25.6.2007 | 22:51 von DonAlphonso

Die TAZ will sterben oder auch: Verschenkte Potentiale

Disclosure: Ich fand die taz lange wichtig, selbst in Bürgerfunkzeiten, als die Linksfundis daraus Kommentare im Radio vorlesen wollte. In den letzten Jahren hatte ich sie aus so einer Art Nostalgie heraus, auch wenn es mehr und mehr Punkte gab, die ich nicht mochte: Diese Berliner Ironie, das Verhaften in den falschen Strukturen als Basis für die Wohlfühlschreiberei für baldige Rentner. Ich bin erheblich zu jung für 68 und die real existierenden Folgen, und als sich dann hier auch noch ein Wichtigtuer, der über die TAZblogs mutmasslich etwas Wind für seine “Unternehmensberatung” machen will, war Schicht im Schacht. Spam ist ok, aber ich finanziere das nicht. Wie auch immer:

In der Folge habe ich mir mal angeschaut, was eigentlich aus der grossen Blogoffensive der TAZ, die vor ungefähr einem Jahr begann, geworden ist. Ich bin sicher nicht der Meinung, dass ein Medium bloggen muss. Aber nachdem es in jüngeren Zielgruppen tatsächlich sowas wie einen Trend weg vom Papier und hinein ins Internet gibt, ist es schon spannend zu sehen, ob und wie die TAZ in der Lage ist, junge Leute mit alternativen Alternativangeboten sowohl zu gängigen Blogs als auch zu anderen Vergnügungen zu halten. Mit 34 Nischenblogs ist die TAZ meines Wissens nach das Medium mit den meisten Blogs, von der Arbeitsbegleitung bis zum Aktionsblog für grosse Themen wie die G8-Konferenz ist alles dabei. Und ganz schön tot:

Alterblog zur G8-Orga: Mehr als zwei lahme Beiträge wurden es nicht. Vielleicht eingeknastet in Heiligendamm?
Blockblog zur G9-Blockiererei: Drei Beiträge. Man braucht keinen Wasserwerfer, um Journalisten wegzuspülen, ein ungeliebtes Blog vernagelt zuverlässig die Störerklappe.
Du bist Politik: Und nur scheintot, nach 3 Monaten kam letzte Woche wieder ein Beitrag!
STOP 1984: wurde vor drei Monaten gestoppt.
Taznrwblog: lebt! Noch eine Woche allerdings, dann werden die nrw-Seiten wohl eingestellt. Aber Geld für Trafficlutscher, das haben sie…
Terminalporno: Man ahnt es. Das konnte nichts werden. Und es wurde auch nichts. Seit monaten kein Saft.
Notizen aus der Online-Provinz: endete vor dreieinhalb Monaten – mit einem Beitrag der Autorin, warum sie ein TAZ-Abo hat. Tja…

Schlimmer als die rund zehn offensichtlich toten Blogs sind die Halbleichen, in denen einmal pro Woche irgendwas Belangloses steht. Was ich irgendwie verstehen kann, denn auch mit weitaus höherer Frequenz sieht es nicht so aus, als würden sich viele Leser an den Debatten beteiligen oder verlinken. Wenn sie das nicht tun, wenn ein Blog keinerlei erkennbare Leserbindung aufbaut, läuft etwas schief.

Das hat meines Erachtens drei Gründe:

1. Falsche und falsch formulierte Nischen. Volk ohne Raumdeckung ist ein Name, bei dem nicht nur ich keinen Grund zum lachen sehe, ob die Welt ein Hitlerblog braucht, ist nicht ganz sicher, und Streetart und Youtubevideos gibt es auch bei anderen Blogs in grosser Menge.

2. Die Texte. In den meisten Fällen sind es elende Bleiwüsten, mit einem viel zu breiten Layout, und nervend formulierten Inhalten. Da merkt man die Printschule (oder was immer das bei der TAZ bedeutet), und den Wunsch, in die FAZ zu kommen. Sehr viel Anspruch, und dabei bleibt die Leseransprache und das Persönliche auf der Strecke. Was im Blog nicht zwingend sein muss, aber mitunter doch hilft, gerade am Anfang.

