16.6.2007 | 12:10 von DonAlphonso

Do ya hoe? Yahoo und Charakter

OK. Da entscheidet sich also Yahoo, nach Menschenrechtsverletzungen in China nun auch Zensur von Bildern bei ihrer Tochter Flickr in Deutschland einzuführen, abgesegnet von der Zentrale, die sehr genau darauf schaut, die Gesetze der jeweiligen Länder zu beachten. Die deutsche Tochter nun eiert furchtbar rum, erklärt zwei Tage nicht, warum sie das eigentlich tut, und kommt dann mit einer etwas dummen Begründing: Jugendschutz wegen möglicher Pornographie. Schuld seien die deutschen Gesetzesregelungen.

Das erklärt dann auch, wieso beispielsweise auch Korea und Singapur neben Deutschland betroffen waren. De facto gibt es in diesen Ländern zwar eine unübersehbare Sex- und Pornoindustrie, gegen die St. Pauli eine nette Nostalgiebar ist, aber auch eine enorme gesellschaftliche Doppelmoral und gesetzliche Regelungen zum Thema “Moral”. Dinge, die man sich hierzulande nach 68 nicht mehr vorstellen kann. Und das sagt auch sehr viel darüber aus, wieviel Yahoo von Deutschland weiss, und wie sehr hier einfach vollzogen wird. Neuestes Beispiel: Flickr entfernt Protestbilder auf der eigenen Seite, mit der Begründung, dass es die Community stören würde, die einfach nur Bilder sehen wollen, und keinen Protest.

Und China sagt, dass Protest nur ein paar Störer machen, die man entfernt, weil die Volksgemeinschaft zufrieden ist und das nicht sehen will.

Yahoo Deutschland sagt dagegen gar nichts und lässt damit auch ihren Werbepartner Spreeblick, wie man in Bayern so schön sagt, am ausgestreckten Arm verhungern. kein Statement für Spreeblick. Und Werbepartner Spreeblick, die ihre “Du bist Deutschland”-Gegenkampagne bei Flickr gemacht haben, meinten noch jüngst:

Und wie lächerlich hätten wir uns gemacht, Yahoo als Werbekunden abzulehnen, während wir konstant Yahoos flickr (die mittlerweile selbst die chinesische Zensur zu spüren bekommen) oder das ebenfalls Yahoo gehörende del.ico.us nutzen und im Fall von flickr-Premium-Accounts sogar dafür zahlen?

Und ich möchte dazu sagen: Wie kann man sich eigentlich weiterhin für solche Leute zum bezahlten Vollhorst machen, die hierzulande den gleichen vorauseilenden gehorsam an den Tag legen, wie schon in China? Yahoo/Flickr legen dieses Verhalten hierzulande an den Tag, sie wollen offensichtlich die Kritik kleinhalten. Yahoo ist ein deutsches Problem, die auf China bezogene Ausrede, dass man in Berlin nicht wisse, was man in Hongkong tue, zieht hier nicht mehr. Und ein Haufen Vertreter des Dings formerly known as kritische deutsche Blogosphäre winden sich zu all dem in den Kommentaren, werben weiterhin für Yahoo und finden das nicht mal irgendwie inkonsequent.

Es ist wirklich erstaunlich, wie die Blogs marken wie Flickr aufbauen können.
Es ist ebenso erstaunlich, wie Blogs eine Marke wie Flickr in wenigen Tagen zerstören können.
Es ist noch erstaunlicher, dass eine Firma wie Flickr, die Blogs das meiste verdankt, das nicht mehr kapiert und sich einer Firma wie Yahoo als Zensor unterordnet.

Das alles kann ich mir noch rational erklären, ich kenne Yahoo und die Blogosphäre jetzt schon etwas länger. Aber was mich immer noch am meisten erstaunt ist, was ich mir nicht erklären kann ist, wie weit Yahoo gehen kann, ohne dass bekannte Blogger allein schon als Selbstschutz für ihren eigenen Ruf Yahoo die Brocken hinschmeissen. Und damit einerseits ein Zeichen setzen. Und andererseits was für ihren angeblichen Ruf als Blogversteher tun.

