18.7.2007 | 15:23 von DonAlphonso

Gruner + Jahr: Die Eltern.de aller Contentsauger

Ich habe schon viele Halsabschneider-AGB gesehen, oder auch Verträge für Journalisten, die auf die totale Abzocke der Inhalte hinausliefen. Um nur mal zwei besonders krasse Beispiele in Erinnerung zu rufen: Coca-Cola bei der sog. Brause-WG in Zusammenarbeit mit der Agentur Knallgrau, oder auch die Zeitschrift MAX in Zusammenarbeit mit Flickr. Immer geht es darum, den Nutzern etwas wegzunehmen, aber während sich die Insassen bei der Killerbrause noch freiwillig verwerten liessen, wurde es bei MAX schon etwas unerfreulicher. Da machte dann schon das Wort Abzocke die Runde.

Und nun zeigt das Magazin Eltern, das bei Gruner + jahr erscheint und die Plattform Eltern.de betreibt, was so alles geht beim Thema Ausnehmen der Nutzer. Vorgestern wurden neue AGB für die mit Kinderbilder und Familiengeschichten gefüllte Website vorgestellt, die es in sich haben:

Sofern ein Nutzer einen urheberrechtrechtlich oder sonst rechtlich geschützten Beitrag (z. B. Texte, Videos und/oder Fotos, nachfolgend “das Material”) in die Plattform einstellt, räumt er dem Betreiber damit unentgeltlich das zeitlich, räumlich und inhaltlich unbeschränkte Recht ein, das Material zu bearbeiten und umzugestalten, zu vervielfältigen, zu verbreiten, auszustellen, öffentlich zugänglich zu machen und zu senden. Der Betreiber ist insbesondere berechtigt, das Material beliebig oft und weltweit in allen Ausgaben der Zeitschrift ELTERN, ELTERN family und sonstigen Zeitschriften der Verlagsgruppe ELTERN sowie entsprechenden Line Extensions (nachfolgend “die Zeitschriften”), in Sonderausgaben und Sonderdrucken der Zeitschriften, in Kalendern mit dem Label der Zeitschriften, in Büchern mit dem Label der Zeitschriften sowie in Rundfunk, Film und Fernsehen (ungeachtet der Übertragungs- und Trägertechniken), in Online-Auftritten innerhalb und außerhalb der Plattform, in Datenbanken und sämtlichen elektronischen Trägermedien wie CD-ROM oder DVD sowie in Push-Diensten oder On-Demand-Diensten zu nutzen und zu verbreiten. Der Betreiber hat das Recht, das Material ganz oder teilweise in der Werbung und Öffentlichkeitsarbeit weltweit für die Plattform oder die Zeitschriften in allen Medien zu nutzen.

So. Das allein ist schon heftig. Aber dann kommen zwei Sätze, bei denen man sich fragt, was bei Eltern.de eigentlich so abgeht, wenn sie AGB formulieren:

Der Betreiber darf ferner sämtliche nach dieser Klausel eingeräumten Rechte nach seinem Ermessen an Dritte im In- und Ausland weiter übertragen. Diese Rechte verbleiben auch nach einer Kündigung des Nutzungsvertrags auf Dauer beim Betreiber.

Sprich, Eltern.de nimmt, was sie kriegen können, kann es wirklich an jeden weltweit nach belieben verkaufen, und das in einer Art, die mehr als problematisch ist. Super unschön: Was wird etwa mit Bildern von Kindern und Jugendlichen, die ihre Eltern hochladen? Nach diesen AGB kann G+J auch die Bilder von Unmündigen nach belieben verticken und verbreiten, durchaus auch an Werbefirmen. Ersetzt wurde damit diese alte Passage der AGB, die zwar auch schon etwas grenzwertig war, aber noch so lala vertretbar ist:

3. Das Urheberrecht für unverlangt eingestellte, urheberrechtsfähige Beiträge von Teilnehmern, zum Beispiel in Foren, verbleibt beim jeweiligen Verfasser, mit der Einschränkung, dass der Teilnehmer Eltern.de mit dem Einstellen seines Beitrags das Recht gibt, den Beitrag dauerhaft auf den Seiten von Eltern.de zu präsentieren, zu verbreiten, zum Abruf durch Dritte bereitzuhalten oder bei Werbung aller Art für Eltern.de auf jede Weise in allen Medien zu nutzen.