3. Das Schmoren im eigenen Saft. Die Blogs sind so eine Art TAZlite, aber über weite Strecken nochmal selbstreferenzieller und bemühter, oder einfach auch noch schlechter, als die TAZ mit ihren verknöcherten Strukturen ist.

Mit einer grossen Ausnahme. Es gibt ein Blog, da läuft alles wie geschmiert. 127 Kommentare pro Beitrag, und ein Thema, das perfekt auf die TAZ-leser zugeschnitten ist: Die Zukunft der Grünen. Das Thema ist so gut, da reicht allein schon eine kleine Ankündigung eines Textes in der TAZ, und die Leute debattieren zwei Monate lang. Das kleine Problem: Es gab nur einen einzigen Beitrag. Mit 127 Kommentaren über 2 Monaten, eine lebhafte, qualitativ hochwertige Debatte, und sonst nichts.

Die TAZ muss das merken. Die müssen wissen, dass die Leute reden wollen. Das kann man nicht übersehen. Und statt das Potential zu nutzen – schmeissen sie es weg. Statt einen hinzustellen, der das Thema aufmischt – schreiben sie nichts mehr. Sie lassen die Debatte auslaufen. 127 Kommentare. Die TAZ stört es nicht. Also bitte nicht wundern, wenn die TAZ demnächst dicht macht. Wem als Journalist und Medium die Leser und die zentralen Debatten des eigenen Selbstverständnisses so egal sind, hat keine Zukunft.

24.6.2007 | 23:59 von DonAlphonso

Die Microsoft-Koofmichs oder in den USA ist alles besser

Letzteres hört man allenthalben von deutschen Startups, Blogunternehmern und sonstigen Leuten, deren Geschäfte nicht richtig ins Laufen kommen, weil man in Deutschland so gerne kritisch ist, niemals einfach nur macht und es sogar wagt Ansprüche wie die Einhaltung der Menschenrechte oder Datensicherheit anzumahnen. Über dem grossen Teich geht alles, die Marketeers, Journalisten und Unternehmer arbeiten Hand in Hand am Erfolg, das ist alles, was drüben zählt…

Nun, nicht ganz. In gewisser Weise ist man in den USA schneller stinkig als hierzulande. Das betrifft im Journalismus unter anderem die Vermischung von Werbung und Inhalt. Und obwohl Payperpost und andere Blogstrichereien florieren, gibt es offensichtlich eine Grenze: Wenn nämlich bekannte Blogger plötzlich Slogans für Werbung texten. Auf diese Idee ist der Vermarkter Federated Media mit seinen Topleuten wie Om Malik gekommen, und aufgeflogen. Ebenfalls als Mietmaul unterwegs: Michael Arrington, der Gründer der Startup-Promosite Techcrunch.

Der Spin der Geschichte: Microsoft wollte eine “Conversation” haben, was erheblich nach der eher unerfreulichen, für Microsoft tätigen Bloggerkauffirma Edelman riecht, in dem Fall aber eine Geschichte zwischen dem Softwaregiganten und den Bloggern war. Von denen manche inzwischen erheblich schmerzhafte Entschuldigungen anbringen, weil der Druck durch andere Blogger, die die Käuflichkeit anprangern, zu gross wurde. Die Werbung selbstg wurde wieder eingestampft. Tjaja, so ist das in den USA. Nicht mal in Ruhe seine Meinung verticken kann man dort. Fast so schlimm wie in Deutschland. Ausserhalb von Marl, und Kiel natürlich.