Nicht bei allen. Dass Abzocker der Kategorie “Jeden Deal mitnehmen und Fernbedienungen beim Fachhändler daheim ausprobieren, dann aber umtauschen und billiger bei Ebay kaufen” von derartigen Statements und Überlegungen ausgeschlossen sind, ist klar. Solche Leute passen perfekt zu Yahoo, 9Live, Mediamarkt und “Gut dass wir verglichen haben”. Die der Üffentlichkeit präsentierte Front von Adical sah aber etwas anders aus: “Wer mit Blogs reden will, muss mit uns reden”.

Das bewahrheitet sich jetzt auf eine pervertierte Art: Denn Adical und der Werbeauftrag von Yahoo tun jetzt genau das, was die Teilnehmer gemeinhin vehement abstreiten. Es fördert keine Blogkultur, es macht sie kaputt. Es macht sie kaputt, weil die lLeute sich verbiegen müssen, nicht mehr geradlinig sind, die Schnauze halten, und Verständnis für einen Drecksladen konstruieren müssen, für den es kein Verständnis geben kann. Für 2 lumpige Cent pro Page Impression. Das ist der Wert eines denkenden Menschen, der auf ihre Seite geht.

Ich weiss, dass sich manche eine etwas gezügeltere Debatte wünschen würden. No fucking way. Wenn wir es nicht jetzt ausdiskutieren, wann sollen wir es dann tun.

15.6.2007 | 12:14 von DonAlphonso

Warum ich Creative Commons nicht mehr unterstütze

Hier gab es nie eine Creative Commons Lizenz, auf meinem normalen Blog jedoch schon. Bis heute morgen. Denn ich fand die Idee wirklich gut. Und theoretisch finde ich sie immer noch prima. Praktisch bin ich mit ihr aber nicht mehr konform. Das liegt nicht an den Regelungen von Creative Commons, sondern an der erheblich selbstherrlichen Auslegung der Nutzer.

Die wichtigsten Punkte, die ich erleben musste, waren:

– Kommerzielle Nutzung. Die habe ich ausgeschlossen. Ich verlange selbst kein Geld, ich habe keine Werbung geschaltet, ich weise lediglich auf meine Werke hin, aber Einstehen für das, was man selbst tut, ist meines Erachtens legitim. In letzter Zeit geschah es nun, dass ein paar Beiträge und Bilder auf Business Blogs gelandet sind – sei es, dass sie extensiv Werbung geschaltet hatten, sei es, dass sie der Promotion einer Firma dienten. Darauf höflich angesprochen meinten die betreffenden Personen, sie seien ja nicht richtig kommerziell, sie würden kein Geld verlangen, das bisschen Werbung sei ja nicht so schlimm.

– Kommerzielle Veränderung. Nur, weil ein Blogger vom nichtkommerziellen Bloggen umsteigt aud vollkommerzielles Schreiben, heisst es nicht, dass seine alten Inhalte immer noch nichtkommerziell sind. Da herrscht generell die Ansicht, dass man sich das, was man als nichtkommerzieller Blogger genommen hat, auch unter den neuen Vorzeichen weiter verwenden darf. CC hat dafür selbst keine klaren Regelungen, man konnte so etwas nicht vorhersehen, und damit sind die Regeln nicht mehr praxistauglich. Ich fand diese Regeln gut, weil sie eine kontrollierte Öffnung des viel zu strengen Urheberrechts erlaubten. Die Auslegung jedoch ist eine Einladung zum Nehmen, was man kriegen kann. Man kennt das vielleicht, wenn man einem was geschenkt hat, der sich nach Erhalt des Geschenks ganz schnell als Arschloch erweist.

– Asoziales Verhalten. Besonders lustig sind dann die Fälle, die glauben, dass meine Offenheit durch CC bedeutet, sie könnten dann tun, was sie wollen. Etwa, meine Inhalte unter ihr eigenes urheberrecht stellen. Die Regelung, dass man seine eigenen Inhalte unter gleichen Regelungen weiter geben muss, scheint nicht bekannt zu sein. Und es gibt nach einigen Gesprächen dafür meines Erachtens auch kein Verständnis.

In all diesen Fällen ist Creative Commons so eine Art Deppenaufkleber. Viele Übernehmer denken: Der gibt es her, das kann man nehmen, das ist eh nichts wert. Das hat sich schon etwas länger angekündigt, weshalb mein Reiseblog nie unter CC stand, und nun ist eben komplett Schluss.