So oder so, damit lässt sich natürlich prima Content für die eigene Publikation gewinnen, ohne zu zahlen. Gruner + Jahr hat damit das Maximum dessen, was unter dem Label “Andere Arbeiten Lassen” möglich schien, erreicht oder übertroffen. Daraufhin gab es bei Eltern.de einen mittleren Aufstand. Mit der Folge, dass man bei Eltern.de die Foren mit dieser Erklärung dicht machte:

Liebe eltern.de-User/innen, wir können Ihre Aufregung gut verstehen. Wir können Ihnen jedoch versichern, dass wir wie bisher sorgsam mit den Daten umgehen werden. Abgesehen davon werden wir noch einmal, was die Rechte der Bilder angeht, unsere Rechtsabteilung kontaktieren.
Die Nutzung unserer Foren wird weiterhin kostenlos sein.
Sollten in Zukunft neue, kostenpflichtige Features hinzukommen, werden wir Sie 1. ausdrücklich darauf hinweisen, 2. dafür eine eigene Registrierung einrichten.
Solange morgen unsere Foren geschlossen sind, wenden Sie sich bitte bei weiteren Fragen direkt an Emailadresse.

Eine mögliche Frage wäre: haben Sie sich schon mal mit dem Persönlichkeitsrecht auseinandergesetzt, und den besonderen Problemen der Verwertung von Photos von Menschen für Werbung? Oder: brauchen Sie immer erst einen Prozess, bis Sie begreifen, was geht und was nicht? Weitere Fragen gern in die Kommentare.

17.7.2007 | 16:18 von DonAlphonso

Für Koofmichs gute Kunde, für mich aber Spam von Thi*o G***

ist dieses Ding von einer Firma namens C****, das ich gerade aus meinem Email-Account gezerrt habe:

wir von **** bemühen uns derzeit verstärkt, unser Widget ***** auch in der deutschsprachigen Blogosphäre bekannt zu machen. Haben Sie schon von **** gehört? Kann schon sein, das Widget wurde bereits von 6000 Bloggern in 20 Ländern installiert und jeden Tag werden es mehr. […] Probieren Sie es doch mal aus.

Die Resonanz unter den Bloggern ist sehr positiv und wir möchten auch Ihnen als einer der beliebtesten Blogger unsere Zusammenarbeit anbieten. Natürlich haben wir für diese Zusammenarbeit ein Budget freigestellt. Einen Hinweis, z.B. in Form eines **** Banners auf Ihrer Seite oder Ihrem Newsletter würden wir entsprechend dem Traffic entgelten.

Falls Sie eigene Vorschläge, Kritik oder Fragen haben, schreiben Sie mir. Ich melde mich umgehend zurück.

Hallo Thi*o G**** von ****

ich nehme an, dass Sie anderweitig genug Freaks finden, die Ihr Produkt gerne vorstellen, sei es mit Banner oder sonstwie, solange Sie nur zahlen, und ich wäre überrascht, wenn Ihnen dieser Personenkreis dann eine Rechnung mit ausgewiesener Umsatzsteuer schicken würde. Steuerhinterziehung ist nämlich des deutschen Blogkoofmichs zweiter Name. Gern können Sie sich hier nochmal melden, ich lasse dann meine Anwältin mit einer Abmahnung antworten, denn das ist meines Erachtens dann der einzige sinnvolle Antwort für die Spammer dieser Welt.

Mit besten Grüssen

Don Alphonso Porcamadonna

PS.: Und ich garantiere Ihnen: Für Leute wie Sie bin ich nichts weniger als einer der beliebtesten Blogger. Ich hasse Schleimis genauso wie Spammer.