23.6.2007 | 15:09 von DonAlphonso

Blogs und Marktforschung und Unis

oder ein Ende des Welpenschutzes, denn ich höre mein Schwein vernehmlich pfeifen:

Lieber Blogger,

wir sind Studierende der Universität ***** und vertiefen das Fach Markt- und Kommunikationsforschung (Mit dem Bagger, nehme ich an. Don). Im Rahmen eines Seminars “Web2.0-Research” stehen wir vor der Aufgabe ein Konzept zu erarbeiten wie man Weblogs für die Marktforschung nutzen kann. Die Literatur hierzu ist nicht besonders ergiebig.

Daher wenden wir uns an Sie als erfahrenen wie etablierten Blogger. Wir haben schon einige Ideen gesammelt, können aber nicht abschätzen, was davon bereits realisiert wurde.

Deswegen interessiert insbesondere was bislang an Marktforschungsaktivitäten in Weblogs läuft, welche Erfahrungen Sie selbst damit gemacht haben.

Wir freuen uns über eine Antwort und eventuelle Anregungen.

Ganz einfach: Man überlegt sich vorher, wen man anschreibt. Am besten die ganzen hirnlosen Powerpointschubser, Küchentisch-PR, die elenden Adabeis und alle anderen Hungerleider, die seit Jahren mit ähnlichen Ideen noch immer asozial dem Steuerzahler zur Last fallen, statt sich einen anständigen Beruf wie Politiker, Pokerprofi oder Spamverschicker zu suchen. Von denen gibt es hier draussen einen ganzen Haufen, einfach nach unten der blinkenden Werbung folgen, die meisten von denen kriegen auch kein ordentliches Blog gebacken.

Aber nicht alle möglichen Leute spamanschreiben, ohne vorher zu schauen, ob der betreffende Marktforschung als abartige Schnüffelei von Leuten betrachtet, die es sich besser dreimal überlegen sollten: Marktforschung mit Texten von Autoren, die eine kommerzielle Verwendung nicht gestatten, ist in Deutschland nämlich möglicherweise illegal, siehe das deutsche Urheberrecht. Zum Beispiel, wenn man meint, man könne einfach so Texte speichern und auswerten. Und es gibt Leute, die das auch gerne mal vor Gericht durchklagen würden, damit sie nachher die Namen derer, die sowas tun, in ihr Blog nageln können. Da, wo Google sie schön findet.

Mit besten Grüssen

Don Alphonso Porcamadonna.

22.6.2007 | 12:15 von DonAlphonso

Was ich mich frage…

Dass eine Professionalisierung der deutschen Blogosphäre ins Haus steht, kann niemand ernsthaft bezweifeln.
Sascha Lobo, Adical

Hm. Wie kann das – beim Blick in die soweit überhaupt vorhandenen Anbieterkennzeichnung – eigentlich sein, dass so viele Profiblogger trotz erheblicher Einnahmen durch ihr Blog offensichtlich von der Gewerbeanmeldung und obendrein der Umsatzsteuer befreit sein müssen? Ist mir nur aufgefallen, als ich heute interessehalber schauen wollte, wer eigentlich für das nicht gekennzeichnete Werbegewinnspiel eines Videohosters verantwortlich sein soll.

22.6.2007 | 8:33 von DonAlphonso

ARD-Anstalten machen Anstalten beim Bloggen

In den letzten paar Wochen gab es eine auffällige Häufung von Anfragen aus dem sog. “öffentlich-rechtlichen” Bereich des Rundfunkwesens, und dazu noch so ein paar Unter-der-Hand-Infos von Betroffenen, die mich zur Aussage verleiten: Bei einigen Anstalten wird sehr intensiv über das Bloggen nachgedacht. Und das ist immer ein schlechtes Zeichen.