Ich bin weiterhin der Meinung, dass das Urheberrecht in Deutschland reformiert werden muss. man kann kulturelle Leistungen nicht einsperren, die Übernahme ist ein wichtiger Bestandteil jeder Kultur. Genauso, wie das Recht aufgeweicht werden muss, muss das Recht am eigenen Bild härter als bislang durchgesetzt werden. Wir leben in der irrwitzigen Situation, dass man zwar wegen einem Brötchenbild abgemahnt werden kann, aber jeder Depp glaubt, er kann einem die Digicam ins Gesicht halten, alles mit persönlichen Informationen bei Flickr reinklatschen und es dann auch noch allen zur verfügung zu stellen, die blöd genug sind, sowas unter Verletzung der Persönlichkeitsrechte der Betroffenen zu verbreiten. In beiden Bereichen muss ein Umdenken her, im zweiten Bereich gerne auch mit Vorgehensweisen, die nicht mehr als nett zu bezeichnen sind. Aber Creative Commons hat sich da nach meiner Erfahrung schlichtweg als Einladung für Abzocker erwiesen.

Die Alternative für mich sieht so aus, dass ich jetzt wieder als grundsätzliche Regelung das deutsche Urheberrecht definiere. Das Zitatrecht bietet genug Möglichkeiten, sich auf meine Texte zu beziehen. Wer etwas haben will, kann gerne fragen, ich bin da nicht so, auch nicht bei kommerziellen Anbietern, die ihr Anliegen sauber begründen können. Denn auch solche gibt es, und es waren sehr gute Erfahrungen. Was Bilder angeht, werde ich wohl irgendwo eine Bildergalerie anlegen, die das Urheberrecht öffnet, aber nach Regeln, die mir sinnvoll erscheinen und die ich im Falle der Nichtbeachtung auch entsprechend durchsetzen werde.

14.6.2007 | 15:28 von DonAlphonso

Präprofessionell oder he Businessblogger, geht es auch ohne Lüge?

Das Bohei war nicht ganz klein, als die Werbeplattform Adical vor drei Monaten unkorrekte und erheblich überzogene Reichweiten für die von ihnen vermarkteten Blogs kommunizierte, die sie im Nachhinein als Missverständnis eines Journalisten deklarieren musste. Man könnte auch von schamloser Übertreibung sprechen, oder von Lüge, und anderen wenig erfreulichen Dingen.

Wie es damals der – nach eigenen Angaben – Unternehmer Peter Turi tat, dessen Karriere bei medien2, wo er als Chefredakteur vorgeshen war und dann von Bord ging, oder bei Vanity Fair online, wo kurz nach dem Eingehen meiner vom Verlag grundsätzlich akzeptierten Abmahnung wegen einer falschen Tatsachenbehauptung sowie einer Urheber- und Persönlichkeitsrechtsverletzung sein Blog geschlossen wurde, nicht wirklich als geradlinig bezeichnet werden kann. Wie auch immer, es gibt von dieser Person einen neuen Versuch, mit einem Medienangebot für Medienmacher professionell tätig zu werden. Zu diesem Zweck also gab dieser Herr ein Interview, in dem wir neben der Bezeichnung der Blogosphäre als “präprofessionell” den Satz lesen dürfen:

Spätestens Anfang 2008 wird turi2 komplett anders aussehen als heute und statt 2.000 Lesern am Tag hoffentlich 5.000 haben. Dann steigen wir in die Werbevermarktung ein.

http://www.dwdl.de/article/news_11226,00.html

Nun, es ist zu hoffen, dass er dann ein wenig besser aufpasst, was er wo und wie kommuniziert. Denn vor zwei Monaten hat mir Turi in einem anderen Interview nicht nur ein erlogenes Zitat untergeschoben, sondern auch zu seinem sog “Mediendienst” noch ausgeführt:

Für die paar hundert Freunde, Bekannte und Verwandte, die ab und an vorbeischauen, ist der aktuelle Claim „turi2 – für Medienmacher“ noch viel zu hoch gegriffen.