16.7.2007 | 23:48 von DonAlphonso

Der 16. Juli – den Tag sollten sich Journalisten merken

Ich tendiere bekanntlich dazu, vom Journalismus als Basis eines gesicherten Lebens abzuraten, und propagiere statt dessen Wirtschaftszweige mit solider Basis und ordentlichen Unternehmen wie der Baubranche. Gebaut wird immer, Journalismus dagegen…

ist überflüssig. Meint man bei Sat.1 und schmeisst deshalb im grossen Stil die Teile der Belegschaft raus, die dort neben der üblichen Bespassung für das härtere Geschäft mit den Nachrichten zuständig sind. Man will jetzt mit mehr Boulevard und ein paar wiederholten Serien Geld einsparen, um die gewünschte Umsatzrendite zu erzielen. Falls Journalisten Zweifel hatten, dass sie aus wirtschaftlicher Sicht etwas anderes als Kostenfaktoren sind – dürften die mit dem heutigen Tag ausgeräumt sein. Und die Art der Verabschiedung ist auch nicht gerade die feine Englische. Das ist mehr als nur eine Stellenstreichung. Da wird der kommerzielle Journalismus als solcher zur Disposition gestellt. Was Medienkonzerne wie Holtzbrinck, Springer und Burda durch Zukäufe im Internet und Reduzierung der Printinvestitionen halbwegs organisch versuchen, wird hier brutal und rücksichtslos auf die Schnelle durchgezogen.

Und damit haben wir ein schönes Beispiel dafür, was die Zukunft bringen wird. Nicht heute, nicht morgen, aber in ein paar Jahren. Denn heute kamen auch die neuen Zahlen der Auflagenmesser der IVW, und da gibt es neben der üblichen, rückläufigen Auflagenentwicklung eine Zahl, die besonders ins Auge sticht: 17% Auflagenverlust bei den Jugendmedien innerhalb eines Jahres. Und das bei der Zielgruppe, die in spätestens 10 Jahren auch andere Printprodukte kaufen soll. Wenn die schon nicht mal mehr zu Bravo greifen, und sich alles aus dem Netz von Promiseiten, Tauschbörsen und Foren holen, wie will man die wieder einfangen?

Eine wichtige, möglicherweise lebensentscheidende Frage, die man sich glücklicherweise nicht stellen muss, wenn man auf dem Bau arbeitet. Wer dennoch in den Journalismus geht, ist gut beraten, sich auf den Sat.1-Stil einzustellen. Denn was die Finanzinvestoren dort vormachen, wird sicher in anderen Medienhäusern bald nachgemacht. Liebe Journalisten, wie wäre es denn vielleicht mit einem eigenen Blog? Dann hat man wenigstens eine publizistische Heimat, aus der sie einen nicht feuern können.

15.7.2007 | 23:23 von DonAlphonso

StudiVZ-Gründer jetzt mit etwas weniger Freiheiten

jaja, schön war´s vor ein paar Wochen, als SrudiVZ-Gründer Michael Brehm zum wachsweichen Interview auf deutsche Startups dot die ieh geladen wurde – kein Wunder, StudiVZ gehört dem Medienkonzern Holtzbrinck, der an der besagten, na, sagen wir ruhig journalistischen Plattform beteiligt ist. Alle Freiheiten der Welt wollte er haben, nachdem sich Holtzbrinck schon etwas vorzeitig von Ehssan Dariani als Boss verabschiedet hat. Dass danach nicht wirklich Professionalität einkehrte, sieht man schon Impressum von StudiVZ, wo immer noch zu lesen ist:

gehören zu einem Projekt von Ehssan Dariani, Dennis Bemmann und Michael Brehm.

Nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sind Bemmann und Brehm demnächst nicht mehr wirklich die Entscheidungsträger; statt dessen kommt der Nordeuropachef von Ebay Marcus Riecke. Und wird eine Menge unerledigter Aufgaben vorfinden:

– Das Wachstum der internationalen Ableger von StudiVZ ist nicht wirklich prickelnd, dagegen räumen Facebook und Myspace allerorten ab
– Es gibt noch immer keinen Weg, die aus dem Studentenleben ausscheidenden Mitglieder mit dem Projekt JobVZ weiterzubetreuen
– Nachdem der ganze Spass angeblich pro Jahr 10 Millionen Kosten verursacht, sollte die Werbung schon etwas besser laufen
– Gruppen und Werbung aus dem Holtzbrinckkonzern bringen StudiVZ jetzt auch nicht wirklich weiter
– Und die Rabatte für Werbetreibende sind dem Vernehmen nach wirklich hübsch hoch
– Die Idee, die Studenten einfach so Einladungen für StudiVZ durch Import ihrer Emaillisten verschicken zu lassen, dürfte der Ausrichtung als Studentenportal auch nicht gut tun.
– und da sind immer noch Gruppen mit Interessen wie

Diese Gruppe ist für alle, die sich mit der Ästhetik des Cumshots befassen möchten.
Besprochen werden unter anderem folgende Themen: Wo siehts am besten aus, Technik zum kunstvollen Verteilen des Ejakulats. Bildertausch sowie besondere Fetische wie Cumonshoes, etc….