Zur Ausgangslage: Es fällt schon irgendwie auf, dass es angesichts der Grösse des Komplexes ARD kaum Mitarbeiter gibt, die freiwillig bloggen. Wenn sie es tun, haben sie ohnehin mit dem netzauftritt der ARD-Anstalten zu tun. Das liegt mutmasslich auch an der Altersstruktur der ARD-Mitarbeiter, denn wer mal drin ist, bleibt bis zur Pensionierung in “der Behörde”. Und wer jung ist, hat im Moment wenig Chancen auf feste Anstellung und kann schauen, wo er als Freier bleibt. Zusätzliche Verwendung in anderen Medien oder gar das Ausplaudern von Interna wird gar nicht gern gesehen. Wenn es einen Medienbetrieb gibt, der schlechte Bedingungen für das Bloggen bietet, dann ist es die ARD. Die Onlineaffinität der allermeisten Mitarbeiter dürfte ohnehin gegen Null gehen. Wer sich mal die klassische Rechnerausstattung anschaut, wundert sich ohnehin, wo das Geld hingeht. Bei meinem letzten Studiobesuch einer ARD-Anstalt in Berlin standen nicht weniger als ein Dutzend extrem teure Neumann-Mikrophone leicht verstaubt in der Ecke, und in der Regie trödelten vier beschäftigungslose Techniker herum.

Dazu kommt, dass die meisten höheren Radio- und TV-Leute, die ich kennengelernt habe, mit Ausnahme einiger komplett abgehobener Diktatoren extreme Kontrollfreaks sind (siehe auch hier), die das Netz zuallererst als bedrohung empfinden, die unter Kontrolle gebracht werden muss wie ihr eigener Redakteursapparat. Die Sendekomplexe sehen oft nicht nur aus wie eine Szene aus Terry Gilliams “Brasil”, es geht dort auch so zu, mit manchen Anleihen bei der Bettlerszene von seinem Meisterwerk “Jabberwocky”, in der der Bettler zwar der Erfinder der besten Fässer ist, sich in der Stadt wegen der reglementierenden Zünfte aber ein Bein abhacken muss, um als Bettler durchzukommen. Sprich: Die Vorstellung, irgendwelche Externen könnten bei den ARD-Anstalten andocken, halte ich für extrem unrealistisch. Vielmehr wird es eine Art innere Ausschreibung geben, und nachdem das Internet immer noch BÄH ist, dürfte das geschehen, was bei der ARD nicht untypisch ist: Mit sanftem Druck schiebt man die Leute ins Netz, die man im Radio und in der Glotze nicht haben will. Am besten so, dass sie dann zwar vom Internetressort bezahlt, aber von der eigenen Redaktion kommandiert, gegengelesen und editiert werden. Und das Schlimmste ist: Wer lang genug in der Behörde war, findet den Einfluss nicht nur normal, er orientiert sich aus behördenpolitischen Gründen ohnehin danach. Und wenn er dann nach der untertänigen Minne für die Rundfunkräte noch ein klein wenig Freiraum hat –

kann er darin bloggen. Bei der sich selbst bejubelnden Tagesschau mag das so lala möglich sein, denn die müssen aktuell arbeiten und haben einen grossen Stab. Aber für die momentan angedachten Fachblogs der Fachredaktionen, die ohnehin ständig mehr Personal verlangen, um in elend langen Sitzungen und bei der Orientierung an die Amtspolitik deren Zeit zu vergeuden, wage ich zu bezweifeln, dass es signifikanten Erfolg haben wird.

Ich kann mich auch täuschen. Aber nach allem, was ich über die Behörden weiss, werden wir ein paar Dutzend sporadisch gefüllte Blogs sehen, die nicht nach draussen verlinken und im Verlautbarungston daherkommen. Kann sein, dass ein paar Jugendradios das anders machen werden – aber ausgerechnet die Jugendradios sind mit den ins Internet abwandernden Hörern ohnehin mit anderen Problemen konfrontiert, als die Jurassic Parks der sogenannten “Qualitätsformate” der sogenannten “offentlich-rechtlichen Anstalten” mit ihrem sogenannten “Verfassungsauftrag” und der sogenannten “Rundfunkgebühr”.