Manche werden sagen, dass Klappern zum Geschäft gehört. Manche werden vielleicht sagen, dass es hinter vielen OpenBC-Fassaden noch schäbiger aussieht als in der sogenannten professionellen Blogosphäre. Aber das primäre Gut, mit dem man bei uns hausieren geht, sind nicht drittklassige Elektrogeräte, die nach drei Wochen privat im Müll landen, sondern Offenheit und in Ableitung daraus auch Glaubwürdigkeit. Turis aktuelles Blog liegt heute in der Blog.de-Topliste bauf Platz 10, was die zweite Aussage weitaus glaubwürdiger erscheinen lässt. Kaum ein Kunde ist so blöd, dass er nicht vorher mal genau schaut, welche Angaben sich im Netz verifizieren lassen. Und während man jenseits kommerzieller Zwänge durchaus mit literarischen Verfremdungen arbeiten kann, wird aus falschen oder unglaubwürdigen Zugriffszahlen schnell ein Problem. Und zwar nicht nur für die Prahler, sondern für jeden, der glaubt, mit einem Blog sein Geld verdienen zu können.

Nicht alle Werber koksen. Die wenigsten Werber koksen. Aber wenn ich von Kokserbranche spreche, weiss jeder, was ich meine, und jeder kennt einen, der kokst, und hat dann noch den ein oder anderen naturprallen Freak vor Augen. Man muss gar kein übelmeinender Journalist sein, der Blogs verachtet, um sich auch für Blogger passende Formulierungen zu überlegen. Die Blogosphäre hat sich durch einige Protagonisten inzwischen einen guten Ruf erarbeitet, und das war alles andere als leicht. Mit Ehrlichkeit, Nachdruck und konsequentem Handeln. Anders gesagt: Mit dem Gegenteil dessen, was manche Möchtegern-Profis beim Start ihrer Unternehmungen an den Tag legen. Das ganze Übel der klassischen Medien ist von Beginn an dabei, von verdeckter PR über gekaufte Inhalte und Schleichwerbung bishin zu wirren Behauptungen zu Reichweite und Userzahlen. Es könnte einem eigentlich egal sein, wenn in der Aussenwirkung getrennt werden würde zwischen den paar schwarzen Schafen, die einen üblichen, runtergekommenen Medienbetrieb auf Blogbasis aufbauen wollen, und denen, die einfach nur gerne bloggen. Und selbst die Aussenwirkung könnte einem egal sein, wäre dann nicht früher oder später der Vorwurf im Raum, Blogger würen zwar Medien kritisieren, aber das Maul halten oder beschwichtigen, wenn welche von ihnen selber Scheisse bauen.

Wenn man über die deutsche Blogosphäre redet, ist von Bloggern sehr häufig das Argument zu hören, ihre Grösse sei auch der mangelnden Unterstützung der Medien zuzuschreiben, die Blogs ausbeissen, statt zu fördern, wie das im englischen und französischen Sprachraum geschah. Kann sein. Aber der extrem holprige Start der sog. Profis, die Akzeptanzprobleme, auf die sie treffen werden, und der Niedergang der Glaubwürdigkeit, die ein “Core Asset” ihrer Geschäftsplanung ist, wird hausgemacht sein. Und die Frage, ob sie dabei von Bloggern erwischt werden, oder von Journalisten, wird keine grosse Rolle spielen, denn wenn so blöd gelogen, getrickst und gefälscht wird wie beim Übergang vom Blog zum kommerziellen Medium, von Leuten, die manchmal noch nicht mal kapieren, dass sie in juristische Minenfelder laufen, dann wird das so oder so hochgehen. Ich glaube auch nicht daran, dass man Blogger intern zur Seite nehmen kann und vorsichtig darauf hinweisen, dass dieses und jenes jetzt nicht so doll war, oder noch dämlicher, zu äussern, dass jeder von uns irgendwie käuflich ist. Selbstkontrolle, wie wir in den letzten Tagen gesehen haben, funktioniert im Journalismus kaum, und ich wüsste nicht, wieso es bei Profibloggern fundamental anders sein sollte.

Nicht nach den diversen präprofessionellen Ausrutschern der letzten Wochen und Monate. Wenn sich da nicht schleunigst etwas ändert, liefern die Blogs den nächsten Fall a la StudiVZ demnächst selbst. Unseriös ist das meiste vieles schon jetzt.

13.6.2007 | 22:39 von DonAlphonso

Yahoo vs. Flickr oder wie man Blogger gegen sich aufbringt.