Lauter Dinge, die schon etwas länger auf Lösung warten. Ich tippe mal drauf, dass viele der alten Gesichter bei StudiVZ bald verschwunden sein werden. Vielleicht verkauft Holtzbrinck den Laden ja auch einfach an Facebook.

13.7.2007 | 10:30 von DonAlphonso

“dieses bigotte, frauenverachtende Blatt” – Bildblogleser geben Auskunft über Alice Schwarzer

Es war diese Aktion vom Bildblog, als sie ihre Leser aufforderten, Bilder des Bild-Chefredakteurs Kai Dieckman zu machen und ihnen zu schicken. Das war der Punkt, an dem ich und andere das Gefühl hatten, dass die Macher inzwischen ein wenig den Bezug zur Realität verloren hatten. Es gibt da dieses Wort “Wenn man zu lange in den Abgrund starrt, starrt der Abgrund in einen hinein”, und ich vermute, dass es genau dieser Mechanismus ist, der das Bildblog in diesem Punkt exakt auf das Niveau der Bild sinken liess, ohne dass Stefan Niggemeier einen Zweifels an der Vertretbarkeit dieses Aufrufs zur mutmasslichen Persönlichkeitsrechtsverletzung erkennen liess. (http://www.stefan-niggemeier.de/blog/warum-nicht-kai-diekmann-fotografieren)

Andere sahen das anders, und waren hellauf begeistert, es dem Dieckman mal heimzuzahlen. Damals war eine gewisse Dynamik erkennbar, und ich fragte mich, was Bildblogleser eigentlich für Leute sind. Kann es sein, dass manche von denen das Bildblog und seinen Frontmann Stefan Niggemeier toll finden, weil sie dort mit einem Gefühl der moralischen Überhöhung den gleichen Thrill erleben können, den die BILD ihren Lesern mit Schmutz, Schund und Sensationsschmiere liefert? Und ist es denkbar, dass beim Bildblog im Kern der gleiche Mob johlt, nur eben mit dem gefühl, man sei damit voll im Recht und tue auch noch etwas gutes?

Gestern nun hat Stefan Niggemeier auf seinem eigenen Blog, dessen Leser zumeist auch das Bildblog lesen dürften, über Alice Schwarzer geschrieben (http://www.stefan-niggemeier.de/blog/schwarzer-humor). Die Feminstin und Emma-Herausgeberin hat sich gegen Bezahlung für ein Werbeplakat der BILD zur Verfügung gestellt, das Geld aber für einen guten Zweck gespendet. Die Begründung von Frau Schwarzer, die in der Werbeserie der Bild nicht nur Männer sehen wollte, kann man natürlich hinterfragen, und ob das die klügste und ihrer eigenen Biographie angemessenste Handlung war, kann man diskutieren. Wenn man nicht gerade zu denen gehört, die Stefan Niggemeiers Vorgehen gegen “dieses bigotte, frauenverachtende Blatt” dadurch beklatschen, dass sie folgende ausgewählten Aussagen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) in den mittlerweile 124 Einlassungen bringen, von denen Stefan Niggemeier wohl auch Kenntnis haben dürfte, denn ein Kommentar wurde editiert. Alles andere von hier unten steht jetzt, Freitag 10 Uhr, noch da:

wie kann man eigentlich ne ältere und voll bekleidete frau auf ne plakatwand packen? es gibt doch genügend junge und heiße chicks!
(darauf bezogen) Das war mit Abstand das Beste was man zu dieser Diskussion beitragen kann :-)
ich meine damit u.a. auch den kleinen Ständer in K.D.’s Hose, als er das Motiv gesehen hat.
Darf man Alice Schwarzer “eine Hure” nennen?
sich auf dem Springer-Strich prostituiert hat
Sie ist alt und braucht das Geld.
Ihre Begründung für die Teilnahme ist lächerlich – aber das sind die meisten sonstigen Äußerungen Schwarzers auch.
..es hat einfach Ihrem sowiesoschon profilierungssüchtigem Ego geschmeichelt, gefragt zu werden. Wann sagt ihr endlich jemand, dass der Geschlechterkampf weitgehend ausgefochten ist und man ihr Gesicht nicht mehr braucht…
da wir von einer annerkennungssüchtigen querelerin reden, die immer im mittelpunkt stehen will, dies aber im alter nicht mehr schafft, da kommt der kai ins spiel
Ich habe einfach mal ein paar Adjektive, die mir bei „Alice Schwarzer” und „früher” in den Kopf gekommen sind aufgeschrieben. Darunter ist auch das Adjektiv „schön”.
Jahrelang kämpfte sie gegen die Oben-Ohne-Fotos auf den Titelseiten, um nun selbst zu einer bekleideten Ausgaben der selben zu verkommen!
Ja, fast lustig, wenn man nicht genau wüßte, dass diese bigotte Hirnschwurbel Generationen von jungen und mittlerweile nicht mehr ganz so jungen Frauen komplett Partnerschaftsunfähig gemacht hätte, mit ihrem Geschwätz vom Patriachat, Ungleichheit, Sexismus usw. […] Ich danke also im Namen aller Männer für die gelungene Beweisführung, dass Frauen doch nicht die besseren Menschen sind und die Emanzipation auch nur irgendein leeres Gefasel war, um die hirnlose Masse von Idealistinnen am Nasenring durch die Manege zu führen. Wie fühlt ihr euch, Ladies? Scheisse, was? :-)
Schadenfroh und Gehässig verbleibt,
Die Zahl der Frauen, die ihre Seele und ihren Körper verkaufen, hat sich um eins erhöht.
Frau biedert sich halt da an wo noch nen Funken öffentlichkeit für sie hergestellt wird. Und wenn es nur ne Bushaltestelle ist…
Wenn Ihr Bild groß plakatiert wird, würde AC selbst für „Supermöpse” als Model bereitstehen. (sagt Dummy-Chef Oliver Gehrs, btw)
Spontan würde ich sagen, die Frau wird alt und senil.
Auch eine Frau Schwarzer macht’s für Geld
Na ja, jung war sie schon… aber hübsch oder gar eine „Flotte Biene”? Mir fällt dazu eher ne geräuschvolle Hummel ein und aus der wissenschaftlichen Hummelforschung gibt es etwas Neues, was vielleicht auch nicht hilft
Einerseits (zu recht) die verhurung der Frau in „BILD” anklagen und andererseits für Geld etwas tun, was eigentlich gegen die eigene Überzeugung geht.
Ich, Jahrgang 1968, bin wahrscheinlich einfach zu jung (hach, dass ich das mal schreiben kann, ist das schön), um mich daran zu erinnern, dass Alice Schwarzer mal eine intelektuelle, feministische, brillante, intelligente, integere, wagemutige, alerte, schöne, sympathische Frau gewesen sein soll.
warum sollen nicht auch Frauen publicitygeil, korrupt und skrupellos sein dürfen?
Man sollte gnädig darüber hinwegsehen, Alice Schwarzer ist alt und braucht das Geld.
Diese Frau hat ihre gesamte Intellektualität mit dieser Kampagne über Bord geworfen.
Ich persönlich vermute, sie kompensiert einfach ihren lange unerfüllten Wunsch endlich mal das Seite 1 Busen-Mädchen zu sein.
Bevor sie selber unter der Erde liegt und BILD sie für umme abdrucken kann, sackt sie lieber das Geld rechtzeitig ein.
bei längerem Nachdenken frage ich mich ob ihr vielleicht einfach nur ein wenig guter, hemmungsloser Sex fehlt …
ups, war das jetzt geschmacklos? Wenn ja, dann ‚tschuldigung =D
Eine Extremistin ist sie in meinen Augen immer noch – jedoch nicht mehr intelligent!