21.6.2007 | 15:43 von DonAlphonso

Erneutes kleines Flickr/Yahoo-Update

Seit den lustigen Briefwechseln gestern versucht es der von Yahoo gekaufte Bilderdienst Flickr im Konflikt mit seinen zensierten Nutzern jetzt mit einem Teilrückzug. Es ist jetzt teilweise wieder möglich, eventuell möglicherweise vielleicht unter Umständen theoretisch unter Berücksichtigung der härtesten gesetzlichen Normen als “jugendgefährdend” scheinende Bilder begrentzt anszuschauen:

Ab sofort können Nutzer mit deutscher Flickr-ID auch Fotos sehen, die als „Mittel“ eingestuft sind. Wie schon mehrmals betont, geht es hier keinesfalls um Zensur, sondern darum, den gesetzlichen Vorschriften in Deutschland zu entsprechen. Diese Vorschriften erlauben zum Beispiel gemäß dem Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) keine öffentliche Darstellung sogenannter jugendgefährdender Inhalte. […] Die Kategorie „Eingeschränkt” dagegen bleibt weiterhin für alle die Bilder relevant, die aus rechtlichen Gründen für Kinder und Jugendliche nicht geeignet sind. Die als „Eingeschränkt“ eingestuften Fotos können daher von Nutzern mit einer deutschen Flickr-ID weiterhin ausschließlich persönlich genutzt und gegenwärtig aus rechtlichen Gründen innerhalb der deutschen Flickr-Version weder öffentlich angezeigt noch mit anderen Nutzern mit einer deutschen Flickr-ID geteilt werden.

Das wird wieder einen Aufschrei geben… Dabei könnte Yahoo noch ganz anders. Ich habe mir heute mal die AGB des Dienstes “Yahoo Clever” angeschaut, für den über zwei Dutzend Blogger in Deutschland über den Vermarkter adical momentan Werbung schalten. Ich glaube nicht, dass diese Abschnitte weithin bekannt sind, sonst würde sich mancher vielleicht doch überlegen, ob er wirklich für einen Dienst werben will, der einem die volle Haftung aufdrücken kann – und zwar global:

8. BESONDERE HINWEISE FÜR DEN INTERNATIONALEN GEBRAUCH
In Anbetracht der Universalität des Internets verpflichten Sie sich, alle anwendbaren nationalen und internationalen Vorschriften in Bezug auf das Online-Verhalten und die Rechtmäßigkeit und Angemessenheit von Inhalten einzuhalten. Sie erklären insbesondere, dass Sie alle jeweils anwendbaren nationalen Rechtsvorschriften in Bezug auf den Export von technischen Daten einhalten werden.

10. HAFTUNGSFREISTELLUNG
Sie erklären hiermit, dass Sie Yahoo! und die im Konzern verbundenen Unternehmen, Zweigniederlassungen, leitenden Angestellten, Handlungsbevollmächtigten, Mitinhaber von Marken oder sonstigen Geschäftspartner und Angestellten in Bezug auf jegliche Forderungen oder Ansprüche freistellen und schadlos halten werden, die von Dritten aufgrund von oder in Zusammenhang mit Inhalten, die Sie eingeben, veröffentlichen oder im Rahmen der Services übertragen oder aufgrund Ihrer Nutzung der Services, Ihrer Verbindung zu den Services oder aufgrund von Verletzungen dieser AGB oder von Rechten Dritter durch Sie, erhoben werden. Dies gilt auch für angemessene Anwaltskosten.

Und was ich überhaupt nicht verstehe: Jugendgefährdendes Material ist bei Yahoo und Flickr unter Punkt 7b ohnehin verboten. Und wird jetzt trotzdem irgendwie bei Flickr erlaubt? Hochladen geht jetzt doch, aber herzeigen ist verboten? Komische Welt. Aber ich würde mich ohnehin nicht mit einer Firma einlassen, bei der mich global jeder indirekt belangen kann, indem er Yahoo Ärger macht und Yahoo mich dann drankriegt, weil ich auf ihrer internationalen Flickr-Siter etwas hochlade, was beispielsweise dem chionesischen Mörderregime nicht passt. Eine Begrenzung kann ich jedenfalls unter Punkt 7 nicht finden:

Yahoo! ist berechtigt, Inhalte zu speichern und an Dritte weiterzugeben, soweit dies gesetzlich vorgeschrieben oder nach pflichtgemäßem Ermessen notwendig und rechtlich zulässig ist, um (a) gesetzliche Bestimmungen oder richterliche oder behördliche Anordnungen zu erfüllen, (b) diese AGB durchzusetzen, (c) auf die Geltendmachung einer Rechtsverletzung durch Dritte zu reagieren oder (d) die Rechte, das Eigentum oder die persönliche Sicherheit von Yahoo!, seinen Nutzern oder der Öffentlichkeit zu wahren.

Das dürfte der Passus sein, mit dem Yahoo im autonomen HongKong die Daten eines Dissidenten in China den Behörden ausgeliefert hat. Ich denke, das sollte man wissen, wenn man beim nächsten Anklicken des Bildblogs Yahoo-Werbung sieht.

21.6.2007 | 5:06 von DonAlphonso

Ehrenwerte Männer oder Mauschler und Hilfsmauschler in Marl

Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann,
Das sind sie alle, alle ehrenwert
shakespeare, julius cäsar, 3. Aufzug, 2. Szene

6 Jurymitglieder, ein Veranstalter – und Mario Sixtus kennt sie alle nicht erst seit gestern, einer ist sein Kunde und ein anderer war sein Kollege, der Veranstalter duzt ihn. Zuerst war das mit der Nominierung des zurückgetretenen Grimme Online Award Jurymitglieds Mario Sixtus – und angesichts dieserhysterischenDiskussion – für Grimmepreisträger Stefan Niggemeier so:

Aber schon der Vorwurf der „Mauschelei” ist abwegig: Mauscheleien sind „geheime Absprachen”; die Entscheidung der Jury, ein Bis-gerade-noch-Jurymitglied zu nominieren, geschah aber in aller Öffentlichkeit und jeder konnte sich seine Meinung dazu bilden.
(http://www.stefan-niggemeier.de/blog/grimme-und-die-kirche-im-dorf/)

Nun, Stefan Niggemeier muss es am 3. Juni wissen wissen, er war ja selbst schon ein paar Mal in der Jury für den Grimme TV-Preis. Er kennt die wenig schmeichelhaften recherchen und Informationen der “Hysteriker”, verwendet sich aber für den Grimme Online Award, weil er ihn ja kennt. Sollte man meinen.

Jetzt (20.6.2007) hingegen ist es so:

Viele der Kritiker aber haben bis heute den Ablauf der Entscheidungen nicht richtig verstanden. Sie sehen in der Entscheidung der Jury, den nachnominierten Kandidaten aus ihrer Mitte nun auch noch auszuzeichnen, eine Bestätigung dafür, dass die Jury die Kritik nicht nur ignoriert, sondern sich auch noch extra trotzig über sie hinwegsetzt. Dabei ist diese Entscheidung bereits vor dem ganzen Wirbel gefallen. Und wer das Abstimmungsverfahren bei Grimme kennt (ich war einige Male in der Jury des Grimme-Fernsehpreises), weiß: Wenn eine Jury jemanden nachnominiert, hält ihn eine Mehrheit der Jury vermutlich auch für preiswürdig – deshalb sind Nachnominierte immer besonders heiße Kandidaten dafür, tatsächlich einen Preis zu bekommen.
(http://www.stefan-niggemeier.de/blog/die-preisfrage/)

Hervorhebungen sind von mir. Und dann meldet sich in den Kommentaren noch Alexander Svennson von der Nominierungskommission des Grimme Online Award zu Wort und präzisiert:

Die Jury hat zuerst über Nachnominierungen entschieden – denn das ist ja die Voraussetzung dafür, überhaupt einen Preis zu bekommen. Dann hat sie über die Preise entschieden. Beides fand aber nacheinander im Mai im Laufe von zwei Tagen statt. Die Nachnominierungen wurden danach bekanntgegeben, die Preisträger erst… später. (Vom Publikumspreis abgesehen standen die Preisträger daher fest, bevor irgendeine negative Reaktion auf die Nachnominierungen hätten kommen können.)
(http://www.stefan-niggemeier.de/blog/die-preisfrage/#comment-18118)