Nein, es ist überhaupt nicht lustig und auch kein Grund zum lachen, aber momentan spielt sich eine Realsatire in den deutschen Blogs ab, Disclosure: Auch unter meiner Beteiligung. Auf der einen Seite gibt es eine grössere Debatte um Werbung für Yahoo beim Vermarkterbetzwerk Adical, in die heute die Heisemeldung platzte, dass die Aktionäre und der Vorstand von Yahoo zwei Anträge abgelehnt habem die Yahoo zu mehr Engagement für Menschenrechte bewegen sollte. Immerhin hat Yahoo chinesische Dissidenten an das diktatorische Regime in Peking verraten. Dazu gibt es eine Meldung bei Heise, in der steht:

Wenn beispielsweise Behörden bei der Ausgabe von Suchergebnissen Einschränkungen verlangten, werde Yahoo dem nachkommen und versuchen, die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Zudem sollen die Nutzer über die Zensurmaßnahmen informiert werden. Den zweiten Antrag auf Einsetzung eines Board Committee on Human Rights, das die Einhaltung der Selbstverpflichtungen des Konzerns überwachen soll, lehnte der Vorstand mit der Begründung ab, das Management sei im alltäglichen Geschäft bereits ausreichend mit derartigen Fragen konfrontiert. Es sei mit den rechtlichen Grundlagen im eigenen Unternehmen und in anderen Ländern vertraut, sodass ihm zuzutrauen sei, die Aufgaben, die der kalifornische Aktionär John C. Harrington für das Kommitee vorgesehen hatte, selbst in die Hand zu nehmen.

Angesichts der oben beschriebenen Debatte wurde dieser Beitrag sieben mal verlinkt.

Dann machte heute die Runde, dass die Yahoo-Tochter Flickr dabei ist, eben jene derartigen Fragen, mit dem das Management im alltäglichen Geschäft bereits ausreichend konfrontiert sei, umzusetzen. Nachdem es ja “mit den rechtlichen Grundlagen im eigenen Unternehmen und in anderen Ländern vertraut” ist, werden deutsche Flickr-Nutzer wie die in einigen wenig demokratischen Ländern Fernasiens vom betrachten gewisser Bilder abgehalten, die manche der eigenen User als problematisch erachten. Zur Lokalisierung verwendet Flickr die Yahoo-ID der Nutzer, die dann eine “sichere Suche” mit eingebauter Zensur nicht abschalten können.

Eigentlich klar, oder? Flickr setzt lediglich die von den Aktionären beschlossenen und vom Management empfohlenenYahoos Richtlinien um. Und welche Beiträge werden von deutschen, jetzt eben auch von Yahoos China-Syndrom ein klein wenig betroffenen Bloggern verlinkt?

7 verlinken meist wegen der aktuellen Debatte die Ursache. Bislang 31 die Wirkung.

Ts.

13.6.2007 | 2:22 von DonAlphonso

Mille Miglia vs Reboot 9 vs Kirchentag

Die tatsächliche Nutzung der diversen Web2.0-Dienste ist meines Wissens nach nicht bekannt. Wir kennen zwar Page Impressions und Visits, aber die Frage, wie tief diese Dienste bereits in as tatsächliche Nutzerverhalten eingedrungen sind, ist bislang kaum beantwortet worden. In der letzten Zeit habe ich mal geschaut, wie sich das Millionenspektakel Mille Moglia bei der grossen Photocommunity Flickr niederschlägt, und es mit der Webkonferenz Reboot9 vergleichen. Das Ergebnis kann man so zusammenfassen: Über die Hälfte der Web2.0-Freaks der Reboot verwendet Flickr, während bei der Mille Miglia angesichts der Masse der Zuschauer die Flickrnutzer eine verschwindend kleine Minderheit sind.

Nun ist eine gängige Erklärung für diese Diskrepanz das Alter der Zielgruppe, und ihre Internetaffinität. Ich persönlich glaube zwar nicht, dass Oldtimerfans das Internet wenig nutzen, aber Fakt ist: An Flickr geht diese Szene spurlös vorrüber. Aber wie schaut es aus mit denen, auf die allgemein gesetzt wird? Die jungen Leute, die mit dem Internet gross geworden sind? Letzte Woche war in Köln Kirchentag mit 100.000 meist jungen Dauergästen unter 30 Jahren, sowie zigtausenden Tagesbesuchern. Wennn wir von 100.000 meist besser gebildeten, interneterfahrenen Besuchern mit fast durchgängigem Kamerabesitz ausgehen, unterschätzen wir die Zahl dieser Gruppe sicher nicht. Ich würde mal sagen: Das sind sie, die Leute, die die Businesspläne der Web2.0-Startups bevölkern. Und wie sieht das jetzt aus?