Kurz, da wird jemand auf eine Art in den Dreck gezogen, die sich mutmasslich nicht von dem untercheidet, was unschöneren Teile des Bildleser ebenfalls über Feministinnen denken. Fast durchgehend Zitate von Männern, und man wird am Kontext erkennen, dass diese Aussagen keine Ausrutscher in einer ansonsten zivisliserten Debatte sind. Das Bildblog selbst hat übrigens auch nachgelegt; Autorin Clarissa textete zum gleichen Thema die mehrdeutige Überschrift (http://www.bildblog.de/2373/alice-schwarzer-nicht-zwangsprostituiert):

Alice Schwarzer nicht zwangsprostituiert

Natürlich ist die BILD hassenswert. Natürlich kann es auch sein, dass der Grimmepreisträger Stefan Niggemeier in seinen Kommentaren allein den Bodensatz der Bildblogleser anzieht, und alle anderen 49.980 anderen Leser des Bildblogs erfüllt sind von Ausgewogenheit, klarem analytischem Verstand und der Fähigkeit, Verhaltensweisen unvoreingenommen zu beurteilen.

Aber angesichts dessen, was bei Stefan Niggemeier aufläuft, und des Umstandes, dass das Bildblog auch noch mal mit reindrischt, habe ich da meine Zweifel. Bigott und frauenverachtend sind meines Erachtens nicht nur die Bildzeitung und ein Teil ihrer Leserschaft.

Edit: Ein paar Entgleisungen später hat Stefab Niggemeier begonnen, einige späte Kommentare dieser “entglittenen” – Zitat Niggemeier – Diskussion zu löschen,

12.7.2007 | 11:45 von DonAlphonso

Don´t get Adical

Adical-Geschäftsführer Sascha “sie nannten ihn Schweiger” Lobo war vor kurzem in Bremen und erzählte bei einem dortigen Wäb Tuu Ooh Treffen was Lustiges zum Thema digitale Boheme und wie sie so an ihr Geld kommt. Nun, beim Betrachten einiger bei Adical teilnehmender Blogs mit einer absolut gängigen Browserkombination muss man wohl davon ausgehen, dass entweder Adicalkunden ein wenig doof sind, oder die Digitale Boheme demnächst längere Zeit im St. Oberholz wird verbringen müssen, weil es mit der Miete nicht mehr klappt:

Passiert nur dort, und auch noch nicht so lange, und auch nicht bei allen Adical-Blogs. Aber bei den meisten. Ich mein, ich finde Werbung sowieso Scheisse und im Prinzip ist das eine feine Sache, aber die superdollen Blogwerbeprofis von Adical sollten ja eigentlich in der Lage sein, ihren Schmodder auf meinen Bildschirm zu kippen. Das “Problem” habe übrigens nicht nur ist, aber es beschwert sich halt keiner, wenn er mal nicht blöde Fragen bei den Helfern der chinesischen Mörder lesen muss. Oder was immer do noch kommen mag.

11.7.2007 | 2:38 von DonAlphonso

Es saugt oder über den Umgang mit fragenden Bloggern

Wenn ich etwas nicht weiss, frage ich nach. Das klappt im Journalismus normalerweise reibungslos, da ist fast immer einer, der einem Antworten gibt. Die sind oft gelogen und aufgesext, aber das ist das Spiel, und ich kann mittels Recherche dagegen halten. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, reagieren Firmen in der regel innerhalb von 24 Stunden auf Anfragen. Nur wenn sie mauern, muss man bohren. Die meisten wissen aber, dass man es sich besser nicht mit Journalisten verscherzt – allein schon, weil sie ohne Antworten oft einfach schreiben, was sie denken. Überhaupt sind nachfragende Journalisten nicht allzu oft anzutreffen.

Wenn ich als Blogger etwas nicht weiss, frage ich als Blogger nach. Also ohne Medium im Hintergrund, aber mit zwei fein laufenden Blogs und durchaus vorzeigbarer Leserschaft. Weil es ehrlich ist, und sich das Ausweichen auf meinen Status als Journalist nicht mit meiner Auffassung des Berufes verträgt. Und dann mache ich ganz andere Erfahungen. In aller Regel bekomme ich keine Antworten. Ich habe mehrfach Leute bei StudiVZ mit Mails befragt, ich habe mich an den Pressesprecher von Stern gewandt und die aktuelle Geschichte über Datum um einen Tag rausgezögert, weil ich ein paar Fragen hatte. Ich frage höflich und direkt, aber es hilft nichts. Sie nehmen einen als Blogger einfach nicht ernst. Gerade läuft eine Anfrage bei einer Zeitung, die erheblichen Einfluss haben kann, ob eine Sache demnächst juristisch eskaliert, und sie hätten die Sache an sich innerhalb von ein paar Stunden klären können – keine Antwort. Ein Startup-Gimpl hat sich meine Privatadresse für Spampost gegriffen – auf meine Frage, was das soll, warte ich immer noch auf eine Erklärung. So läuft das bei Medienkonzernen, Zeitungen, Startups, internetaffinen Firmen. Nervende Blogger? Wird erst mal weggedrückt.

