeit ist, mal zu überlegen, welches bekannte deutsche Blog denn überhaupt irgendwas wert wäre. Ich nehme dabei die Blogs, von denen ich denke, dass sie halbwegs bekannt, gut gefüllt und so lala kommerziell sein könnten, und ich will keinem Verkaufsabsichten unterstellen.

Fangen wir mit den wertlosen riskanten Assets an:

1. Bildblog. Wie dessen Macher schon desöfteren gesagt hat, ist er von seiner Zeit bei der TAZ entwöhnt. Hin und wieder bekommt das Bildblog wohl einen Werbespot von C-Promis geschenkt, aber seine 50.000 täglichen Besucher interessieren sich vor allem daran, dass ein paar Typen meistens Kleinigkeiten anschleppen, die ihnen helfen, auf Bildleser herabzuschauen. Das kann man zwar einfach mit ein paar Praktis weitermachen, und wie man so eine Einstellung kommerzialisiert, hat die Bild schon vorgeführt. Aber nachdem man niemandem ernsthaft sowas wie eine Bildblog-Rente wünschen würde: Wertlos.

2. Spreeblick: Als Blog(verlag) mit etlichen, sagen wir mal, rausrotierten Autoren hat auch dieses Projekt bewiesen, dass es mit personellen Veränderungen überleben kann. Blöderweise ist sein Kernmarkt Berlin, und der Boss zusammen mit Sascha Lobo der Gründer von Deutschlands amüsantester Blogwerbenichtveranstaltung Adnation. Spreeblick hat jahrelang gezeigt, dass trotz viel Maloche ein nennenswerter Return on Investment nicht zu erwarten ist, aber die Leserschaft ist offensichtlich nur dort, weil es so prekär-künstlerisch zugeht. Wenn man nicht gerade einen alternativen CC-Popkulturverlag auf Torrentbasis mittelgross in einem Radius 240 Meter rund um Kreuzberg raus bringen will: Wertlos.

3. Stefan Niggemeier: 10% der Nutzer und des Wertes von Bildblog. Gerichtskosten berücksichtigen.

4. Netzpolitik: Versucht seit Jahren, als sanftgrüne Webopposition jenseits der eigenen Fanbase ernst genommen zu werden. Macht den Job für Verschlüsselungsanbieter schon kostenlos – und so gut, wie kostenlose Jobs nun mal sind – ist aber alles andere als einflussreich bei normalen politischen Debatten. Wenn man nicht gerade Schäuble heisst und ein paar Wochen die Leute verarschen will: Wertlos.

5. Netzwertig (wie das gesamte Blogwerk, aus dem es stammt): Musste in Deutschland nach langwierigen, erfolglosen Vermarktungsversuchen bei Adnation unterkommen, was in etwa so gut wie ein Rettungsrung aus Beton ist. Das allgemeine Problem ist, dass alle Blogs vom Blogwerk irgendwo was machen, wo viele andere auch was machen, es ist also nichts besonderes und beliebig selbst zu kopieren. Das spezifische Problem bei Netzwertig ist, dass es sich um eine PR- und Jubelschleuder handelt. Man könnte es kaufen, aber warum für etwas zahlen, wenn man, solange man nur die Vorurteile der Autoren füttert, ohnehin über den grünen Klee gleobt wird?

6. Upload. Das gleiche Problem wie bei Netzwertig. Falls man nicht unbedingt eine Zielgruppe im Auge hat, die 14 ist und im Internet das Taschengeld aufbessern möchte: Wertlos.