Es gab bei Flickr bis gestern Abend rund 50 Photographen, die insgesamt ca. 1050 Bilder von diesem Ereignis hochgeladen haben. Die meisten Bilder, mitunter weit über hundert, stammen von nur 5 Usern. Das entspricht einem Anteil an den Teilnehmern von 0,05%. Aber hey! Das ist locker das fünffache meiner optimistischen Schätzung der 0,01% Mille Miglia Knipser! Das ist ja super! Das sind unglaublich viel mehr! Hier sind sie also, die jungen Mass…

Äh.

Im Vergleich zur Reboot ist die Nutzung unsagbar bescheiden. Man kann beim besten Wilen nicht sagen, dass das Thema Flickr bei dieser – theoretisch – Kernzielgruppe eine Rolle spielt. Und sage keiner, die würden nicht ins Internet. Ich war dort, und die Onlinezugänge waren immer restlos überfüllt. Nur hat eben Flickr nichts davon abbekommen.

Noch zwei andere Zahlen: Etwas besser wird es, wenn man Blogs betrachtet. Technorati spuckte, wenn man es um die Medien und Sekundärberichte bereinigt, rund 200 Beiträge von Besuchern aus. Und bei StudiVZ gab es mehrere Gruppen zum Thema, die beiden Grössten hatten 246 und 395 Mitglieder, die aber oft identisch waren. Insgesamt haben beide Gruppen jeweils nur 10 Themen, und 120 bzw 200 Wortbeiträge. Was jetzt auch nicht gerade das allertollste Ergebnis ist.

Die Zahlen sind natürlich nur grobe Schätzwerte, es kann durchaus sein, dass das ein oder andere anders verschlagwortet ist oder bei Technorati nicht auftaucht. Aber dennoch ist es nur eine verschwindend kleine Minderheit, die solche Dienste nutzt. Aus der jungen, mit den Internet aufgewachsenen Zielgruppe.

Das sollte uns zu denken geben.

12.6.2007 | 2:25 von DonAlphonso

Trigami, ihre Kaufblogger, die Spammer und die Fakeblogs

Trigami ist eine Firma, mit der ich als Blogger nicht zusammenarbeiten würde. Die “Disclaimer”, die das Schweizer Startup für gekaufte Beiträge empfiehlt, sind in Deutschland wegen ihrer wackligen Formulierung geradezu eine Bresche für unschöne Folgen des hiesigen Wettbewerbsrechts. In ihnen wird mitunter suggeriert, Trigami bezahle die Einträge, was de jure falsch ist – Trigami betrachtet sich lediglich als Marktplatz. Die von Trigami vermittelte Firma, über die geschrieben werden sol, ist demzufolge der Kunde des Bloggers. Es geht nicht um Aufwandsentschädigung, sondern um Zahlungen für eine Dienstleistung. Was einen Haufen Folgen für das Impressum und Steuerpflicht der frischgebackenen kommerziellen PR-Dienstleister hat, die sie sich gerne von einem Anwalt erklären lassen können – und dann vielleicht auch noch eine Frage zur Kennzeichnung von Werbung stellen, wenn sie gleich dabei sind.

Und dann ist da noch die Sache mit den mitunter doch sehr fragwürdigen Kunden wie dem “Hilfswerk” einer Sekte. Was ich hier in Beziehung zum Verhalten eines gewissen Spammers aus dem Glückspielbereich gesetzt habe, der versuchte, an Autoren von Blogger.de zu gelangen.