Dafür gibt es dann vermehrt Meckerfritzen, die weder lesen können noch Ahnung haben, und owohl sie es nicht wissen, auf Fragen verzichten. Das ist nun mal das Spiel: Wenn die andere Seite mauert, setzt man sie mit dem, was man hat, publizistisch unter Druck. Vielleicht kommt ja doch noch was. Wäre ja noch schöner, wenn die andere Seite, die man hören will, unangenehme Themen mit Schweigen wegdrücken könnte. Als ich bei StudiVZ den damals nicht benannten Datenschutzbeauftragten befragen wollte, kam auch keine Antwort. Dann bringt man das eben. Irgendwann fühlen sie den Schmerz, dass sie in der Nacht Leute anrufen und sie um die Telefonnummer des Bloggers anbetteln. Dann wollen sie reden. Keine Sekunde früher. Das klingt jetzt vielleicht ein wenig grob, aber nirgendwo steht geschrieben, dass Journalismus und/oder Bloggen immer gegenseitiges Bussischmatzen im Marler Remix ist.

Die klassische Ausrede, wenn dann die Luft erst mal brennt, ist dann immer die gleiche: “Wir haben die Mail nicht erhalten”, gefolgt vom vorwurfsvollen “Vielleicht könnten Sie uns das nächste Mal direkt anrufen, dann kann das nicht passieren”. Sowas wird nämlich niemals nicht gemacht, das ist nie Absicht, das ist immer nur passiert, blöder Blogger mit seinen doofen Mails, der. Wieso kann der nicht einfach den Mund halten. Überhaupt Blogger, die Amateure, was wollen die überhaupt. Muss man echt nicht mit reden, mit denen.

Man kann das so nicht pauschalisieren. Es gibt eine Menge Firmen, die sicher begeistert wären, würden sich Blogger positiv für sie interessieren. Nicht umsonst erfreuen sich Blogger mit freundlichen Tests seit über einem Jahr grosser Beliebtheit. Und es muss nicht immer an dem liegen, den man sprechen will, es kann auch das Vorzimmer sein. Gleichzeitig neigen viele Blogger – wie auch Journalisten – zum unreflektierten Abschreiben und vorschnellen Bewerten, insofern ist die bei Medien weit verbreitete Skepsis gegenüber Bloggern und bloggenden Journalisten nicht vollkommen unbegründet. Aber immer dann, wenn man die Kollegen mit kritischen Fragen konfrontiert, sind es gerade die Medienleute, die die Kommunikation ablehnen. Sie reagieren fast nur auf Druck.

Und im nächsten Beitrag über das Internet wird dann wieder vor der mangelnden Seriosität der Blogger gewarnt. Nachdem ich das ganze schon 2000/1 in Sachen p2p und mp3 erlebt habe, von 2001 bis 2004 bei Dotcontod und ab 2003 dann auch bei den Blogs, erlaube ich mir zu sagen: In den letzten sieben Jahren hat sich da meines Erachtens wenig bis nichts geändert. Firmen und Ansprechpartner bekamen Emailadressen, Websites, Flash und jetzt auch noch Web2.0, aber die Kommunikationsbereitschaft jenseits der klassischen Strukturen des gewöhnlichen Journalismus ist nicht mal in Ansätzen entwickelt. Auf einen Nio Lumma, der seinem Mann steht, kommen Kohorten von Edelmanern, die glauben, sie könnten alles schönreden oder kaufen oder verheimlichen. Sei es, weil Blogger vor allem als billige Werbeträger gesehen werden, die für einen iPod jeden Scheiss machen, sei es, weil man glaubt, die kritische Ecke würde schon irgendwann wieder verschwinden. Meines Erachtens werden sie es nur lernen, wie sie es auch schon beim Journalismus beginnend bei Aretino gelent haben: Auf die harte Tour. Il faut cultiver notre jardin.