7. Deutsche-Startups: Siehe Netzwertig.

8. FIXMBR: Kommerziell wertlos. Und vermutlich stolz darauf.

9. Spiegelfechter: Siehe FIXMBR.

10. Whudat: Ah, der König der bloggenden Selbstvermarkter, die Marke MC Winkel. Bei dem kann man sogar sowas wie einen Preis festmachen, schliesslich haben Firmen wie Ebay und Opel schon mal – einmal, um genau zu sein, für die Präsenz in seinem Blog bezahlt. Das letzte Mal ist zwar schon etwas her *hüstel”, die Platte ist noch immer nicht in den Top 100 und vom alten Partner Sevenload sieht man auch nicht mehr so viel, aber doch: Manche haben dem Vernehmen sogar vierstellige Beiträge für seine Aktion gezahlt. Wären es italienische Lire gewesen, würde ich sagen: Angemessen.

Kommen wir zu den Gewinnern, für die man zahlen könnte.

5. Nerdcore. Ich glaube nicht, dass sich der Aufwand hinter Nerdcore so rechnet, dass man davon adäquat leben könnte, aber im Prinzip schafft Nerdcore inzwischen die Ansprache, für die Spreeblick inzwischen zu faul, behäbig und selbstzufrieden ist. Ich halte den Macher für jemanden, der schon mal seine Ideale für Geld auf den Müll kippt und bei den Firmen ziemlich weit zu gehen bereit ist, insofern, wenn man ihn kauft und das ordentlich vermarktet: 30.000 Euro. Plus laufende Kosten.

4. Basicthinking. Ich glaube, das kann was werden, unter einer Prämisse: Man macht mit Robert einen Deal, dass man das Ding in seinem Sinne weiterführt, keinen der alten Verlinkenden verärgert, weil das Blog plötzlich Glücksspiel oder Porno macht, und er liefert dafür jeden Tag eine Latenightgeschichte (und einmal im Jahr ein Exklusivinterview mit Alizée im Häschenkostüm. Robert. Nicht Alizée.). Ich denke, mit so einer halben Kontinuität, einer sanften Übergangsphase und einer guten, breiten Mischung: 50.000 plus 5.000 pro jahr Beraterhonorar.

3. FSKlog. Ich mag keine Macs, aber das würde sich wirklich lohnen. Weil man es zur zentralen, deutschen Anlaufstelle für Macs ausbauen könnte. Gut eingeführte Marke. 200.000. Minimum.

2. Lawblog. Anwälte haben es nicht so leicht mit der Werbung, der Berufssatnd ist kleinlich und wird normalerweise gemieden. Mit dem Lawblog (und zu gründenden Töchtern für Spezialbereich) könnte man vermutlich Aufträge einfahren, die einen Preis von einer halben Million völlig korrekt erscheinen lassen würden.

1. Indiskretion Ehrensache. Ganz ehrlich: Das Handelsblatt ist online über weite Strecken eine erbärmliche Jauchegrube von Neoliberalalas, ahnungslosen Daxwixern und nur wegen des nicht ausreichenden Personals nicht gülleüberfüllt wie die FTD. Ich glaube, dass der immense Imagegewinn des Handelsblatts durch Thomas Knüwer, wenn man es mit den Kosten für Werbung, Freiexemplaren oder Beiheften versuchen würde, sicher über einer Million liegt.

Der Ehrenpreis, und das ist auch das einzige Blog, das ich verlinke, geht an das Salzblog. Weil man mit solchen Bildgeschichten als Tourismusverband, Makler, Hotelier und Urlaubsregion die Millionen holen kann, die von den klassischen Tourismusinformationen eher abgeschreckt werden.

Ansonsten: Blogger schreiben für Netzaufkleber, Technikschrott und 7 Euro die Stunde. Blogger sind sich für keinen Reibach zu schade. Ausser anderen. Wer keinen Preis hat, hat auch kenen Wert.

7.1.2009 | 2:33 von DonAlphonso

Zur Erinnerung

Jaja, ich weiss, ich soll über den Basic und seinen Blogverkauf was schreiben, aber die Wahrheit ist: Hab ich schon. Vor anderthalb Jahren.