Und jetzt? Jetzt ist eben diese spammende Firma ein Kunde von Trigami. Freunde der bloggenden Blasmusik, ich wünsche eigentlich keinem juristischen Ärger wegen der Unkenntnis im Umgang mit den Grenzen zwischen PR, Schleichwerbung und Werbung, aber falls es doch einen von Euch erwischt, weil Ihr Geld für die Unterstützung so einer Firma nehmt und hirnlos deren PR abschreibt:

Mei. Das ist eben so in der Glücksspielbranche. Das meiste Geld kassiert das Casino, und wenn Ihr schummelt, wird es Euch garantiert nicht helfen. Zu Risiken und Nebenwirkungen lest die schwammigen Trigami-AGB und fragt dann obigen Anwalt. Was vielleicht auch derjenige hätte tun sollen, der in den letzten Tagen folgende, stets sehr ähnliche, mutmassliche Fakeblogs angelegt hat:

http://jay ns.blogspot.com/
http://adal cim.blogspot.com/
http://cool hawk.blogspot.com/
http://pay ne77.blogspot.com/
http://thatsp oka.blogspot.com/
http://quantu mstraight.blogspot.com/
http://mein epokerkarriere.blogspot.com/

Update: Laut Dirk Olbertz, Betreiber von Blogscout.de, gab es auch ein paar “übereifrige” Besitzer von Blogscout-Accounts, die dort einen gekauften Beitrag gepusht haben.

11.6.2007 | 13:53 von DonAlphonso

Aus für BusinessNews: Und wieder helfen Blogs bei Holtzbrinck nicht weiter.

Ach ja, Holtzbrinck: Millionen für das neue Geschäftsfeld StudiVZ raushauen, aber noch nicht mal das Kerngeschäft Print können – jetzt wird nach dem Ende des ersten, hier wegen Urheberrechtsfragen in die Kritik gekommenen Tabloid-Versuch “News Frankfurt” auch der teilweise Nachfolger “BusinessNews” eingestellt. Beide Zeitungen hatten nicht nur in Klaus Madzia den gleichen “Hoffnungsträger” als Chefredakteur und viel Beifall aus der Chefetage, sondern auch wenig erbauliche Konditionen für die Mitarbeiter, egal ob zuerst in Frankfurt oder später in Berlin. Soviel also zum Thema “iPod-Generation” – auch als Gratiszeitung war offensichtlich für die veranstaltende Holtzbrinck-Tochter Verlagsgruppe Handelsblatt nichts zu holen.

Bleibt nur die Frage: Wie geht es eigentlich mit dem Startup Germanblogs aus dem Hause Holtzbrinck weiter? Germanblogs wollte doch qualitativ hochwertige Blogs produzieren, fand für die real existierenden Inhalte meines Wissens nur einen Abnehmer, der zu-fäl-lig im gleichen, grossen Medienkonzern ist: BusinessNews. Nach der Entmitarbeiterungsaktion im Rahmen nicht mehr prall gefüllter Kassen ein weiterer Schlag für die sog. Experten von Germanblogs.

Ich frage mich, wann sie es endlich lernen: Bloggen wird nichts, wenn es nicht gerne und mit Liebe gemacht wird. Bloggen kann man nicht einfach mal so, und Bloginhalte in der Zeitung oder auf der Website bringen nichts, wenn sie nicht besser sind als der Rest. Und selbst dann zieht ein Medium Blogs noch runter. Man kann sich nicht ein paar Experten erfinden und die dann so bloggen lassen, dass es einer Zeitung was hilft. Das alles geht nicht. Genausowenig wie das Verwursten guter Inhalte einer seriösen Zeitung in Zweitverwertung bei einem Gratisblatt, wie BusinessNews das mit dem Handelsblatt gemacht hat. Damit macht man sich nur den Ruf kaputt. Und so billig kann Content nie sein, dass er ein nicht durchdachtes Medienkonzept mit anderen hohen Kosten retten könnte.

Eigene Inhalte, eine Qualität des Autors als Person und Schreiber. Das geht. Vielleicht. Aber bezeichnenderweise ist das etwas, was bislang noch kein Medium in Deutschland aus eigener Kraft so gross gemacht hat, dass es sich wirtschaftlich lohnen würde. Und ich bezweifle, dass das unter Madzia jetzt neu angkündigte Online-Portalprojekt in Folge von BusinessNews das stemmen wird.

9.6.2007 | 20:13 von DonAlphonso

Technorati jetzt noch schlechter.