10.7.2007 | 14:43 von DonAlphonso

Blogger vs. Medium vs. Bloghoster

Hinweis: Wer Rechtliches nicht erträgt, sollte die nächsten Tage die Blogbar meiden. Wir werden nämlich über Dinge wie Urheberrecht, Abmahnungen, Steuerhinterziehung, Schwarzgeld und Anstiftung zu Rechtsverletzungen reden müssen. Tut ja sonst keiner. Also machen wir es.

Es ist auf den ersten Blick immer das gleiche: Medium klaut Blogtext. Das ganze kennen wir nun schon seit 3 Jahren. Der aktuelle Fall betrifft Titania Carthaga, die beim Bloghoster Twoday.net schreibt und erkennbare literarische Ambitionen hat. Das sieht man auch bei der österreichischen Illustrierten “DATUM” so, und hat einen Text von ihr übermommen. Einfach so, ohne zu fragen. Titania hat zwar eine Creative-Commons-Lizenz auf ihrem Blog (Debatte hier), aber erlaubt nur nichtkommerzielle Verwertung:

Mit deren Redaktion werd ich eh noch einen Igel bürsten. Nicht nur, dass sie einfach meine Geschichte – ungefragt und daher unerlaubt – veröffentlichen, nein, sie weigern sich auch bis jetzt, auf meine Mails zu reagieren. Das ist eine Verletzung des Urheberrechts.

Nun ist es aber so, dass die Kolumne “Best of Blogging”, unter der Titania “Sie nannten sie Igelbürster” Carthagas Text erscheint, “in Kooperation mit Twoday.net”, und das schon etwas länger. Überhaupt sind das Magazin Datum und der Bloghoster, bei dem Titania ist, mehr als nur ein wenig miteinander in Geschäftsbeziehung, denn neben dem relaunch heisst es beim Chef von Knallgrau, der Agentur hinter Twoday.net auch:

und noch schöner – es gibt ein Kooperationsprojekt zwischen twoday.net und DATUM. Jedes Monat werden eine Reihe von Weblogbeiträgen von twoday.net ausgewählt – die Redaktion sichtet und trifft die endgültige Entscheidung – und in Absprache mit den Autoren finden diese Beiträge so wie sie sind Ihren Weg ins Heft, auf eine eigene Seite.

Das hält man jetzt offensichtlich nicht mehr so, weshalb Titanie nicht mehr nur die Igel bürstet, sondern Warnhinweise aussendet. Und da tritt nun ein Problem auf, das wir schon von unserem Buch kennen und das in den letzten drei Jahren immer noch klein, aber unschön in den Twoday-AGB steht:

14. Rechte an den Inhalten der Weblogs
a. Zur Veröffentlichung der Inhalte im Rahmen von Benutzerportalen sowie eines allgemeinen Portals räumt der Benutzer Knallgrau sämtliche erforderliche Bearbeitungs- und Veröffentlichungsrechte ein. Knallgrau ist somit berechtigt Inhalte (Texte, Fotos, Illustrationen) zu bearbeiten und in bearbeiteter und unbearbeiteter Form zu veröffentlichen.

Hübsch schwammig, besonders der zweite Satz. Ohne hier juristisch beraten zu wollen, aber das ganze sieht nach einer zeitlich und räumlich unbegrenzten Abtretung von Rechten aus. Womit Twoday ganz gute Chancen hat, legal Texte im Rahmen der obigen Kooperation weiterzugeben. Und in der Folge Titania dann das fragwürdige Vergnügen hätte, sich auch noch mit dem Bloghoster auseinandersetzen zu müssen, denn dem hat sie schliesslich die Rechte eingeräumt, auf denen sich die Verwertung bei Datum stützen kann.

Und ich frage mich, wieso Journalisten nicht endlich lernen, nachzufragen, und warum Bloghoster wie andere Web2.0-Firmen, von denen wir in den nächsten Tagen mehr lesen werden, auch so oft so erbärmliche AGB haben. Da ist mittelfristig der juristische Konflikt vorprogrammiert.