Der grosse, kommende Blogverkauf/

Was mich wundert ist, dass es so lange gedauert hat und bei einigen wohl noch länger dauern wird. Ich vermute mal, dass sich auch Blogwerk-Boss Hogenkamp nicht steinigen lassen würde, wenn man ihn mit einer strategischen Beteiligung bedrohen würde. Der Blogvermarkter Adnation hat im letzten April schon angekündigt, dass er einen Partner im Herbst präsentieren möchte, und hat es natürlich nicht getanmangels Partner tun können. Gehet hin und kauft. Es muss nicht Geld sein. Für mittelmässige Blogs reichen auch Muscheln, Glasperlen, ein paar Flaschen billiges Bier und gebrauchte, steife Kondome mit dem Aufdruck “Opel Astra”.

Was soll´s. Manche schreiben Beiträge, um Aufkleber aus dem Netz zu erbetteln. Andere halten es für ein Geschäft, für Trigami zu schmieren. Da ist noch sehr viel Platz nach unten, weit unter dem, was Robert tut und an Assets anbieten kann. Wenn ich jeden Tag den Hipster, den Berliner Halbintellektuellen oder den Trashmedienangaffer geben müsste, hätte ich vermutlich schon viel eher den Basic gemacht und verkauft, aber ich wüsste nicht, wer und warum das kaufen sollte.

5.1.2009 | 12:00 von DonAlphonso

Das Internet und die Deutschen

Man kennt das: Kaum gibt es irgendein wirtschaftliches Problem, preschen die Arbeitgeber- und Reichenverbände vor und fordern Steuernsenkungen und Bürokratieabbau. Und das, obwohl Deutschland wirklich niedrige Realsteuern und eine sehr effektive Bürokratie hat. Und sobald irgendein christliches Fest naht, stellt sich ein Bischof vor die Kamera und saldabert vom Wertevrlust der Gesellschaft, obwohl dieselbe seit der Zeit, da die Kirche entmachtet würde, keinesfalls schlechter und dümmer geworden ist, und mehr Menschen auf den Scheiterhaufen stelle.

Zu diesen Ritualen gehört es auch, dass sich Anfangs des Jahres die immer gleichen Technikjünger hinstellen und fordern, die Deutschen sollten endlich anfangen, ihre Technikfeindlichkeit abzulegen und das Internet als Chance begreifen, ihr Leben mehr ins Netz zu verlagern, die Angebote anzunehmen und ihre Technikskepsis, diese üble deutsche Nörgelei an allem Neuen, ablegen.

Und ich sitze dann nun schon seit 10 Jahren, denn so lange habe ich schon mit diesen Propheten und ihrer Warterei auf das Kommen des Internetmessias zu tun, daneben, und frage mich, was diese Knilche eigentlich wollen. Denn ausser ein paar ähnlich unqualifizierten Wortmeldungen einiger Journalisten fällt mir wenig ein, was man explizit als deutsche Technikfeindlichkeit festmachen könnte.

Was ich dagegen sehe, sind einfach sehr viele Menschen, die sich im Laufe der Zeit das Internet undogmatisch so zurechtlegen, wie sie es brauchen. Manche, wie meine Eltern, brauchen es überhaupt nicht. Das hat bei dieser Gruppe einfach damit zu tun, dass sie gelernt haben, ihr Leben ohne Netz problemlos zu organisieren, und das ist weniger problematisch, als, sagen wir mal, mit der Festplatte gefühlt sein Leben zu verlieren. Andere nutzen das Internet in seiner primitiven Form zur Emailübertragung, oder bestenfalls zur Selbstdarstellung, und sind damit vollkommen zufrieden. In meinem Bekanntenkreis sind mehrere höhere Mitarbeiter einer Bank, über die man fast nichts im Internet findet, und die beruflich nicht frei online sind, weil die Bank es untersagt. Keiner von denen hat etwas gegen das Internet, alle bekommen durch das Netz, was sie brauchen, aber halt keine Blogs oder Social Networks. Keiner von denen empfindet es als Verlust, ohne dass er explizit etwas gegen das Netz hätte. Ein paar andere schaffen sich im Netz ihre kleinen, privaten Ecken, weil es das ist, was sie kontrollieren und erleben können. Und wieder andere exponieren sich, so weit sie irgendwie können und pappen in jede Mailaddy ihre 27 Channels zur Kommunikation dran, um alles zu adden, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist.