Man kann an Technorati viel kritisieren. Dass sie mit einer schlecht beleumundeten PR-Agentur namens Edelman in das Blogüberwachergeschäft einsteigen wollten. Dass der Service hochgradig unzuverlässig läuft. Dass der Laden offensichtlich eher an das Verkaufen der Anteile statt an die Nutzer denkt. Technorati ist unschön, und als Alternative zu Google Blogsearch nicht im Mindesten so gut, wie ich das gerne hätte. Und seit einer Weile ist es noch schlechter.

Denn wenn man die erste Seite öffnet, sieht man oben zuerst mal ganz gross die von Bloggern meist verlinkten Videos. Ich vermute mal, dass man bei Technorati mit der Zeit geht und Internetvideos für das nächste grosse Ding hält. Blogs alleine reichen Technorati nicht mehr aus, also geht man auf Multimedia. Und landet damit beim Internetvideoschrott, der von denen toll gefunden wird, die auch Paris Hilton regelmässig zum meist verwendeten Suchbegriff machen. Technorati setzt damit auf Quote, und man darf annehmen, dass die ohnehin schon tausendfach durchgereichten Videos jetzt eben nochmal verstärkt werden, wie auch die Leute, die sie lemminggleich verlinken und damit wieder bei Technorati landen.

Technorati geht damit einen weiteren Schritt zur Hierarchisierung der Blogosphäre, indem sie der Masse eine Qualität bescheinigen. Wer vorne mit dabei sein will, muss das tun, was die Masse tut. Technorati bastelt somit weiter an einem selbstreduplizierenden Medienbetrieb innerhalb der Blogosphäre, es generiert leichten Zugang zu dem, was für die Masse “relevant” zu sein scheint. Der gleiche Mechanismus des selbstreduplizierenden Medienbetriebs, den Privatsender bis zum Erbrechen entwickelt haben, das Berühmt sein für die Berühmtheit, wird bei Technorati mit einem weiteren Kreisgang perfektioniert.

Das gleiche geschieht, wenn man nach einem Blog sucht: Zuerst mal werden nur die drei “wichtigsten” der jüngeren Reaktionen angegezeigt. Vielleicht will Technorati damit einen weiteren Click schinden von denen, denen die volle Information der jüngsten Reaktionen wichtig ist. Aber auch hier wird die Selbstverstärkung derer, die schon gross sind, erneut gefördert.

Nun kann man darüber debattieren, ob es nicht legitim ist, in Quote zu denken. Bloggende Profis müssen das ohnehin tun. Für die sind die Neuerungen bei Technorati auch ein echter Gewinn. Ich will nicht ausschliessen, dass grosse Teile der Blogosphäre die gleiche Medienkompetenz mitbringen, die auch schon 9Live gross gemacht hat. Für die Freunde der Guerillamarketing- und Schleichwerbungsfront ergeben sich dadurch geniale Chancen – um sein Video bei Technorati ganz vorne zu haben, muss man nur 80 billigste Kaufblogger dazu bringen, das Ding zu verlinken. Aus Erfahrung wissen wir, dass dergleichen in Deutschland mit ein paar Aufklebern, einem Link eines Pagerank-5-Blogs oder einer Verlosung von 100 Euro zu erreichen ist.

Ich persönlich finde das ausgesprochen unerfreulich. Ich glaube, dass die Blogosphäre die Chance bietet, einen egalitären Medienbetrieb zu erschaffen. Glücklicherweise wird auch den grossen Blogs nicht so viel nachgeblökt wie beispielsweise das Bildzeitung in den Medien. Die Blogosphäre ist zu gross dafür, und wenn wir vom Sautreiben der Blogosphäre sprechen, dann findet das heute nicht mehr auf dem Dorfplatz statt, sondern bestenfalls in einer der vielen Seitengassen. Bei manchen mag es eine bewusste Entscheidung sein, sich an so einem Betrieb zu beteiligen, andere begreifen nicht einmal, was sie da tun – aber tatsächlich lebt dieses Ding weitgehend unbehelligt von den unerfreulichen Mechanismen des klassischen Medienbetriebs. Dennoch gibt es eine Art Zapfrohr aus der Blogosphäre in die Medien, und das ist eben Technorati. Hier entscheidet sich, was gross wird und klein bleibt. Und solche Entscheidungen auf Basis einer Software, die gezielt das Kleine ausblendet und das Grosse fördert, ist alles andere als hilfreich für das Wesen der Blogosphäre, das mir zusagt.