Nun, da hat die Jury ihr Exmitglied, dessen Stuhl noch warm war, also nicht nur ohne alle Öffentlichkeit nominiert, sondern auch gleich gewählt und dann erst die Erklärung der Nominierung rausgeschickt. Nochmal der Ablauf: Die Jury schlägt Sixtus vor, Sixtus tritt irgendwenn im Verlauf der Sitzung zurück, nach den Behauptungen entweder vor oder nach dem Vorschlag, dann wird er nominiert und danach von den Leuten, mit denen er gestern am Tisch sass, auch gleich noch gewählt, und dann setzt sich die Jury noch zusammen und schreibt einen Brief, warum sie ihn nominiert hat, einen zweiten Brief, warum sie ihn gewählt hat, und der wird dann ein paar Wochen später veröffentlicht.

Und wir abwegigen Hysteriker haben trotz der “in aller Öffentlichkeit” stattgefundenen Entscheidung einfach “nicht richtig verstanden”. Dass es absolut keine Mauschelei gab. Weil der mit allen Beteiligten bekannte Sixtus doch ohnehin durch die Nominierung ein “besonders heißer Kandidat” war.

Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann. Das sind sie alle, alle ehrenwert. Der Chef des Grimme Instituts, der Interviews mit seinem Ex-PRler macht und die Statuten gewahrt sieht, die Jury, die mal eben einen der ihren schnell und fast direkt zum Preisträger macht und dann zwei Erklärungen schreibt, die verheimlichen, dass die Entscheidung ohnehin längst gefallen ist und die Nominierung faktisch der Preis ist, die PR-Frau, die den Bloggern nachweist, dass sie es nicht richtig darstellen, und dann noch der aufrechte Blogger, der in seinen Beiträgen genau das kritisiert, was ohnehin unübersehbar ist, aber als Jurymitglied in Marl alles toll findet, und alles andere, jede weitergehende Überlegung sind für ihn boshafte Unterstellungen von “Hysterikern” und “Verschwörungstheoretikern” und “Schreihälsen” und “verblendet”. Und danach treffen sie sich alle in Köln am Buffet und gratulieren sich zu ihren ausgezeichneten Leistungen. Wäre ja noch schöner, sich von den Hysterikern da irgendwas einreden zu lassen.

Denn diese Leute da sind alles – aber keine ehrenwerten Männer wie die in Marl, die laut Niggmeier “eine der unbestechlichsten Institutionen in der deutschen Medienlandschaft” sind.

20.6.2007 | 15:25 von DonAlphonso

Ein kleines Flickr-Update

Es gibt einen Haufen Gründe, keine Werbung auf Blogs zu schalten, aber mit Yahoo findet man immer noch was: Hier ist die nicht wirklich gelungene Mailkommunikation eines Flickrnutzers mit Yahoo Deutschland, die eine ganze Menge Inkompetenz und Lecktmichhaltung im Umgang mit den Nutzern und mit Texten aufzeigt; daran ändern auch mittlerweile 4300 Wortmeldungen (http://flickr.com/help/forum/en-us/42597/page43/) bei Flickr nichts. Da muss man sich nicht wundern, wenn so ein Konglomerat ohne Not Dissidenten an ein Mörderregime verrät.

Lustigerweise wirbt Yahoo Deutschland momentan bei Deutschlands führenden, professionellen Kaufbloggern für einen Dienst, in dem User Fragen stellen können und andere User die – dann hoffentlich besseren – Antworten liefern. Bei so einer holprigen Firmenkommunikation muss man geradezu zwangsweise auf so eine Geschäftsidee kommen, nehme ich an.

Edit: Ralph hat noch ein weiteres tolles Beispiel für den Kundendienst von Yahoo gefunden.