Letztere Gruppe ist dann auch diejenige, die am beharrlichsten ein Ende der Internetfeindlichkeit der Deutschen moniert, und das in einem verkündereischen “Was Du bist noch immer nicht bei DienstXY, was bist denn Du für einer”-Ton, der nicht gerade Lust macht, diesen Herrschaften in ihre Ecke der Onlinewelt zu folgen. Zumal das oft genug Leute sind, die, um es vorsichtig zu sagen, auf der Suche nach Jüngern sind, die ihren weiteren Weg mit Geld und Aufträgen zu unterstützen; sie sitzen in Zukunftsinstituten und Beraterklitschen, sie schreiben bei kommerziell weitgehend erfolglosen Blognetzwerken und führen sich auf, wenn man ihre flockig hingeworfenen Thesen zur Medienrevolution ohne jede fundierte Grundlage, die sie gleich grossmäulig als “Agenda” branden, als wenig brauchbar einstuft.

Ich persönlich glaube, dass jede technische Neuerung ihre Zeit braucht, um zu überzeugen. Genauso, wie Eventblogs weitgehend sinnlos sind, wie Hypes verpuffen und Startups ihren Glanz verlieren, bringen auch die Zukunftsherbeischreier wenig, wenn es um echte Ãœberzeugungsarbeit geht. Es fehlt ihnen an der Fähigkeit, ihre aufgebauschten Dogmen den Menschen nahe zu bringen, sie dort abzuholen, wo sie sind.. Das Formulieren einer Anspruchshaltung, die Definition des eigenen Standpunktes als Fortschritt und die Aufforderung, so schnell wie möglich in der gewünschten Form nachzukommen, ist da eher kontraproduktiv. Man muss die Menschen im Netz ernst nehmen, man muss ihnen etwas bieten, das sie wollen, dann klappt es eher, als mit der Diffamierung von Blogs in der FAZ oder dem “Print ist tot”-Geschrei von Typen, deren Firmen im Netz keine 6 Monate mit Billigarbeitskräften überlebt haben.

Bei der Gelegenheit möchte ich vielleicht nochmal an Second Life erinnern, und an die Zukunftsgläubigen, die meinten, darin eine Parallelwelt zu sehen, bei der man und jede Firma sein muss. Oder Cyworld. Oder die These vom Long Tail. Oder Twitter als Politikkanal im Vergleich zum Podcast, als sei irgendein Politiker als Twitter irgendwie ein besserer Lippenstift auf einer hässlichen Sau. Lauter ideologischer Müll, hochgelabert, auf die Titelseiten gebracht, gescheitert, das nächste geile Zeug gemacht. Das ist nicht Zukunft und nicht beta.

Sondern einfach nur paar unerträgliche Dummköpfe, auf die wenige Lust haben.

21.12.2008 | 21:51 von DonAlphonso

Polylux und die Angst vor der eigenen Courage

Als der RBB im Mai dieses Jahres das Ende der in die Jahre gekommenen Trendsendung “Polylux” ankündigte, drohten versprachen die Macher der Sendung, dann eben einen eigenen Weg im Internet zu gehen, mit kommerziellen Absichten und ohne die Beschränkungen der bisher zahlenden öffentlich-rechtlichen Zwangsgebührenverteiler. Nun, ein halbes Jahr später ist die letzte Sendung gelaufen, und die Versuche, das Format oder was ähnliches bei einem anderen Sender unterzubringen, waren wohl auch nicht allzu erfolgreich. Das heisst, wir werden nun im kommenden Jahr also den grossen Schritt ins Netz erleben, und sehen, wie sich Polylux allein unter den Nutzern wird halten können. Oder auch nicht, wie Chefin Tita f. Hardenberg den verbliebenen Zuschauern mitzuteilen beliebt (Hervorhebung Blogbar):

Hier wird immer wieder gefragt, was mit Polylog passiert. Die Antwort ist: Wir machen weiter. Wie lange wir durchhalten können, ist offen. Denn so eine Seite kostet ein kleines Vermögen. Vielleicht werdet Ihr hier zukünftig den einen oder anderen Banner erblicken. Aber so lange wir können, werden wir hier weiterhin spannende Diskussionen und gute Filme – auch Eure – anbieten.

Oooch. Das klingt ja gar nicht mehr so optimistisch. jedenfalls steht auf der Seite unten immer noch “© 2006 Rundfunk Berlin-Brandenburg”, und die seite dominieren wehmütige Beiträge a la “Trends, von denen die Welt nichts mehr erfahren wird. Was wird für alle Zeiten verborgen bleiben, wenn die Chronisten von Polylux verstummen?” und ein letztes Grusswort von einem gewissen Broder, angeblich Journalist oder so.

So werden sie ganz sicher nicht lang durchhalten können. Meine Vermutung ist ja, dass das Ding an dem Tag eingestellt wird, da es für einen Nachfolger wo auch immer wirklich keine Chance mehr gibt.

19.12.2008 | 18:41 von DonAlphonso

Zoomer mit 2.0-Image und 00-Kommunikation

Nach ein paar Tagen sieht man bei der Feuerungsorgie bei Zoomer klarer: hatte es erst noch indiskret geheissen, dass es nur eine Handvoll Mitarbeiter über die Klinge springen, heisst es aus den üblicherweise wohlinformierten Kreisen, dass über die Hälfte der eher billig eingekauften Themenbearbeiter das Unternehmen unfreiwillig verlassen werden. Gerüchten zufolge hat man übrigens auch bei Zoomer selbst erst eine schonende Variante und später harte Tatsachen folgen lassen. Es soll alles sehr unschön gewesen sein. So, wie schon bei den Vorläufern News Frankfurt und Business News. So gesehen ist Zoomer sehr konsequent 2.0 und beta: Rumprobieren, flippige Leute einstellen, Strategien über den Haufen werfen und wenn es länger nichts bringt, weg mit dem Zeug und den Leuten. Und wie immer trennt man sich leichter von denen, die wenig gekostet haben und problemlos durch tausende andere ersetzbar wären, die auch mal so ein ultracooles Projekt machen wollen.

Die spassigste Meldung zum Thema ist ein Interview von Stefan Winterbauer mit den neuen Leitern der Berliner Zeit-Online-Redaktion:

Herr Esser, wissen sie da Näheres?

Esser: „Zoomer.de“ wäre sicher nicht eingestellt worden, im Gegenteil. „Zoomer.de“ ist im Anzeigenmarkt sehr erfolgreich und hat im Moment viel zu wenig Anzeigenflächen für die große Nachfrage nach der Zielgruppe der 15- bis 30-Jährigen, die “Zoomer.de” sehr genau erreicht. „Zoomer.de“ ist ein Startup und wird in der härteren Zeit jetzt etwas reduziert.

Das verstehe ich nicht. Sie sagen alles ist ausgebucht, aber man muss reduzieren, weil härtere Zeiten da sind. Das müssen sie mir erklären.

Esser: Selbst die ausgebuchten Flächen reichen zur Zeit angesichts der Preise im Markt nicht aus, den Aufwand, der vor allem zum Start des Portals betrieben werden musste, aufrecht zu erhalten. Deshalb wird „Zoomer.de“ auf ein Maß zurückgeführt, auf dem es wirtschaftlich arbeiten kann.

Lustig wäre jetzt noch die Frage gewesen, wieso man, wenn sich die Werbekunden schon um die Plätze prügeln, nicht einfach die Preise erhöht und dadurch mehr Geld für die Mitarbeiter verdient… komischerweise ist Zoomer bei mir jenseits der “redaktionellen Beiträge” gerade vollkommen werbefrei… aber gut. Weniger gut ist meines Erachtens, wie man diesen Einschnitt den Lesern im hauseigenen Innenleben-Blog präsentiert (http://www.zoomer.de/news/uebersicht/innenleben):

Gar nicht.

Die letzte Meldung ist vom 4. Dezember.

Ein Schelm, wer da unterstellen wollte, dass die grosse Änderung sowieso mitten in den klickschwachen Weihnachtstagen kommt und dann vielleicht keiner mitkriegt, was gerade passiert. Und das, obwohl doch jede Verpflichtung irgendwelcher abgewirtschafteten Blogger als Videomacher gross angekündigt wurde. Ein neuer Stil im Umgang mit den Lesern sollte Zoomer sein.

Naja.

17.12.2008 | 1:43 von DonAlphonso

Zommer Zombie

Man sagt, dass Zoomer.de, der Berliner Gossenversuch für junge, offensichtlich eher bildungsferne Schichten im Holtzbrinck-Konzern schon länger “Zombie” genannt wird; unter anderem wegen seiner unterirdischen Klickraten, die auch mit einem Relaunch und kontroversen – manche sagen auch rassistischen – Aufregern nicht besser wurden. So kommt Zoomer laut IVW im letzten November auf nur 1,67 Page Impressions pro Besuch, eine wirklich erstaunlich niedrige Zahl angesichts der gar nicht so imaktiven Kommentatoren und der klickfreundlichen Aufmachung. Den Verdacht, dass manche Kommentarschlachten von den eigenen Leuten inszeniert werden, würde ich auch nicht ganz von der Hand weisen wollen.

Gebracht hat das alles gar nichts; der Medienkonzern Holtzbrinck, der in der Krise sparen muss, hat offensichtlich nicht mehr so viel Geld für verlustbringende Experimente und organisiert den Online-Berreich um. Zoomer wird jetzt wie der auch nicht gerade berauschende Tagesspiegel Online eine Marke des neuen Konstrukts Zeit Digital. Das Kommando hat also der neue Chefredakteur Wlfgang Blau, Mercedes Bunz vom Tagesspiegel und der Chef von Zoomer werden zu Redaktionsleitern degradiert. Während für die Zeit 13 neue Stellen geschaffen werden sollen, werden bei Zoomer Verträge aufgelöst und Gespräche mit Mitarbeitern geführt, die jetzt vielleicht anfangen zu verstehen, warum es doch nicht so cool ist, ausserhalb gängiger Tarifverträge angestellt zu sein.

Die eigentliche Ãœberraschung ist, dass Zoomer überhaupt noch weiter existiert.Natürlich kann man den Laden mit weniger Leuten und Ãœbernahmen einer Zentralredaktion billiger – noch billiger – fahren, aber angesichts der hoch gesteckten, aber nicht erreichten Ziele vom Februar dieses Jahres mit einen Relaunch hin zu einer ganz normalen Nachrichtenseite wäre die konsequente Lösung kein Weiterwurschteln mit verkleinertem Team, sondern ein klarer Schnitt. Das eigentliche Problem von Zoomer ist, dass die flippig-bunte Infotainmentzielgruppe des Web2.0 nicht in der Form existiert, wie man sie zum Betrieb des Portals bräuchte. Was an Zoomer gossig ist, kann die Bild besser, was aktuell ist, macht Spiegel Online besser, und was anspruchsvoll oder trendig sein soll, kommt extrem bemüht und anbiedernd rüber. Zoomer kann noch nicht mal richtig Traffic bei Google kaufen. Zoomer kann vieles nicht und was es kann, kann es schlechter als andere. Bliebe eigentlich nur noch, es als Testobjekt für die Ansprache einer jungen Zielgruppe zu behalten. Immerhin: dank Zoomer weiss Holtzbrinck jetzt schon mal, wie es nicht geht.

Trotzdem gehe ich davon aus, dass dem Laden im Frühjahr 2009 der Stecker gezogen wird. “Einsparpotential” ist in meinen Augen das einzige, was Zoomer wirklich kann.

11.12.2008 | 10:58 von DonAlphonso

Weniger Links? Na und?

Ich glaube, es gibt drei Arten von Bloggern.

1. Manche, denen es egal ist, wer sie verlinkt
2. Manche, die heulen (siehe Kommentare), wenn sie nicht mehr so oft verlinkt werden
3. Manche, die linken, was das Zeug hält, um von Ihresgleichen verlinkt zu werden

Gruppe 2 und 3 können sich auch überschneiden. Wenn also bei einem lachhaften Dienst wie Technorati die Anzahl der Lnks für deutsche Blogs fällt, trifft das vor allem diejenigen, die aufgrund von Links glauben, eine gewisse Bedeutung zu haben. So wie das Stück Spamdreck, das ich hier gerade aus den Kommentaren putzen musste, das unter seinen “Beitrag” eine Liste von “Weitere Meinungen zum Thema” hängte. Oder all die Linkketten und Blogparaden, die inzwischen gefühlt etwas zurückgegangen sind – vielleicht auch, weil sich gezeigt hat, dass solche Aktionen weder beim Google-Ranking noch bei der Popularität des Blogs viel bringen. Die letzten Linkstricher, die das noch nicht ganz überrissen haben, sind bezeichnenderweise Typen mit 2.0 in der URL.

Vielleicht ist es einfach so, dass man nur noch das verlinkt, was hübsch und gut ist (bestenfalls) oder was bei Spiegel Online steht (die Idiotenversion). Da ist in meinen Augen einfach eine Blase geplatzt, und wer es darauf anlegt, “vorne” mitzuspielen, muss entweder gut sein, oder seinen Tag vor der Kiste zubringen und Beiträge raushauen, wie er es nur gerade schafft. Wie man will. (Sie brauchen diesen Beitrag nicht verlinken)

10.12.2008 | 13:49 von DonAlphonso

Wie man nie, nie, nie Umfragen machen sollte

Indem man als bescheuerter wenig zielgruppensensibler Stundent einer Marketingstudienrichtung an der Uni Erlangen ausgerechnet mein Blog mit solchen Kommentaren zuspammt:

scanner24, Mittwoch, 10. Dezember 2008, 13:29
Sehr geehrte Damen und Herren,

im Rahmen meiner Diplomarbeit “Datensensiblität im Web 2.0” führe ich eine Umfrage durch. Da Sie bei blogger.de und damit im Web 2.0 aktiv sind, fallen Sie in meine Zielgruppe.
Bitte unterstützen Sie mich und nehmen sich 10 Minuten Zeit.

Hier der Link zur Umfrage: http://suchdirwoandersdeppenfürdenschmalspurstudium

Bitte beachten Sie, dass innerhalb des Links keine Leerzeichen enthalte sind.

Für Ihre Teilnahme bedanke ich mich herzlichst und ich würde mich riesig freuen, wenn Sie den Link innerhalb von blogger.de weiter vertreiben könnten.

Mit freundlichen Grüßen

Datenschutz? Sinn? Zweck? Angabe des Studiums, erstmal ne Mail vielleicht, etwas Recherche über die Leute, die man mit sowas belästigt? Und das als Diplomarnbeit???

Nur falls sich jemand wundert, warum es im Marketing so viele AnjaTanjas und andere Zumutungen gibt: Weil Unis heute sowas für Diplomarbeiten zulassen.